pfandweise Besetzung Thessaliens einstimmig abgelehnt werden.
* Lamia, 18. Mai. Domokos ist von den Griechen geräumt worden.
* Athen, 18. Mai. Nach Privatdepeschen ist Almyros aufgegeben und von 1500 Türken besetzt worden. Oberst Smolenitz soll sich nach Ke- phalofis zurückgezogen haben. Doch wird m amtlichen Kreisen diese Nachricht als unwahrscheinlich betrachtet. Die Regierung hat den Heerführern die Entscheidung darüber überlassen, ob sie in Domokos verbleiben oder stch auf den Othrys zurückziehen wollen.
* Konstantinopel, 18. Mai. In Mdiz-Kiosk, auf der Pforte und im Kriegsministerium wird der Fortgang der Operationen in Thessalien strengstens geheim gehalten. Es wird zugegeben, daß die beiden Offensivoperationen der Griechen in Epirus an einigen Punkten erfolgreich waren, jedoch betont, daß seit gestern die türkischen Verstärkungen im Vorrücksn begriffen sind. Die Ursache der Mißerfolge erblickt man in der Schwäche und der schlechten Dislokation der türkischen Truppen, sowie in dem Mangel eines einheitlichen Kommandos. Die Verstärkung der türkischen Operationsarmee wird damit begründet, daß die erhöhten Streitkräfte einerseits in Epirus zur Vertreibung der Griechen und zur Aufnahme der Offensive nötig feien, andererseits in Thessalien zur Occupation von dem westlichen Thessalien und zur Herstellung einer Verbindung mit dem Heeresteil in Epirus, ferner ist die Verstärkung auch für die Eventualität eines weiteren Vormarsches bereitgestellt.
* Konstantinopel, 18. Mai. Reutermeldung. Edhem Pascha ist der Befehl erteilt worden, die Feindseligkeiten sofort ein zu stellen.
Haus- und Landwirtschaftliches.
* (D e r Lan d m a nn) hat im Mai auf dem Acker die Gerstensaat zu beenden, Mais, Hirse, Buchweizen, Mengfutter, Sommerölfrüchte, Hanf u. s. w. anzubauen, Mohn zu verziehen, späte Kartoffelsorten zu legen. Der zu üppig emporschießende Weizen ist durch Abmähen zu schröpfen, Frühkartoffeln sind zu eggen und zu behacken, ebenso versäume man nicht, die Rüben zu behacken und zu vereinzeln. Das Jäten und Behacken der Getreidefelder ist sehr zu empfehlen und macht sich diese Arbeit durch einen bedeutend gesteigerten Ertrag reichlich bezahlt. Der erste Schnitt von Grün- futter, besonders Jncarnatklee und Futterroggen, von dem steirischen Klee und der Luzerne beginnt. Speziell Lei letzterer warte man nicht zu lange mit dem ersten Schnitte zu, da durch einen zu späten Schnitt eme dritte Ernte der Luzerne sehr in Frage gestellt wird. Wiesen sind bei eintretender Trockenheit nur noch mit Hellem Wasser zu bewässern. Zum Hopsenbau werden die Stangen gesteckt und von den erscheinenden Trieben die drei stärksten angebunden, die übrigen entfernt.
* (Einfluß der von den Kühen eingeatmeten Gerüche auf die Qualität ihrer Milch.) Es giebt vielleicht keine Flüssigkeit, welche für die Wirkung von Gerüchen, die in den Räumen, wo sie nach dem Melken aufbewahrt wird, verbreitet sind, empfänglicher ist, als die Milch. Die Milch absorbiert besonders Gerüche und flüchtige Substanzen;
daher thut man gut, die Milch in Krankenzimmern nie in der Nähe von Medikamenten aufzubewahren und keine Milch zu trinken, welche in der Nähe einer an einer Mikrobenkrankheit leidenden Person gestanden hat. Andererseits ist es allgemein bekannt, daß davon den Kühen gefressene Futter nicht allein die Zusammensetzung der Milch, sondern auch deren Geschmack, Geruch, Aroma und sogar auch ihre Farbe beeinflußt. Was man aber im Allgemeinen nicht weiß, ist der Umstand, daß die Milch im Euter sich auch verändert, wenn die Kühe eine mit riechenden Partikel- chen und widerlichen Gasen geschwängerte Luft atmen. In einer englischen landwirtschaftlichen Zeitschrift berichtet Dr. Vieth über folgenden Fall: 12 auf der Weide befindliche Kühe hatten jedesmal, wenn sie stch nach dem Platz, wo sie gemolken wurden, begaben, eine Stelle zu passieren, wo der Kadaver eines un- begrabenen Kalbes lag, sie atmeten daher jedesmal einige Augenblicke eine unreine, mit Miasmen und Fäulniskeimen geschwängerte Luft ein. Dies genügte nicht nur, um die eigene Milch dieser 12 Kühe, sondern auch die gesamte Milch aller anderen Kühe der aus 80 Haupt bestehenden Herde, die beim Melken mit jenen in Berührung kamen, zu verderben. Das Vergraben des Katavers ließ diesen Uebelstand alsbald verschwinden. Ist ein Stall mit Karbolsäure desinfiziert worden, so muß man sich hüten, bald nachher Milchkühe, oder auch Tiere, die demnächst geschlachtet werden sollen, in diesen Stall zu bringen. Es ist festgestellt, daß die roh oder gekocht genossene Mich solcher Kühe beim Menschen Uebelkeit und Erbrechen hervorruft. Das Fleisch der geschlachteten Tiere aber entwickelt einen höchst widerlichen Karbolgeruch. Im Großen und Ganzen ist daher große Reinlichkeit im Stalle, die größte Reinheit der Luft eine unerläßliche Bedingung für die Produktion guter Milch.
