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Ar. 93.

Attenstaig, Samstag dm 11. August.

1883.

Bestätigt: MichaelB üh ler, Bauer und Gemeinde­pfleger, zum Schultheißen der Gemeinde Rothselden.

Der militärische Ausbau Deutschlands.

Man hört neuerdings viele Klagen über den Ausbau des deutschen Reiches. Hier zeigen sich Stockungen auf dem Gebiete der wirthschaft- lichen Verhältnisse; dort scheint andern der Aus­bau des Steuersystems zu reich und luxuriös. Was soll man's leugnen? Es herrscht viel Un­zufriedenheit im Reiche, und die Herren parla­mentarischen Baumeister verleugnen ihr Werk, legen die Kelle bet Seite, wie Herr v. Bennig­sen, oder machenStudienreisen" wie Herr Eduard Lasker.

Ja, die Herren Baumeister vomAusbau" des deutschen Reiches haben sich noch nicht ein­mal ein eigenes Geschäftshaus gebaut, obwohl seit 1871 acht Millionen Thaler für das neue Parlamentsgebäude bereit liegen. Das ist wirk­lich echt deutsch, echt gründlich und gewissenhaft, daß man 12 Jahre braucht, ehe Ort und Plan entschieden werden, so daß wenigstens der Grund­stein gelegt werden kann. Nun sehe man sich dem gegenüber einmal unsere militärischen Bau­meister an. In der That, hier ist eine Stimme des Lobes am Platze, denn in aller Stille find die Millionen aus dem Milliardenfonds unter­gebracht worden, und ohne jede Ruhmredigkeit sehen die Schöpfer der kolossalen Neubauten an den Festungen und Häfen, an militärischen Ei­senbahnen und Dampfern, an Schießplätzen und Kasernen, an allerlei strategischen Verbesserungen und an dem vollständigenRetablissement" der Arsenale und des gesammten Krtegsapparates ihr Werk so gut als vollendet dastehen, und sie finden, daß es gut ist.

Straßburg und Metz, Posen und Thorn sind zu Festungen ersten Ranges erweitert wor­den; soweit sie das nicht waren, hat eine muster­hafte Ergänzung der Schäden durch Neuanlage mächtiger Forts stattgefunden, welche jeneWaf- senplätze nahezuunüberwindlich" machen. Man könnte aus den Berichten militärischer Fachblätter ein umfassendes Bild der Landesvertheidigung znsammenstellen, wenn es sich nicht empfehlen würde, aus Gründen gegenOst und West" sich eine solche Arbeit zu ersparen. Nur soviel kann und mag gesagt werden, daß die deutsche Mili­tärverwaltung durch die treffliche, rasche und zweckmäßige Verwendung der ihr zur Disposition gestellten reichen Mittel es handelt sich da­bet um ganz enorme Summen wiederum ge- . zeigt hat, daß sie auf der Höhe ihrer Zeit steht. ! Sie ist in vollem Maße der Worte bewußt ge- j diesen: Wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg!

Die Milliarden haben ermöglicht, für die Invaliden zu sorgen, die Kriegskosten zu decken, öle Kriegsanleihen zurückzuzahlen, für allerlei militärische Bedürfnisse zu sorgen, die Armee Nu auszurüsten, unser Vertheidigungssystem so Anrichten, daß es nach menschlichem Ermessen 14wer sein wird, uns aus der in der Welt er­rungenen Stellung wieder herauszudrängen. Aber ^ wie das geschehen, wie sich die Details ge- , Mtet haben, um die Landesvertheidigung zu nnrm der besten und stärksten Systeme der Welt zu machen, mit einem Wort:der militärische Ausbau" Deutschlands, das ist ein neues Mei­sterstück der Armee und ihrer Letter; die Bau- Mer dieses Thetls vomAusbau" stehen auf °er Höhe der Zeit. Möchten sich die andern WA Baumeister in Handel und Gewerbe, in

Finanzen und auf dem wissenschaftlichen AAEte- insbesondere aber auch die parlamen- ^Mtn Führer des Baus au ihnen ein Muster «th«e»! (N.-Ztg.)

