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Donnerstag, 25 Wovbr.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
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1897 .
^ Der Konflikt mit Haiti.
Luders, durch den der „Zwischenfall" mit der Negerrepublik entstanden ist, ist der Sohn eines Hamburgers. Er hat seiner Militärdicnstpflicht in Deutschland genügt und seine Reichsangehörigkeit steht außer Frage. Fest steht ferner, daß in dem Vorgehen der haitianischen Behörden gegenihn allerlei Ungehörigkeiten, Gesetz- und Berfaffungswidrigkeiten vorgekommen sind, so daß er mit Recht den Schutz seines Heimatlandes in Anspruch nimmt.
Gegenüber dem in verschiedenen Blättern erhobenen Zweifel, ob der deutsche Vertreter in Port au Prince, bevor er den Präsidenten der Republik in der Sache direkt anging, alle andern ihm zu Gebote stehenden Mittel erschöpft hatte, sei bemerkt, daß Graf Schwerin, der den Verhandlungen erster wie zweiter Instanz persönlich beigewohnt hat, sich lyebrmals schriftlich wie mündlich an den auswärtigen Minister wegen der Freilassung des Luders gewandt hat, ohne daß seine Schritte den gewünschten Erfolg gehabt hätten. Wenn schließlich der Vertreter der Ver. Staaten von Amerika sich bei der haitianischen Regierung für Lüders verwandt hat, nachdem die dahin gehenden Schritte des Grafen Schwerin bei dem Präsidenten ergebnislos geblieben waren, so findet dies seine Erklärung darin, daß der amerikanische Gesandte mit der Familie Lüders befreundet war und außerdem von der in Port au Prince unter der Bevölkerung herrschenden Erregung Gefahren für das Leben und Eigentum der dort lebenden Weißen befürchtete.
Die Rechtsfrage liegt so klar, daß man sich über die Unverschämtheit des Negerstaates nur um so wehr verwundern muß. Wie es heißt, soll die Absicht bestehen, von der Republik 50000 Dollar Entschädigung zu verlangen. Rach der Ueberzeuguug aller mit den haitianischen Verhältnissen vertrauten Personen wäre diese Summe viel zu niedrig, um den nötigen dauernden Eindruck in Port au Prince zu machen. Die Ver. Staaten würden in dem gleichen Falle die vierfache Summe, etwa 200000 Dollar fordern, und diesem Beispiel sollte Deutschland möglichst folgen. Denn wenn das Reich in seinen Forderungen zu bescheiden ist, werden die Haitianer die Deutschen niemals so hoch schätzen Wie Amerikaner, Engländer und Franzosen u. a. Außer
dem ist es wohl selbstverständlich, daß, wenn ein bewaffnetes Einschreiten erforderlich wird, die Negerrepublik uns neben der Buße sämtliche Unkosten bis auf Heller und Pfennig wiedererstatten muß.
Da die gegebenen Verhältnisse ein Bombardement des Hafens von Port au Prince ausschließen, weil damit in erster Linie die deutschen und anderen fremden Kaufleute, nicht aber die Haitianer geschädigt würden, dürfte, wie die .Post' bemerkt, eine Landung vielleicht nötig werden.
' Die „haitianische Armee" ist auf dem Papier auf 6828 Mann veranschlagt, wovon650Mann als „Garde", die übrigen als Linie bezeichnet werden. Die Artillerie wird dabei unverhältnismäßig hoch in einer Stärke von 1100 Köpfen aufgeführt. Ob auch brauchbare Kanonen vorhanden sind, ist zweifelhaft. Die Truppen werden größtenteils durch gewaltsame Rekrutierung zusammengebracht. Bekleidung, Bewaffnung und Ausbildung sind schauerlich, aber Generale und Obersten sind im Ueber- maß im Lande. Das „Heer" an sich hat wenig Bedrohliches. Gefährlich wäre wohl nur, wenn „die Regierung" Zeit gewänne und Geschick besäße, den Fanatismus der Bevölkerung zu entfesseln, ehe genügende Streitkräfte vor der Insel eiutreffen.
LandeSnachrichten.
