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Wovor

1897 .

Uebertragen wurdedie Schulstelle in Agenbach, Bez. Calw, dem Unterlehrer Christian Nagel in Laichingen, Bez. Münflngen.

Landesnachrichten

* Altensteig, 22. Novbr. Eine rege Kirchen- bauthätigkeit herrscht im Bezirk Freudenstadt. Während vor etlichen Wochen die durchgreifend renovierte Kirche in Reichenbach eingeweiht werden konnte, wurde am gestrigen Sonntage der Gemeinde Erzgrube ihr neues Gotteshaus übergeben und weitere Kirchweih- seierlichkeiten werden in allernächster Zeit Nachfolgen in Aach und Schernbach, wo die neuerbauten Kirchen ihrer Bestimmung übergeben werden können. Es macht das Gefühl des Christenherzens entschieden höher schlagen und erzeugt Befriedigung, daß in einer Zeit wo der Unglaube vielfach so graß hervortritt, neue Kirchen erstehen und neue Altäre erbaut werden, wo das Wort Gottes verkündet wird. Besonders erfreut ist die Gemeinde Erzgrube über die neue Kirche, davon legte sie gestern den Beweis ab. Jedes Haus war mit Kränzen und Zuirlanden geschmückt und die Teilnahme an der Einweihungsfeierlichkeit war eine allgemeine. Um 11 Uhr begann die Feier vor der Kirche mit dem Lehrerchor :Lobe den Herren, o meine Seele", worauf von Hrn. OA.-Baumeister Kirn von Freudenstadt mit den besten Glück- und Segens- Wünschen für die Kirchengemeinde der Schlüssel Herrn Pfarrer Rauscher übergeben wurde, welcher ihn mit den besten Dankesworten entgegennahm, für den Ein­gang den Segen des Höchsten erflehte und nach dem Geweindegesang:Thut mir auf die schöne Pforte", die Thüre öffnete. Die Kirche vermochte nicht alle Teilnehmer zu fassen, so stark war der Andrang. Kräftig stimmte der Schülerchor das Lied von Knecht an:Jehovah, Jehovah, deinem Namen" und nach dem Gemeindegesang:Womit soll ich dich wohl loben" hielt Hr. Dekan Zeller von Freudenstadt in zu Herzen gehender Darstellung die Weiherede. Es schloß sich der Gemeindegesang an:Gott, Vater, aller Dinge Grund." Die Predigt hielt Herr Pfarrer Rauscher über Eph. 2, 19 bis 21. In klarer Aus- führung legte der Herr Geistliche dar, daß die Erz- gruber durch den Besitz einer eigenen Kirche nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge seien, sondern Gottes Hausgenossen und schloß hieran die beherzigenswerte Mahnung zur eifrigen Betätigung christlichen Lebens und Wandels, denn die Grundlage zum leiblichen und geistigen Wohlergehen sei die christliche Religion. Aufs schönste bewahrheite sich der köstliche Spruch, den man häufig in den Häusern antreffe:Wo Glaube, da Liebe; wo Liebe, da Friede; wo Friede, da

Segen; wo Segen, da Gott; wo Gott keine Not." Nach dem gut gesungenen Schülerchor:Singet hoch­erfreut" von El. Goudimel, sprach Hr. Pfarrer Hiller von Pfalzgrafenweiler das Schlußgebet und den Segen. Hieran reihte sich noch die Taufe eines Kindes und eine Ansprache des H. Oberkonsistorialrats Merz, welcher als Spende des Vereins für christliche Kunst die Kanzel-, Altar- und Taufsteindecken überbracht hatte. Mit dem Gemeindegesang:Mein Glaub' ist meines Lebens Ruh" schloß die erhebende kirchliche Feier.

Nach dem Gottesdienst war ein gemeinsames Mahl im Gasthaus zur Linde. Hiebei toastierte der Vor­stand des Vereins für christliche Kunst, Herr Ober- konsistorialrat Merz auf Se. Mas. unseren König, unter dessen Fürsorge der Kirchenbau im Lande ausnahmsweise aufblühe, Herr Dekan Zeller gedachte der Unter­stützung des Konsistoriums und widmete ein drei­faches Hoch dem Abgesandten desselben, Herrn Ober- konsistorialrat Merz; Herr Pfarrer Rauscher brachte Hrn. Dekan Zeller sein Hoch dar, und Hr. Ober- konsistorialrat Merz feierte in seinem Hoch die Verdienste des Hrn. Pfarrer Rauscher um das Zustandekommen des Kirchenbaues. Letzterer Herr zollte alsdann dem Architekten Hrn. Frey und dem Bauausführenden Hrn. Oberamtsbaumeister Kirn und allen Handwerks­meistern seine volle Anerkennung und schloß mit Zmaligem Hoch auf dieselben. Schließlich sprach noch Hr. Pfarrer Hiller von Pfalzgrafenweiler in launiger Weise über den Kirchenbau und Hr. Vikar Supper sprach den Spendern der Kirchengeräte, namentlich dem Verein für kirchliche Kunst, der Gemeinde Jgelsberg und besonders auch der Gemeinde Erzgrube für die beträchtliche Kirchen-Stistung den wärmsten Dank aus.

