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Mustknoten zu beschaffen. Die anerkennenswerten Bestrebungen des Kirchenchors rechtfertigen zweifelsohne eine wohlwollende Handreichung.
* Alten steig, 24. Mai. Zwei bedauerliche Unglücksfälle sind beute zu verzeichnen. Die Frau des Schuhmachers Volz jr. beschäftigte sich vor dem Hause mit Reisspalten. Während der Vesperpause machte sich nun der etwa 10 Jahre alte Sohn des Taglöhners Müller am Spaltklotz zu schaffen. Sein jüngeres Brüderchen kam hiebei mit einer Hand dem Spaltklotz zu nahe, ein Hieb und 3 Fingerchen des bedauernswerten Kindes waren abgehauen. — Der zweite Fall betrifft leichtfertiges Schießen. Ein 16- jähriger Maurerlehrling schoß gestern mittag hinter dem Kameralamtsgebäude mit einem Wasserleitungsrohr. Plötzlich zerriß ein Schuß das Rohr und Teile desselben trafen den Sohn des Pflästerers Henßler in den Oberschenkel. Ein Stück konnte der Knabe noch selbst herausziehen, ein anderes blieb chm aber im Knochen stecken, so daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte.
* Altensteig, 24. Mai. Daß der Landwirt über große Kartoffeln oder große Kohlraben recht erbaut ist, ist erklärlich, daß aber seine Freude bei einem seltenen Segen im Stalle eine hohe ist, ist geradeso natürlich. So hatte dieser Tage Anna Seid, Witwe vonHofstett, das Glück, daß ihr eine Kuh 3 kräftige, gesunde gleich schwere Kälber zur Welt brachte, worüber nicht nur die Beschenkte, sondern auch die übrigen Einwohner der Gemeinde, wie uns der Ueberbringer der Mitteilung versichert, freudig überrascht worden sind. — Aber auch ein ital. Huhn hat letzter Tage eine Probe ihrer Legkunst abgelegt und zwar legte die ausnahmsweis vernünftige Henne ein Ei im Gewicht von 111 Gramm. Wer kein Feind guten Gerstensafts ist, kann sich das Ei bei Wirt Theurer hier ansehen.
* Neuenbürg, 21. Mai. Gestern abend entlud sich über das untere Amt von West nach Ost ein schweres Gewitter, das einen wolkenbruchartigen Regen, verbunden mit starkem Hagel, zur Folge hatte. Inwieweit der Hagel Schaden angerichtet hat, läßt sich jetzt noch nicht übersehen.
* Kirchheim u. T., 23. Mai. Heute beschlossen die bürgerlichen Kollegien den Ausbau der hiesigen Realschule, und zwar soll eine 7. Klasse zum ersten Male im Herbst 1898 errichtet werden.
* (Verschiedenes.) In Erlenbach wurde ein 75jähriger schwerhöriger Mann von einem Fuhr- werk überfahren, wobei er so schwere Verletzungen erlitt, daß er bald darauf starb. — In Forchten- berg wurde am letzten Donnerstag ein neues Schulgebäude eingeweiht. — Vergangene Woche brannte in Buchau das Wohnhaus des Friseurs Mauz vermutlich infolge eines Kamiubrandes bis auf den Grund nieder. — InLanfen verunglückte der Bauer Grimm beim Langholzführen, indem er beide Füße unter den schwerbeladenen Wagen brachte und dabei bedeutende Quetschungen davontrug. — In Wasseralfingen erlaubten sich einige junge Burschen in angeheitertem Zustand nachts zwischen 10 und 11 Uhr den dummen Streich einen leeren Eisenbahnwagen vom Güterschuppen weg auf das nach Ellwangen führende Geleise zu schieben, dort zu bremsen und durch Steine zu unterschlagen, auch zertrümmerten dieselben eine Signal
laterne. Des anderen Morgens konnte der dienst- thuende Bahnwärter das Hindernis noch rechtzeitig beseitigen, so daß ein großes Unglück verhütet wurde. Dasselbe wäre umso größer geworden, da am andern Morgen ein dichter Nebel herrschte und der Morgenzug rasch einherfährt. Die Thäter sind bereits durch die Landjägermannschaft festgestellt und werden Gelegenheit bekommen, über ihren mutwilligen Streich nachzudenken.
