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«bonniert auswärts auf diese» Blatt bei Postämtern und Postboten.

Dienstag, 5. HKLober.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1897.

Amtliches.

Uebertragen wurde eine erledigte Schulstelle in Heslach, Bez- Stuttgart) dem Mittelschullehrer Wagner in Haiterbach.

u Die kubanische Frage.

Im Grunde genommen, ist es für Spanien ganz gleichgültig, ob der Chef des Ministerkonseils Azcar- raga, Sagasta oder sonstwie beißt: den riesengroßen Schwierigkeiten, welche auf allen Gebieten der inneren wie der auswärtigen Politik Spaniens herrschen, ist kein Minister der Welt gewachsen. Die furchtbare Gährung im Innern des Landes, die sich in Mord- und Bombenattentaten mit so furchtbarer Häufigkeit Luft macht, lst ja doch nicht aus einem Ungefähr ent­standen, sondern zum weitaus größten Teile die Folge geradezu entsetzlicher Mißwirtschaft im Innern wie im Aeußern.

Die spanischen Verwaltungs-Behörden sind so korrumpiert wie die in der Türkei. Bestechung und Begünstigung gilt alles, persönlicher Wert bedeutet nichts. Daher kommt es tagtäglich vor, daß gerade die ungeeignetsten Persönlichkeiten, die schwächsten und ungeschicktesten Köpfe in die hohen und verantwortlichen Verwaltungsstellen einrücken, wo ihre Thätigkeit natür­lich alles andere nur keine Förderung der Wohlfahrt des Landes zuwege bringt. Die Krone aber ist der Mißwirtschaft durch die unglückselige Cubaexpedition aufgesetzt worden, welche der spanischen Nation Mil­lionen und Abermillionen aus der Tasche saugt und seine waffenfähige Jugend dem sicheren Tode auf der kubanischen Insel Preis giebt.

Das mörderische Klima, welches während der Sommermonate auf der furchtbaren Insel herrscht, hat unter den spanischen Soldaten gräßlich gewütet. Tausende fielen unter den Geschossen der Insurgenten, viel größere Verluste erlitt die spanische Expedition, welche wiederholt Verstärkungen erhalten hat, durch die furchtbaren Krankheiten und Epidemien. Der in Folge der Seuchen stark zusammengeschrumpfte Rest der spanischen Truppen, der vielfach durch überstandene Krankheiten geschwächt ist, vermag unter der Leitung des unfähigen Generals Weyler natürlich nicht das Geringste auf der Insel auszurichten.

Nun könnte die Geschichte, welche ja nicht von heute und gestern, sondern seit länger als 2 Jahren datiert, ja noch weiter in der gewohnten Weise sort- gehen, wenn Spanien allein ein Interesse an dem Zu­stande der Insel Hütte, welche durch die Verwüstungen des Krieges in ihrem Werte immer mehr herabgedrückt und am Ende gänzlich ruiniert wird. Aber neben Spanien, dem die Insel rechtmäßig gehört, haben auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika kein geringes Interesse daran, daß die Insel ertragsfähig bleibt, da dieselbe fast ebenso stark von amerikanischen wie von spanischen Elementen bevölkert ist. Ameri­kanische Flibustier haben seit Beginn des kubanischen Aufstandes ihren Landsleuten auf der großen Antille thatkrästigen Beistand geleistet und sie mit Waffen und Munition reichlich unterstützt; nun aber gewinnt es den Anschein, als werde die Regierung der Ver­einigten Staaten offiziell für die Insurgenten Partei nehmen, die Spanier von der Insel vertreiben und dieser völlige Autonomie verleihen. Der neue Präsi­dent Mac Kinley hat durch die Besitzergreifung Hawaiis bewiesen, daß er sich nicht scheut, im Interesse Amerikas günstige Gebiete einzustreichen; es darf ihm deshalb wohl zugetraut werden, daß er sich die gute Gelegen­heit, Cuba zu annektieren, gleichfalls nicht aus der Hand wird gehen lassen.

Von verschiedenen Seiten ist nun die Behauptung aufgestellt, daß im Falle eines Vorgehens Amerikas gegen Spanien auf die Intervention der europäischen Groß­mächte sll Gunsten Spaniens mit Sicherheit zu warten sei. Damit würde die kubanische Frage zu einer Welt­frage erhoben werden. Hat ihre Uneinigkeit den Mächten aber schon bezüglich Kretas manchen ärger­lichen Streich gespielt, so würde es betreffs Cubas wo­

möglich noch ärger werden; ihre Lösung könnte ganz leicht einen Weltkrieg herbeiführen.

