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Die Expedition.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 17. Mai. Im Reichstag stand heute die zweite Beratung der Vorlage betr. anderweite Regelung des Servistarifs und der Klasfeneiuteilung der Orte auf der Tagesordnung. Die Beratung des Z 2 wurde vorweggenommen. Abg. Hammacher (nat.-lib.) beantragte mit Unterstützung des Abg. Lieber (Zentr.) die Zurückweisung des H 2 an die Kommission. Nachdem dieser Antrag gegen die Stimmen des Zentrums und der Natioualliberalen abgelehnt worden war, bezweifelte Abg. Hammacher die Be­schlußfähigkeit des Hauses. Es ergab sich die Beschluß­unfähigkeit des Hauses bei der Anwesenheit von nur 141 Mitgliedern. Die Sitzung mußte abgebrochen werden.

Württewvergischer Landtag

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 18. Mai. (133. Sitzung.) Tages­ordnung : Verschiedene Bauten. Der Präsident er­öffnet die Sitzung um 3^Z Uhr. Ziff. 5, Wasch­anstalt für die Kliniken in Tübingen. Gefordert werden 65000 Mk. Berichterstatter ist Dr. Har­tranft, derselbe sowie Abg. Weidle treten für die Bewilligung ein. Das Haus beschließt demgemäß.

Ziff. 6, Landwirtschaftlich-chemische Versuchsstation in Hohenheim. Es werden verlangt 97 500 Mark. Berichterstatter Dr. Hartranft beantragt namens der Kommission Zustimmung, da die Bedürfnisfrage unbedingt bejaht werden müsse. Nachdem verschiedene Abgeordnete die Annahme der Position empfohlen, wurde sie genehmigt.Ziff-7, Neubau einer Pferde­klinik, Verlegung und Erweiterung der Hundeklimk, Errichtung einer Seuchenbaracke an der Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart. Verlangt werden 265000 Mk. Berichterstatter ist Abg. Dr. Hartranft. Die Kom­mission anerkennt das Bedürfnis und beantragt Ge­nehmigung. Abg. Deutler bespricht in ausführ­licher Weise die durchaus unhaltbaren mangelhaften baulichen Zustände an der hiesigen Tierärztlichen Hochschule. Die Bedürfnisfrage ist nachgewiesen. Red­ner bittet die Position zu bewilligen. Abg. Nuß­bau m e r tritt gleichfalls für die Forderung ein. Eine bauliche Verbesserung sei absolut unerläßlich. Abg. Schmidt-Maulbronn möchte doch der Frage der Aufhebung der tierärztlichen Hochschule näher treten. In Baden sei dieselbe auch aufgehoben worden. Die Schülerzahl gehe zurück. Mit Staatsstipendien an die Studierenden wäre besser gedient. Die Zustände in der Schule sind zweifellos unhaltbar. Abg. Spieß weist dem Vorredner nach, daß eine tierärztliche Hoch­schule in Stuttgart notwendig ist, an eine Aufhebung könne nicht gedacht werden. Minister v. Sarwey ist darüber erstaunt, daß der Abg. Schmidt die Tier­arzneischule aufheben will. Abg. Frhr. v. Gais berg: Die Landwirte können die Hochschule nicht entbehren. Abg. Schmidt-Maulbronn hat sich von den Aus­führungen des Vorredners überzeugen lassen. Die Diskussion wird geschlossen, die Forderung bewilligt.

Ziff. 8, Erweiterung der Weinbauschule in Weins- derg 150000 Mk. Die Kommission beantragt Geneh­migung. Der Kommissionsantrag wird nach eingehender Diskussion angenommen.

* Stuttgart. 19. Mai. (134. Sitzung.) T.-O.: Verschiedene Bauten. Der Präsident eröffnet die Sitz­ung um 91/4 Uhr. Ziff. 9, Erbauung eines Maschinen­laboratoriums an der Technischen Hochschule in Stutt­gart. Gefordert werden 492 000 Mk. Berichterstatter ist Abg. Dr. Hartranft. Derselbe begründete die

Einrück- ungspreiS f. Altensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmal. je 6 ^ auswärts je 8 die lspalt.Zeile

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Samstag, 22. Mai

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I 4 52(47 reichste Verbreitung. I ».