AuklLndischsß.
* Rom, 21. Mai. In Neapel bereitet sich ein großer Skandal-Prozeß vor. Eine Untersuchung hat nämlich konstatiert, daß in den letzten zwei Jahren in dem Kinderasyl Santa Annunziata von 890 Kindern 887 starben. Nach dem Neapeler Blatt „Don Marzio" ist die jährliche Kindersterblichkeit im Asyl auf 85 Prozent festgestellt.
* Paris, 21. Mai. Die Audienz, welche der Fürst von Bulgarien bei dem Präsidenten Faure hatte, dauerte ungewöhnlich lange. Es heißt, daß Fürst Ferdinand vor dieser Audienz wichtige Unterredungen, darunter eine mit dem russischen Botschafter, Baron Mohrenheim hatte.
* London, 22. Mai. Der Prinz und die Prinzessin v. Wales eröffnet«» heute unter großen Feierlichkeiten den Blackwall-Tunnel unter der Themse. Der Tunnel, ein großes Werk der Jngenieurkunst, dessen Bau 5 Jahre in Anspruch nahm, ist für Fuhrwerke und Fußgänger eingerichtet und hat 2 Fußsteige.
* Madrid, 22. Mai. Als im Senat der Minister des Aeußern dem Senator Canas aus dessen Anfrage betreffs des Beschlusses des Senats in Washington, wodurch beide Parteien auf Cuba als kriegführende anerkannt werden, antwortete, entwickelte sich ein heftiger Wortkampf. Beim Verlassen des Saales wurde die Angelegenheit zwischen dem Minister und einem liberalen Senator wieder ausgenommen. Der Minister ohrfeigte den Senator und es entwickelte sich ein großer Skandal. Die Sitzung wurde zeitweise aufgehoben. Die liberale Partei hielt eine Sitzung ab. Canovas und Sagasta werden im Senat erwartet.
* Madrid, 22. Mai. Infolge des gestrigen Zwischenfalles im Senat demissionierte der Minister des Aeußern. Canovas übernimmt interimistisch dasAeußere.
* Madrid, 22. Mai. Die liberale Minorität des Senats beschloß, sich an den Sitzungen nicht mehr zu beteiligen, bis dem Senator Canas und der liberalen Partei Genugthuung gegeben sei.
Der griechisch-türkische Krieg.
* Paris, 22. Mai. Die Botschafter der Mächte haben bisher der Pforte ihre Gegenvorschläge über die Friedensbedingungen noch nicht überreicht. Meldungen aus Athen zufolge soll der griechische Minister des Auswärtigen mehreren Gesandten gegenüber gesprächsweise erklärt haben, Griechenland werde weder einer Kriegsentschädigung, noch einer Grenzregulierung zustimmeu.
* Kanea, 21. Mai. Gestern verließen die letzten griechischen Truppen Kreta unter Zurücklassung einiger angeblich den Insurgenten ge hörenden Geschütze.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker, Altenkeig,
Maschine kann das Zeugnis ausgestellt werden, daß sie in kleineren landwirtsch. Betrieben eine Zukunft findet, denn eine Person kann drei- bis viermal so viel Landfläche bearbeiten, als in gleicher Zeit mit der gewöhnlichen Haue. Insbesondere bei dem Umstand, daß landw. Arbeiter immer schwieriger zu bekommen sind, ist diese Maschine berufen, wirksam in's Mittel zu treten. Der Preis einer solchen Maschine mit allen Bestandteilen zur Auswechslung stellt sich auf 42 Mk. Sodann wurde eine kombinierbare Pferdehacke in Betrieb gesetzt, mit welcher die gleichen Arbeiten wie oben bemerkt, verrichtet werden können. Diese Maschine eignet sich für jeden landwirtschaftlichen Betrieb und es wurde ihr von den anwesenden Landwirten alles Lob gespendet. Der Preis der Pferdehacke stellt sich einschl. aller Bestandteile auf Mk. 60. Mehrfach kam zum Ausdruck, daß der landwirtschaftliche Bezirksverein durch Förderung der Einführung solcher Maschinen sich eine dankbare Aufgabe stellen könnte. Vertreter der Importfirma ist am hiesigen Platze Herr Paul Beck.