Die kleine aber stattliche Kirche steht auf einer Anhöhe am Berge und lugt gar freundlich in's enge Schwarzwaldthal herunter. Wir gratulieren der Gemeinde zu ihrem neuen Gotteshaus, wie auch zu der schönen Kirchweih-Feier, welche sie gestern erleben durfte. Endlich möchten wir noch dem sinnigen Ge­dichte des Hrn. Pfarrer Nieß von Schwarzenberg Raum geben, welches beim Mahle znm Vortrag kam und in dem dasEinst und Jetzt" von Erzgrube so trefflich zum Ausdruck kommt:

Im Berge drinnen, welch' Schaffen und Regen,

Sie graben und klopfen, zu heben den Segen,

Mit emsigem Fleiße suchet der Hammer Ob er öffnen möge des Erzes Kammer;

Gefunden! Da tönt es wie Heller Gesang:

Kling, Klang!

Und wieder ist frohes Schaffen zu sehen,

Ein Gotteshaus soll über dem Schachte erstehen,

DaS tönet und hämmert so lustig und munter Vom Morgen bis Abends die Sonne geht unter,

Daß es hallet das Thal und die Berge entlang:

Kling, Klang.

Vollendet steht heute, was froh wir erbauet,

Voll Freude man auf das Gotteshaus schauet,

Vom Thürmchen oben mit mächtigem Schalle Der eherne Mund der Glocke ruft alle:

Kommet alle herzu und säumet nicht lang!

Kling, Klang.

Und wie man vor Zeiten aus Berges Schachte Manch' edles Gestein ans Tagestich! brachte,

So wöge mau holen aus Gottes Worte Manch' kostbares Erz an diesem Orts!

Dann stimmt es zusammen mit Preis und mit Dank:

Kling, Klang!

* Die Uhrenfabrik der Gebrüder Junghans in Schramberg, welche zu einer neuen Erweiterung ihres Betriebes schreitet, wurde 1868 gegründet und arbeitete damals mit einer 30 8? Wasserkraft und ca 50 Arbeitern. Seit 1889 hat sich die Produktions­ziffer nahezu um das dreifache vergrößert. Damals wurde neben der mittlerweile auf 150 8k gesteigerten Wasserkraft (Turbine) eine 250 8k Dampfmaschine aufgestellt, neben welcher jetzt eine 800 8k Dampf­maschine in Dienst tritt. Im gleichen Verhältnis, in welchem sich die Betriebskraft vermehrte, ist auch die Anzahl der Arbeitsmaschinen und der Arbeiter gestiegen. 1889 arbeiteten 776 Maschinen und 850 Arbeiter, 1896 1357 Maschinen und 1202 Arbeiter. Uhren wurden fabriziert 1889 482930 St., 1896 1166056 Stück, 1897 voraussichtlich ca. 1200000 Uhren. Die Erzeugnisse der Fabrik gehen annähernd zur Hälfte nach Deutschland und zur Hälfte ins Ausland, vor­wiegend nach den europäischen Ländern. Die Fabrik ist gegenwärtig mehr als je beschäftigt, in den Monaten August. September und Oktober sind bei ihr ca. 504000 Uhren bestellt worden.

* Stuttgart, 19. Nov. Für Erwerbung der Legionskaserne zum Rathausbau stellt sich unter Zugrundlage eines Kaufpreises von 2*/s Millionen Mark, der Quadratmeter auf 352^Z Mk.

* Kirchheim u. T., 18. Nov. Die Frage des Baues unserer Lenninger Thalbahn rückt immer mehr ihrer Lösung entgegen. Schon hat die K. General­direktion der Staatseisenbahnen die zur Durchführung des Projektes notwendige Verlegung des hiesigen Bahnhofgebäudes ins Auge gefaßt und die Erwerbung eines geeigneten Anwesens in der Nähe in die Wege geleitet. Eine Menge Arbeit und Verdienst wird das Unternehmen für die Beteiligten bringen und

Wochenrundschau.

