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Mittwocb, 9. Juni

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungspreiS -. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 ^ di« 1spalt.Zeile

1897.

Die realistische Profefsoratspriifung hat u. a. mit Erfolg be­standen: Heinrich Sturm, Reallehrer in Nagold.

D Verlängerung des Waffenstillstandes.

Die Türkei hat in die Verlängerung der ursprüng­lich nur sür dreizehn Tage bestimmten Waffenruhe ein­gewilligt. Die Friedensverhandlungen in Konstanti­nopel haben ihren höchst bescheidenen Anfang genommen. Zwischen den Mächten ist hin- und hergedrahtet wor­den; eine gewisse Uebereinstimmung scheint ja erzielt zu sein.

Die Psorte scheint zunächst ihr Hauptaugenmerk aus Kreta richten zu wollen. Im Hinblick daraus, daß jüngst trotz der Anwesenheit der Truppenkontingente der Mächte von den Türken in der Umgebung von Candia Metzeleien begangen worden, nnd der Gou­verneur dem Pöbel gegenüber machtlos sei, hat einer Meldung des Standard aus Konstantinopel zufolge der Ministerrat die Aufmerksamkeit der Mächte auf die unbefriedigende Lage auf Kreta gelenkt und die Ansicht ausgesprochen, daß die Türkei mit der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung auf der Insel betraut werden sollte. Die Türkei mit dieser Aufgabe betrauen, hieße den Bock zum Gärtner machen. Immerhin deuten aber verschiedene Anzeichen, so besonders der Umstand, daß die Reorganisation der türkischen Marine Eng­land überlassen werden soll, darauf hin, daß die Pforte eine Schwenkung zu England vollzogen hat, bei wel­chem es eine Stütze sür seine Ansprüche zu finden hofft. Ob mit Recht, wird bald der Gang der Ereig­nisse lehren.

Die griechische Regierung teilte den. Gesandten mit, daß sie jede Verantwortung für die neuerliche Verschlimmerung der Lage auf Kreta ablehnen müsse. Sie haben den Vertretern der Aufständischen auf deren Frage ausdrücklich angeraten, die Autonomie seitens der Mächte anzunehmen und aus die baldige Ausschrei­bung der Wahlen zum Landtag zu dringen. Die Kreter aber erwiderten, daß die Haltung mehrerer Konsuln, besonders die des englischen, zu größtem Mißtrauen Veranlassung gebe. Die Forderung der Kreter, nach

dem Abgänge der griechischen Truppen nun auch die türkischen Truppen abzuberufen, werde von den Konsuln als unmöglich bezeichnet, und die Protesttelegramme der Mohammedaner au den Sultan, worin um die Zurücklassung der türkischen Truppen gebeten wird, seien ebenfalls auf Anraten mehrerer Konsuln abge­sandt worden. Angesichts der allgemein anerkannten Notwendigkeit einer baldigen Lösung der Kretafrage hat die französische Regierung den Mächten gewisse Vorschläge bezüglich der Einführung der Autonomie auf Kreta unterbreitet. Darunter befindet sich: Er­richtung einer aus Ausländern bestehenden Gendarmerie; Beschaffung einer Anleihe für diesen Zweck und für die mit Einführung der neuen Verwaltung verbundenen Ausgaben; drittens die Wahl eines Gouverneurs. Diese Vorschläge werden von Rußland unterstützt, nnd man glaubt, daß sie auch von der englischen Regierung günstig ausgenommen worden sind. Bestätigt sich die letztere Annahme, dann dürfte den anarchistischen Zu­ständen auf Kreta alsbald ein Ziel gesetzt sein.

In Athen herrscht in bezug auf die Friedens­aussichten fortgesetzt eine sehr düstere Stimmung. Der entgegenkommende Ton in der Antwort der Pforte aus die Note der Mächte täusche die griechische Regierung nicht über die großen Schwierigkeiten des Friedensschlusses. Man nehme sogar an, daß die Friedensverhandlungen noch mehrere Monate andauern werden und daß während dieser Zeit die Dinge noch einen ganz andern Verlaus nehmen können. Jeden­falls habe sich die Türkei auf eine längere Dauer der Verhandlungen auch militärisch eingerichtet. Im Othrysgebirge stehen bereits fünf und. eine halbe Brigade, im ganzen 70000 Mann, und die ver­schiedenen Besatzungen Thessaliens belaufen sich auf 40 000 Mann. Die griechische Regierung verwende daher die kürzlich, eingetroffenen 2000 neuen Gewehre zur Ausbildung von Ersatzmannschaften, die die Ver­luste des Heeres ergänzen werden. Auch die Beman­nung der Flotte wird verstärkt, und bisher sei die Arbeit zur Vervollkommnung der Wehrkraft noch nicht einen Augenblick ausgesetzt worden.