* Altenstei g, 24. Mai. Der Kirchenchor Pfal z - grafenweiler machte gestern nachmittag dem hie- sigen in 2 mit Guirlanden und Bäumchen geschmückten Wagen einen Gegenbesuch. Bald nach Eintreffen der lieben Gäste begaben sich beide Vereine in die Stadt- lirche zu einer Gesangs-Aufführung. Das Programm bot eine sinnige Abwechslung: gemischte und Frauenchöre, Quartette, Sopran- und Baßsolos kamen zum Vortrag, sowie am Schluß ein gemeinsamer Gesang beider Chöre: „Herr, bleibe bei uns rc." Die Aufführung zeigte, daß die Vereine die Pflege des Kirchengesangs sich eifrig angelegen sein lassen, namentlich imponierte der Pfalzgrafenweiler Kirchenchor durch seine kräftigen Stimmen. Bei der hies. Männerwelt zeigte sich für die Produktion leider wenig Interesse, dagegen fanden sich Frauen und Jungfrauen zahlreich ein; für die Teilnehmer bildete das Gehörte einen hohen Genuß. Der Aufführung in der Kirche schloß sich eine gesellige Vereinigung in der Traube an, bei welcher die Vereine noch manches Gesangsstück zum besten gaben und bei der zahlreichen Zuhörerschaft reichen Dank ernteten. Der Vorstand des Kirchenchors Pfalzgrafenweiler, Hr. Vikar Merz, schilderte in gebundener mit vielem Humor gewürzten Rede die Sängerfahrt und brachte am Schluffe dem Altensteiger Kirchenchor ein 3faches Hoch dar. Hr. Stadtpfarrer Hetterich erwiderte in launiger gewandter Weise und toastete auf den Kirchenchor von Pfalzgrafenweilcr, betonend, daß das schöne freundnachbarliche Verhältnis beider Vereine immer bestehen möge. Hr. Oberförster Nörd- linger erheiterte die Versammlung durch eine höchst witzige Ansprache, feierte dann die Verdienste der Dirigenten beider Vereine, welchen sein 3faches Hoch galt. Die wenigen Stunden verstrichen bei der herrschenden Gemütlichkeit äußerst rasch und zu bald wendeten sich die werten Gäste wieder der Heimat zu. Das so schön verlaufene Stelldichein wird hier ein bleibendes Andenken hinterlassen. — Dem mehrfachen Wurifche tragen wir noch gern Rechnung, an dieser Stelle zu betonen, daß dem hies. Kirchenchor sich noch weitere ältere Kräfte anschließen sollten, auch eine pekuniäre Unterstützung des Vereins ist wünschenswert, denn die Kasse soll außer Stande sein, alle erforderlichen
lösen, woran sie sich festgelegt hatten, um sie auf etwas anderes lenken zu können.
Dann zuckte es in seinem Auge auf, und ein gellendes Auflachen kam von seinen Lippen. Verwundert sah sie ihn an. Da wich sie entsetzt zurück — sein Auge brannte in zuckendem Feuer, fieberheiß, in verzehrendem Haß — wie das eines Wahnsinnigen.
„Ja, gespielt Hab' ich! Weißt du's nicht? Ist ja doch alles bloß ein Spiel! Ich hatt' eine Braut und hatte kein Lieb, ich Hab' eine Frau und Hab' kein Weib, ich Hab' ein Kind und bin kein Vater! Ist das nicht alles bloß Spiel? Ja, ein Spiel, bei dem ich verloren habe! Was blieb mir noch an dir? Das wenige, den armen Rest, den du mir ließest, dies Bettleralmosen — ich mag es nicht, ich hab's verspielt! Und hält' ich's nicht verspielt, so hätt' ich's fortgeworfen — ich mag es nicht! Weil ich dich liebte, wollte ich dich ganz haben für mich allein! Könnt' ich nicht alles haben, halt' ich den besten Teil doch schon verspielt, so wollt' ich nichts! — Sollt ich dich ans dem Hause jagen? — Das Spielen ist lustiger — Sollt' ich dich verauktionieren? — Weshalb nicht spielen! Ging doch das andere alles drauf im Spiel. Bist du mir mehr wert als die letzte Kuh, die ich verloren? Die Kuh bekam mein Futter und gab ihre Milch ! Du bekamst meine Liebe und verweigerst mir deine, die du mir schuldig warst! Ich hasse dich! Ich werde dich anbinden an den Stall, da mag dich holen, wer will!"
