wiesen, daß in Altensteig eine sehr bedeutende Verkehrsvermehrung eingetreten ist und daß es deshalb notwendig ist, Verbesserungen in den Stationsein- richtungeu vorzunehmen, insbesondere eme Holzverlade­rampe zu schaffen. Es ist ganz richtig, daß in Alten­steig eine sehr namhafte Verkehrssteigerung zu verzeichnen ist. Im Jahre 1893 kamen 675 Wagenladungen an und im Jahre 1896 waren es 1528; also hier ist eine außerordentliche Steigerung des Verkehrs eingetreten und die Verwaltung anerkennt deshalb die Notwendigkeit, auf dem Bahnhof Altensteig eine Reihe von Er­weiterungen vornehmen zu müssen, insbesondere, wie der Herr Abg. v. Gültlingen angeregt und gewünscht hat, eine Holzverladerampe zu schaffen. Die Pläne hiefür werden zur Zeit ausgearbeitet und die Aus­führung dieser Arbeiten mit der Ausführung der Neu­anlage wird erfolgen, sobald es irgend angeht. Dann hat er noch einen anderen Wunsch, der diese Bahn­strecke betrifft, ausgesprochen, nämlich für Bern eck ein Stationsgebäude einzurichten. Vielleicht finde ich in diesem Wunsche die Erklärung dafür, daß er kürz­lich für Engelsbrand so lebhaft eingetreten ist. Es besteht da vielleicht ein gewisser Zusammenhang. Nun, die Verwaltung ist gegenwärtig damit beschäftigt, die Frage zu untersuchen, ob es notwendig ist, für Berneck, wo der Verkehr sich allerdings auch gegen früher ge­steigert hat, ein solches Stationsgebäude, und in welchem Umfang, zu errichten. Das kann nach den Umständen auch mit der Rücksicht auf den Dienstbetrieb sich notwendig erweisen, weil dort ein Wärter unter­gebracht werden soll. Jedenfalls wird die Ausführung eines solchen Planes wesentlich erleichtert, wenn die Interessenten geneigt sind, Beiträge zu leisten, und der Gutsherrschaft von Berneck ist es ja auch hier anheimzugeben, durch einen namhaften Beitrag ihrer­seits ein Opfer für den Gesamtverkehr zu bringen.

* Stuttgart, 8 . Juni. Heute morgen 10 Uhr fand in Hohenheim im Balkonsaale des Schlosses die 42. Wanderversammlung württembergischer Landwirte statt, wozu S. M. der König, Minister v. Pischek, Präs. Frhr. v. Ow, mehrere Abgeordnete und eine ziemlich große Anzahl von Landwirten sich eingefunden hatten. Zunächst begrüßten die beiden Vorstände Frhr. v. Neurath-Stuttgart und Direktor Strebel-Hohenbeim S. Majestät und die Versammlung und sprachen die Bitte aus, S. Majestät möge nach Kräften der Land­wirtschaft in dem schweren gegenwärtigen Kampfe zur Seite stehen. S. M. der König, welcher von einem donnernden Hoch, ausgebracht von Herrn Minister v. Pischek, begrüßt worden, erwiderte sodann: Indem ich Ihnen meinen herzlichsten und wärmsten Dank für die Begrüßung ausspreche, gereicht es mir zu hoher Freude, in Ihrer Mitte erscheinen zu können und Ihnen damit

