Friedensschluss auch See- unö HanVelsvertrage zu' schließen. Innerhalb dieser Zeit sichern beide Staa­ten den Staatsangehörigen der Gegenpartei die Rechte einer besonders freundschaftlichen Nation. Beide Teile entschädigen einzelne Zivilpersonen für die infolge der Liquidation oder der Requisition davongetragenen Schäden. Beide Staaten verpflich­ten sich, die Unabhängigkeit Persiens und sein Recht auf freie Entwicklung anzuerkennen. Alle bisherigen nationalen Verträge, betreffend die Abgrenzung der fremden Interessen- und Einflußsphären in Persien werden außer Kraft gefetzt. Sowohl russische wie türkische Truppen räumen die besetzten persischen Ge­biete. In dem zur Schließung eines See- und Han­delsvertrages festgesetzten Termin erhalten die russi­schen Schiffe das Recht der freien Schiffahrt auf den Gewässern der Dardanellen und des Bospo­rus unter der Bedingung, daß sie sich an die bestehen­den Gesetze und territorialen Bedingungen halten werden. Die türkischen Schiffe erhalten das Recht der freien Schiffahrt auf den Gewässern der Krim und von Asom. Rußland verpflichtet sich, alle seine Truppen von der vor dem Kriege bestehenden russisch- türkischen Grenze zurückzuziehen und auch alle Zivil­institutionen aus den besetzten Gebieten innerhalb von sechs bis acht Monaten nach dem Friedensschlüsse zu evakuieren. Die russische Armee wird demobili­siert, die armenischen Abteilungen ouft'elöft. Zum Schutze der russischen Grenze soll höchstens eine Divi­sion im Raum von 150 Kilometer verbleiben. Ruß­land verpflichtet sich, nickst mehr als eine Division an der türkischen Grenze auch zu Üebungszrvecken zu kon­zentrieren. Da die Türkei an anderen Fronten den Krieg fortzuföhren gezwungen ist. bleibt d'oen Ar­mee auch rveiterhin auf dem Kriegsstande begehen. Die russische Flotte wird nach dem Friedensschlüsse demobilisiert, die russischen Minen aus dem Schwar­zen Meere herausgefnckst. Die Türkei verpflichtet sich, ebenfalls alle ihre Minen zu entfernen.

Aus dem feindlich ri Lager.

Schluß der Pariser Konferenz.

(WTB.) Paris. 4. Febr. (Ag. Havas.) Die Arbeiten der Konferenz der Alliierten wurden am Samstag nach­mittag beendet. Die im Laufe der Sitzungen gefaßten Be­schlüsse ergaben eine vollständige Urüereinstimmung der An­sichten der alliierten Machte und sind dazu angetan, auf die Führung des letzten Kriegsabschnitts einen großen Einfluß auszuüben. Eine amtliche Kundgebung darüber wird vermutlich Sonntag abend in Rom, Paris und London erfolgen. Llond George, Orlando und Sonnino verabschie­deten sich in Versailles von Clemenceau und kehrten nach ihren Hauptstädten zurück. Nach den Ergebnissen der Konferenz am späten Samstag nachmittag befragt, erklärte Clemenceau:Alles, was ich jetzt sagen kann, ist, daß die Ergebnisse sehr glückliche sind. Die Sitzung am Samstag nachmittag war besonders bel-'cdigend und ich darf sagen, daß die hervorragenden Vertreter der Alliierten, mit denen ich mich soeben während zweier Tage unterhalten konnte, von Frankreich den Eindruck bekommen haben, den ich ihnen übermittelt habe/

Zusammenfassung des Entente» und neutralen Schiffsraums.

(WTB.) Washington, 2. Febr. (Reuter.) Das Schisss­amt teilt die Ernennung eines Ausschusses mit höchster Be- fehlSgewalt über die amerikanische, alliierte und neutrale Schiffahrt mit, die aus.den amerikanischen Häfen ausgehe. Es wird ein Schiffahrtskonzern gebildet. Die für Uebersee bestimmten Güter werden auf dazu geeigneten Schiffen ver­laden werden, gleichviel' ob es sich um amerikanische oder alli­ierte Schiffe handelt. Mit Hilfe der Eisenbahnverwaltung wird das Schiffsamt eine Reihe von Waren auf südliche Häfen verteilen, die bisher im New Aorker Hafen hemmten. Die einfahrenden Schiffe werden auf drahtlosem Wege nach denjenigen Häfen gelenkt, wo Güter von größerer Wichtig­keit auf die Verschiffung warten.

