betreffs Gleichstellung der vlämischen mit der franzö­sischen Sprache verworfen und den Entwurf an die Kammer zurückverwiesen. Diese Verschleppung erregt die vlämischen Kreise. Die französische Partei hatte für den Fall der Annahme des Gesetzes mit derLos- reißung der französischen Provinzen gedroht.

fj London, 6. Febr. Die Anwesenheit von Cecil Rhodes in London macht sich in recht wider­wärtiger Weise geltend. Der Beschützer und Anstifter Jamesons war nach der englischen Hauptstadt beordert worden, um vor einem ordentlichen Gerichtshöfe da­selbst Rechenschaft über sein Thun und Lassen in Sachen des Transvaaleinfalles abzulegen; er kam als Angeklagter. Jetzt schon nach wenigen Tagen hat er feine Richter zu seinen wärmsten Anwälten und zu Herolden seiner Verdienste umgestempelt. Nachdem soeben erst der Kolonialminister Chamberlain im britischen Unterhause eine Lanze für diesen rücksichts­losesten aller Afrikaner eingelegt, hat nun auch der Parlamentsuntersekretär im Kolonialamte Earl of Selborne ein Loblied auf Rhodes angestimmt, der nur aus Gerechtigkeitsgefühl gehandelt und den schwer be­drückten Ausländern in der südafrikanischen Republik zu ihrem Rechte habe verhelfen wollen. Präsident Krüger wird dann als ein Tyrann bezeichnet, dem aeaenüber straffe Saiten aufgespannt werden müßten. Gut gebrüllt, Löwe!

* Glasgow, 4. Febr. In der Fairfield-Schiffs- werft im benachbarten Govan brach heute Feuer aus. In zehn Minuten waren sämtliche Baulichkeiten über eine Fläche von mehreren Acres ein Flammenmeer. Personen wurden nicht verletzt. Der Kreuzer erster KlasseArgonnaut" entging mit Mühe einer Beschä digung. Wahrscheinlich werden viele im Auftrag der Admiralität auszuführenden Schiffsbauten einen Auf schub erleiden. Der entstandene Schaden wird au LO 000 Pfund Sterling geschätzt.

* Ueber einen Erfolg, den die Arbeiter in Ruß land errungen haben, teilt man aus Petersburg folgendes mit: Als in der ersten Hälfte des Monats Januar den ausständigen Arbeitern dreier hiesiger Fabriken sich auch die Arbeiter von sechs Spinnereien in und um Petersburg anschlossen, und als festgestellt wurde, daß ein Generalstreik aller Arbeiter geplant und vorbereitet werde, beeilte man sich, von zuständiger Seite dem Ausbruche des Generalstreiks durch An­schlag in den Fabriken vorzubeugen, durch welchen den Arbeitern amtlich mitgeteilt wurde, daß ein Gesetzent­wurf über die Regelung der Arbeitszeit sofort an den Reichsrat gelangen und voraussichtlich schon im April in Kraft treten werde. Inzwischen setzten meh­rere größere Spinnereien unter gleichzeitiger ent­sprechender Lohnerhöhung die Arbeitszeit auf KU /2 Stunden fest. Die Arbeiter haben allmählich die Ar­beit wieder ausgenommen, jedoch zugleich die bestimmte Erwartung ausgesprochen, daß bis zum April die end- giltige Regelung der Arbeitszeit stattgefunden haben werde. Der Finanzminister hat nunmehr diesen Ent­wurf festgestellt, welcher dem Reichsrate zugehen wird.

* Der weibliche Teil der Bevölkerung Athens befindet sich in ungewöhnlicher Aufregung, denn Großes wird geplant: der Ersatz der gegenwärtig bei allen feierlichen Anlässen getragenen albanestschen Tracht durch die altgriechische. Und die Archäologen und