Ein Zirkular der griechischen Geheimgesellschaft greift die Regierung an, da diese das Werk der Ge­sellschaft hindere, erklärt, die Gesellschafthabe 3000 Mann bewaffnet, und appelliert an alle Mitglieder der Ge­sellschaft, jede antinationale Lösung zu verhindern. Es heißt sodann weiter, das begonnene Werk könne erst dann unterbrochen werden, wenn die von Rechts­wegen Griechenland zustehenden Provinzen frei würden. Der Verwaltungsrat derEthnike Hatairia" lege jedem Mitglieds der Gesellschaft dringend ans Herz, alles in seinen Kräften stehende zu thun, um den Ausbruch des Krieges herbeizuführen und jede Lösung zu verhindern, die nur Flickwerk wäre.

Württsmbergischer Landtag

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 4. Juni. (144. Sitzung.) T.-O. Verkehrsanstalten-Etot, Post und Telegraphen. Das Haus fährt in der Beratung des Postetats fort. Be­richterstatter ist Abg. Bürk. Zu Titel 18, Unter­bedienstete, liegt eine Petition der Postunterbediensteten um Besserstellung vor. Abg. Bürk beantragt namens der Finanzkommission, die Beratung hierüber aus­zusetzen bis zur Beratung der neuen Gehaltsordnung. Der Antrag wird angenommen. Zu Titel 26, Tele­phon-Einrichtung, bringt Abg. v. Luz einen lokalen Wunsch seines Bezirks vor. Ministerialdirektor v. Zluhan sagt dem Vorredner Berücksichtigung zu und giebt dem Abg. Haffner im Nachtrag zu seinen gestrigen Bemerkungen Auskunft über die Telephon- Einrichtungen im Bezirk Calw. Abg. Haffner dankt.

- Zu Titel 31,Aufwand auf Gebäude" giebt Be­richterstatter Bürk eingehende Erläuterungen. Die Kommission beantragt Genehmigung einschließlich des Postgebäudes in Balingen, das ursprünglich abgelehnt werden sollte, da ein Streit darüber entstand, wo das Postgebäude errichtet werden soll. Die Differenzen sind, wie es scheint, teilweise ausgeglichen und wird nun Genehmigung beantragt. Abg. K. Haußmann hält es für zweckmäßig, das Postgebäude inmitten der Stadt zu belassen. Es sei dies richtiger als am

Unsere Manzen

nach ihren deutschen Bolksnamen, ihrer Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, in Geschichte u. Litteratur.

(Fortsetzung.)

Rötlich schimmern durchs Tannengrün ragende Stämme der Föhren". Die Föhre, Förle, Forle, Fohre, Forche, althochdeutsch Foraha, mittelhochdeutsch volles dürste mitfeure" Feuer Zusammenhängen. Wegen des Kiengehalts heißt sie Kienföhre und dies lautet verkürzt Kiefer. Leider hat keiner der sechs Namen dem Schwarzwälder Bauern zu gefallen vermocht und er hat den 7. erfunden, meiner Ansicht nach aber den ungeeignetsten, er heißt sie Machte. So ungeschickt diese Bezeichnung ist, da sie zu endlosen Verwechs­lungen mit der wirklichen Fichte führen muß, so gebe ich mich keiner Hoffnung hin, zu erleben, daß dieser Unsinn ausstirbt. Die Forche ist der geborene Lücken­büßer. Wo gar nichts mehr wachsen will von Holz- Pflanzen, da ist die letzte Hoffnung die Forche. Wir wären wahrlich ohne sie übel d'ran, nicht nur im höch­sten Gebirge muß sie als Legforche, Lartsche, Zirbel­kiefer und so Wetter noch Herbalten, dadurch, daß sie Bergstürzen und Lawinen vorbeugt, Hochmoore vor gänzlicher Sterilität bewahrt, für die übrige Pflanzen­welt noch einen Schutz gewährt, für die Tierwelt den Aufenthalt ermöglicht; auch im Mittelgebirge und in der Ebene wüßte man sich ohne Forchen oft nicht zu helfen. Und doch wirft sie (nebenbei bemerkt) so hohe Erträge ab. Die eigentliche Bedeutung der Forche kennt aber erst der, der in der sandigen Rheinthalebene oder im Sande der Mark Brandenburg die nicht auf­hören wollenden Forchenwälder kennen gelernt hat. Hier nistet kein Vogel, hier fließt keine Quelle, die