Eine neue Rede des japanische« Außenministers.

Berlin, 4. Febr. DieVoss. Ztg." bringt die Rede des japanischen Ministers des Auswärtigen, Baron Motono, die er am 25. Januar im Oberhaus hielt und in der er u. a. erklärte, daß Deutschland während des Krieges eine Macht entwickelt habe, die kaum vorauszusehen war und die zweifellos die Welt in Erstaunen versetzt habe. Mit der Niederwerfung Belgiens, Rumäniens, Serbiens und Ruß­lands, mit der Vernichtung der heften italienischen Armeen sei die Macht Deutschlands in außerordentlichem Maße ge­stiegen. Von einem Niedergang dieser Machtstellung sei heute noch kaum etwas zu spüren. Solange Deutschland im Stillen Ozean die Möglichkeit habe, sich eine beachtenswerte Basis zu schaffen, sei Japan an der Ent­wicklung der Dinge in Europa nur soweit interessiert, als von dieser Entwicklung die nationalen Bestrebungen berührt werden. Nun stehe aber Deutschland im Begriff, einen Sonderfrieden mit Rußland zu schließen. Der Zerfall des Russischen Reiches würde Deutschland die Möglichkeit geben, seinen Einfluß in Rußland zu festigen. Infolge feiner Machtstellung sei Deutschland der amrneisten zu be­

achtende Gegner, dessen Ausbreitung am SMen Ozean Japan unter keinen Umständen zulasten dürfe. Die Verhandlungen in Brest-LitowSk würden daher von der japanischen Regierung mit größtem Interesse verfolgt, da von ihrem Ausgang auch die Interessen Japans in starkem Maße mittelbar berührt Werder«.

Vermischte Nachrich-en.

Besprechungen in Berlin.

(WTB.) Berlin. 3 Febr. Zur Teilnahme an Beratungen über politische und wirtschaftliche Fra­gen aus dem gemeinsamen Interessengebiet Deutsch­lands und Oesterreick-Ungarns werden, wie wir er­fahren. morgen der Staatssekreiä v. Kiihlnrann, Mi- n'ste des Aenßsrn Graf Czcrnin und General Luden- dorsf hier eintrsßjen. Auch der deutsche Botschafter in Wien wird zu dckh Besprechung in Berlin erwartet.

(WTB.) Best-Litor»!«?. 3. F?br. Staatssekretär v. Kühlmann und Minister des Aeußern Graf Czer- nin beaaben sich heute nacknnt^ag mit Begleitung zu kurzem Aufenthalt nach Berlin.

Deutsche Vergeltungsmaßreasln.

(WTB) Berlin. 3. Febr. Zu der in der deut­schen Presse gemeldeten Verurteilung der englischen Flieaerleutnants Scholtz und Woakep w'rd noch fol­gendes berichtet: Seit meh- als zwei Jahren werden von enqlüchen Offizieren Flugschriften aufreizenden Inhalts hinter den deutschen Linien abgeworfen, um durch Wort- und Bildsch'lderunoen des guten Lebens der deutschen Gefangenen in England unsere Trup­pen zum Ueberlaursn an verführen. Da bereits im März 1916 »E de-tjch- Offiziere von der Entente vor ein Kriegsbericht gestellt und zum Tode verur­teilt wurden, weil sie Flugblätter abgeworfen hatten, ein Urteil. das allerd'iws später in lebenslänalichs Zwangsarbeit umoewandelt wurde: da ferner Frank­reich aimekündwt hat. es werde deutsche Flieger, die FlnMiriftcn hinter den französi'chen Linien abwer­fen. vor ein Kriegsgericht stellen, wurden als Ver- geltnnasmaßregel d'ele beiden enalischen Flieder nunmehr vor ein deutsches Krieasgericht oestellt. Sie wurden des vollendeten Krieqsnerrates für schuldig befunden und zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt.

Verstärkung des Schwei,er Grenzschutzes.

