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von -er oberen Nagold.
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Ar. 95.
Menstaig, Donnerstag den 16. August.
1883.
Amtliches.
Zur Beseitigung von Unzuträglichkeiten und im Jntereffe der Sicherung des Eigenthums hat das K. Oberamt Nagold nach vorheriger Vernehmung königl. Forstamts Altcnstaig und des Gemeinderaths in Altenstaig Stadt in Ausführung des §. 2 der Ministerial - Verfügung vom 20. April 1883, betreffend die Ordnung der Langholzflößerei auf der Enz und Nagold in vorläufig provisorischer Weise, und unbeschadet des Floß-Regals des Staats folgende Vorschrift festgesrellt, welche zur Nachachtung zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird:
„Aus der Altenstaiger Wasserstube bei der „Maier'schcn Kunstmühle darf täglich nur „einmal mit Flößen ausgefahren werden „und zwar nicht früher als eine halbe „Stunde vor Sonnenaufgang bis Vormittags 9 Uhr, von welcher Zeit an „auch das Nachwäfsern aus dieser Wasser- „stube verboten ist.
Nichtbeachtung dieser Vorschrift wird streng bestraft.
Laudesmchrichteu.
Altenstaig, 14. August. (Eingesandt). Eine seltene Fracht vassirte diesen Morgen in aller Frühe unsere Stadt, nemlich ein mit 48 Bienenvölkern beladener Wagen. Von Nagold kommend, von dortigen Bienenzüchtern befrachtet nahm er seinen Weg nach Ettmannsweiler, um dort bet der Wirthschaft zum grünen Baum seine Fracht abzusetzen. Der Zweck dieser Wanderung ist die ganz in der Nähe sich findende Honigweide, welche die nun reichliche Heiden- blüie bietet, zu benützen. Diese Niederlassung gibt Bienenfreunden von E. und Umgebung Gelegenheit verschiedene Bienenraffen kennen zu lernen. Möchte dieselbe aber auch Veranlassung geben zu rationellem Betrieb der Landwirth schast überhaupt, sowie insbesondere zu rationellem Betrieb des speciellen Zweigs derselben der Bienenzucht und zu Weckung und Hebung des Interesses und dem Vereinswesen das einen rationellen Betrieb anstrebt. Bei dieser Gelegenheit glauben wir auf einen Artikel der Beilage des Staatsanzeigers Nr. 185 aufmerksam machen zu sollen, um einerseits Bienenzüchter vor empfindlichem Schaden zu bewahren
andererseits das Honig konsumireude Publikum zum Nachdenken und zur Vergleichung zwischen inländischem Produkt und fremder Waare zu veranlassen. Derselbe lautet: Poppenhausen, 8. August. Hier macht ein Unfall, der vor kurzem einen Bienenzüchter traf, von sich reden. Es sind demselben innerhalb zweier Tage seine iämmtlichen Bienenvölker krepirt, und dafür läßt sich kein anderer Grund angeben, als daß die Bienen mit aus Amerika inportirtem Honig gefüttert worden sind. Dieses Fabrikat scheint aus schädlichen Bestand- theilen hergestellt zu sein, worauf die Bienenzüchter und Honigkonsumenten aufmerksam gemacht werden."
Altenstaig, 15. August. Das am letzten Sonntag inNagold abgehaltene Gauturnfest des Nagoldgaus, nahm, begünstigt vom herrlichsten Wetter, einen recht schönen Verlauf. Der hiesige Turnverein betheiligte sich am Feste mit etwa 40 Mitgliedern. Am Preisturnen nahmen 4 Mitglieder thctl und wurde Seiler Köhler mit dem 3ten, Georg Schneider, Gipser, mit dem 6ten Preise bedacht. Elfterer hat indeß die Annahme des Preises ausgeschlagen.
