Futter und zur Streu wird nach einem ähn­lichen Verhältniß geliefert.

Tisza-Eszlar, 7. August. Der »N. Fr. Pr." wird berichtet: Die Lage der heim- Mehrten Juden ist höchst fatal. Man sprach zon Drohungen der Freigesprochenen, den Ort anzuzünden. Kaum waren dieselben heimgekehrt, als noch am selben Tage im Neudorf Feuer mtstand. Am selben Nachmittag entstand Feuer tzl Altdorf. Die Stimmung ward gereizt, der Verdacht gegen die Juden immer mehr genährt. Montag Morgens brannte es wieder im Neu- 8>rf. Die Gährung nahm nun gefährlichere Dimensionen an. Der zum Löschen herbeigeeilte Pols Wertheimer ward mit einer eisernen Heu« agbel niedergeschlagen; Hanni Weißstetn, die Tochter eines Heimgekehrten wurde nur durch hie Dazwischenkpnft eines Gendarmen davor bewahrt, ins Feuer geworfen zu werden. Sonst nüchterne Bauern erklärten, es müsse Blut stießen, wenn noch einmal Feuer ausbreche.

Pest. Ueber den Geschäftsverkehr des Wregyhazaer Telegraphenamts während des Tisza-Eszlarer Prozesses werden folgende Daten gemeldet: Bis zum Tage der Urtheilsfällung tparen im Ganzen 947 998 Worte abtelegraphirt worden. Die ungefähr 20000 Gulden ein- hrachten. Durch den inzwischen hinzugekommeneu Tag der Urtheilsfällung hat sich die Zahl der von Nyiregyhaza anläßlich des Prozesses ab- telegraphirten Worte aus ungefähr eine Million ergänzt.

Zn Lausanne ließ sich eine junge Frau durch einen Zahnarzt, unter Mitwirkung eines angesehenen Mediziners, chloroformiren, obwohl es sich nur um das Ausreißen eines Zahnes handelte, und verschied schon bei der dritten Einathmung. Die Frau hinterläßt zwei kleine Kinder.

Neapel, 8. August. Der Arbeitsminister betreibt immer thätiger die Errichtung von Baracken. Die Delegirten des Zentralkomttes von Neapel stellen, soweit möglich, eine genaue Statistik über die Tobten, die Verwundeten und die verursachten Schäden zusammen. Der Gesundheitszustand ist gut. Die Straßen der zerstörten Städte werden bald gesäubert sein. Die Ordnung wird strenge aufrecht erhalten.

Paris, 8. August. Der Verwaltungs­rath des Suezkanals stimmte Lefseps' Schreiben au Gladstone vom 20. Juli zu und genehmigte einstimmig den zur Berathung gestellten ß des Schreibens, welcher besagt, daß die Gesellschaft den Kanal, welcher hergestellt worden sei, um allen Nationen ohne Ausnahme und ohne Be­vorzugung frei und offen zugänglich zu bleiben, auch fernerhin ausbeuten und nach Erfordernd verbessern werde.

Zwei französische Luftschiffer, welche am Freitag in Versailles aufstiegen und gegen Paris W fahren wollten, sind am Samstag Abend in Woodgreen bei London gelandet.

Madrid, 8. August. Die Führer der Aufständischen in Badajoz waren der Direktor

des dortigen republikanischen Journals, zwei Oberstlteutenants, ein Major und verschiedene

andere Offiziere. Die Aufständischem.hatten

am Sonntag in der Nacht den Präfekten, den -kommandirenden General und mehrere höhere Offiziere in ihren Wohnungen festgenommen. Bei der Flucht nahmen die Insurgenten 750 000 Pesetas aus der Militärkasse mit. Die spani­sche Presse verurtheilt einmüthig die aufständi­sche Bewegung, die nach obigem doch ziemlich emst aussteht und vielleicht doch noch nicht ganz zu Ende sein dürfte, wenngleich Madrid ruhig ist.

8.6.V. Madrid, 9. August. (Corr.) Ein Theil des Kavallerieregiments in Nagera hat gemeutert und ist in die Berge abgezogen. !Jn Barcelona herrscht Ruhestörung, welche aber unbedeutend ist. Der König Unterzeichnete ein Dekret, welches die constitutionellen Garan­tien für ganz Spanien aufhebt uud das Mini­sterium ermächtigt, den Belagerungszustand, wo es nöthig ist, zu erklären.