„Wilhelm-!"
In dem Jammer ihres zerrissenen gequälten Herzens
schrie sie unter seinen grausamen Worten auf, das Gesicht mit den Händen bedeckend. Er trat noch näher an sie heran.
„Nein, nicht wer will, soll dich holen. Alle mögen dich haben, das ganze Dorf, die ganze Stadt — nur einer soll es nicht — Karl Woltermann! Du liebst ihn — ich hab's geahnt, ich hab's gewußt von Anfang an, und das hat gezehrt in meinem Herzen wie höllisch Feuer, daß drin die Lieb', das Himmelsfeuer, gewichen ist mehr und mehr. Und jetzt — jetzt kann ich nur noch hassen! — Alle sollen dich haben, nur er nicht! Soll er genießen, was ich nicht durfte? Ihr sollt euch nicht haben, und müßte ich einen oder den andern umbringen oder beide! — Was starrst mich an mit deinem Hexenblick? — Glaubst mich zu zwingen damit wie sonst? Das ist vorbei. Ich Haffe dich!"
Wieder griff er nach ihr. Sie wich ihm aus und wollte an ihm vorbei die Thür gewinnen. Da stieß ihr Fuß an den Kasten, auf dem das Licht stand. Es fiel herunter und erlosch. Sie stolperte, Wilhelms Arme fingen sie auf.
„Hab' ich dich! Hab' ich dich noch einmal wieder!"
Er preßte sie in wahnsinniger Leidenschaft an sich und bedeckte ihr Gesicht mit glübendcn Küssen. Und zwischen seinen Küssen stammelte er in abgerissenen Sätzen wirre Worte.
„Wie ich dich hasse — Und meine Lieb' bist du doch — und sollst es bleiben — keiner soll dich haben — keiner — nur ich allein — auch er nicht; ich -- gönn's dir nicht — ich hasse dich — Jetzt weiß ich
den Ort, wo ich hin will mit dir — Siehst du das Flammenmeer? — Mein brennendes Herz hat das Wasser in Brand gesetzt — das Herz ist Feuer — die Liebe brennt drin — der Haß bläst hinein — wie es rast — und glast — und glüht — ha wie es brennt in den Adern — wie es zehrt im Gehirn - Siehst du das Flammenmeer? — siehst du — wie sie zucken und züngeln — die brennenden Wogen — die Erde ist Feuer — der Himmel ist Blut — das Wasser ist Glut — und mitten darin — im einsamen feurigen Kahn — nur ich und du — im Feuermeer — ha, da sind wir allein — endlich allein — sieh, wie st: züngeln — die Flammen — sie züngeln an uns in die Höh' — fühlst du, wie das Feuer thut — jetzt
— tauchen wir unter — ins Feuermeer —"
Er hielt seinen Mund auf den ihrigen gepreßt
— ihr Atem stockte, ihre Sinne kreisten, heiße Angst erstickte ihres Herzens Schlag. Ueber ihr funkelten zwei wilde, gWende Augen — die Augen eines Wahn- sinnigen. Ihr Blut erstarrte vor Entsetzen. S: kämpfte mit der Kraft der Verzweiflung, doch eisern fest hielt der Wahnsinnige sie umschlungen.
„Ha. sträubst dich ? — ha — jetzt, jetzt hast angst
— endlich hast doch angst vorm wilden Lusch —"
Fester preßte er ihren Mund zu mit seinen Küssen. Matter wurde ihr Kampf, ihr Busen krampfte sich zu sammen, ein Zucken lief durch ihren Körper, ihre Sinn > schwanden — betäubt, leblos hing sie in seinem Arm, mit fernen Küssen hatte er sie erstickt.
(Fortsetzung folgt.)