Fruchtpreise

roher Weise. Einer der Ueberfallenen, ein Kohlen­arbeiter, gab einen Revolverschuß in die Luft ab. Darauf entwickelte sich ein förmlicher Kampf. Der Chef der Schutzmannschaft ließ die gesamte Reserve­mannschaft der Schutzleute ausrücken und den Schar­markt räumen. Der Kampf wurde alsdann in der Straßeder große Bäckergang" fortgesetzt. Aus den Fenstern wurde mit Steinplatten und Aicheimern auf die Schutzleute geworfen. Drei Schutzleute sind schwer verwundet; einer davon erhielt einen Steinwurf an den Kopf, der ihm das Gesicht unkenntlich machte. Wie viele Personen aus dem Publikum Verletzungen davontrugen, ist noch nicht festgestellt, da dieses sich flüchtete. Viele Seeleute beteiligten sich an dem Kampf. Mit Messern wurde blindlings darauf losgestocheu; daher kam es auch, daß viele Aufständische von ihren eigenen Kameraden verwundet wurden. Die Schimpf­worte, sowie das Gejohle, Schreien und Pfeifen er­höhten den Tumult. Die schmale Straßeder große Bäckergang" wurde an beiden Enden abgesperrt; zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.

* DieFrkf. Ztg." giebt in einem Artikel über den Hamburger Streik an, daß an Geldern zur Unter­stützung der Streikenden im ganzen Ists Mill. Mark verteilt worden seien, daß aber die Arbeitgeber etwa 60 Millionen verloren haben.

* (Deutsche in chilenischen Diensten.) Vier deutsche, jetzt in chilenischen Diensten stehende Offiziere erklären in derKreuzzeitung", daß es ihnen

I I> I I erst nach heftigen Kämpfen mit der chilenischen Regie« ^ Üt: ! rung und General Körner gelungen ist, sich eine t-o einigermaßen würdige und auskömmliche Existenz zu schaffen und daß sie freudig dem Tage entgegensetzen, wo ihre kontraktlichen Verpflichtungen aufhören.

-> ArEn-ischss.

--^I * Davos-Platz, 8. Febr. Am Fluela-Paß hat ' ' ' ' eine Lawine 5 Fuhrleute und 7 Wagen verschüttet.

' ' ' ' Dieselbe ging am Samstag nachmittag um -U /2 Uhr ' ' ' ' unterhalb des Hospizes auf der Engadiuer Seite ''' ' ' nieder. Ein sechster Fuhrmann wurde gerettet. Er ' '' ' ' rettete seine beiden Fuhren und brachte Kunde nach 's -8« Hospiz. Der Wirt und zwei Mann begaben sich Mt einem Bernhardinerhuud nach der Unglücksstätte IIMI und fanden nach verhältnismäßig kurzer Zeit 2 Leichen. Von Sues und Davos wurden mehr als 60 Männer

- herbeigerufen. Man arbeitete bei Fackelschein bis

Mitternacht, konnte aber die beiden andern Leichen 1 I nicht ausfiudeu. Gestern früh wurde die Arbeit foct- ' I ! gesetzt, mußte aber am Mittag wegen schrecklichen Schnee- sturms eingestellt werden. Die Lawine ist 450 Meter >«r- breit und stellenweise bis 10 Meter tief. Der ge- . rettete Fuhrmann ist zum drittenmal einer solchen ^ Gefahr entgangen.

i ! * Paris, 6. Febr. In Nancy ist der 68jährige

Rentner Nik. Schneider verhaftet worden, weil er ' seinen Diener mit dem Revolver erschossen hat.

* Paris, 7. Febr. Der deutsche Botschafter, ' Graf Münster, hat dem General Galliset, der infolge

^ ' des Genusses giftiger Pilze schwer erkrankt war, die

' Wünsche des deutschen Kaisers für seine Genesung ' überbracht. Die Wiederherstellung des Generals steht - ZH außer Zweifel.

;ZZ * London, 8. Febr. DerDaily News" wird

neuerdings aus Odessa über russische Rüstungen ins Sebastopol berichtet. Das ganze Schwarze-Meer-Ge­schwader liege kriegsbereit unter Dampf und die Re­gimenter in Odessa seien zur Einschiffung bereit.