Kairo, 9. August. Choleratodte in den letzten 24 Stunden in Kairo 70, im übrigen Egypten 599.

New-Jork. Der Mormonenbischof von Apley hat ein scheußliches Verbrechen begangen. Er hat unter -das Bett, in dem zwei seiner Frauen schliefen, eine Dynamitpatrone gelegt und diese angezündet. . . ! Diese unglücklichen Geschöpfe trugen fürchterliche Brandwunden da­von, aber sie starben nicht. Der entmenschte Bischof befindet sich unter starker Bewachung im Gefängniß; allein trotz dieser ist es sehr wahrscheinlich, daß die empörte Volksmenge an ihm ihre unerbittliche Justiz ausüben wird.

Handel ««- Berkehr. Alteustaig. Schranne».Zettel

vom 8. August 1883.

Neuer Dinkel . . .

6 80

6 47

6 20

Haber .....

7 50

7 31

7

Gerste.

8

Waizen.

10

9 43

9

Roggen.

10

Biktnalienpreise

auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 8. Aug.

Vn Kilo Butter.85 Pfg.

1 Ei.6 Pfg.

Stuttgart, 9. Aug. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Leonhardtsplatz: 400 Säcke Kartoffeln ä 3 M. 50 Pfg. bis 4 Mk. 50 Pfg. pr. Ctr. Marktplatz: 250 Stück Kraut L 18 M. bis 20 M. pr. 100 Stück.

Gaildorf 6. August. Zum heutigen Monatsoiehmarkt 900 St. beigeführt; Händler und Mezger zahlreich zur Stelle; bei etwas steigenden Preisen lebhafter Handel.

Spaichingen, 8. August. So »reißend gieng es schon lange nicht mehr her", sagten sich heute einander die Käufer und Verkäufer auf dem hiesigen Schweinemarkt. Und in der That war dies der Fall, denn bei einer Zu­

fuhr von ca. 170 Ferkeln war binnen kurzer Zeit kein Stück mehr fell. Auch die Preise waren sehr namhaft und schraubten sich von 2233 M. per Paar in die Höhe.

Tettnang, 7. August. (Hopfen.) Die warme Witterung wirkt" Wunder in unfern Gärten. Ein Bällchen wurde dieser Tage um 370 M. per Centner abqesetzt.

Vermischtes.

(Trost im Leide.) Man spielt ich Meater Schillers Maria Stuart; eine berühmte Schau­spielerin gibt die Titelrolle und reißt viele zu Thränen hin; besonders unaufhörlich schluchzt und weint ein junges Mädchen im Parterre. »O diese arme, unglückliche Marias* ruft ste wiederholt schmerzdürchschüttert aus. »Aber fp beruhige dich doch nur, Kindl* meint der da­neben fitzende Vater, »tröste dich, ste kriegt für diesen Abend wenigstens fünfhundert Mark Spielhonorar."

(Kindermund.) Mama geht,M-dem vier­jährigen Paul spazieren. Da maschirt eine Kompagnie Soldaten durch die Hauptstraße. Sieh nur, Mama," ruft der Kleine, stehen bleibend, »das sinh einmal viele Vettern von unserer Köchin Kathrine!"

(Eine neue Kriegsmaschine.) Vor kurzem fanden zu Thun (Kanton Bern) Versuche mit den vom Oberleutnant v. Zubovics erfundenen Landtorpedos statt. Die Experimente mit die­sem neuen furchtbaren Zerstörungsulittel ergaben so überraschende Resultate, daß die begutachtende Kommission einstimmig die Annahme dieser Ver- theidigungswaffe beschloß.

(MusterhafteMjnlichkeitO Pater (stolz er­zählend): »Ein reinliches Kind, mein kleiner Moriz; jede Woche,geb' ich ihm ä reines Handtuch, und wenn ich's wegnehme, ist es noch so sauber wie zuvor."

Literarisches.