Handel und Verkehr.
* Stuttgart, 17. Mai. (Landes-Produkten- Börse.) Die feste Stimmung im Getreidegeschäft hat sich in der abgelaufenen Woche gut behauptet, alle Exportländer stellen höhere Forderungen. Es herrschte überall gute Kauflust, da die Vorräte in den Mühlen sich sehr reduzierten. Auch in Mühlenfabrikaten sind größere Umsätze zu verzeichnen. Die Landmärkte zeigen bei schwacher Zufuhr erhöhte Preise. Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart, je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, rumän. Mk. 18.25 bis 19.25, württ. Mk. 17 bis 17.25, bayer. Mk.
17.25 bis 17.50, Amerikaner Mk. 18.50 bis 19.25. Ulka Mark 18.25 bis 18.75, Saxonska Mark 18.25 bis 18.50, Walla-Walla Mk. 18.75, Rostofs Azima Mk. 17.50 bis 18, Kernen Oberländer Mk. 18.25— 18.50, Dinkel beregnet Mk. 10, unberegnet Mk. 12, Roggen russ. Mk. 14.25 bis 14.50, Haber russ. Mk.
15.25 bis 15.70, württ. Mk. 13 bis 14.70. Mais Laplata gesund Mk. 9.50 bis 9.75, beschädigt Mk. 8.75 bis'9.25, Mixed Mk. 9.30.
Vermischte-.
* (Ein kostbarer. Fund.) Der größte Silberklumpen, welcher je ln einem Bergwerke gewonnen wurde, ist, wie der „Prometheus" mitteilt, im vorigen
Jahre in den sogenannten „Smuggler-Gruben" zu Aspen in den Bereinigten Staaten gefunden worden. Die Bergleute stießen daselbst bei ihrer Arbeit auf einen gewaltigen Erzklumpen, der sich bei näherer Besichtigung und Prüfung als ein Block des reinsten Silbers darstellte. Erst nach beträchtlicher Mühe und Arbeit gelang es endlich, diesen riesigen »diuAgst" (wie der Fachausdruck für die gediegen vorkommenden Edelmetallmassen lautet), der ein Gewicht von 1650 Kilogr. und einen Wert von etwa 144 000 Mk. hatte, zu Tage zu fördern. Es ist dies das größte Stück reines Silber, von dem man jemals gehört hat, und stellt den vor einigen Jahren in den „Gibson-Gruben" gefundenen Silberklumpen von 150 Kilogramm, der bisher als der größte galt, vollständig in den Schatten.
Neueste Nachrichten.
8 Konstantinopel, 19. Mai. Das amtliche Journal bestätigt, daß Edhem Pascha Domokos «ach äußerst heftigem Kampf besetzte. Der
Sultan ließ an sämtliche Truppenkommandanten Befehle zur Einstellung der Feindseligkeiten ergehen.
Z Dreux, 19. Mai. Der Beisetzung des Herzogs von Aumale wohnten die Gräfin von Paris und Gräfin Claichamp, die in morganatischer Ehe angetraute Frau des Verstorbenen bei. Auf dem Sarg lag ein Lorbeerkranz aus purem Golde mit dem Wappen des Hauses Orleans in Email.
8 Bietigheim, 18. Mai. Im hiesigen großen Fohlengarten wurden für die diesjähr. Sommerweide 49 Fohlen eingeführt, wobei sich leider ein Unglücksfall ereignete, indem der 20jährige Bauernsohn Ehr. Müller von Egertenhof OA. Vaihingen beim Einführen seines Fohlens in die Stallung, von einem anderen ausschlagenden Fohlen derart auf den Unterkiefer getroffen wurde, daß derselbe ganz zerschmettert ist, und der Schwerverletzte, welcher hiebei noch eine Gehirnerschütterung erlitt, in bewußtlosem bedenklichen Zustand ins hiesige Krankenhaus verbracht werden mußte.
Verantwortlicher Redakteur: W. Rieker.Altenstei g. M
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und beteuerte er immer wieder: „Jetzt bleib' ich bei dir — auf immer!"
In der Thür stand Ignaz Michalski. Mit lauerndem Auge betrachtete er beide. Keins bemerkte ihn, dachte an ihn.