Künstler setzen Gelehrsamkeit und Talent an die Lösung der Aufgabe, ein geschmackvolles und zugleich der antiken Ueberlieferung möglichst getreues Gewand ßusammenzustellen. Die Anregung zu diesem Gedanken ging von dem letzthin in Athen gebildeten Verein griechischer Frauen aus, der auf nationaler Grundlage den Sinn für das Familienleben verbreiten, das Er­ziehungswesen heben und Wohlthätigkeitsunternehmungen ördern will. Der hervorstechende Zug des zu gleicher Zeit in Agrinion bei Mesolonghi gebildeten Komites griechischer Damen ist das für die Ehemänner gewiß sehr erfreuliche Bestreben, die Kleidung so einfach wie möglich zu gestalten, was bei dem gerade im Innern des Landes getriebenen unglaublichen Luxus seine Berechtigung hat. Für den kommenden April wird in dieser Stadt auch ein Frauenkongreß stattfinden, auf dem sämtliche, die griechischen Frauen berührenden Fragen zur Sprache kommen sollen.

*' New - Aork, 5. Febr. Die hiesigen offiziellen Vertreter der Insurgenten in Cuba erklären, daß Spaniens Vorschläge unannehmbar seien.

sj (Ehescheidungs-Industrie.) In Nord Dakota besteht ein Gesetz, wonach Ehescheidungen auch solchen Personen bewilligt werden, die nicht eigentlich Bürger des Staates sind, sondern sich wenig­stens 90 Tage in dem Staat aufgehalten haben. In­folge dieses Gesetzes, das die Erlangung der Ehe­scheidungen begünstigt, hat sich eine förmliche Ehe scheidungs-Jndustrie entwickelt, die für die dortigen Rechtsschmarotzer und Gasthofbesitzer sehr gewinn bringend ist, da aus allen Staaten, in denen die Er­langung von Ehescheidungen erschwert ist, ganze Kara­wanen ehemüder Personen nach Dakota pilgern. Auch der Staat New-Aork stellte bisher seinen reichlichen Zuschuß zu diesen Freiheitskandidaten, denen jetzt aber ein jäher Schreck in die Glieder fahren wird, nachdem ein Richter des Staates New-Aork die wichtige Ent­scheidung abgegeben hat, daß derartig erlangte Ehe­scheidungen in New-Iork nicht anerkannt werden könnten.

sj (Prof. Koch überdieRinderpest.) Wie aus Kapstadt gemeldet wird, hat Geheimrat Dr. Koch nach eingehender Forschung nach der Ursache der Rinderpest einen Bericht erstattet. Darin erklärt Dr. Koch, daß die von Edington entdeckten Mikroben nicht die Ursache der Seuche seien. Schafe und Rindvieh seien besonders empfänglich für die Rinderpest, aber Vögel, Hunde, Esel und Nagetiere seien völlig immun. Ein schützendes Serum sei bis jetzt noch nicht gefunden.

sj Dem deutschen Gesandten in Ban gkok Cemper- mann ist wegen der von Fanatikern erlittenen Miß­handlung seitens der Regierung von Siam volle Ge- nugthuung gewährt worden.

Besonders, wenn sich die Fütterung auf sehr volu­minöse Stoffe, wie Rübenschnitzel oder Kartoffelschlempe tützt, ist Vorsicht dringend zu raten. Viele Krank­zeiten des Jungviehes, wie Durchfall, Kreuzschwäche u. A., zu denen der Keim viellfach schon mit auf die Welt gebracht wird, sind auf die erwähnten Ursachen zurückzuführen. Im Uebrigen muß dann aber natürlich für eine ausreichende Ernährung mit gehaltreichem und zuträglichem Futter Sorge getragen werden. Ebenso ist aber auch die Hautpflege, sowohl der ausgewachsenen als auch der jungen Tiere nicht zu vernachlässigen. Es ist zu beachten, daß eine normale Hautthätigkeit ein Faktor ist, von dem nicht zum geringsten Teile ein gedeihlicher Lebeusprozeß abhängt. Gerade in strenger Winterszeit, wo öfters Mangel an genügender Beschäftigung für die vorhandenen Arbeitskräfte herrscht, ist Biehputzen eine Arbeit, die man durchaus nicht für eine verlorene ansehen darf.