Der Obftmost. Seine Bereitung und Kellerbehandlung von Fritzgärtuer, Pomolog. Wanderlehrer rc., liegt in einem hüb­schen Büchlein broschirt (Preis nur 50 Pfg.) vor uns. Ein durchaus empfehlenswerthes Merkchen, das für die heranuahende Saison ein willkommener Rathgeber und in der Litteratur zu den wirklichen Bedürfnissen zu zählen ist. Die Bereitung in Bezug auf zu verwendendes Obst, Auspressung desselben, Reinigung der Fässer, Lagerung im Keller, Gährungsprozeß, alles ist eingehendst behandelt uud in einem dem Verfasser eigenen, leichtfaßlicheu Style unter­weisend geschrieben. Der Herr Verfasser ist auf diesem Gebiete eine literarisch längst bekannte Autorität, dessen Name eine weitere Empfehlung wohl überflüssig erscheinen läßt. Das Büchlein ist in allen Buchhandlungen und landwtrthschaft- lichen Vereinen vorräthig und wird gegen Ein­sendung von 55 Pfennigen in Briefmarken auch von der Verlagsbuchhandlung Wilh. Langgut- in Eßlingen a. N. portofrei verschickt.

aufzuheben. Kandidat Kleinmichel wollte ihr tndeß in galanter Weise zuvorkommen. Auf diese Weise kamen die Hände Beider unter dem Tische in eine unbeabsichtigte Berührung.

»Wollten Sie die Güte haben, mir den Entlaufenen auszuantworten ?"

»Sie halten ja meine Hand fest," erwiderte schüchtern Margarethe. ^ »Ah so! Ich glaubte, es wäre nicht die Ihre!" stotterte Kleinmichel.

Die Hände kamen nunmehr wieder zum Vorschein und eben­so der Bleistift. Kleinmichel empfieng ihn aus der Hand Margarethens. Sein blasses Gesicht war fieberhaft roth. Sein Blick heftete sich wie­der fest auf das Buch.

»Wo zwei sich treu umfangen,

Da gibt es den holdesten Schein,"

Wr er nach kurzer Pause lesend fort. Es war, als ob er diesen holden Schein in den Augen Margarethens zu entdecken gedachte, denn er schlug seine Augen in der Richtung nach den ihren auf, sie aber hatte sich ab­gewandt und sah nach der Mutter.

»Sie schläft noch immer," hauchte sie leise.

,, »O, stille dies Verlangen,"

W der Kandidat weiter und seine Hand hatte wieder die Hand Mar­garethens erfaßt.

»Du hast das süße Feuer,

Das mir am Herzen zehrt."

Er hatte jetzt die Hand Margarethens sogar mit zwei Händen ge­süßt und hielt ste fest umschlungen; in seinen Augen aber loderte in Nr That das verzehrende Feuer, von dem er soeben gesprochen. Jetzt war auch Margaretha genöthigt ihn anzusehen. Die frühere heitere Nutze ihres Gesichts war einer eigenthümlichen Unruhe gewichen.

Der Bau des Satzes," meinte Kandidat Kleinmichel uud wollte sich bemühen, denselben zu zergliedern, wobei er indeß immer noch die Hände Margarethens festhielt. Die Stimme versagte ihm indeß den Dienst; der kurze Anlauf von Selbstbeherrschung kam nicht wieder. Er wollte eigentlich dem Dichter einen Vorwurf darüber machen, daß er dem Feuer einen süßen Geschmack beilegte. Wie kann ein Feuer schmecken, wollte er sagen, aber er kam nicht dazu.

»Lüfte, lüfte den Schleier," fuhr er in seiner Verwirrung weiter fort zu lesen:

»Der nun so lang mir währt."

»Herr Kandidat * warf Gleichen ein.

»Laß mich vom rosigen Munde Küssen die Seele Dir."

»Die Mutier vernahmen Sie nichts ste regte sich."

Der Kandidat schien nichts davon vernommen zu haben, nichts vernehmen zu wollen. Er schlang seinen Arm M ihre Taille, zog ste sanft zu sich, sie aber, Margarethe, folgte willig diesen neuen, ihr seither unbekannten Gesetzen der Prosodie. Das Köpfchen an seine Brust gelehnt, ließ sie sich, treu nach der Forderung des Dichters, die Seele küssen vom rosigen Munde."

Die Schwüle im Zimmer war immer schwerer und bleierner. Der sonst so geräuschvolle Schlaf der Mutter war jetzt ganz still, fast athemlos. Alles Reden war verstummt; so still war es geworden, daß manZdte fast unhörbaren Schwingungen der Regulatoruhr zählen konnte. Die Welt lag wie im Traume und heimlich ging durch sie dahin ein Wehen und Küssen, die Blumen am Fenster neigten sich sehnsüchtig ein­ander zu. Das Traumbild des Dichters war in Wirklichkeit über­setzt. (Fortsetzung folgt.)