zu bekunden, daß ich und meine Regierung der Land­wirtschaft lebhaftes Interesse entgegenbringen. Meine aufrichtigsten Wünsche sind es, daß die trüben Zeiten, welche in einer Reihe von Jahren über der Landwirt­schaft geschwebt haben, in bald möglichst kurzer Zeit sich überwinden lassen und Zustände uns entgegenführen, welche die edelste und beste Liebe, nämlich die zu Haus, Hof und der eigenen Scholle vergrößern und erhöhen mögen. Meine besten und aufrichtigsten Wünsche also begleiten die Verhandlung des heutigen Tages, möge sie nutzbringend werden für die Wohl­fahrt und Hebung der Landwirtschaft. Mit diesem nochmals mein wärmstes und herzlichstes Interesse zu bekunden, ist meine angenehme Pflicht und ich fordere Sie auf, mit mir in den Ruf einzustimmen: unsere heimatliche, väterliche Landwirtschaft, sie lebe hoch! Hierauf referierte Oekonomierat Spieß-Künzelsau über die voraussichtliche Wirkung des bevorstehenden Ein­kommensteuergesetzes auf die Landwirtschaft. Redner stellt sich auf den Standpunkt, daß das volle Ein­kommensteuergesetz auch bezgl. der Landwirtschaft nütz- licher wirken würde als ein partielles, wie es gegen­wärtig vorliegt und schildert die Entwicklung des Steuergesetzes. Redner hat 4 Bedenken gegen das neue Einkommensteuergesetz, nämlich gegen das umständ­liche Fatieren, das Existenzminimum, die Beibehaltung der Ertragssteuer und die Besteuerungsart der Ge­werbetreibenden als eine einseitige Abänderung des Gewerbeertragskatasters. Die Landwirtschaft leide schwer, die Getreidepreise seien so außerordentlich ge­sunken, die Arbeitslöhne dagegen gestiegen und die Landwirtschaft habe sich darüber zu beklagen, daß fast gar keine Arbeiter mehr zu finden sind. Doch das ist der Landwirtschaft geblieben, schließt Redner, die Anhänglichheit an Scholle und Arbeit, das Vertrauen zur Regierung, die Treue und Liebe zum Vater­lande und zu dem angestammten Herrscherhause (Bravo.) Mögen auch schwere Zeiten kommen, die Landwirtschaft lasse sich die Arbeit nicht verdrießen und denke nicht an einen Normalarbeitstag. Beifall belohnte die Aus­führungen des Redners, worauf Präsident v. Ow im Großen und Ganzen sein Einverständnis mit den Aus­führungen des Berichterstatters ausspricht. Die Haupt­sache sei, wie diese 4 Bedenkest beseitigt werden können. Die Einschätzung werde sich mehr oder weniger schablonen­haft vollziehen und er sei für den Antrag, daß der Durchschnitt des Einkommens in den letzten 3 Jahren der ersten Einschätzung zugrunde liege. Schwierig sei es, die Kataster richtig zu stellen. Wenn man die Ertragssteuer beseitige, müsse man zur Einkommens­steuer eine Ergänzungssteuer in Form von Vermögens­und Erbschaftssteuern hinzufügen. Die Hauptsache bleibe, daß man einer besseren landw. Zert entgegen­

gehe und bessere Getreidepreise bekomme. Nachdem L

S. Maj. der König sich entfernt hatte, folgte Nr. 4 ^

der Tagesordnung, das Referat des Professors Dr. §

Mack-Hohenheim über die Bedeutung der Elektrotechnik Z für die Landwirtschaft. Er hebt die Vorzüge der - Elektrizität hervor, die Einfachheit, die weitgehende L Teilbarkeit, die Verminderung der Feuersgefahr und N die Sauberkeit und weist dies an einem im Saale s aufgestellten kleinen Elektromotor und einer Modell- ^ Maschine nach. Correferent Direktor Strebel-Hohen- 8 heim bemerkt, ein Vergleich zwischen einem Lokomobil- H

betrieb und einem Elektromotor falle zu Ungunsten des Z

ersteren aus, letzterer sei sehr leicht durch einen Mann >° zu transportieren, leicht aufzustellen und leicht in Be- trieb zu setzen. Für die Beschaffung und Ausnützung 8 der Elektrizität gebe es 3 Fälle 1 ) Man bezieht oder 8 kauft den Strom von einer größeren Centrale, 2 ) man « nützt den elektr. Strom bereits vorhandener Motoren Z besser aus und verwendet übrige Kräfte besser und 3) ^

man richtet selbstständige Elektrizitätswerke ein. Ein ^

elektrischer Pflug sei geeigneter als ein Dampf- -

Pflug. Der elektrische Betrieb sollte auch in Hohen- ^ heim eingeführt werden. Redner erklärt die Einrich- tung, wozu ein Aufwand von 150 OM Mark nötig Z sei. Die jährlichen Ausgaben würden sich auf ^

17 300 Mark belaufen. Hierauf berichtete Professor ^

Dr. Morgen-Hohenheim über zweckmäßige Auswahl 2 ,

und Anwendung der Kraftfuttermittel unter Berück- Z sichtigung der Beschaffenheit des Grundfutters, das er 2 näher ausführt. Redner giebt ein Mittel für die ^

