Erscheint

Di««t«g

Donner»«?

iLü !

Somitag und Donntog,

vrstellpre!

«oOnmtech

i« Bezi ^ Nrgold »0 ^ «nßechsl! ^ I.-

Mmisblalt für

MttenML.I't

^ndMlerhaltungsbilUL

odsrsn

Einrück- ungSprei? s. Wensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 6 <4, bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ die lspalt.Zeile

Wr-160.1«- °1 Sonntag, 17. Oktober.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I -1

reichste BerSrritung. I «.

I I Der Kampf «ru den Waren-Ahsatz.

Der Kampf um den Absatz der industriellen und landwirtschaftlichen Produkte der modernen Staaten wird von Jahr zu Jahr ein härterer. Die Landwirt­schaft hat die Schwere dieses Kampfes durch einen langandauernden Preisdruckempfunden, der erst in diesem Jahre wieder etwas gewichen ist, die Industrie em­pfindet den fremden Wettbewerb aus Schritt und Tritt, besonders, sobald sie mit den Waren über die deutschen Grenzen hinauskommt. Wir sind der Periode entweder sehr nahe, oder befinden uns schon darin, in welcher der internationale Wettbewerb aushören wird, eine wirtschaftliche Frage zu sein, und statt dessen den Charakter einer politischen annehmen wird. Ja, wir können dahin kommen, daß internationale Konflikte weniger um rein politischer Machtfragen ausbrechen, als wegen des Kampfes um den Absatz der erzeugten Produkte.

Wir Alle wissen, daß die deutscheJndustrie einen ganz gewaltigen Fortschritt in den letzten dreißig Jahren gemacht hat, wir haben viele Absatzgebiete in fremden Staaten erobert, wir haben den schweren Wettbewerb mit der alten englischen Gewerbethätigkeit siegreich aus­gehalten, aber wir und ebenso alle anderen Staaten mit reichentwickelter Industrie haben doch auch erkennen müssen, daß die gewerbliche und großindustrielle Arbeit auf vielen Gebieten auch in kleineren, vorzugsweise früher ackerbauenden Staaten immer weiter um sich greift, daß zahlreiche Waren, die früher vom Auslande bezogen werden mußten, jetzt selbst an Ort und Stelle fabriziert werden. Nicht immer so vollkommen, aber oft billiger. Es wird wohl keine Täuschung sein, wenn man annimmt, daß sich im Durchschnitt wohl unsere Aus­fuhr noch auf einem hohen Stand gehalten, daß sich aber der Verdienst an dieser Waren-Ausfuhr vermindert hat. Heute muß auch auf dem Kriegsschauplatz des in­dustriellen Wettbewerbes mit Geld gekämpft werden, wenn Terrain gewonnen und hinterher ein mühsam ge­wonnenes Terrain behauptet werden soll.

Unsere Handelsverträge konnten uns bestimmte Märkte sichern, aber keinen bestimmten Gewinn. Und wie wir aus den Manipulationen der Vereinigten Staaten von Nordamerika ersehen, sind Zwischenfälle, welche für Produktion und Absatz sehr unbehaglich

werden können, niemals ausgeschlossen. Wir werden auch sorglich darauf zu achten haben, daß keine wettere Bedrohung unserer Märkte eintritt, es bleibt bekannt­lich auch der deutsch-englische Handels-Vertrag der Erneuerung bedürftig, und wenn man auch erwartet, es möchte hierüber zu keinen Mißhelligkeiten kommen, die Hand darauf ins Feuer legen, kann Niemand. Die Königin Viktoria von England ist Chef eines Ber­liner Garde-Dragoner-Regiments, der deutsche Kaiser, ihr Enkel, ist britischer Flotten-Admiral mit dem Range eines Feldmarschalls, aber Alles das hat nicht ver­hindern können, daß man sich in London uns gegenüber, gelinde gesagt, etwas sehr unliebenswürdig benommen hat. Wer will also sagen, welche Spähne bei den Verhandlungen über den deutsch-britischen Vertrag noch fliegen werden.