* Altensteig, 24. Novbr. (Allerlei.) Bei der Bezirkssammelstelle, nämlich der Amtspflege Nagold, sind bis jetzt 6510 Mark 56 Pfennig für die Hagelbeschädigten des Landes eingegangen, darunter ein Beitrag der Amtskorporation Nagold mit Mk. 500. — Die Gemeinden Altensteig Stadt, Egenhausen und Spielberg haben einen gemeinsamen Mäusefänger. Auf gar Pfiffige Art wollte nun derselbe dieser Tage seinen Geldbeutel extra spicken. Er lieferte hier 43 Stück Scheermäuse ab ü 20 Pfennig, vergrub sie auf Anweisung der hies. Annahmestelle auf einer Dunglege. Während der Mittagspause, wo er sich sicher wähnte nicht gesehen zu werden, grub er die Scheermäuse wieder aus und lieferte dann 20 Stück in Spielberg und 23 Stück in Egenhausen ab, wo er sie sich, ebenfalls bezahlen ließ. Durch einen Nachbar, der das Ausgraben gesehen hatte, wurde der Sachverhalt aufgedeckt und der Schlaule kann sich jetzt vor Gericht über seine unlautere Scheermauserei verant
worten. — Recht pflichteifrig scheint der Polizeidiener von Zbg. zu sein; auch hält er scheints nicht gar viel auf ein ehrliches Gesicht. Sonntag morgen rief ein dortiger Bauer einen hies. Bürger zur Hilfeleistung in seinen Stall; dem Rufe wurde Folge gegeben und für die Aushilfe im Stall erachtete der biedere Mann das Werktagshäs als nobel genug, nicht so aber der Polizeidiener. Dieser stellte den Mann als vermeintlichen Fechtbruder, wollte ihn trotz aller Beteuerung arretieren und nur die Dazwischenkunst des betr. Bauern rettete den hies. weit und breit bekannten Bürger vor der Abführung durch den Arm der Gerechtigkeit.
-n. Ebhausen, 22. November. Die auf gestern nachmittag hieher ins „Waldhorn" anberaumte Vollversammlung des landw. Vereins war sehr stark besucht. Die unter dem Vorsitz des Hrn. Oberamtmann Ritter zur Sprache gekommenen Gegenstände der Verhandlung waren aber auch von großer Wichtigkeit. Schon der erste Vortrag, betreffend die Einrichtung einer Jungviehweide im Bezirk Nagold, gehalten von H. Oekonomierat Fecht in Hohenheim, war ganz dazu geeignet, die volle Aufmerksamkeit der zahlreichen Zuhörer in Anspruch zu nehmen. Ausgehend von dem Aufschwung der Viehzucht überhaupt in unserem Land in den letzten Jahrzehnten durch Einführung von Kreuzungen des einfarbigen Schlags mit Fleckvieh aus der Schweiz, verbreitete sich der Redner sodann des näheren über die Gewinnung einer kräftigen Nachzucht, die besonders durch die Einrichtung von Jungviehweiden erzielt werde. Das Austreiben des Viehes auf die Weide sei bis vor 40—50 Jahren noch allgemein üblich gewesen in unserem Land. Aber wegen der Verschleppung des Düngers, dessen Verwertung auf die Felder umso notwendiger war, als man damals unsere jetzigen künstlichen Dünger noch nicht kannte, stellte man in den meisten Gegenden des Landes das Austreiben des Viehes auf die Weide ganz ein. Dies sei aber entschieden ein Fehler gewesen hauptsächlich für die gedeihliche Entwickelung des Jungviehs. Ein Blick aus die Schweiz genüge, um den großen Wert der Benützung der Weide gebührend schätzen zu lernen. Die gesunden, runden Klauen, die kräftigen Glieder, die geschmeidigen Formen des ganzen Körpers der jungen Tiere, die den ganzen
Hast was Schlechtes du gethan, Und es will dich reuen,
Fange schnell was Gutes an, Und du wirst dich freuen.
Leidenschaft und Ließe.
(Fortsetzung.)
Melitta hatte ein zu heißes, liebebedürftiges Herz, um sich so ganz ausschließlich nur ihrer Kunst hinzugeben, und dann — sie war ein Weib und zählte erst neunzehn Jahre!
Zehn Jahre später hätte sie vielleicht gerade in ihrer Kunst Trost für jeden Kummer gefunden, jetzt war es noch zn früh, viel zu früh dafür! Sie wurde träumerisch und nachdenkend; sie vernachlässigte ihre Studien und konnte stundenlang müßig dasitzen, im Wachen träumend und immer wieder nur die eine Frage vorlegend: „Worum kann mich niemand lieben ?"