Forderung und hebt die Bedeutung einer solchen An­stalt namentlich auch für die Industrie hervor. Das Bedürfnis hiefür ist von den Fachmännern einstimmig anerkannt. Die Maschinenbaufachschule wird hier in steigendem Maße besucht und wir haben hier aus­gezeichnete Lehrkräfte. Die Kommission beantragt Genehmigung. Das Laboratorium wird einstimmig genehmigt. - Ziff. 10, Erbauung eines neuen Kameral- amtsgebäudes in Urach und Einrichtung des alten Kameralamtsgebäudes daselbst zu einem Dienstwohn­gebäude für zwei Professoren an dem evangel. Se­minar. Gefordert werden 91 700 Mk. Berichterstatter ist Abg. Frhr. v. Gültlingen. Die Kommission bean­tragt Zustimmung. Angenommen. Ziff. 12, Her­stellung von 10 Forstwarthäusern, 80000 Mk. Be­richterstatter v. Geß beantragt namens der Kommission Genehmigung, welchem Antrag das Haus zustimmt. Ziff. 23, Herstellung eines Neubaus für das Steuer­kollegium und das Hauptsteueramt in Stuttgart 440000 Mark. Berichterstatter ist Frhr. v. Gültlingen. Derselbe begründet eingehend die Notwendigkeit des Baues. Die Kommission habe die Angelegenheit ein­gehend geprüft, da es sich im ganzen um 900000 M. handelt. Die Kommission beantragt einstimmig An­nahme. Direktor Dr. v. Schwarz dankt für die Ausführungen des Berichterstatters und die Stellung­nahme der Kommission und giebt Aufschluß über die Benützung der durch den Neubau leer werdenden Räume. Nachdem auch Baurat Beger gesprochen, wird die Diskussion geschlossen und der Kommifsions- antrag einstimmig genehmigt. Nächste Sitzung morgen 9 Uhr.

Sand-Anachrichtsnl

-n. Altensteig, 19. Mai. Wie wir hören, ver- willigte der hiesige Stadtrat jedem sich beim nächsten Gaukriegertag am kommenden Sonntag in Rottweil beteiligenden Mitglied des hiesigen Militär- und Ve­teranenvereins einen Reisebeitrag von 6 Mk. Wir gönnen unfern Kriegern von Herzen diese Gabe und wünschen ihnen ein frohes Zusammentreffen mit den Kameraden des Schwarzwaldgaues am nächsten Sonntag.

* Alten steig, 21. Mai. Kaum haben die Strahlen der Sonne das Grün der Fluren hervor­gezaubert, so kamen schon auch Hiobsposten über Hagel­schlag. Ist auch der Schaden, den ein verheerendes Ungewitter anrichtet, jetzt noch nicht so gar bedeutend, wie zur Sommerszeit, wenn die reifen Halme der Sichel des Schnitters entgegenharren, so wächst doch mit der Gefahr auch der drohende Schaden von Tag zu Tag und deshalb erachten wir die Mahnung an alle Land­wirte für wohlangebracht:Versichert die Früchte des Feldes gegen Hagelschlag!" Säumig sein in Ausfüh­rung eines einmal gefaßten Entschlusses ist immer vom Uebel; geradezu unheilvoll kann ein solches Zögern im Punkte der Versicherung, besonders der Hagelversiche­rung werden. Heute prangt die Frucht Deines Feldes in vollem Glanze und Du hoffst mit Recht auf eine gesegnete, die Scheune füllende Ernte. Da steigt am Himmel eine schwarze Wolke auf und kaum gedacht haben verderblicher Hagelsturm die Halme zu Boden gepeitscht und abgeknickt. Ein sorgsamer Hausvater kann dieser Eventualität ruhig entgegensehen: er sorgt bei Zeiten dafür, daß er für das, was die Elemente ihm vernichten, Entschädigung bekommt und nicht auf das gute Herz des Nächsten angewiesen ist. Also noch einmal versichert Eure Früchte und versichert sie bei Zeiten!

* Altensteig, 21. Mai. Die 57 Jahre alte Seilers Witwe Friederike Bachteler von hier, welche wegen geistiger Gestörtheit im städtischen Spital untergebracht ist, begab sich heute morgen auf die Plattform des Spitals, um sich daselbst Bewegung zu machen. Wohl in fixer Idee lief sie dem Rande zu nahe, mit einem Aufschrei fiel sie aufs Dach und stürzte von diesem zur Erde. Der Fall hatte den so­fortigen Tod der bedauernswerten Frau, welche schon

viele Jahre seit dem Tod ihres Mannes zeitweise geistige Umnachtung befiel, zur Folge.