Landwirte an, das darin besteht, daß sie sich an die Z

Versuchsstation wenden, wo man ihnen selbst den guten « Rat kostenfrei und gerne erteile, nur dürften die An- "0 fragen nicht zu allgemein geholtem sein; und bittet ^ darüber der Versuchsstation zu berichten, wie die Vor- ^ schlüge derselben sich in der Praxis bewährt haben. Frage in Nr. 2 der Tagesordnung:Liegt es im ^ Interesse unsererLandwirtschaft, noch weitere Molkereien ^

in's Leben zu rufen," bejahte der Berichterstatter A

Bankdirektor Landauer-Gerabronn. Er hebt die rasche Entwicklung der Molkereien in einem Zeitraum von 20 Jahren hervor und die Fabrikation von Butter, ^ wobei das Centrifugalverfahren das beste sei. Als A

Vorstände für die nächste im Schwarzwaldkreise abzu- P haltende Wanderversammlung wurden Frhr. v. Fischer ^ zu.Jhingen, Dr. Leemann-Tübingen und als deren Vertreter Frhr. v. Cotta und Dr. Kraus von Ammer- ^ Hof gewählt. Gegen 1 ?/- Uhr schloß die Verhand- S lung, an welche sich ein gemeinschaftliches Mittagessen 5 anschloß. Nach dem Mittagessen, bei welchem manches « Hoch ausgebracht wurde, wurden neuere Maschinen .«

und Geräte im Betriebe vorgeführt, welche allgemeine ^

Anerkennung fanden. s

Unsere Manzen.

(Fortsetzung.)

Die Stechpalme soll nach der Legende von jenen Palmen abstammen, welche man in Zion dem Herrn streute. Als dann die Juden statt Hosianna schrieen kreuzige ihn, erhielten jene Palmen Dornen, welche zum ewigen Gedächtnis an jene Schande auch winters grünen müssen. Der botanische Name Ilex aquikolium kommt nicht von aqua, das Wasser, son- ndern von avus, die Nadel her. Die Stechpalme spielt in Hannover dieselbe Rolle wie bei uns die Wa­cholderpfefferrute. In England ist die Stechpalme das Pfingstreis an den Hausthüren und heißt dort üoll^- heilig. Namentlich verwenden in England die Metzger Stechpalmen zur Ausschmückung der Schaufenster. Bei uns gottlob nicht, den sonst hätten wir längst diesen frischen reizenden Schmuck unserer Wälder verlieren müssen. Wir kennen die Stechpalme nur als Busch. Bei Bremen ist aber eine Stechpalmhecke, welche bis zu 10 in hohe Stämme mit bis zu 66 vm Umfang aufweist. Aber selbst wenn sie wollte, so dürfte die Stechpalme bei uns sich keines froheren Gedeihens, keiner weiteren Verbreitung erfreuen, seit es Mode ge­worden ist, Kränze aus Stechpalmreisern zu flechten. Den Naturfreund muß es mit Grimm erfüllen, wenn er mit ansieht, wie ganze Wagenladungen des jungen, frischen, glänzenden Schwarzwaldschmucks nach Stutt­gart wandern müssen.

Scheffel singt:

O wolle nicht den Rosenstrauß huldvoll als Gruß mir reichen, Ein immergrünes Stechpalmreis, sei unserer Lieb' das Zeichen. Der Blätter Kranz im stillen Glanz, die reifende Frucht beschützet, Und fremde Hand, die ohn' Verstand d'ran tastet, wird geritzet. Die Rose prangt, doch kommt der Herbst, steht sie verwelkt und trauert Des Stechpalmblatts bescheiden Grün, den Winter überdauert.

Der Epheu oder volkstümlich Ewigheu galt als Schmarozpflanze, die sich vom Safte anderer Pflanzen nährt, das ist aber Verleumdung, sie ist selbständig. Bei den alten Griechen war der Epheu dem Wein­gotte Bacchus, populär Bachus, geweiht; als dieser, der Sohn des Zeus und einer Königstochter, geboren

war, trachtete ihm Hera, die Gattin des Zeus, nach dem Leben, aber eine rasch emporwachsende Epheu- ranke deckte den kleinen Bachus und rettete ihm das Leben. Becher und Thyrsosstab der Bacchanten waren mit Epheu geschmückt und bei einem größeren Gast­mahl trug man Epheukränze, die das Haupt kühlen und die Trunkenheit mäßigen sollten. Entweder hat man heutzutage dies nicht mehr nötig, oder hat man eingesehen, daß es nichts mehr hilft. Von Griechen­land kam der Epheu über Italien nach Deutschland und in dem vor allem dem Gott des Weins geweihten Rheingau hängt der Weingärtner, der selber schänkt, heute noch einen Epheukranz heraus.