* (Im Schneesturm umgekommen.) Kürzlich ging, wie ein Jrkutsker Blatt meldet, ein Transport von verschickten russischen Nihilisten nach Sibirien ab. Auf der Wanderung durch die Steppe machte sich in der Nacht ein Trupp von fünfzehn Gefangenen, darunter auch mehrere Frauen, heimlich los und flüchtete ins Weite. Da brach ein Schneesturm über sie herein und alle fünfzehn Flüchtigen gingen teils durch Er­frieren zu Grunde, teils wurden sie von den Wölfen zerfleischt. Unter den fünfzehn Verschickten befanden sich zwei Advokaten, zwei Studierende und ein Graf Z., der Neffe eines am russischen Hofe eine große Rolle spielenden Diplomaten.

* Athen, 8. Febr. Wie dieAgence Havas" erfährt, ist das griechische Geschwader in Canea an­gekommen, ohne die türkische Flagge zu salutieren. Unmittelbar nach der Ankunft besuchte der englische Befehlshaber den griechischen Geschwaderchef. Eine Menge von 3000 Personen begab sich gestern vor das Marineministeriuw und veranstaltete dort unter den Rufen:Hoch Kreta, hoch die Union" eine Kund­gebung.

* Athen, 8. Februar. Heute nacht trafen die französischen Kriegsschiffe mit 300 flüchtigen Frauen und Kindern aus Kreta in Milo ein. Die Flüchtlinge, welche Alles verloren haben, sind in beklagenswertem Zustand und leiden Mangel an Bekleidung und Nahrung.

* Athen, 9. Febr.Agence Havas" Meldung. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret, durch welches die Indienststellung fast sämtlicher Kriegsschiffe ange- orduet wird. Zwei Torpedoboote werden alsbald nach Kreta abgehen. Aus Kanea wird gemeldet, daß um' Haleppa der Kampf noch fortdauert. Die Christen haben die Dörfer Perikuro und Perivolia angezündet. Die Truppen nehmen an dem Kampfe teil.

* Athen, 9. Febr. Einem Bericht zufolge stehen in Saloniki 5000 türkische Soldaten zur Einschiffung nach Kreta bereit. Doch sollen die Schiffsgesellschaften sich geweigert haben, dieselben zu transportieren, wenn nicht die Kosten dafür vorausbezahlt würden.

* Athen, 9. Febr. Man spricht von der Mög­lichkeit einer Ministerkrisis als Folge der vorgestern abend vor dem Marineministerium veranstalteten Kund­gebungen. Etwa 3000 Personen hatten sich dort unter den Rufen: Hoch Kreta! Hoch die Union! zusammen­gefunden. In der Kammer wurde heute die Oeffent- lichkeit der Sitzung aufgehoben.

* Athen, 9. Febr. DieAgence Havas" mel­det ans Kreta: Die Christen außerhalb Canea sollen die griech. Flagge gehißt und ihre Vereinigung mit Griechenland proklamiert haben. Eine provisorische Regierung soll in der Bildung begriffen sein.

* Tanger, 8. Februar. Der deutsche Gesandte Freihr. v. Schenck zu Schweinsberg setzt in einem Zeitungsaufruf eine Belohnung von 10 000 Pesetas aus auf die Ermittlung der Mörder Häßners.

* Nach den neuesten Berichten herrscht in Anda­lusien eine furchtbare Hungersnot, da Tausende von Feldarbeitern keine Arbeit finden und nun mit Weib und Kind im Laude herum betteln. Wenn die Regie­

rung nicht thätig und helfend eingreift, so sind schlimme Dinge zu befürchten.

Nwsft- Nachrichten

8 Ulm, 10. Febr. Laut Mitteilung der Handels­und Gewerbekammer Ulm, soll infolge des Vorgehens der k. Preuß. Eisenbahnverwaltung auch in Württem­berg auf 1. April ds. Jrs. ein ermäßigter Eisenbahn- Tarif für Steinkohlen, Coaks, Braunkohlen deutscher Herkunft und Torf sowohl im innern Verkehr, als auch in dem direkten Verkehr eingeführt werden. Der er­mäßigte Rohstofftarif beruht auf einem Streckensatze von 2,2 Pfg. pro kill auf Entfernungen bis 350 km und von 1,4 Pfg. für jeden weiteren km mit einer Abfertigungsgebühr von 7 Pfg. für 100 k§. Diese Frachtermäßigung ist für unsere württembergische Industrie von großer Bedeutung und wird mit Freude ausgenommen werden, da die Konkurrenz mit anderen Industriegebieten, welche den Kohlenrevieren näher liegen, wegen der teuern Kohlen bisher erschwert war.

