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Dienstag, 1. Juni

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Einrück- ungSpreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm- Einrückung 8 bei mehrmal.

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1887 .

Für de« Monat I««i

nehmen die Kgl. Postämter und Postboten Bestellungen aufAus den Tannen" nebst der Gratis-Beilage Der Sonntags-Gast" entgegen.

Die Expedition.

Amtliches.

Die niedere Post- und Telegraphendimstprüfung haben u. a. mit Erfolg bestanden: Goithilf Wizemann von Altensteig; Hein­rich Stahl von Nagold.

Uebertragen wurde die zweite Schulstelle in Möhingen, Dez. Herrenberg, dem Schullehrer Bäßler in Schlaltstall, Bez. Kirchheim-Owen.

Die Eröffnung der Schwurgerichissttzungen pro H. Quartal 1897 findet in Tübingen am Montag den 21. Juni 1897, vor­mittags 9 Uhr, in Rottweil am Mittwoch den 30. Juni 1897, vormittags 10 Uhr statt.

D Kanal Pläne.

Die Zeit des Verkehrs sucht immer nach neuen Wegen und der Kanal kommt neben der Eisenbahn wieder zu Ehren. Die Kanalbeförderung hat gegenüber der aus der Eisenbahn den Vorzug größerer Billigkeit und ein ungarischer Statistiker hat berechnet, daß die Transportkosten für eine Tonne und Kilometer auf Eisenbahnen aus 2,6 Kreuzer, auf natürlichen Flußlinien auf einen halben und auf Kanälen auf 0,6 Kreuzer zu stehen kommt. Man ersieht aus diesen einfachen Ziffern einen solchen Preisunterschied, daß die Herstellung von künstlichen Wasserstraßen auch dann noch lohnend ist, wenn sie mit erheblichen Kosten verknüpft ist. Dazu kommt der gewaltige Aufschwung der Technik, der alle Hindernisse fast spielend bewältigt und es sogar er­möglicht, Wasserstraßen über ganz ansehnliche Gebirgs­rücken zu führen. Es ist daher leicht erklärlich, daß die interessierten Kreise in allen Ländern aus die Hebung der Binnenschifffahrt bedacht sind; jetzt schon werden ein Viertel bis ein Drittel aller Frachten zu Wasser ausgesührt, und stets treten zahlreiche Pläne auf Verbesserung und Vermehrung der Wasserstraßen an die Oesientlichkeit.

Mit großen Anstrengungen hat Deutschland im Laufe der Zeiten sich wieder einen Teil seines früheren Welthandels erobert, aber noch hat es lange nicht so viel, als es haben könnte. Der Haupthandelsweg geht

Wochenrundfchau

In Stuttgart fand die Generalversammlung des württbg. Schntzvereins für Handel und Gewerbe statt. Der Verein zählt zur Zeit etwas über 1350 Mitglieder und die Vereinsleitung giebt sich in jeder Weise die größte Mühe, den Mitgliedern nützlich zu sein. Letztere erhallen auch in Privatangelegenheiten, z. B. bei Differenzen mit Lieferanten oder Kunden kostenfreie gründliche Beratung, Ausfertigung von Schriftstücken aller Art u. s. w., so daß es schon im eigenen Interesse jedes Kaufmannes und Gewerbe­treibenden im ganzen Lande liegen dürfte, sich gegen den geringen Jahresbeitrag von 30z Mk. in den Verein aufnehmen zu lassen; Politik wird in demselben nickt getrieben, wie aus dem allmonatlich erscheinenden VereinsorganGeschäftswehr" deutlich hervorgeht. Die Kammer der Abgeordneten ist letzte Woche in die Beratung des Ersenbahnetats eingetreten. Der Be­richterstatter Vizepräsident Dr. Kiene hob in seinem ersten Referat die Sparsamkeit und Fortschrittssreund- lichkeit der Eisenbahndirektion hervor. Einzelne Wünsche bleiben ja schließlich überall bestehen und deren Er­füllung hängt dann meist von äußeren Umständen ab, die nicht ohne weiteres beseitigt werden können. Der deutsche Reichstag ist am letzten Mittwoch bis 22. Juni vertagt worden; derselbe war seit letzten Montag doch wieder wenigstens beschlußfähig, nachdem die Obstruktionspolitik der Oppositionsparteien, durch absichtliches Wegbleiben einzelner Reichstagsabgcord- neter, um das Haus beschlußunfähig zu machen, eine zweite Rüge erfahren hat. Der Gesetzentwurf betr.

