losen persönlichen Angriffen, welchen er infolge des in Algerien herrschenden Parteihaders ausgesetzt wäre. Schlimmer für das Ministerium ist, daß man die Er­nennung Lozss im Amtsblatt' veröffentlichte, ehe man sich seiner Zustimmung versichert hatte.

ss Die Mitteilungen Pariser Blätter, daß in Sachen des drohenden Konflikts zwischen Spanien und Amerika ein Abkommen der deutschen mit der öster­reich-ungarischen Regierung dahin getroffen worden ist, Amerika bei einem eventuellen Versuch, dis Spanier von Cuba zu vertreiben, in den Arm zu fallen, ist gänzlich unbegründet. Wenn es auch nicht unmöglich erscheint, daß der, der spanischen Königin-Regentin nabe verwandte Kaiser Franz Joseph persönlich zu Gunsten Spaniens einzuschreiten geneigt wäre, so würde er doch dafür nicht die Politik seines Reiches oder die des befreundeten Deutschlands engagieren wollen. Für Deutschland aber liegt gar kein Anlaß vor, sich in den spanisch-amerikanischen Streit einzumischen.

* Athen, 28. Sept. Zu der von der Kriegspartei für den vergangenen Sonntag Nachmittag anberaumten Volksversammlung hatten sich etwa 10,000 bis 15,000 Menschen auf dem Omoniaplatz eingesunden. Die Redner sprachen von einem der Balkons des früheren HotelsGermania", das jetzt HotelMykenai" heißt, zu der Versammlung. Zunächst erschien inmitten des Comitös der Kriegspartei ein Pope aus Epirus und neben ihm ein Jüngling, der die griechische Fahne ent­faltet hatte. Der Pope segnete dreimal die Menge, richtete seine Augen gen Himmel und flehte den Schutz des Höchsten auf das duldende, unterdrückte Volk herab, das seine Kraft in Stand setzen möge, die vielen Feinde zu vernichten. Darauf ergriff ein Arzt das Wort und charakterisierte den vorgeschlagenen Frieden als eine Monstregeburt der europäischen Diplomatie und der Türkei.Wir wollen keinen Khedive zum König," sagte er,wir wollen keine Deputierten, die Beamte der europäischen Vertreter sind, noch ein zum Fürstentum herabgesunkenes Griechenland." Nach­dem sich der Redner gegen einen Teil der griechischen Presse wegen ihrer aus Feigheit entsprungenen un­patriotischen Politik gewandt, die Großmächte, den König und den Kronprinzen getadelt hatte, empfahl er folgenden Antrag zur Annahme:Das griechische Volk steht mit Schrecken und Abscheu vor dem ungerechten und gesetzlosen Entschluß, den die europäische Diplomatie in Konstantinopel gefaßt hat. Denn dadurch hat sie die Unabhängigkeit des griechischen Königreiches auf­gehoben und dieses zu ewiger Knechtschaft und völliger Vernichtung verdammt. Deshalb hat denn auch das gesamte griechische Volk folgenden Beschlüssen seine Zustimmung gegeben: 1. Das griechische Volk gestattet Niemandem eine Schmälerung der ihm zustehenden Hoheitsrechte, es befiehlt dem König Griechenlands sowie seiner Regierung und es bittet die Kammer, das ungerechte, verwegene Schriftstück, das die Grundsätze der Moral ebenso mißachtet wie die Ehre eines freien Volkes, das viel für seine Freiheit und Verfassung gelitten hat, entweder gar keiner oder doch einer selbst­bewußten, griechischen Antwort zu würdigen. 2. Es bemitleidet das zur Neige gehende Jahrhundert, das

glanz der in Staub zerfallenden Millionen oder an den Schmutz der Bettelpfennige, welche ihr euch zusammen­gescharrt habt, an die Werke der Kunst, die ihr um euch häuft, oder an die alte wurmstichige Kommode, Don der sich die sterbende Armenhäuslerin nicht trennen mag! Ihr könnt mit eurer Glaubens- und Liebes- leere im Herzen des eigenen Elends nicht Herr werden; wie wollt ihr den Strom von Haß und Verzweiflung und Gottlosigkeit, der ufervoll durch die Welt flutet, auch nur um einen ärmlichen Tropfen verringern! Statt sie zu mindern, habt ihr euer Lebenlang diese schwarzen Wasser vermehrt.