Eine europäische Intervention in dieser Angelegen­heit, an der sich auch Deutschland beteiligte, mag den Engländern vielleicht willkommen sein, weil es alsdann mancherlei im Trüben zu fischen gäbe, ins Werk wird sie nicht gesetzt werden. Europa, das während der orientalischen Wirren Sorge und Unruhe genug gehabt hat, wird sich entschieden vor einer Einmischung in die kubanische Frage hüten, da es durch vollständige Neu­tralität seinem der Erhaltung des Friedens gewidmeten Ziele allein in ausreichendem Maße zu dienen im Stande ist.

Landesnachrichten.

* Alten steig, 4. Okt. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich, werden am nächsten Mittwoch und Donners­tag die Vorstellungen des Kinematographen, die sich überall des regsten Interesses des Publikums erfreuen, auch hier eröffnet werden. Der Kinematograph zeigt uns wiederbelebte photographische Augenblicksbilder; man sieht da z. B., wie ein Regiment Infanterie, mit Musik an der Spitze und umschwärmt von der Jugend, vorüberzieht. Ein anderes Bild zeigt uns einen in den Bahnhof einfahrenden Zug; die Thüren der Wagenteile öffnen sich, die Fahrgäste steigen aus und eilen davon, andere steigen in den Zug ein u. s. w. Der Kinematograph bietet eine wirklich überraschende Sehenswürdigkeit und es kann daher der Besuch der Vorstellung warm empfohlen werden.

* Walddorf, 4. Okt. Dem hies. Rappenwirt wurden für den Ertrag eines Apfelbaumes 150 Mk. geboten, jedoch vergebens, da er auf feiner Forderung von 160 Mk. verharrte. Wenn man den Zentner Aepfel zu Mk. 7. rechnet, so muß der Baum also etwa 23 Zentner Früchte tragen. Wahrhaftig ein schöner Segen!

-n. Nagold, 4. Okt. Die am letzten Samstag hier veranstaltete Ausstellung von Jungvieh, mit der eine Prämierung für preiswürdige Tiere seitens der Viehzuchtgenossenschaft unseres Bezirks verbunden war, erfreute sich reger Teilnahme und allseitigen Interesses. Zur Besichtigung waren beigetrieben 14 Stück Farren bis zu 1 Jahr alt, 12 Rinder bis zu 1 Jahr und 27 Kalbeln ein- bis zweijährig. Die ausgestellten Tiere waren säst ohne Ausnahme von schönem kräftigem Bau in reinen Formen des Simmenthaler Schlags. Es mag den Preisrichtern die Wahl oft schwer gefallen sein unter den jungen Zuchttieren. Es wurden Preise von 10 bis 30 Mk., im ganzen rund 600 Mk. aus­geteilt. Die Ausstellung lieferte aufs neue den Beweis, daß durch den Aufkauf von geeignetem Jungvieh im Ausland zur Nachzucht der Viehschlag im Bezirk ein recht schöner wurde.

* Reichenbach, OA. Freudenstadt. Die Re­

stauration unserer alten Klosterkirche, die unter der Leitung des Oberbaurats v. Sauter durchgeführt wurde, ist nunmehr nach vierjähriger Arbeit vollendet. Chor und Turm sind vollständig neu gebaut worden. Der ursprünglichen Anlage der Kirche entsprechend zeigt das Langhaus frühromanischen, der Chor und die Vorhalle spätromanischen Stil. Es herrscht in der Gemeinde große Freude über das wohlgelungene Werk, das schon, solange es noch im Werden begriffen war, die Blicke vieler Fremden auf sich zog. Als besonders gelungen dürfte der Chor zu bezeichnen sein. Einen imposanten Anblick gewährt die Kirche, wenn man von der zur Rechten des Murgthals gelegenen Höhe herabkommt. Die Gemeinde rüstet sich, das Fest der auf den 10. Oktober festgesetzten Kircheinweihung wür­dig zu begeben. (St.-Anz.)