Frau Walther schob diese veränderte Gcmüts- stimmung Melittas der Sehnsucht nach ihren Verwandten zu; sie wollte das Mädchen zerstreuen und ging häufiger mit ihr aus, bin und wieder besuchte sie mit ihr Theater und Konzerte, kurz, die gute, etwas beschränkte Frau that alles, was in ihren Kräften stand, um ihre Schutzbefohlene aufzuheitern.
Eine andere, tiefer blickende Frau hätte vielleicht sofort die Ursache von Melittas Trübsinn erraten, sie hätte das Mädchen dahin gebracht sich auszusprechen, und durch sanften Zuspruch die Befühle zu dämpfen
gesucht; Frau Walther hatte keine Ahnung von Melittas Kämpfen; sie hielt das junge Mädchen überhaupt noch für viel zu sehr Kind, um an andere Dinge zu denken, und war fest überzeugt, Melitta bedaure die so rasch verflogene Ferienzeit und sehne sich nach dem Lindenhofe und seinen ländlichen Freuden zurück.
„Eines Tages kam Melitta ungewöhnlich erregt vom Konservatorium heim.
„Mein Professor hat mir Karten zu einem Konzerte gegeben," sagte sie mit hochgeröteten Wangen, „wir werden einen ausgezeichneten Violinspieler zu hören bekommen; Herr Cornaro soll ein Künstler im wahrsten Sinne des Wortes sein."
Frau Walther lächelte.
„So sehe ich Sie gern," sagte Frau Walther. „Rosen auf den Wangen und ein Lächeln auf den Lippen; in der letzten Zeit waren Sie stets so bleich und traurig, ich fürchtete schon, Sie würden mir krank werden. Ja, ja, 's ist eine schlimme Sache um das Heimweh."
„Heimweh ?" fragte Melitta erstaunt, „Sie glauben, ich hätte Heimweh gehabt?"
„Nun, war es das nicht? Leugnen Sie doch nicht, liebes Kind, ich kenne das — mir ist es ja selbst einst so passiert. Als Mädchen schickte man mich einmal mit meiner Schwester zu weitläufigen Verwandten zu Besuch aufs Land; so lange meine Schwester da war, gefiel es mir ganz gut, und ich war fröhlich und guter Dinge, als aber diese abreiste und ich noch zurück- bleiben mußte, da befiel mich eine derartige Bangigkeit, daß ich es nicht länger als acht Tage aushielt.
Ich glaube, ich wäre heimlich davongelaufen, wenn man mich nicht hätte Heimreisen lassen. So ist's mit Ihnen auch. So lange der Herr Professor da war, fühlten Sie sich ganz zufrieden; Sie konnten mit ihm von der Heimat plaudern und waren ganz glücklich dabei. Jetzt kehren Sie nach angenehm verbrachten Ferien wieder zur Arbeit, zu ihrem Studium zurück, all' das liegt Ihnen noch im Kopfe, der Herr Professor — "
Melitta unterbrach sie hastig. „Meine beste Frau Doktorin, sprechen wir nickt mehr davon. Sie sehen mich geheilt, wozu die Erinnerung an das Unangenehme!" Sie lehnte sich schmeichelnd an die ältere Frau und sah bittend zu ihr auf.
„Wie Sie wollen," sagte diese gutmütig, „ich bin nur froh, Sie wieder frisch und munter zu sehen."
Wenige Minuten später trat Melitta in chr Zimmer, um für das Konzert Toilette zu machen. Langsam ihre Flechten lösend, trat sie vor den Spiegel. Sie beugte das Haupt zurück und schüttelte die goldbraunen Haarmassen, daß sie tief über den Nacken Herabflossen. „Bin ich schön?" fragte sie mit leiser bebender Stimme.
Mit fast ängstlich prüfenden Blicken musterte sie ihr Spiegelbild; ein Seufzer entrang sich ihrer Brust.
„Nein, nein, ich bin nicht schön," flüsterte sie — „und doch, was kann der gefeierte Mann an mir gefunden haben? Er starrte mich so glühenden Blickes an, als wolle er mit seinen Augen bis auf den Grund der Seele dringen — o, —" sie schauderte leicht zusammen, „er hat etwas Wildes, Dämonisches an sich und doch" sie schlug hastig beide Hände vor das Gesicht, als könne sie so das Bild verscheuchen, das