Luft ist still und schwül, jede Pflanze erstirbt in dem heißen nadelbedeckten Sande. Kaum das Haidekraut strickt da und dort sein halbverdorrtes Büßergewand über die Erde; es ist ein großer verlassener Wald­kirchhof, umsonst sucht das Äuge zwischen den rauh­borkigen Säulen nach Leben, bis es müde auf dem gelbgrauen Sandpfade haftet und die Ameisenkarawanen betrachtet, die darauf hin und herziehen und die Miriaden von kleinen Mücken, die in der Sonne geigen. Der Eindruck der Sterilität und Verlassenheit über­fällt in seiner ganzen Schwere Herz und Sinn. Die Form der Forche ist sehr veränderlich. Die Fichte kennt man von Weitem an der pyramidenförmigen Spitze, während die Weißtanne wenigstens im Alter immer oben eine Art Storchennest bildet. Die Forche aber hält sich an gar keine Regel, höchstens daß sie recht unregelmäßig ist. Auf der Markung Egenhausen stehen einige Forchen, welche in einiger Entfernung kein Mensch sür Nadelholz-, sondern für Laubholz­bäume hält.

Eine bei uns vielverbreitete Abart ist die Wey- mouthsforche, aus Amerika eingeführt. Es mag Sie interessieren, daß die ältesten Stämme dieser Gattung im exotischen Garten in Hohenheim, einer lieblichen Schöpfung HerzogKarl's, stehen, welche er der Franziska zu Gefallen anlegte. Einen ganzen Bestand dieser Holzart hat das Nachbarrevier Hofstett.

Ueberaus zierlich und graziös ist dieser Baum in seiner Jugend mit dem glatten Schaft und den feinen, dünnen und langen Nadeln, welche mit dem leisesten Windhauch spielen.

Dort auf der Haide stehet Träumend ein Föhrenbaum.

Drin fitzt ein junger Vogel Der fingt ihm aus dem Traum.

Was schwatzest Du mir Vogel,

Vom fernen grünen Rhein,

Von Traubenblut und Minne Gesang und Sonnenschein?

Ich möchte dort nicht weilen.

Ist Haid auch grau und trüb,

Die alte heil'ge Mutter

Ich Hab' sie gar zu lieb. Hölty.

Der treueste Begleiter der Forche ist das liebliche Haidekraut. In die dürresten Sandwüsten, in die unwirtlichste Einöde begleitet das Haidekraut Erica ihre Freundin und umblüht sie, ja man könnte meinen, die kleineErica wolle die knorrige Forche durch das freund­liche Lächeln ihrer tausendfachen Blüten trösten über die vielen Entbehrungen und versöhnen mit dem Schicksal, das sie den rauhen Stürmen der Haide preisgiebt.

Und selbst da, wo die bescheidene Freundin Forche trotz aller Entsagung nicht mehr zu grünen vermag, da siedelt sich noch die Haide an und lächelt uns unter honigsüßen Thränen noch an; ja sie versteht es auch, den verlassensten, wildesten Gegenden einen zauber­haften Reiz zu verleihen. Treten wir hinaus auf ein endlos weites Gefilde, Sand nichts als Sand, kein Baum, kein Strauch, die Luft flimmert m glühender Sonnenhitze, ein leiser Windhauch zieht über die Haide und läßt die blütenbesetzten Stengel sich sanft wiegen oder einzeln stehende Grashalme sich schwingen, da plötzlich steigt eine Haidelerche hoch empor in den blauen Äether und läßt ihr Lied schmettern, das unsere Ge­danken in fröhlichere Bahnen lenkt; oder, steigen wir hinauf ins Gebirge alle Wohnstätten weit weit hinter uns lassend, immer höher und höher. Der Wald hat uns verlassen, die Legföhren sind unter uns geblieben, wir haben die Höhe erreicht. Vor uns eine schwarz­braune Ebene; durch niederes, mageres Gestrüpp blickt mit grünbraunem Auge eine kleine Wasserlache, dort