8 Berlin, 10. Febr. DieNordd. Allg. Zeitg." meldet aus Wien: In der Vorwoche unterbreitete der türkische Botschafter den Kabinetten eine erneute Verwahrung der Pforte gegen die geheimen Be­ratungen in Konstantinopel, welche, gleichbedeutend mit einem Komplott gegen die türkische Regierung geeignet seien, die höchste Beunruhigung unter den Muhammedanern hervorzurufen. Die Pforte erblicke die Ursache des Aufstandes in Kreta in der Durch­führung der Reformen auf der Insel.

8 Berlin, 10. Febr. Die griechischen Kriegs­schiffe machten durch verdächtige Kreuzungen Vor­kehrungen der Mächte notwendig, welche eine Landung derselben in Canea keinesfalls zulassen.

ß Berlin, 10, Febr. Die Kreuzzeitung meldet aus Sofia: Das Fürstenpaar erhielt zum Geburts­tage des Prinzen Boris ein Glückwunschtelegramm des Zarenpaares.

8 Paris, 10. Febr. DasAmtsblatt" veröffent­licht heute einen Entschluß, wonach alle französischen Mittelmeerhäfen für direkte und indirekte Waren aus Bombay und anderen pestverdächtigen Häfen geschlossen sind; in den Häfen des atlantischen Ozeans und des Aermelkanals werden diese Waren nur nach bestimmten Vorschriften zugelaffen. Personen müssen sick, einer 48tägigen Quarantäne unterziehen.

8 Paris, 10. Febr. Der Abgeordnete Mont­fort brachte in der Kammer ein Gesetzprojekt ein, wo nach die Ausländer eine gleiche Steuer wie die vom Militärdienst befreiten Franzosen zu zahlen hätten. Angestellte sollen außerdem eine dreiprozentige Ge« halisteuer zahlen.

Bersrwvsrüichsr Redakteur: W. Rieker, Altensteig.

7 Meter Sommerstoff für Mark 1.95 Pfennig.

8 Meter Loden doppeltbr., besonders haltbar, für M. 3.90 Pfg.

7 , Mousseline laine, garant. reine Wolle , 4.55

sowie allerneueste Natte, Lenons, Etamine, Granit, Pique, Che­viots, schwarze und weiße Gesellschafts- und Waschstoffe re. rc. in größter Auswahl und zu billigsten Preisen versenden in sInÄslnsn Llstsrn üesnoo ins Haus.

Muster auf Verlangen franco. Modebilber gratis. Versandthaus: Hettirrger L Ko., Frankfurt a M. L>eparat-Abteilung für Herrenstoffe: Burkin zum ganzen Anzug Mk. 4.0S Pfg., Cheviot zum ganzen Anzug Mk. 5.85 Pfg. 3

Geh' mit Gott, mein Junge!" schluchzte sie. Dann riß sie ihn noch einmal an sich und küßte ihn.

Sie begleitete ihn auf den Flur, rief Anna Marie herbei und gebot ihr, rechtzeitig Kaffee zu kochen, da ihr Sohn am nächsten Morgen abreisen würde.

Das alte Mädchen schlug verwundert die Hände zusammen.

Ach lieber Herrgott," jammerte sie.Der Herr Lieutenant will fort, wo doch heute noch gar keine Rede davon war. Giebt es denn Krieg?"

Ich wünschte, es wäre der Fall," erwiderte Wulf und ging hastig in sein Zimmer. Er hatte Eile, er wollte packen und schlafen. Aber er schlief nicht, er wachte die ganze Nacht.