(WTB.) Bern. 2. Febr. Die Schweiz. Dev.-Aa. meldet: Die all"emerne äussere und innere Lau» läßt es dem Bundesrat als notwendia erscheinen, die zur­zeit für den Grenffch»tz auf^e^ell^n Truppen durch Bildung einer Reserve zu verstärken. Der Bundes­rat hat be'chlo^en. auf den 6. Februar eine Irffan- teriebriaode, zwei Enidev-Abtei^ungen und einen Zua einer Telegraphenkompagnie weiter einzu­berufen.

Di' S^re hhstw?yu g.

Die bürgerlichen Parteien gegen die Einberufung des Reichstags.

(WTB.) Berlin, 4. Febr. Wie dasB. Tgbl." erfährt, ist den beiden sozialdemokratischen Fraktionen des Reichs­tags. die beim Neichstagspräsidenten die sofortige Ein­berufung des Hauses beantragt hatten, die Antwort des Präsidenten zugegangen, die dahin lautet, daß sich die Vor­sitzenden aller übrigen Fraktionen gegen den Antrag aus­gesprochen haben und daß der Präsident daher dem Antrag nicht Folge geben könne.

Sozialistische Abgeordnete beim Reichskanzler.

(WTB.) Berlin. 2. Febr. Amtlich wird mit­geteilt: die Abgeordneten Ebert, Haase. Ledebour und Scheidemann sind heute vormittag vom Neichs- kanzlr zu einer Besprechung empfangen worden, an der auch dessen Stellvertreter von Payer, der Staats­sekretär Waklraf und der preußische Minister des Innern Drews teilnahmen. Die Abgeordneten unterbreiteten dem Kanzler den Wunsch, bei den Militärbehörden darauf hinzuwirken, daß Ver­trauensmänner der streikenden Arbeitergruppen er­laubt rverden möge, in einer geschlossenen Versamm­lung über die durch den Streik geschaffene Lage zu beraten. Der Reichskanzler stellte sich demgegenüber auf den Standpunkt, daß die Negierung das Zu­standekommen einer Versammlung, deren Beschlüsse darauf hinauslaufen könnten, gesetzwidrige Hand­lungen gutzuheißen, oder gar für ihre Fortsetzung einzutreten, nicht befürworten könne. Auch wenn die Versammlung zu dem Ergebnis führen würde, daß die Streikenden aufs neue den Antrag stellten, mit der N 'mg zu verhandeln, würde dies die Lage nur w. r verschärfen, da die Regierung auf einen solchen Antrag nur ablehnend antworten könnte. Solange deshalb keine Gewähr dafür vorliege, daß die Besprechung lediglich dahin wirken würde, den Streik zu beendigen und alle allgemeinen politischen Wünsche der Arbeiter künftig auf dem gesetzmäßigen

Wege Wer die Volksvertreter «n die Regierung ge­langen zu lassen, könne diese den Vorschtaa der Äb- gordneten nicht in Erwägung ziehen.

LandeSvevmterische Vergehe«.

(WTB.) Berlin, 2. Febr. Der erste Fall, der vor der» außerordentlichen Kriegsgericht für Berlin III zur Verhandlung kam, betraf den 30jährigen Dreher Heinrich Schulze. Der Angeklagte hat am 29. Januar, vormittags 6 -Uhr, am Bahnhof Reinickendorf-Rosental an die mit der Bahn ankommenden Arbeiter, die in die Fabrik gehen wollten, Zettel verteilt, die zum Streik aufforderien. Der Gerichtshof versagte dem Angeklagten mildernde Umsiände und erkannte wegen versüßen Landesverrats auf 4 Monate Zuchthaus, die in 6 Monate Gefängnis »niae- wandelt wurden. Der Rngcklante wurde in Halt bemalten.

(WTB.) München, 2. Febr. Der Polizeibericht teilt mit: In den gestrigen Streikversammlunoen ließen sich be­dauerlicherweise mehrere Personen zu einer Handlung ljn- rerßen, die gegen das Strafgesetzbuch verbüßt. Infolgedessen mußten gestern abend und heule morgen sechs Männer und vier weibliche Personen vorläufig fe^aenommen werden. Unter ihnen befinden sich Schriftsteller Kurt Etsner und Frau Sarah Lerch - Nebinowitz, frühere russische Staatsangehörige.