N«ir-st< Nachricht-»

8 Hamburg, 8. Febr. Samstag abends kamen in verschiedenen Teilen der Stadt Ausschreitungen vor, so daß die Schutzmannschaft verstärkt werden mußte. Die umlaufenden Gerüchte über Exzesse und dabei vor- gekommenen Verwundungen sind übertrieben. Immer­hin ist die Zahl der Verletzten nicht unbedeutend. Gestern vormittag gab es abermals Reibereien zwischen hiesigen und fremden Arbeitern, die teilweise eben­falls blutig endeten. Ein reitender Schutzmann soll vom Pferde gerissen worden sein. In einer Strike- versammlung ermahnten die Führer zu ruhigem Ver­halten. Trotzdem wird angenommen, daß beim heutigen Zusammentreffen Differenzen unvermeidlich sein werden.

tz Madrid, 8. Febr. Epoka und Opinione kon­statieren, daß die Reformen für Kuba in Spanien befriedigend ausgenommen wurden, der Correo Liberale sagt dagegen die öffentliche Meinung kümmere sich nur darum, ob die Reformen auch den Frieden herbei­führen. Hervorragende Staatsmänner seien der Ansicht, daß dies nicht der Fall sei. Exminister Romero Robledo habe erklärt, Waffengewalt könne die Jnsur- rektion auf Kuba bezwingen.

VersxnvrnlNkber Redakteur: W. Rieklr, Altensteig.

Haus- «nd Landwirtschaftliches.

* (Viehzucht.) Besonders in der Viehhaltung ist jetzt weiter die größte Aufmerksamkeit erforderlich, indem jetzt meist das Jungvieh zur Welt kommt. Neben genügendem Schutze gegen Kälte ist dabei auf eine zweckmäßige Haltung und Ernährung des Mutter­tieres zu achten. Vor der Geburt des Jungen ist bei dem tragenden Muttertiere vor allem darauf zu sehen, daß kein Futter verabreicht wird, welches durch seine Masse die Eingeweide allzusehr belastet, und dadurch die normale Entwickelung des Empryos beeinträchtigt.

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sich nicht beklagen, wenn Blähungen, Herzklopsen, Kopfschmerzen, Schwindel, Angstgefühl und sonstige Erscheinungen sich einstellen. Der Gebrauch der von 24 Professoren der Medicin geprüften und empfohlenen, seit Jahrzehnten rühmlichst bekannten Apotheker Rich Brandt's Schweizerpillen sorgt auf sichere, angenehmste, der Gesundheit nicht schädliche Weise für tägliche Leibesöffnung und verhütet so weitere Unbequemlichkeiten, dabei kostet der tägliche Gebrauch nur 5 Pfg. Erhältlich nur in Schachteln zu Mk. 1. in den Apotheken. Die Bestandteile der ächten Apotheker Richard Brandt'fchen Schweizerpillen sind Extracte von: Sigle 1,5 Gr., Moschusgarbe, Aloe, Absynt, je 1 Gr., Bitterklee, Gentian je 0,5 Gr-, dazu Gentian- und Bitterkleepulver in gleichen Teilen und im Quantum, um daraus 50 Pillen im Gewicht von 0,12 herzustellen.

wird heißer Fliederthee getrunken. Der ist gut für Schnupfen und andere Uebel. Verrückte Idee von dem Lieutenant, mit Dir von der Gesellschaft fortzn- laufen und durch Dick und Dünn im Walde herum­zustreifen. Wozu nur, möchte ich wissen? Ich werde dafür sorgen, daß so etwas nicht wieder vor­kommt!"

Er mühte sich ungeschickt ab, Hilde von Kops bis zu Fuß in die warmen Tücher zu wickeln, stützte sie so­gleich mit seinen Armen und führte sie zum Wagen, wo Wulf noch immer in einer Art von Apathie auf seiner Stelle saß. Er sah nur, wie der Senator seine Tochter auf den Rücksitz hob, eine große Decke über sie breitete und dann an ihrer Seite Platz nahm.

Gleich darauf trieb der Kutscher die Pferde an und fort ging es thalabwärts im sausenden Galopp.