Unsere Aufmerksamkeit hat auch in ganz be­sonderem Maße den Dingen in Ostasien zu gelten, wo wir im Laufe der Jahre zwar ein bedeutendes Absatzgebiet gewannen, von dem wir aberauch wissen, daß wir es gegen mancherlei Konkurrenz zu wahren haben werden. Hat Rußland seine große zentralsibirische Eisenbahn beendet, so wird es auch für den gesamten ostasiatischen Handel ein äußerst gefährlicher Rivale werden. Daß Japan auf nichts Anderes ausgeht, als den ganzen Handel in China, Korea an sich zu reißen, ging aus den Bestimmungen des ursprünglichen japanisch-chinesischen Friedensvertrages, die späterhin von Rußland, Frankreich und Deutschland durchkreuzt wurden, zur Genüge hervor. Aber auch Frankreich ist ein energischer Nebenbuhler in der Gewinnung von Waren-Märkten in Ostasien, und die rücksichtslose Politik der Londoner Regierung hat sich mit ganz besonderem Nachdruck darauf geworfen, in Ostasien an sich zu reißen, was zu haben ist.

In dem Kampfe um den Waren-Absatz tritt schon eme gewisse Rücksichtslosigkeit zu Tage, es heißt hier, wie überall, in Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf. Die deutsche Reichsregierung hat ihre Handels- Vertrags-Verhandlungen immer mit Glacehandschuhen an den Fingern geführt, und sie wird diese nicht gern missen wollen. In London und auch anderswo ist man über diesen Standpunkt längst fort, und für uns wird wohl nichts übrig bleiben, es bald ebenso zu machen. Die Anderen fassen mit den bloßen Fäusten

ungeniert zu, während wir eine Beschmutzung der Handschuhe fürchten.

Landesnachrichten.

* Altensteig, 16. Oktbr. Die in einer Mulde liegende nach Nord und Ost durch Anhöhen von den kalten Winden geschützte, mit schönen Obstbaum- Anlagen umgebene Gemeinde Walddorf hat in diesem obstarmen Jahr einen geradezu erstaunlichen Obstsegen aufzuweisen. Mancher Bürger konnte mehr denn ioo Zentner Most- und Tafelobst abgeben. In letzter Zeit wurde der Ort zahlreich von fremden Händlern aufgesucht, welche Tafelobst aufkauften und gerne 1213 Mk. per Ztr. anlegten. Mostobst ging rasch zu Mk. 7 per Ztr. ab. Die Einnahmen hieraus be­trugen viele Tausend Mark. Die Gemeinden Spielberg und Egenhausen hatten einen schönen Zwetschgen- Ertrag; auch dieser wurde in den letzten Tagen von auswärtigen Händlern aufgekaust und der Ztr. mit 10 Mk. bezahlt. Die jetzige Herbstzeit gemahnt, der Baumpflege wieder alle Sorgfalt zu widmen. Von sachverständiger Seite werden als unaufschiebbare Arbeiten bezeichnet: 1. Ohne allen Verzug g^abe man die sogenannten Baumscheiben mehrere Meter breit möglichst tief um, wodurch man viele Puppen des Frostspanners und andere Schädlinge zerstören kann.

2. Gleichfalls sofort sollte man die Obstbäume mustern, um die jetzt vor Laubabfall leichter kenntlichen dürren Aeste, die mit schädlichen Rüsselkäfern besetzt sind, zu entfernen und alsbald zu verbrennen. Gleichzeitig sind die tote Borke, Moos, Flechten mit der Baum­scharre abzukratzen und Raupennester und Eierhaufen initzuentfernen, aber alldies in Säcke oder Tüchern zu sammeln und alsbald zu verbrennen. Wenn so die Baumkrone gesäubert ist, streiche man die Stämme mit der bekannten Kalkmilch an, um sie gegen Kälte, Hitze und Unterschlupf für schädliche Insekten zu schützen.

3. Dann erst schreite man, aber unfehlbar in nächster Woche, zur Anlage der Klebgürtel auf Brusthöhe, aber bei rauhen und nicht kreisrunden älteren Stämmen muß man unter dem Gürtel jede Vertiefung mit Holzwolle oder Oehmd oder Moos dicht ausstopfen, damit die auch hier listigen Weibchen nicht unten durchschlüpfen. Auch darf man nicht vergessen, die etwaigen Baumstotzen mit dem Leim auzustreichen, da sie sonst diese zum Aufsteigen benützen.

Wohlthun und nicht freundlich sein Reicht ein Brot und macht's zum Stein.

"" Mmilla.

Nach dem Englischen der Quida von Artur Röhl.

(Fortsetzung.)

Umilta," rief Donna Rosa hochrot vor Freude und Stolz.Komm' her! Komm' her! Freue dich mit uns! Sieh, mein Sohn Virginio ist nach Hause gekommen. Und als Korporal! Denke dir nur als Korporal."