Aus Stadt und Land

Calw, den 4. Februar 1018.

Das Eiserne Kreuz.

Musketier August Weber von Holzbronn Hot zur Silbernen Verdienstmedaille auch das Eiserne Kreuz erhalten.

Gefreiter Friedrich Claus von Rötenbach hat das Eiserne Kreuz erhalten.

Gustav Jans, Sohn des Gotthilf Jaus, Heizers in Calw, hat das Eiserne Krenz erhalten.

Beförderung.

Unteroffizier Jakob Menaes von Ernstmühl ist zum Sergeanten befördert worden,

Verufssubilänm.

* Wie wir erfahren, becnna die Lehrerin Braun an der städtischen Fortbildunasschule dieser Taoe ihr 25 rühriges Dienstsubiläum. Dis tüchtige und bel'ebte Lehrerin war in der langen Reihe von Jahren ibren Schülerinnen stets eine treffliche Erzieherin. Ebeir- falls das 25 iähriae Dienstsubiläum konnte die Leite­rin der Klsinkinderschule, Frau Widmann. feie-". Der Vsrwaltunqsausschuß sprach der Jubilarin für ihre erfolgreichen Dienste den Dank der Stadt aus. Erhöbung der Taaqeldcr und Diäten im Körperschaftsdienst.

Der Verein Württembergischer Körversckinftsbeamten bat das Ministerium des Innern gebeten, es möge in tunlichsier Bälde eine Aenderung der Bestimmungen über die Taggelder und Diäten im Gemeinde- und Amtskörverscha^s- dienst vorgenommen werden. Bei dieser Neuregelung bat der Verein eine dm heutigen Verhältnissen entsprechende Erhöhung der Taggelder für.Ortsvorsteher und Körperschafts- beamte, der Sitzungstaggelder der Gemeinderäte, der Tag­gelder für die Verrichtungen außerbalb der Gemeinderats- sitzungen und die Erböhung der Diäten bet auswärtigen Amtsgefchäfien im Auge. Der Verein hat k-er dem Justizministerium für öffentliche Notare, RecküSa 'e und andere kn Rechtsangelegenheiten tätige Personen eine Er­böhung des Taggelds von 5 ./ii aus 8 ./il, der Vergütung für Reisekosten und Zehrungsaufwand um 50 v. H. vor­geschlagen. Für große und mittlere Städte sollte die Fest­setzung eines Taggelds von 10 für zulässig erklärt werden.

(SCB.) Tübingen, 3. Febr. Der Fnhrknecht Eugen Nufer von hier hat am Abend des 22. Oktober v. I. in der Ammergasse den 47jährigen Wirt und Bäcker Ebmer aus dem Schlaft'miner herausgelockt, mit einem breiten, frisch geschliffenen Breitbcil niedergeschlagen und die zur Hilfe herbeigeeilte Frau Ehmer gleichfalls mit dem Beil niedergestreckt. Weil noch Gäste in der Wirtschaft anwesend waren, mußte Nufer flüchten, ohne das Ehepaar beraubt zu haben. Ehmer ist 14 Tage später an der Schädelverletzung gestorben, während die Frau trotz des erlittenen Schädelbrnchs wiederhergestellt wurde. Während der Untersuchungshaft hat Nufer, der eine beklagenswerte traurige Jugend hinter sich hat und vielmals erheblich vor­bestraft ist, zwei gelungene Fluchtversuche unternommen und bei der zweiten Flucht mit einem anderen Gefangenen, Wilhelm Funk von Düsseldorf, den Gefängnisaufseher über­wältigt und mit einer Bierflasche schwer verletzt. Nufer wurde wegen Totschlags zu lebensläng­lichem Zuchthaus, wegen versuchten Raubs, versuch­en Totschlags und Meuteret zu weiteren vier Jahren Zuchthaus, Funk wegen Meuterei zu einem Jahr Zucht­haus verurteilt. Nufer, der im Felde stand und sich als tapferer Soldat ausgezeichnet hat, bleibt im Besitz der bür­gerlichen Ehrenrechte.

Für vie Schrift!. verantwort!. Otto Seit mann, Calw. Druck n. Verlag der A. Oelschläger'jchm Buchdruckeret, Calw.