* Rottweil, 1. Okt. (Strafkammer.) Die erst am 17. September v. I. nach Verbüßung einer 15- monatlichen Gefängnisstrafe aus der Strafanstalt ent­lassene Fabrikarbeiterin Karoline Küstner von Freuden­stadt, eine trotz ihres jugendlichen Alters wegen Ver­gehen gegen fremdes Eigentum schon mehrfach bestrafte

Person, hat schon am 17. Dez. v. Js. der mit ihr im gleichen Hause wohnenden Friederike Bruder aus einem Schreibpult zwei Thalerstücke entwendet, und war auch verdächtig, am 29. Juni d. I. derselben Bruder aber­mals 3 Thalerstücke gestohlen zu haben. Dieser Dieb­stahl war ihr wieder nicht mit Sicherheit nachzuweisen und so erfolgte bezüglich derselben Freisprechung. Dagegen wurde sie wegen des elfteren Diebstahls mit Rücksicht aus ihre rascbe, einen entschiedenen Hang zum Stehlen verratende Rückfälligkeit und ihre zahlreichen zum Teil empfindlichen Diebstahlsvorstrafen zu der Zuchthausstrafe von 1 Jahr verurteilt.

* Stuttgart, 2. Okt. Die unter der Leitung des Kultusministers stattgehabten Beratungen der Volks­schulkommission sind zu Ende geführt, das Ergebnis der Beratung wird jedoch geheim gehalten.

* Stuttgart, 2. Oktober. Die Steuer-Kommis- sion der 2. Kammer tritt am 19. Oktober zusammen, die Verfassungs-Kommission in der letzten Oktoberwoche. Ueber den Zusammentritt des Landtags ist noch keine Entschließung getroffen.

* Das Regierungsblatt vom 30. Sept. enthält eine Verfügung der Ministerien des Innern und der Finan­zen vom 16. Sept., betr. die Vornahme einer Vieh­zählung in Württemberg am 1. Dez. 1897.

* Das Cannstatter Volksfest ist im allgemeinen gut verlaufen, insofern nämlich das Wetter Prächtig war und die Wirte und Schaubudenbesitzer ein flottes Geschäft machen konnten; dagegen war der Radau größer als je und artete vielfach in Rohheiten und Schlägereien aus.Jedem Tierchen sein Pläsierchen" ist zwar ein berechtigter Wunsch, daß aber alle nied­rigen Leidenschaften des Menschen beim Cannstatter Volksfest zum wilden Ausbruch gebracht werden dürfen, das geht über das erlaubte Vergnügen doch weit hinaus. Das einfachste wäre wohl, man würde das landwirt­schaftliche Hauptfest abwechslungsweife in den größten Städten des Landes oder an geeigneten Verkehrsmittel­punkten abhalten und nicht gerade für den Stuttgarter Mob in Cannstatt. Am Hauptfesttage wurde ein Vater, der das rohe Anfassen seiner Tochter nicht dulden wollte, von einigen richtigen Volksfestbesuchern blutig geschlagen, so daß er ins Krankenhaus verbracht werden mußte; uud so etwas nennt man dannVolks­fest-Vergnügen" !

Z Markgröningen, 3. Oktbr. Soeben wird hier bekannt, daß auf dem nahen Appeleshof ein Bauer, der in beständigem Streit mit seiner Frau lebte, auf seinen Schwager, zu dem sich die Aermste geflüchtet hatte, mit gezücktem Messer eindrang; dieser jedoch gab einen Schuß auf den Bauern ab, der den An­greifer niederstreckte. Der Thäter stellte sich selbst dem Gericht.

* (Verschiedenes.) In Cannstatt fand letzte Woche ein Straßenwart auf einem Stein- und Sandlagerplatz beim Schwanengarten in der Nähe der Karlsbrücke acht leere Portemonnaies, die ohne Zweifel auf dem Volksfestplatz entwendet und ihres Inhalts entleert worden sind. Ueberdies wurde eine größere Anzahl von Gegenständen (Schirme, Stöcke, Taschen rc.) daselbst gefunden. Der Gemeindepfleger Kyriß von Nord heim ist seit letzten Montag verschwunden. Derselbe ging angeblich zu einem Arzt nach Thamm, wurde aber auf dem Volksfest in Cannstatt gesehen. Eine sofort vorgenommene Revision seiner Kasse soll einen beträchtlichen Abmangel ergeben haben. Am Mittwoch kam der Taglöhner Heinrich Endreß von Sind ringen, Vater von 3 Kindern, unter einen Wagen, wobei er durch die Räder so schwer verletzt wurde, daß er nach kurzer Zeit starb. In Lin- dorf wurde Acctser und Gemeindepfleger Höger wegen Unterschlagung von ca. 600 Mk. verhaftet.

Im

Hausgange des Fabrikarbeiter Krafft'schen Hauses in Bruchhausen bei Karlsruhe spielte eine Anzahl Kinder. Der 14jährige Sohn Kraffts erzürnte