heute noch von Süd-Osten nach Nord-Westen, von Asien, Australien und Ost-Afrika über Port Said (Suez-Kanal) nach London und Hamburg. Durch den Suez-Kanal gehen jetzt schon jährlich 2000 Schiffe, und ihre Zahl nimmt stetig zu; sie bringen Natur­produkte aus fernen Weltteilen und führen dahin die Jndustrie-Erzeugnisse Europas. Nun zeigt ein Blick auf die Karte, daß die Schiffe von Port Said nach Hamburg einen weiten Umweg um Spanien und Por­tugal herum machen müssen. Von Port Said nach Hamburg beträgt der Seeweg 3316 und nach Stettin gar 3596 Seemeilen, während die direkte Entfernung von Port Said nach der Donau-Mündung 950 und von dort nach Stettin etwa 1000 Seemeilen beträgt; das sind 1850 gegen 3596 Seemeilen.

In Oesterreich geht man jetzt mit dem Plane um, die Oder und die Elbe durch tiefe Kanäle mit der Donau zu verbinden und so eine große Wasserstraße nicht nur für den Binnenverkehr, sondern auch für den Welthandel herzustellen. Die Schiffbarmachung der Donau selbst hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht: Zuerst wurde die Sulina-Mün- dung reguliert, dann ist das Eiserne Thor eröffnet worden, ferner wurde die Strecke von Preßburg bis an die Mündung der Raab korrigiert, und endlich sind für weitere Korrekturen der mittleren Donau von der ungarischen Regierung 50 Millionen Gulden bewilligt worden.

Nun hat das österreichische Handelsministerium die Vorarbeiten unternehmen lassen, um durch einen Kanal von Wien aus die Donau mit der Oder (bei Oder­berg) und von dort mit einer Abzweigung des Kanals nach Krakau auch mit der Weichsel zu verbinden. Da­neben kommt noch ein anderes Projekt in Betracht, nämlich die Verbindung von Wien mit Budweis, durch welche die Verbindung mit der Elbe durch die Moldau über Prag hergestellt würde.

Die Kosten für beide Kanäle sind im Voranschläge auf 201 Will. Gulden berechnet und ein französisches Konsortium hat sich zum Bau erboten, wenn ihm die Konzession erteilt wird. Das älteste deutsch-österreichische Kanalprojekt ist bekanntlich die Verbindung von Rhein (Main) und Donau durch den Ludwigs-Kanal, der vom Main bei Bamberg über Nürnberg in die Alt-

die Organisation des Handwerks ist doch noch in zweiter Lesung zu stände gekommen und wenn er auch manche Wünsche der nach einer Besserung ihrer Lage sich sehnenden Handwerker nicht erfüllt, so ist doch zu er­warten, daß auch das gegenüber der ersten Vorlage stark beschnipselte Gesetz noch immerhin Mittel und Wege eröffnet, um manche wohlthätige Einrichtung zu Gunsten des Handwerks zu schaffen. Zu den Leist, Wehlan, Schröder und Peters scheint jetzt Ostafrika ein neues Exemplar zu liefern, das bereitsin Begleitung eines Offiziers" unterwegs ist. Man wird da wohl wieder schöne Dinge zu hören bekommen. Es wäre vielleicht notwendig, eine Afrika-Moral festzustellen und unsere Ansichten über diewilden" Völkerschaften des schwarzen Erdteils einer gründlichen Revision zu unter­ziehen. Im österr. Landtag geht es zur Zeit noch schlimmer zu, als weiland im polnischen Reichstag. Wenn eine Sitzung einberusen wird erscheinen die Ab­geordneten alle, aber sobald die Beratungen beginnen sollen, verlangen die Gegner der badenischen Sprachen­verordnung zuerst die Erledigung der aus deren Auf­hebung gerichteten Petitionen. Wenn die politisch- tschechische Mehrheit mit dieser Tagesordnung einver­standen ist, so kommt es wohl zu einer Art Beratung, bevor aber diese deutschfeindliche Mehrheit die Petitionen niederstimmen kann, geht der Tumult von neuem los. Die Gegner ^ener Sprachenverordnung schlagen so lange mit Stöcken und Fäusten auf ihre Pulte, bis der Präsident den Hut aussetzr und geht. Der erste Präsident Kathrein ist durch diese Scenen so in Auf­regung geraten, daß er letzten Montag schon vor Be- ginn der Sitzung einen Ohnmachtsanfall bekam. Nun