Die ersten Christen betteten ihre Toten auf Epheu, um das Fortleben nach dem Tode anzudeuten, während die Heiden Cypressen hiezu verwendeten, welche, ein­mal abgehauen, nie wieder ausschlagen.

Im Mittelalter war derjenige gegen Halsweh und Bräune gesichert, der mit einem Löffel aus Epheuholz . In Ostpreußen herrscht der Glaube, daß zwi­schen Eheleuten Zank entsteht, wenn Epheu in der Stube gepflegt wird. Ein wegen seines Alters und seiner Schönheit berühmter Epheu ziert das Heidel­berger Schloß.

Eine graue Burgruine Steht im Abendsonnenglanz Epheu schlingt, der immergrüne,

Um die Trümmer seinen Kranz.

Oonvallaria inajalis, die Maiblume, war der Göttin Ostara geweiht, von welcher der Name Ostern abgeleitet ist. Sie war die Schwester des Donnerers Donnar und wurde verehrt als die Göttin des auf­steigenden Lichts, der strahlenden Morgenröte und des nahenden Frühlings.

Der Ostara zu Ehren wurden im Frühling Feuer angezündet, in welche man als Opfergabe Maiblumen warf. In den Maifesten trugen Jungfrauen und Jünglinge als schönsten Schmuck Maiblumen, welche im Rufe standen, Glück in der Liede zu bringen.

Gott der Liebe, weißer Baldur Neige hold dich unfern Grüßen: Blumen rein wie unsere Herzen Legen wir dir gern zu Füßen.' Und den Opferstein umwandelnd Warfen sie die Heilgen Kräuter Lichte Glocken, lichte Flocken Lichte Sterne auf die Scheiter.

In mondhellen Nächten erscheint auch wohl eine weiße göttlicheJungfrau mit Maiblumen geschmückt, deren Glöckchen wie Silber glänzen. Ihr Kommen bedeutet jedesmal ein nahes fröhliches Familienereignis oder sonst eine freudige Ueberraschung.

Im Mittelalter wurde die Maiblume häufig als Heilkraut gegen Schlagfluß verwendet. Ganz besonderes Ansehen genoß die vielblütige Maiblume douvallaris. multiüora, das Salomonssiegel; so genannt von der narbenreichen Wurzel. Salomo soll die Pflanze beim Tempelbau zum Zersprengen der Felsen benützt und ihr sein Siegel aufgedrückt haben. So wurde die Wurzel zu der berühmten Springwurzel, welche neben der Wünschelrute den mächtigsten Zauber besaß und für den Besitzer von unschätzbarem Wert war zum Heben verborgener Schätze.

Es ist nicht zu verwundern, daß von jeher Sage und Dichtung sich mit so großer Liebe der Maienblume angenommen haben, denn der zierliche Bau der aus tiefgrüner Blattscheide hervorsprießenden Blume, ihr zar­tes Weiß und ihr süßer Duft ist an sich schon ein Gedicht.

Maienglöcklein läuten wieder, Denn der Frühling ziehet ein Und der Vögel Helle Lieder Heißen ihn willkommen sein.

Und mit Sonnenschein beladen Und mit Blumenduft besät Nahet er mit Gottes Gnaden Er des Frühlings Majestät.

Und er spricht zu ihnen allen: Hört ihr Sänger groß und klein Jeder singe nach Gefallen Frei soll alles Singen sein.

Und die Maienglöcklein klangen Niemals noch so hell und laut Und die kleinen Vögel sangen Niemals noch so hold und traut.

Und an eines Berges Halde Schlägt er auf sein KönigSzelt Und beruft aus Feld und Walde Hin zu sich die Sängerwelt.

Warum klingen doch die Lieder Und die Glöcklein weit und breit? Ja, dem Frühling gilt eS wieder Mehr doch gilt? der Singfreiheit. Hoffm. v. Fallersleben. (Fortsetzung folgt.)

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