Altenstaig. (Theater.) Auf die heute Mittwoch Abend stattfindende Benefizvorstellung für Fräulein Hoffmann machen wir besonders aufmerksam. „Der glückliche Familienvater" soll ein Lustspiel sein, welches den Zuhörer vom Anfang bis zum Schluß in gespannter und heiterer Stimmung erhält. Wir dürfen daher einen recht unterhaltenden Abend erwarten und wünschen der Benefiziantin, die alle ihre Rollen, in denen wir ste auftreten sahen, gut aufgefaßt und dargestellt hat, ein recht zahlreich besetztes Haus, um ihr einestheils einen kleinen Tribut zu zollen, sie anderntheils aber auch zu fernerem fleißigem Studium aufzumuntern.
In Freuden st adt suchte bei dem strömenden Regen letzthin der 12jährige Knabe eines dortigen Taglöhners in einer der auf dem Badeplatz des Bahnhofes errichteten Bretterbeugen Schutz; aus nicht aufgeklärter Ursache stürzte diese ein und begrub den Kleinen so vollständig, daß nur der Kopf heraussah. Die Brust des Kleinen wurde durch die Bretter derart zusammengedrückt, daß er sofort eine Leiche war.
Stuttgart, 11. Aug. Bei der am 9.
stattgehabten Ziehung der 2. Klasse der Baden- Badener Lotterie ist der erste Preis auf Nro. 98 757 in die Kollekte des Herrn Eberhard Fetzer hier gefallen. Die Gewinner sind die beiden Schlosser Stubenvoll und Sauer in der Eisenwaarenfabrik von Rudolph Deusch in Aalen. Für den Gewinn im Werth von 10 000 Mrk., bestehend aus einem Ameublement von Weber und Ziegler in Karlsruhe und F. W. Brauer hier, sowie einem Brillantring von Ed. Foehr hier, hat sich in Baden bereits ein Liebhaber gefunden.
Stuttgart, 13. Aug. Ueberaus stürmisch ging es in der heute Abend abgehaltenen außerordentlichen Generalversammlung der Handwerkerbank e. G. in Liq. her. Zwei der Direktoren sollen auf Vorschlag des Verwaltungsraths entlasten werden, da es für sie bei der Liquidation nicht mehr genügend zu thun gibt. Da diese beiden Herren nun noch für längere Zeit engagirt sind, haben sie rechtlich noch ein Gehalt von ca. M. 51000 anzusprechen. Sie erklären sich jedoch mit einer Abfindungssumme von M. 29000 zufrieden, die ihnen zu zahlen auch vom Verwaltungsrath empfohlen wird und zwar lediglich im Jntereffe der Genossenschaft. Einer Gruppe von Genossenschaftern dagegen will diese Summe zu hoch erscheinen und nach längerer, unter betäubendem Lärm geführten Debatte, bei der es fast zu Thätlichkeiten gekommen wäre, wird der Vorschlag des Verwaltungsraths abgelehnt. Der Vorsitzende Oekonomierath Ramm erklärt darauf, der Verwaltungsrath lege sein Mandat nieder, was allgemeine Bestürzung hervorruft. Um die Abstimmung rückgängig zu machen, wird eingewendet, dieselbe sei nicht genau gewesen. Man stimmt noch einmal ab, dieses Mal durch Zettel und das Resultat ist jetzt in der That ein ganz anderes. Mit 148 gegen 93 Stimmen beschließt man dem Vorschlag des Verwaltungsraths zuzustimmen. Man beeilt sich sogar, dem Verwaltungsrath ein Vertrauensvotum zu geben, was diesen jedoch nicht veranlassen kann, seine Demission zurückzuziehen: er behält sich seine Entscheidung noch vor. Hoffentlich bleibt er, was im Jntereffe der Liquidation der Bank — im letzten halben Jahre verringerten sich die Passiven um Mk. 1 660120 — nur zu wünschen ist.
vr. Martin Luthers Jugendgefchichte.
Von Lrnst OooLsr. (Nachdruck verboten.)