Während der Fahrt plauderte der Senator von der verregneten Partie. Er erzählte, wie es aber allen Ausflügler:: gelungen sei, noch vor dem völligen Aus­bruch des Gewitters die kleine Gastwirtschaft zu er­reichen, wo der Wirt ein großes Kaminfeuer angezündet hatte, damit seine Gäste sich erwärmen und die vom Regen durchnäßten Kleider trocknen konnten. Danach waren die Wagen vorgefahren und die ganze Gesell­schaft hatte den Heimweg angetreten. Pur er wäre zurückgeblieben, um die beiden Ausreißer aufzusuchen und unter seine Fittiche zu nehmen.

Hilde lag still in den weichen Wagenpolstern und hörte kaum, was er sagte. Sie sann und grübelte vor sich hin. Bis vor kurzem noch ein Kind, dessen reine unschuldige Seele kaum etwas von Liebe und

Leidenschaft wußte, war ihr Herz plötzlich erwacht. Und mit gläubigem Vertrauen hatte sie es Wulf ge­schenkt. Aber er verschmähte es, um goldener Luft­schlösser willen, die leicht zerschellen konnten, die ihm aber mehr galten, als eine tiefe keusche Frauenliebe. Er fürchtete sich, ihretwegen den Kampf mit dem Leben aufzunehmen. Ach, sie hätte mit ihm vereinigt gern gearbeitet, gedarbt und entbehrt, ihre Liebe würde ihr Kraft dazu gegeben haben. Wie verschieden war seine Denkart doch-von der ihren und wiederum ging die Gewißheit eiskalt durch ihr Fühlen, daß sich zwischen ihm und ihr eine Mauer aufgebaut hatte, zu hoch, zn steil, um jemals überstiegen werden zu können. Konnte sie jemals wieder recht froh werden? Konnte sie ihn vergessen? Nein, niemals, niemals! Immer würde sie an ihn denken, immer sein Bild im Herzen tragen. Ganz heimlich wollte sie ihr Leid überwinden und äußerlich gefaßt und ruhig sein.

Sie schreckte Plötzlich auf aus ihrem grübelnden Sinnen. Der Wagen hatte die Stadt erreicht und rumpelte über das holprige Pflaster. Vom Kirchturm schlug es zehn, als er vor dem Hause des Senators hielt.

Wulf sprang vom Bock, verbeugte sich vor dem alten Herrn und murmelte etwas von großem Dank und so weiter. Dieser drehte sich nach ihm um und sagte:Seien Sie doch mal so freundlich, lieber Schollermark, Helsen Sie der Hilde beim Aussteigen und führen Sie sie nach oben. Ich suche blos die Siebensachen zusammen und komme gleich nach!"

Wulf streckte Hilde die Hand hin. Als sie die­

selbe nicht ergriff, legte er schnell den Arm um ihre Taille und hob sie vom Wagentritt herab. Er fühlte ihr Herz heftig schlagen.

Im matterleuchteten Flur sah er zum letzten Mal ihr holdes Gesicht und die von Weinen geröteten Augen.Hilde," stieß er hastig hervor.Hilde, sei stark, ich leide eben so sehr wie Du doch das wird vorübergehen. Wenn wir in Jahr und Tag wieder zusammenkommen, dann haben wir Alles ver­gessen und werden so glücklich sein, wie wir es mit­einander nie hätten werden können. Und nun leb wohl, leb wohl, teure, liebe Hilde!"

Er küßte flüchtig ihre Hand und eilte davon.

Sie sprach kein Wort, sie blickte ihn nicht einmal an. Mit ihrem Mädchenstolz drängte sie jede weiche Empfindung zurück. Er durste nicht ahnen, daß ihre junge Seele mit trostloser Verzweiflung rang. Wie eine Heldin trennte sie sich von ihm.

Wulf sprang fast atemlos die Treppen hinauf und zog an der Glocke. Es wurde sogleich geöffnet und die Majorin stand vor ihm. Sie hatte auf ihn gewartet.

Komm noch ein bischen zn mir herein, lieber Sohn, Anna Marie hat Thee gemacht, das bekommt gut nach der langen Fahrt."

Er folgte ihr stumm in die Wohnstube. Die Hängelampe verbreitete ihr stilles Licbt durch den ge­mütlichen Raum. Aus dem runden Tische vor dem Sopha stand das altmodische Theeservice mit der Zuckerschale und den Löffeln von schwerem Silber. Alles war blank, einladend und sauber. (Forts, folgt.)