* Alten st eig, 21. Mai. Anläßlich des Krieger­bundestags in Rottweil am Sonntag den 23. d. M. werden eine Anzahl Extrazüge ausgeführt. Auch auf der CalwHorber Linie wird ein solcher einge­stellt mit Abgang in Nagold 5 Uhr 27 früh, Rottweil an 7 Uhr 49. Abends zurück Rottweil ab 7 Uhr 15, Nagold an 9 Uhr 42. Am Montag den 24. Mai, nachm. 4 Uhr, darf auch die Gemeinde Erzgrube die Feier der Grundsteinlegung zu einem neuen Gottes­hause begehen. Das Missionsfest in Calw wird am Himmelfahrtsfest, nachmittags 2 Uhr, in der dortigen Stadtkirche gefeiert werden.

* Altensteig, 21. Mai. Musikfreunde seien hie- mit noch besonders auf das Konzert des Hrn. Zither­spielers Drexler aus Wien aufmerksam gemacht, welches Samstag abend im Stern stattfindet. Ueber das Auftreten des Hrn. Drexler in Ebhausen schrieb uns unser dortiger Korrespondent am 30. Jan. d. Js.: Alle Anwesenden waren von den Leistungen des Spielers, der sein Instrument wirklich mit Meister­schaft zu handhaben weiß, vollauf befriedigt."

r) Alten steig. 20. Mai. Trotz ungünstiger Witterung für die Entwicklung der Bienen hat am 18. Mai Schullehrer Renz in Garrweiler einen sehr starken Schwarm erhalten.

-n. Ebhausen, 18. Mai. Heute wurde in die­sem Frühjahr der erste Bienenschwarm hier gefaßt auf dem Stand der Frau Traubenwirtin Kempf. Da bis zum 16. Mai die Witterung so rauh war, die Bienen somit wenig ausfliegen konnten, teilweise auch ausblieben, so vermehrte sich die Zahl der Ar­beiter nur schwach. Blumenstaub und Honig konnten auch nur spärlich eingetragen werden zur Pflege der Nachkommenschaft. Schwärme wird es darum Heuer weniger geben, besonders werden Maischwärme zu den Seltenheiten gehören.

-n. Rohrd orf, 20. Mai. Nach längerem schweren Lungenleiden starb am letzten Dienstag Bleicheinhaber Dürr hier im Alter von 54 Jahren. Derselbe stand in den Jahren 1866 und 1870 im Feld. Seit dem Feldzug 1870/71 war er immer etwas leidend, bis sich schließlich eine Lungenschwindsucht aus dem alten Leiden entwickelte. Welche Achtung der ehrenwerte Mann im Leben bei jedermann genoß, davon gab die zahlreiche Beteiligung bei der Beerdigung heute einen deutlichen Beweis. Von auswärtigen Kriegervereinen gaben dem Verstorbenen Veteranen das letzte Geleite: Nagold, Ebhausen, Mindersbach, Schwan­dorf je mit der Fahne. Nach der Trauerrede des Geistlichen und Einsenkung des Sarges ertönten die üblichen 3 Ehrensalven. Ein erhebender Gesang des gemischten Kirchenchors schloß die Totenfeier.

* Calw, 18. Mai. In dem Hause des Straßen- wartes Ongemach zu Kohlersthal (Station Teinach) brach vergangenen Sonntag ein Schadenfeuer aus, das Haus und Scheuer zerstörte. Außer dem Vieh konnte nichts gerettet werden, was einen Mitbewohner um so schwerer trifft, weil er nicht versichert ist.

* Rottweil, 19. Mai. Gestern abend wurde dem Herrn Geh. Kommerzienrat von Duttenhofer die Vertrauensadresse, welche 461 Unterschriften aus allen Kreisen der Einwohnerschaft gefunden hatte, überreicht. Er schilderte bei dieser Gelegenheit, wie dieSchwarz­wälder Bürgerzeitung" berichtet, gegenüber den Comite- Mitgliedern die Anfeindungen, denen er seit Jahren ausgesetzt sei, die seine besten Absichten durchkreuzt und in ihm eine erbitterte Stimmung erzeugt haben. Die Frage der Verlegung der Pulverfabrik wird am 29. d. M. in einer Auffichtsratssitzung zu Köln definitiv entschieden werden und hofft man allgemein, der Ge­meinderat werde sich den Bemühungen von anderer Seite, das Etablissement der Stadt Rottweil zu erhalten, anschließen. Die Hoffnung, daß diese Bemühungen von Erfolg begleitet sind, ist freilich eine schwache, aber immerhin darf man sie nicht ganz aufgeben.