Noch lag tiefe Dämmerung über der alten Kaiser­stadt, als er in einer Droschke nach dem Bahnhof fuhr. Ueber dem Gebirge brauten schwere Nebel und gespenstisch ragten die bläulichen Kuppen in den fahlen wallenden Dunst. Auf den Straßen und Gassen war schauerlich öde und still. Kein Mensch zu sehen, nur ab und zu bellten die Hunde. Ein feiner Regen sprühte leise herab und legte sich feucht auf sein Ge­sicht und seine Kleider. Es gleiste und flimmerte in der Luft, in der ein eigentümlich schwüler, drückender und beängstigender Hauch lag. In der Ferne grollte der Donner und kam immer näher und näher.-

Während der kurzen Zeit, die Wulf noch in seiner Garnison nn fernen Osten verlebte, schrieb er nur selten. Vierzehn Tage nach seiner Uebersiedelung in die Residenz langte aber ein dickes Briefpacket von

ihm an. Als die Majorin es öffnete, fielen ihr ein halbes Dutzend engbeschricbene Blätter entgegen und sie las mit brennenden Wangen und klopfendem Herzen den langen, ausführlichen Brief.

Meine liebe, gute Mama! Verzeih', wenn ich nicht gleich nach meiner Ankunft in Berlin an Dich geschrieben habe. Ich wollte erst viel erleben, um Dir viel Mitteilen zu können. Mein Brief wird auch wirklich eine lange Epistel werden. In meiner Garnison hatte ich bis zum letzten Tage noch strammen Dienst bei der Batterie. Darauf machte ich Abschiedsbesuche bei den Regimentskameraden und ging am Abend ins Kasino zum Souper, das mir zum Abschied gegeben wurde und wobei der Wein in Strömen stoß. Es herrschte ein frischer militärischer Geist unter uns, die Musikkapelle spielte. Man schenkte mir ein kostbares Album mit den Photographien der Offiziere des Regi­ments zum Andenken. Ich fing vor Rührung beinahe zu weinen an. Major Büttner hielt eine kernige Rede, in der er eine vernichtende Kritik über jene Genialität aussprach, die der praktischen Grundlage der peinlichen Gewissenhaftigkeit und Pflichttreue ent­behrte. Er hob noch hervor, daß ein Offizier Lust und Liebe zum Soldatenstand haben müsse und bei aller Schärfe im Dienst sich niemals Hinreißen lassen dürfte, aus den Formen heranszutreten, die den vor­nehmen Mann kennzeichnen. Dann sprach er noch viel vom Studium auf der Kriegsakademie, von takti­scher Ausbildung und wünschte mir Glück zum künftigen Generalstabsoffizier. Ob ich dieses Ziel erreichen werde? Jedenfalls will ich alle meine geistigen und

physischen Kräfte anspannen, um den Anforderungen dazu entsprechen zu können!

Um Mitternacht, wo ich abreisen mußte, be­gleiteten mich sämtliche Kameraden zum Bahnhof und beschenkten mich mit Cognac und diversen Kleinigkeiten. Major Büttner steckte mir heimlich ein Kistchen Cigarren in die Manteltasche. Zu guter Letzt kam auch noch meine Wirtin angelaufen und verehrte mir eure riesige Leberwurst.Für's erste Abendbrot," schluchzte sie,wenn der Herr Lieutenant noch nichts im Hause haben." Und ich dankte und freute mich und lachte und weinte durcheinander. Der Abschied von allen lieben Freunden wurde mir schwer. Sie hatten sich förmlich Mühe gegeben, mich beim Scheiden noch recht zu verhätscheln und zu ehren.

Die nächtliche Fahrt nach Berlin verbrachte ich wachend, da ich zu aufgeregt war, um schlafen zu können. Am Morgen kam mein Zug pünktlich auf der Station Friedrichsstraße an. Die große fremde Stadt heimelte mich an und mit lebhaftein Interesse betrachtete ich das ungewohnte Eilen. Hasten und Lärmen des hin- und herwogenden Menschenstromes. An der Bahnhofshalle erwartete mich mein bester Freund aus dem Kadettenhause, Lothar von Etterstein, Sekondelieutenant beim 2. Garderegiment zu Fuß. Die Freude des Wiedersehens war natürlich sehr groß. Der gute Junge hatte gleich meinen Burschen mitge­bracht, der mein Gepäck in Empfang nahm. Nun gings per Droschke nach Lothar's Wohnung in d. r MaLHLi-Kirchstraße, wo wir frühstückten und ich mich von der laugen Reise erholte. (Fortsetzung folgt.)