Tagespolitik.

Kaiser Wilhelm ist am 7. Aug., Nach­mittags IVr Uhr, von Gastein abgereist und um 5V, Uhr in Salzburg eingetroffen, wo der Kaiser imEuropäischen Hof" abstteg und Abends noch den Besuch des Erzherzogs Ludwig Viktor empfing. Am Mittwoch früh 9V, Uhr fuhr der Kaiser nach Ischl ab. Der österreichische Kaiser fuhr dem deutschen Kaiser bis Ebensee entgegen, wo die herzlichste Begrüßung der Mo­narchen stattfand. Hierauf erfolgte die ge­meinschaftliche Weiterreise nach Ischl. Präzis 12 Uhr Mittags in dem reichbeflaggten Bahn­hof ankommend, woselbst die Kaiserin Elisabeth anwesend war, fuhr der Kaiser Wilhelm mit der Kaiserin und der österreichische Kaiser mit dem Prinzen Reuß bis in das Hotel Elisabeth. Längs des Weges vom Bahnhofe bis zum Ho­tel bildeten riesige Menschenmaffen Spalier und brachten stürmische Hochrufe dar.

Nach einer Meldung derNordd. Allg. Ztg." ist der Reichskanzler durch seinen Ge­sundheitszustand genöthigt, in Kissingen voll­ständig einsam und unbeschäftigt zu leben.

Die bevorstehende Reichstagssesfion soll nach dem Wunsche des Kaisers dazu bestimmt sein, die soziale Reformgesetzgebung, mit welcher nur erst ein kleiner Anfang gemacht ist, zu för­dern. Die bisherigen fruchtlosen Versuche, ein Unfallverficherungsgesetz zu Stande zu bringen, haben dazu gedient, die Ansichten soweit zu klären, daß in der That nun die Möglichkeit gegeben scheint, auf dem schwierigen Terrain der Arbeiterfrage gesetzgeberisch vorwärts zu kommen.

Der Reichstagsabgeordnete Antoine in Metz beabsichtigte vom 16. ds. Mts. ab ein neues französisches JournalMetz" heraus­zugeben. Seit 5. d. Mts. war das Programm desselben an den Straßenecken von Metz ange­klebt. In demselben heißt es u. a.:Metz, so ist der Titel des Journals, welches wir dem Publikum darbieten. Im Jahre 1870 war der Name Metz auf allen Lippen, und alle Herzen bluteten am Tage seiner Uebergabe, denn hinter seinen Mauern und Wällen lebte eine Bevöl­kerung, die unerschütterlich an ihrem Vaterlande hing. Aber die Zeit eilt. 13 Jahre sind seit dem Tage seiner Eroberung verflossen und wenn die Gesthlspolitik ihre Zeit gehabt hat, so ist es heute die Politik der Action, welche alle Hingabe gebieterisch fordert." Wie derF. Z." telegraphisch gemeldet wird, ist das Er­scheinen des projektirten Blattes auf Grund des Diktatnrparagraphen verboten worden.

In Frankreich macht sich gegen das Institut der Einjährig-Freiwilligen in nicht- militärischen Kreisen schon seit einiger Zeit eine Abneigung geltend. Kürzlich hatte deshalb der Unterrichtsminister die Fakultäten aufgefordert, ihr Gutachten über die etwaige Abschaffung des Freiwilligen Dienstes abzugeben. Die einge­laufenen Antworten lauten übereinstimmend, daß die Maßregel den höheren Studien erheblich schaden müßte und von den Fakultäten als ein schwerer Schlag angesehen würde. Auch verschiedene Militärs haben sich für Beibehal­tung dieser dem deutschen Heerwesen nachgeahm­ten Einrichtung ausgesprochen.

Paris hat wieder einmal seine legiti- mistische Verschwörung! Die Polizei wünscht wenigstens dem Glauben Geltung zu verschaffen, daß es sich in Wirklichkeit um einen staatsge­fährlichen Anschlag handle, der darauf abztelte, eine Aenderung der bestehenden Staatsverfaflung vermittelst Waffengewalt herbeizuführen und zu

dessen Verwirklichung bereits 20000 Gewehre zur Verfügung standen. Bon anderer Seite wird jedoch die Angabe belächelt und ihr die Behauptung entgegengestellt, man habe lediglich einen Verein von Dienstboten und Kutschern aus vornehmen Häusern entdeckt, der für legi- timistische Zwecke Geldsammlungen abhielt und nächtlicherweile geheime Zusammenkünfte veranstaltete.