Ob der Mann wohl recht oder unrecht hat, der da sagt:Glück liegt weder in der Zivilisation noch in der sog. Bildung, sondern in der Sittlichkeit und Gottesfurcht?" Das sehen wir ja an den Bewohnern so mancher friedlichen Thäler der Schweiz, Tirols, Norwegens, verglichen mit den Salon-, Bureau-, und Geldmenschen Berlins und Paris. Der einfachste Steinhauer kann ebenso glücklich sein als Michel Angelo, ja er hat mehr Aussicht dazu, wie Bismarck launig bemerkt, daß er wohl viele zufriedene Förster, aber nie einen zufriedenen Minister oder Politiker gekannt hat.

Wer ist reich? Wer ist arm?

Durch ein Haus ging ein Kollektant, der Gaben erbat für ein Werk christlicher Barmherzigkeit. An der Thür eines armen Mütterleins ging er vorüber. Er wollte sie seiner gutmütigen Meinung nach nicht noch ärmer machen in Armut. Die aber hörte seinen Schritt und rief ihm nach:Warum gehst du vorbei? Hier wohnt ein Königskind." Leute mit Kronen auf den Häuptern, wie sie in keines Kaisers Schatzkammer

die Rechte und die Freiheit der Völker entbehrt. 3. Es drückt seine Trauer aus über die Beschlüsse der euro­päischen Fürsten, die sich ohne Ehrfurcht vor dem Recht und der Moral nur von Geldleuten leiten ließen. 4. Ueberzeugt von der Hilfe Gottes und seinem Recht nimmt es den heiligen Kampf auf, worin die Freiheit triumphieren wird über die Barbarei. 5. Obige Ein­gabe ist in sämtlichen griechischen Zeitungen zu ver­öffentlichen." Donnernder Beifall folgte der Verlesung die Schriftstückes. Die Athenische Studentenschaft ließ dem König und der Kammer durch ein Konnte eine Eingabe überreichen, worin sie ersucht, die Großmächte mögen um Umwandlung der Kontrolle in eine bloße Aufsicht gebeten werden. Da durch dre zugedachte Kontrolle die Unabhängigkeit des Reiches aufgehoben werde, so bedürfe es in der Folge auch keiner Kammer, keines Königtums mehr.

sj Athen, 3. Okt. Zum Ministerpräsidenten ist vom Könige Georgios der bisherige Präsident der Deputiertenkammer, der der stärksten Opposition an- gehörige Zainis ernannt worden. Zainis ist noch demokratischer gesinnt, als es Rallis war; der König hat diese Wahl natürlich in der Hoffnung getroffen, daß die Deputiertenkammer den neuen Ministern weni­ger Schwierigkeiten in den Weg legen wird, als dem bisherigen Kabinett.

^ Die Deutschen sind gegenwärtig in Konstan­tin o p e l die beliebtesten Leute. Der Wiener N. Fr. Pr. werden hierzu interessante Beispiele gemeldet: Ein deutscher Kaufmann, Vertreter einer Berliner Papierfabrik, sollte seine Muster im Zollamte von Galata verzollen. Der Beamte schätzte sie ziemlich hock ein, so daß der Reisende ausrief:Der Zoll ist ja höher als der Berliner Fabrikpreis." Kaum hörte aber der Beamte das Wort Berlin, als er eut- gegnete:Sie sind ein Deutscher, das ist etwas anderes" und die Schätzung war sofort auf ein Minimum herab­gesetzt. Seit dem letzten Vierteljahrhundert ist der Einfluß Deutschlands hier fühlbar gewachsen. Die deutschen Siege von 1870 bildeten den ersten Mark­stein für das Erblühen des deutschen Ansehens im Orient; dann kam der Besuch Kaiser Wilhelms im Jahre 1889, endlich die Haltung Deutschlands wäh­rend der letzten orientalischen Wirren. Günstig war es für ungetrübte deutschtürkische Beziehungen, daß Deutschland jetzt in der Türkei keine politischen Interessen zu vertreten hatte, wie es in den Zeiten der Fall war, da der Große Friedrich seinem Vertreter am Goldenen Horn schreiben mußte:Hez' Er mir nur den Türken dem Russen auf den Hals und spar Er keinen Thaler!" Heute pflegt Deutschland seine Freund- schaft mit der Türkei nur zum Zwecke seiner Ausfuhr, sowie der Hebung und Ausbreitung seiner Kolonien im Türkenreich zu Liebe.