„Lusch — hast du vergessen —?"
Wie das Krächzen eines Unglücksraben klang seine Stimme.
Mit jähem Ruck, als wäre er auf einem Unrecht betroffen, ließen seine Arme Anna los. Sie blickte auf, ihre Blicke kreuzten sich mit denen Ignaz' — jetzt wußte sie, das war ihres Mannes böser Geist.
Anna erbebte. Und in neu aufsteigender Angst, in dem Gefühl, daß es einen Kampf zwischen ihr und jenem Manne gelte, einen Kampf um Wilhelm, wandte sie sich wieder an ihren Mann, hängte sich an seinen Hals, und die Angst um den Sieg legte ihr ein Wort in den Mund, das sie nie gesprochen — nun sollte es ein Zauberwort sein — ein betrügerisches — um ihr zum Siege zu verhelfen: „Ich liebe dich — hörst du — jetzt sag' ich es dir: ich liebe dich! Wilhelm, versprich es mir, du gehst nicht fort! Laß mich nicht vergebens bitten. Heute ist unser Hochzeitstag ! Nur heute laß mich nicht vergebens bitten, nur heute bleibe hier. Mir ist, als müßt' es ein Unglück geben, wenn du gehst!"
„Es gehtnicht, Kind." sagte er leise und dumpf, „ich hatte nicht daran gedacht — gerad' heute geht es nicht!"
„Wilhelm —!" schrie sie auf.
„Sei verständig, Kind. Ich kann's dir nicht sagen, aber heute muß ich fort."
„Komm, Lusch — es wird höchste Zeit!"
Da machte Anna sich aus den Armen ihres Mannes los, zornsprühenden Auges trat sie auf den Gefängnis-Aufseher zu.
„Was wollen Sie? Ist es Ihr Amt und Ge- werbe, sich zwischen Eheleute zu drängen? Ich sag's Ihnen an, ich werd's nicht dulden! Sie spielen ein heimliches, heimtückisches Spiel zwischen uns — Sie werden's nicht gewinnen! — Wilhelm, wünschst du, daß keiner zwischen uns steht, dantt schaffe erst diesen Mann aus unserm Hause! Du willst nicht? Rührst dich nicht? Bist du zu schwach, dich der Macht und Hinterlist dieses Mannes zu erwehren? So werd' ich selbst mein Haus reinhalten von Leuten, die nur Unfrieden und Böses bringen. Aus meinem Hause! Sie schänden meine Schwelle — soll ich den Hund loskoppeln? Raus, sag ich, sonst vergeh ich mich!"
Mit cynischem, lächelnden Gleichmut lehnte Ignaz an der Thür. „Komm, Wilhelm," sagte er mitsatanischer Ruhe, „sie schreit sonst das Dorf zusammen."
Wilhelm gehorchte wie betäubt — welche geheimnisvolle Macht hatte der Mann über diesen Riesen? —
Da aber hängte sich Anna an ihn, ihr Körper schleifte den Boden.
„Wilhelm, — ich lasse dich nicht!"
Da wurden ihre Finger auseinandergekrampst, ein Arm umschlang ihren Körper und zog sie zurück. Ueber ibrem Gesicht funkelte des fremden Mannes Auge. Er preßte sie einen Moment an sich.
„Heute geh' ich, mein schönes, trotziges Kind, doch
ich komme wieder, und dann —" Er ließ sie los.
Wilhelm wandte sich um.
„Morgen komm ich, Anna. Gute Nacht!"
Sie taumelte in die Ecke. Aufstöhnend in Schmerz und Angst warf sie sich auf ihr Bett.
Sie hatte den Kampf verloren sie hatte sich gedemütigt bis zum Geständnis einer Liebe, die sie nicht empfand, und hatte Loch nicht gesiegt.
5.
Er kam am Morgen nicht und kam tagelang nicht. Und als er endlich kam, war's wie früher — sie gingen sich aus dem Wege, als wäre inzwischen nie ein Wort von Versöhnung gesprochen. Da ging er wieder fort, und es dauerte über zwei Wochen, bis er zurückkam.
Eine erschreckende Veränderung war mit ihm vorgegangen. Der starke, riesenhafte Mann war hohläugig und eingefallen. In dem gespenstisch bleichen Gesicht glühten die Augen fieberheiß, ein Zittern und Schütteln lief zeitweise durch seinen gewaltigen Körper. Sein Gang war schleppend, feine Haltung gebeugt.
Ihm lag etwas auf der Seele, seine Augen schienen zu sprechen, während sie sich auf das junge Weib hefteten und sich an ihrem Gesicht festsaugten — schienen zu sprechen von einer unheimlich bösen Geschichte, die geschehen war oder geschehen sollte. Aber seine Lippen fanden keine Worte. Nachdem er mehrere Stunden vor sich hin gebrütet, stand er plötzlich aus und ging davon.
(Fortsetzung folgt.)