In der evangelischen Landessynode begann am letzten Dienstag die Plenarberatung des Reversalien­gesetzes. Artikel 1 wurde bezüglich der Absätze 1 dis 4 mit 40 gegen 15 Stimmen angenommen. Darnach besteht die evangelische Kirchenregierung, wenn der König nicht der ev. Konfession angehört, aus zwei der ev. Kirche angehörigen ordentlichen Mitgliedern des Geheimenrats (in erster Linie Ministern, jedenfalls dem Kultminister, wenn er evangelffch ist), den Präsidenten des Konsistoriums und der Synode und einem General- superintendcnten. Der Kaiser von Rußland, der sich beim badischen Hof bisher durch den in Stuttgart woh­nenden Gesandten vertreten ließ, hat für Karlsruhe einen eigenen Geschäftsträger ernannt, offenbar in der Absicht, den letzten Rest der in Karlsruhe bestehenden Verstimmung über die Nichtannahme des Besuches des großherzogÄchen Paares seitens des Kaisers vollends verschwinden zu machen. Die von Friedrichsruh aus inspirierten Blätter schen gar nicht gut zu dieser Sache und meinen, die Errichtung einer weiteren russischen Gesandtschaft an einem deutschen Fürstenhofe sei eigent­lich nur ein Beobachtungsposten zur Berichterstattung über den Niedergang der reichstreuen Gesinnung bei I den deutschen Einzelstaaten. Deutschland macht auf >

Kreta nicht mehr mit; es zieht seine Mannschaften von der Insel zurück. Auch dieKaiserin Augusta" wird durch ein anderes Schiff ersetzt. Man braucht jetzt die Schiffe zu dem Zuge wider Haiti. Auch für Ost- asieiy wo sich Deutschland jetzt an der Küste Chinas dauernd niedergelassen hat, dürsten noch Schiffe nötig werden. In Badenien ist noch alles beim alten. Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses hat zwar das Ausgleichs-Provisorium angenommen, aber im Plenum stehen noch die zweite und dritte Lesung aus. Man hat schon bei der ersten Lesung sein blaues Wunder erlebt bei der zweiten und dritten wird's wahrscheinlich noch besser kommen. Der Kaiser hat zwar gesagt, mit dem namentlichen Abstimmen sei es nichts, das müsse unterbleiben; aber die Deutschen werden sich diese Geschästsordnungswaffe auf keinen Fall entwinden lassen und so sieht denn das öster­reichische Abgeordnetenhaus neuen heftigen Kämpfen entgegen. Mit höchster Spannung blickt man auf die Entwickelung der Dreyfus-Affäre, bei der allerhand Nebenströmungen vorwalten und eine Sachlichkeit wenig zu ihrem Rechte kommt. Man darf sich in der Politik nicht von Sentimentalitäten leiten lassen, das ist gut für das Gespräch am Biertisch, wo man sich recht voll I ins Zeug legt. Es gibt wohl nickt viele Leute, die I Dreyfus für schuldig halten, und das einzige Beweis­

stück, ein zerrissener Brief aus dem Papierkorb eines Büreous der deutschen Botschaft in Paris, der auf wer weiß welche Art in die Hände der französischen Militär­richter gelangt sein soll, hat für deutsche Auffassung wenig Ueberzeugungskraft. Ein noch wunderbareres Gesicht gewinnt die Angelegenheit durch die offenbar verlegene Haltung des Kriegsministers Billot, der doch seit vier Wochen die angeblichen Beweisgründe des Senators Scheurer-Kestner für die Unschuld Dreyfus' kennt. Sind Scheurers Gründe wertlos, dann mußte der Minister mit einem Keulenschlage dreinfahren und die Ehre des neuangegriffenen Offiziers Esterhazy ver­treten. Oder aber Scheurers Gründe sind überzeugend, warum hat dann der Minister nicht energische Schritte eingeleitet? In Spanien ist General Weyler jetzt eingetroffen und die Regierung hat offenbar eine ge­wisse Furcht vor ihm ; die Militärpartei hält zu Weyler, und die Karlisten halten auch zu ihm. Ob er wegen seiner Abschiedsreden auf Cuba bestraft werden wird, steht noch dahin. Der .Haraldo' stellt fest, daß trotz der Zugeständnisse Blancos auf Cuba noch nicht das geringste Zeichen von Unterwerfung zu merken sei. Es geht nicht mit Milde und nicht mit Strenge. Von Konstantinopel nichts Neues. Die Grenzkommission hat ihre Arbeiten der schlechten Witterung wegen bis zum Frühling vertagt.