Handel und Verkehr.

* Untertürkheim, 1. Okt. Die Hoffnung unserer Weingärtner auf einen guten Herbst hebt sich wieder bei dem herrlichen Wetter. Die Trauben stehen prächtig, alles Faulende ist sauber ausgelesen

gefunden werden, Leute, die von ihrer Armut noch Opfer, wirkliche Opfer bringen für das Reich Gottes, Leute, die in Alter und Not ein Herz haben fröhlich und glaubensstark wie das eines Köuigskindes, dessen Vater Himmel und Erde regiert, das sind wohl reiche Leute. Daß sie in unseren Tagen, wo die Schlange der Unzufriedenheit und das Gift der Gottlosigkeit so häufig in die Hütten der Armut getragen werden, nicht aussterben möchten unter uns, diese Königskinder im armen Gewände!

In einem Städtlein der Oberlausitz ward mir von einer Fabrikarbeiterin erzählt, die Sonntag für Sonntag, wenn die saure Arbeit der Woche gethan war, ihre Erholung darin fand, daß sie vormittags zum Hause des Herrn ging, und daß sie nachmittags die Kranken und Alten der Gemeinde aufsuchte und! an Leib und Seele erquickte.

In einem Kreise junger edler Damen hielt ein Geistlicher einen Vortrag über Not und Elend in der Großstadt. Nach dem Vortrage kam man auf ihn zu und sagte:Herr Pastor, wir möchten hier auch selbst helfen, zeigen sie uns Mittel und Wege dazu!" Und der Pastor zeigte Mittel und Wege, schloß aber seine Rede mit den Worten:Zu solcher Arbeit gehört Mut, haben sie den?" Er bekam die Antwort:Mut haben wir, unsere Väter sind Soldaten." Und heute noch, nach manchem Jahr, wird in demselben Kreise erzählt, von der Not der Großstadt, von mancher ver­lassenen Familie, die Hilfe braucht und ein gutes Wort tröstender Liebe. Und heute noch hilft derselbe Kreis mutiger Soldaten-Töchter Monat für Monat. Sie schicken ihre Gaben nicht durch ihre Diener, auch nicht

worden. Die Kartoffelernte ist in vollem Gang. Besonders gut geraten sind die sog.Schneeflocken."

8 Stuttgart, 2. Oktober. Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht- und Viehhofs per Pfund Schlacht­gewicht: Farren und Stiere 5053 Pfg., Rinder 6064 Pfg., Schweine 6870 Pfg., Kälber 65 bis 70 Pfennig.

*Tettnang, 1. Oktober. Gestern wurden von hiesigen Großproduzenten 20 Zentner prima Früh­hopfen zu 110 Mk. per Zentner an einen Koustanzer Bierbrauer verkauft und vorgestern verkauften die­selben eine größere Partie Hopfen geringerer Qualität zu 80 Mk. per Zentner.