Umilta blickte verdrossen unter ihren laugen, sei­denen Wimpern auf den ältesten Sohn des Hauses und wünschte ihm ein kaltes, gleichgültigesWillkommen", während der Bersagliere den Boden mir seinem Feder­hute fegte und sie artigst und sreundlichst begrüßte.

Welche verwunschene Prinzessin hast du denn in deinem Haus?" memte er später leise zu seiner Mutter.

Umilta fing diese Frage auf, und der verdrossene Blick schwand aus ihren schönen, braunen Sternenaugen.

Der Soldat schien Verstand zu besitzen.

Virginio Donaldi war ein schöner, schlanker, dabei kräftiger Mann; mutig, klug und bei feinen Offizieren beliebt. Er diente jetzt schon seit sieben Jahren in dem Heer, hatte fast schon in ganz Italien in Garnison gestanden und unten in Sizilien manch einen harten, blutigen Kampf mit Räubern ausgefochten. Auch in Rom war er schon gewesen.

Jetzt hatte er die Seinigen seit vier Jahren nicht

mehr gesehen und war unverhofft mit Urlaub für einen ganzen Monat heimgekehrt. Natürlich, daß er jetzt der Held der Berge war, in denen er geboren worden, und seiner Mutter größter Stolz.

Ein Bersagliere hier oben auf den Tannenhöhen, ein Mann, der die Stadt des Heiligen, vielleicht den Heiligen selber gesehen, der über das Meer nach Sizilien und Sardinien gefahren war und hundertfach in Lebensgefahr geschwebt einen solchen Mann hatte Mosciano noch niemals gesehen. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Kunde von seiner Ankunft durch das ganze Dorf verbreitet und dreiviertel der Einwohner­schaft war zusammengelausen aus Neugier, und weil man wußte, daß Signora Rosa bei festlichen Gelegen­heiten freigebig ihre Küche und ihren Keller aufthat.

Ein großes Festmahl für den Abend zu bereiten, war es freilich schon zu spät, aber dafür setzte Sig­nora Rosa ihren besten Wein und Brot und Ziegen­käse, soviel wie jeder haben wollte, auf den Tisch. Und Freude und Frohsinn sprach aus allen Gesichtern. Der einzige, der unter ihnen allen still und in sich gekehrt war, war der Bersagliere selber.

Umilta aber hatte sich sobald als möglich, wie sie glaubte unbemerkt, aus der Küche fortzustehlen ver­sucht und war die Stiege hinauf wieder in ihre Boden­kammer gegangen. Der Anblick des über die tiefen, stillen Thäler segelnden Mondes war ihr lieber, als die ausgelassene Heiterkeit unten in der Küche.

Eine verwunschene Prinzessin," wiederholte sie sich mit leichtem Lächeln. Kein Wort in der Welt hätte ihr schmeichelhafter klingen können.

Sie wußte zwar nicht ganz genau, was eine Prinzessin war, jedenfalls aber war es etwas, was in einem Palast wohnte. Sie hatte lesen gelernt, und der Hausierer, der die Berge mit seinem Maulesel-Ge­spann durchfuhr und je nach der Jahreszeit wollene und leinene Waren. Nadeln, Knöpfe, Tücher und Heiligenbilder verkaufte, hatte auch manchmal billige Romanbücher bei sich, die sie ihm abnahm und die sie dann verstohlen in ihrer Bodenkammer las.

Der Soldat sah sich von ihnen allen allein nach ihr um und vermißte sie; er haue unten nn Süden gar viele schöne Frauen gesehen, aber eine so schöne wie diese Magd seiner Mutter noch nie.

Wo ist das goldhaarige Mädchen geblieben?" fragte er Donna Rosa, wie sie beim Abendessen saßen.

Signora Rosa blickte sich um.

Meinst du Umilta? Ist sie denn nicht hier? O, das sieht ihr ähnlich. Lauft davon, wenn sich alles fröhlich versammelt. Wahrscheinlich sitzt sie wieder oben in ihrer Kammer."

Schläft sie in der Kammer oben?" wollte Vir­ginio wissen.

Natürlich ist die Kammer nicht für sie gut?"

Aber wer ist sie denn eigentlich? Stammt sie aus unserem Land? Ich habe sie auf meinem letzten Besuch doch gar nicht gesehen."

Nein, lieber Sohn, sie kam auch später erst hier­her. Sie diente bei dem Pfarrer, zu dem sie von den Jnnocenti gebracht ward, und als der Herr Pfarrer starb, nahm ich sie aus Erbarmen in meinen Dienst."

Sie ist also ein Findelkind, was?"