Die Freudenfeuer, welche vergangenen Dienstag Abend auf den Straßen Dublins brannten, um dieHinrichtung" des Angebers Carey zu feiern, haben eine große Zahl ihrer Anzünder in Konflikt mit dem Ge­setze gebracht. Die guten Lmte rissen nemlich, in Ermangelung von Geldmitteln für das Holz, einfach Fensterläden aus, Baugerüste und Gar­tenzäune ein und stellten so ihre Freudenfeuer auf Kosten der Hausbesitzer her. Neunzig Per­sonen wurden infolgedessen zu je 10 Mark Geld­strafe eventuell 8tägiger Hast verurtheilt.

Wie dieTimes" melden, ist in Peters- bürg eine nihilistische Verschwörung der gefähr­lichsten Arck, an welcher eine große Anzahl von Personen Letheiltgt ist, entdeckt worden. Eine Menge Verhaftungen sind vorgenommen wor­den, allein die Sache wird sehr verschwiegen gehalten.

Laudesuachrichteu.

Altenstaig, 9. Aug. Theater. (Eingesandt.) Gestern war die Benefizvorstellung für Frau Feigel und kam zur AufführungDorf und Stadt'. Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt und konnten viele Kunst­freunde von hier und auswärts wegen Mangel an Raum nicht beiwohnen. Die Darstellung war aber auch eine ausgezeichnete. Alles war «n seinem Platz und jedes der Darstellenden leistete Gutes. Die Krone des Abends ge­bührt jedoch der Benefiziantin, demLorle." Die Aus­stattung und Garderobe waren höchst elegant. Alles in Allem: Die Vorstellung vonDorf und Stadt" hat be­zeugt, daß die Gesellschaft Künstlerisches leistet und über sehr tüchtige Kräfte verfügt. Wünschen wir dem Unter­nehmen auch ferner recht zahlreichen Besuch und wie ge­stern ungetheilten Beifall.

Am 25. Juli d. I. fand unter dem Vorsitze des Präsidenten der Generaldirektion der Staatseiseubahnen Herrn v. Böhm eine Sitzung des Beiraths der Verkehrsanstalten statt, in welcher der Eisenbahnfahrplan für den Winterdienst 188384 berathen wurde. Aus den Verhandlungen erwähnen wir nur Folgen­des: Vorgeschlagen wurde: auf der Linie Pforz­heim-Horb den Personenzug Nr. 188 Calw ab 9. 0 Abends, Nagold an 9. 41 Abends, wegen geringer Frequenz (höchste Durchschnitts­zahl 9 Reisende) ausfallen zu lassen. Ein Widerspruch hiegegen wurde nicht erhoben.

Als Predigttext für die kirchliche Feier des bevorstehenden Geburts-Festes Ihrer Ma­jestät der Königin in den evangel. Kirchen des Landes ist lautSr.-A." die StellePhi- lipper 4,4 : Freuet euch in dem Herrn allewege und abermal sage ich: freuet euch" bestimmt worden.

Freuden st adt, 8. August. Am letzten Samstag Abend um 11 Uhr hörte die zufällig zum Fenster hinaussehende Ehefrau eines Bau­unternehmers Hilferufe, worauf sie Lärm machte. Wie es sich herausstellte, hat ein Unbekannter auf ein Dienstmädchen ein unsittliches Attentat gemacht und ihm das gezückte Messer auf die Brust gesetzt mit der Drohung, wenn cs schreie, steche er es nieder. Die Angegriffene wehrte sich aber aus Leibeskräften gegen ihren Be­dränger und schrie trotz der Drohung um Hilfe, so daß der Unhold die Flucht ergreifen mußte, ohne seinen verbrecherischen Zweck erreicht z« haben.