mühl und durch diese in die Donau führt. Der Kanal kann seine Ausgabe nicht erfüllen, weil er zu klein ist; man muß ihn daher bedeutend vergrößern oder einen andern Kanal bauen und außerdem muß der Main von Frankfurt bis nach Bamberg kanalisiert werden. Es existieren dafür verschiedene Projekte; die Kosten einer leistungsfähigen Donau-Main-Verbindung werden auf ungefähr 120 Mill. Mk. geschätzt. Nachdem der bayrische Landtag die Kosten der Projektierung abge­lehnt hat, ist eine Sammlung aus Privatmitteln be­gonnen, an der sich die interessierten bayrischen Städte und hervorragende Firmen beteiligten. Prinz Ludwig interessiert sich sehr für die Sache (wie aus seiner Passauer Tafelrede hervorgeht) und für Bayern ist die Angelegenheit auch wohl schon entschieden.

Deutscher Reichstag.

D Berlin, 25. Mai. Heute wurde die zweite Beratung der Handwerkervorlage fortgesetzt. Die namentliche Abstimmung über den sozialdemokratischen Antrag zu 8 1001, der durch Wiederherstellung der Regierungsvorlage eine Rücksichtnahme auf die Orts­krankenkaffe bei der Bildung einer Jnnungskrankenkasse bezweckt, wurde wiederholt. Der Antrag wurde abge­lehnt. Zu ßZ 100 o und 100 s wurden Anträge des Abg. Richter abgelehnt, die unter Wiederherstellung der Regierungsvorlage für den Haushaltsplan der Zwangsinnung die Genehmigung der Auffichtsbehörde und die Schließung einer Zwangsinnung auf Antrag der Hälfte der Jnnungsmitglieder fordern. Der vom Abg. Richter beantragte 8 lOOlllliib (Gelächter), für die Vorbereitung der Wahlen zu den Handwerker­kammern und Jnnungsausschüssen die bezüglichen Be­stimmungen des Reichswahlgesetzes in Geltung zu setzen, wurde nach längerer Erörterung ebenfalls abgelehnt. Im übrigen wurde auch dieses Kapitel im wesentlichen nach den Kommissionsbeschlüssen genehmigt. Art. 2 des Entwurfs behandelt das Lehrlingswesen. Hier wurden einige Bestimmungen geändert. Der Rest der Vorlage gelangte debattelos zur Annahme. Die beiden namentlichen Äbstimmungen am Beginn und am Schluffe der Sitzung ergaben die Anwesenheit von 206 bezw. 208 Mitgliedern, also 7 bezw. 9 mehr, als zur abso- luten Mehrheit erforderlich waren.

mußten die beiden Vizepräsidenten die Siippe aus- löffeln und ein Beschluß kam abermals nicht zu Stande. Gras Badeni muß unter solchen Umständen entweder seine Sprachenverordnung zurückziehen oder aber demis­sionieren. Im spanischen Senat kam es infolge eines Beschlusses des nordamerikanischen Senats, der den Präsidenten Mac Kinley aufforderte, die Aufstän­dischen aus der Insel Kuba als kriegführende Partei anzuerkennen, zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem spanischen Minister des Auswärtigen, dem Herzog von Tetuan, und einem liberalen Senator, welch letzterer von dem Minister sogar beohrfeigt wurde. Der Minister ist zwar von seinem Amte zurückgetreten, allein die liberalen Senatoren wollen noch eine viel weitergehende Genugthuung haben und erscheinen des­wegen in den Senatssitzungen vorerst nicht mehr. Die Türken befolgen nach Einstellung der Feind­seligkeiten gegen Griechenland nun genau das griech. Rccept gegenüber den Großmächten. Edhem Pascha hat den Griechen zu wissen gethan, daß der Friede mit ihm abgeschlossen werden muß und zwar ohne Vermittelung der Großmächte. Darauf erklärte die griechische Regierung, sie habe die ganze An- gelegenheit den Großmächten übertragen; aber wenn es mit den Friedensverhandlungen nicht rasch vor­wärts geht, will Edhem Pascha die Feindseligkeiten wieder eröffnen. Nun ist die Not in Athen groß. Ueberdies scheinen die Großmächte damit einverstanden zu sein, daß die Griechen an die Türken 100 Mill. Mark Kriegsentschädigung zahlen und diesen überdies noch die von Elassona aus in die theffalische Tief- ebene führenden Pässe überlassen.