Am 10. November d. I. werden es 400 Jahre, daß vr. Martin Luther geboren wurde. Die ganze evangelische Christenheit und namentlich diejenige Deutschlands rüstet sich in gegenwärtiger Zeit das 400- jährige Geburtsfest des großen Reformators in würdiger Weise zu feiern. Es wird daher vielleicht den Lesern und Leserinnen unseres Blattes nicht unerwünscht kommen, wenn wir ihnen in Folgendem einen Abschnitt aus dem Leben Luthers vor Augen zu stellen versuchen. Wenn wir dabei gerade die Jugendgeschichte des Mannes wählen, so geschieht dies ganz absichtlich; denn erstens ist seine spätere Geschichte, d. h. seine reformatorische Thättgkeit in ihren Einzelheiten weit mehr unter dem Volke bekannt, als seine Jugendgeschichte, und zweitens würde ein näheres Eingehen auf das Leben und Wirken Luthers in seinem Mannesalter nicht möglich sein, ohne auf bei Katholiken und Evangelischen auseinandergehende Lehren und Glaubenssätze einzugehen und dies möchte aus naheliegenden Gründen vermieden werden.
Die Eltern Luthers.
Der Vater Luthers hieß Ha ns Luther und stammte ausMöra, einem einfachen aber freundlichen Dorfe in der Nähe der Werra, welches zu der Grafschaft Mansfeld, in dem mit dunkelgrünen Wäldern und goldenen Aehrenfeldern geschmückten, sagenreichen Thüringen gehörte. Er besaß einen geraden, festen Charakrer, dem jede Heuchelei ferne stand, der aber manchmal in Hartnäckigkeit ausartete. Obwohl nicht sonderlich gebildet, übertraf er doch in Beziehung auf Wissen die Mehrzahl seiner Mitbürger und Standesgenossen, was er seinem gesunken Menschenverstände und seiner Freude am Lesen nützlicher und lehr
reicher Bücher verdankte. Auch stand er immer tm Verkehr mit gelehrten Leuten, mit Predigern und Schuldienern, die er um seines Sohnes Martin willen in sein Haus zu Gaste lud. Bei aller Rauhheit seines Wesens rühmten doch seine Freunde seine Leutseligkeit und seine wohlanständigen Sitten. Dabei war er streng gottesfürchtig.
Die Mutter unseres Luthers hieß Margarethe und war eine geborene Lindemann aus Neustadl an der Saale im Würzburgischen. Sie wurde schon während ihres ledigen Standes als ein frommes und tugendhaftes Mädchen bezeichnet; die Freunde des luther'schen Hauses rühmten ihre Keuschheit, Gottesfurcht und Gcbets- inbrunst. Im ganzen Dorfe galt sie den Hausfrauen als ein Vorbild, dem man folgen müsse.
Im Anfang ihrer Ehe, da sie noch zu Möra wohnten, gieng es den Eltern Luthers nicht gut, ja schlimm. Armuth ist eben ein bitteres Kraut. Sie zogen deswegen von Möra weg nach Eisleben und später nach Mansfeld. Aber auch hier hatten sie Anfangs mit der drückendsten Armuth zu kämpfen. Luther selbst erzählt: „Meine Eltern sind erstlich arm gewesen; mein Vater war ein armer Hauer, und die Mutter hat ihr Holz auf dem Rücken getragen, damit sie uns Kinder erzogen haben. Sie haben stchs lassen blutsauer werden; sitzt thäten es die Leute fürwahr nimmer." Nach und nach gieng es aber besser durch Gottes Hilfe, ja die Eltern Luthers gelangten schließlich zu einem nicht unbedeutenden Grade von Wohlstand: sie konnten ein Haus und vier Schmelzöfen kaufen. Mit ihrem Wohlstand wuchs auch ihr Ansehen, so daß Hans Luther, trotzdem er in Mansfeld ein Fremder war, zum Rathsherrn in dieser Stadt gewählt wurde. Als sein Sohn später im Augustinerklostcr zu Erfurt die Priesterweihe empfing erschien er daselbst mit einem Gefolge von zwanzig Pferden und schenkte außerdem noch