Vermischtes. """""

ss (DieMachtdesGoldes.) Den Goldfunden von Klondyke, Alaska, schließen sich neuerdings reiche Funde in Kalifornien und Ontario an. In dem von Goldgräbern stark abgesuchten Kalifornien entdeckte man bei der Stadt Redding an den Quellen des Salm- flusses neue goldführende Gebiete. Angeblich wurde dort ein 150 Pfd. schwerer Goldklumpen im Werte von 42 000 Doll, gefunden. Die neuen Goldgebiete von Ontarios liegen am Wawasee, der vom Michipicoten- flusse aus zu erreichen ist. Ein Zeltlager, Wawa City genannt, ist über Nacht an den Ufern des Sees empor­gewachsen. Aeußerst trübe Nachrichten kommen aus den Lagern der Goldsucher am Chilkutpaß in Alaska. Biele der dort Befindlichen sollen bereits unter der Last der Entbehrungen zusammengebrochen sein. Diebe und andere Verbrecher treiben ihr Unwesen in einem solchen Grade, daß die Bildung von Wache haltenden Ausschüssen notwendig geworden sei. In Dyea liegen ungefähr tausend, in Skaguay fünf- bis sechstausend Personen in Zelten, um womöglich noch über die Pässe zu gelangen. In ihrer blinden Hast, das Goldland zu erreichen, ließen sie alles im Stich, was ihrem Fortkommen im Wege steht. Auf mei­lenweit« Entfernungen seien die Wege mit weg­geworfenem Gepäck und toten Pferden bedeckt. Ein Berichterstatter meldet aus Skaguay, daß die dort be­findlichen Personen den beklagenswertestenHaufen Unglück" bildeten, den er je beisammen gesehen. Die Mehrzahl der Leute brüte in dumpfer Verzweiflung vor sich hin, die anderen fluchten und weinten. Viele der Irregeleiteten hätten das Wagnis übernommen, zu Fuß den Gebirgspaß zu erklimmen, seien aber bald mit wunden Füßen und gänzlich entmutigt zurückgekommen. In letzter Zeit machten wochenlange Regengüsse die Pässe ganz unwegsam. Von Seattle aus sind in den letzten Tagen mehrere hundert Pferde nach Skaguay abgeschickt worden, um beim Wegschaffen des Gepäcks über die Pässe behilflich zu sein. Das Schatzamt der Vereinigten Staaten veröffentlicht einen Bericht eines Regierungsbeamten, aus dem hervorgeht, daß allen Warnungen zum Trotz der Andrang von Abenteurern unausgesetzt fortdauert. Die Lage sei entsetzlich, und es sei unmöglich, die Jagd nach den Goldfeldern zu beschreiben.

BermNoorÜtqer Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

durch Vermittelung der Diakonissen oder der Stadt­missionare. Sie denken auch nicht nur zu Weihnach­ten einmal an Armut und Elend der Menschheit, son- dern Monat für Monat stellen sie ihre marthafleißigen Hände und ihre Herzen voll Mariensinn in den aktiven Dienst christlicher Nächstenliebe. Solche Arbeit trägt Steine herbei zum Brückenbau, wie ihn unsere Zeit braucht. Solche Arbeit giebt mit einer Ueberzeugungs- kraft, vor der der Spöttermund verstummt, die Erklä­rung zu dem Pauluswort:Die Liebs Christi dringet uns also." Daß der Jungfrauen immer mehr würden in unserem Volke, dre durch Wort und Werk den Glau­ben verkündeten, der in der Liebe thätig ist!

Ich kenne einen hohen Beamten, der einem schlich ten Fabriklehrling ein Zimmer einräumt in seinem Hause und ihn an seinem Tische sitzen läßt und ihn erzieht und leitet wie ein Vater den Sohn. Zu Krob- nitz in stiller Gruft schläft einer seligen Auferstehung entgegen Preußens größter Kriegsminister, Generalfeld - marschall v. Roon, der seinem typhuskranken Bursche:: das sonnigste und schönste Zimmer seines Berliner Hauses einräumte. In den Bergen, wo ich vor Jahren Pfarrer war, wohnte ein edler Herr, der Nächte durch ­wachte am Bett seines kranken Pferdeknechtes.

Reiche Männer, denen ein Herz voll warmer dienender Christenliebe in der Brust schlägt, ein Herr, das bei allem Standesbewußtsein vor allem das Be- wußtsein hat, dem Bruder, der in die dunklen Wellen versunken ist, dem Bruder, den Schwätzer und Ver- führer in die Irre gebracht haben, persönlich de Hand zu reichen und Persönlich auf den rechten Weg zu helfen ! (Kirchl. Anz. Lchl.