ca. 130 Rm. der Stadtverwaltung gehöriges Holz, theils vom städtischen Holzgarten, theils aus dem Stadtwalde veruntreut haben, kam heute vor der Strafkammer zur Verhandlung. Es wurde verurtheilt: 1) Joh. Klingenmaier wegen 8 erwiesener Holzdiebstähle (imGesammt- werth von 133 M.) zu 9 Monaten Gefängniß, sowie zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre; 2) Joseph Wagner wegen 6 in Gemeinschaft mit Klingenmaier ausgeführter Holzdiebstähle (im Gesammtwerth von 107 M.) zu 6 Monaten Gefängniß und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre; 3) Wilhelm Klotzbücher wegen zweier Holzdiebstäyle, theils in Gemeinschaft mit den andern Angeklagten, theils allein verübt (im Werthbetrage von 40 M.) zu 5 Wochen Gefängniß; 4) Joseph Metzger wegen Beihilfe zu einein Holzdiebstahl (Werthbetrag 20 Dt.) zu 1 Woche Gefängniß; 5) Joh. Tritfchler wegen Hehlerei (Werthbetrag 20 M. zu 3 Wochen Gefängniß.
In Winnenden wurde ein Riesenexemplar von einer Rosenkartoffel vorgezeigt; dieselbe hatte ein Gewicht von 410 Gramm.
Letzten Montag kam ein bevollmächtigter Notar aus Bremen in Mengen an, um in der vielbesprochenen Habisreuter'schen Erbschafts- Sache einen großen Theil der testamentarisch vermachten Beträge auszuzahlen; es erhielten die verschiedenen dort wohnenden Verwandten des Erblassers zusammen 70 000 M., die untere Kirche 4000 Mk., das Spital 6000 Mk.; die der Stadtgemeinde vermachten 150000 M. sind bis jetzt noch nicht ausbezahlt, sollen aber demnächst ausgefolgt werden.
Deutsches Reich.
— Die „Weser-Zeitung" bestätigt, daß das Bremer Handelshaus F. A. Lüderitz an der Südwestküste von Afrika eine 10 Quadratmeilen große Fläche von den Hottentotten erworben hat, um daselbst eine Handelsfaktorei zu errichten. Ob die Reichsregierung irgend eine Gewährleistung übernommen, wird nicht gesagt.
Von Mainz wird berichtet: Am Montag Nachm, um 3 Uhr zog ein nach Millionen zählender Schwarm von Ameisen über die Stadt; die Thiere wurden wie auf einer lichten Wolke durch die Luft getragen. Die große Bleiche war dicht besäet davon; auch in anderen Straßen nach dem Rheine zu wurde diese Beobachtung gemacht.
Aachen. Ein im vergangenen Herbst zur Disposition des Truppentheils Beurlaubter, welcher vor einigen Tagen seinen Vater mißhandelt hatte, wurde auf den bezüglichen Antrag sofort wieder bet feinem Truppentheil eingestellt.
Hamburg. Allseitiges Bedauern erregt hi?r die Thatsache, daß ein vor 8 Monaten wegen schweren Diebstahls zu I V 2 Jahren Zuchthaus und dreijährigem Ehrverlust verurtheilter Schneidergeselle, der vorher bereits vier Monate
in Untersuchungshaft zugebracht hatte und unmittelbar nach Fällung des erwähnten Urtheils zur Verbüßung der Strafe nach Fuhlsbüttel übergesührt worden war, vollkommen unschuldig gewesen sei, da ein oft bestrafter, ebenfalls im Zuchthause befindlicher schwerer Verbrecher vor kurzemein volles Geständnis über jenen von ihm verübten Diebstahl abgelegt hat. — Der Sachverhalt ist folgender: Im vorigen Jahre wurde bei dem Geschäftsmann Hein auf dem Schweinemarkt ein Einbruch vollführt, wobei den Dieben eine Kiste mit Werthpapieren und Geld in die Hände fiel. Der Verdacht des Diebstahls lenkte sich auf den im Hause des Hein wohnenden Schneider Swensson aus Schweden, weil nach Ansicht des Ersteren nur dieser den geheimen Aufbewahrungsort der Kiste kannte. Swensson war aber nicht der Einzige; eine bei Hein beschäftigt gewesene, in St. Pauli wohnende Frau Röhrs kannte ebenfalls den Aufbewahrungsort der Kiste und veranlaßte ihren Ehemann, dieselbe zu stehlen. Röhrs führte hierauf in Gemeinschaft mit einem gewissen Peters den Diebstahl aus und ahmte auf Anrathen der Frau Röhrs den schwedischen Dialekt nach, damit dieser sofort in Verdacht gerathe. Dazu kam noch, daß Röhrs dem Swensson ziemlich ähnlich sah. Der Droschkenkutscher, welcher den wirklichen Dieb und seinen Genossen bald nach der That nach St. Pauli fuhr, und ein Wirth erklärten in der landgerichtlichen Verhandlung mit Bestimmtheit, Swensson als denjenigen zu erkennen, mit dem sie in jener Nacht beisammen waren, worauf die Verurtheilung des Swensson zu 18 Monaten Zuchthaus und Ehrverlust erfolgte. Der bedauernswerte Mann verbüßte davon acht Monate, nachdem er -zwei Monate in Untersuchungshaft zugebracht hatte. Inzwischen verbanden sich die Ehegatten Röhrs, Peters und ein gewisser Jaspers zum gemeinsamen Thun und führten eine große Menge Einbrüche und Diebstähle aus. Die Zahl soll etwa 60 erreichen; die verbrecherische Bande wurde sammt und sonders erwischt und ins Gefängniß gesetzt. Die Frau Röhrs gestand zuerst ein, daß ihretwegen ein Mann im Zuchthause sitze und bald darauf gab auch ihr Ehemann der Wahrheit die Ehre. Die Kerkerthüre öffnete sich nun für den unschuldig veru'thsilten Swensson und er wurde der Freiheit wiedergegeben, indeß — am Körper gebrochen. Wie schrecklich der unglückliche Mann gelitten, ist schwer darzustellen. Damals Morgens 5 Uhr, als er im Bette nichts ahnend mit seinem Kinde spielte, erschienen die Beamten zu seiner Festnahme; da half kein Versichern seiner Unschuld, er mußte ihnen folgen. Die sich hieran kettenden Ereignisse — leine Verurtheilung, der Abschied von seiner Gattin u. s. w. haben furchtbar auf seinen Ge- mürhszustand und von diesem zurück auf sein körperliches Befinden gewirkt, so daß es auch im besten Falle geraumer Zeit bedürfen wird, um den Gebeugten wieder zu einem thatkräftigten Manne zu machen.
Von Würzburg wird berichtet: Sind. Lennig, der in Würzburg seinen Gegner Moschel im Duell erschossen hat, ist in Basel wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Karlsruhe, 1. Aug. Im Alter von 91 Jahren ist dieser Tage hier eine bekannte Persönlichkeit gestorben, Frhr. Ferdinand v. Lotz. deck. Der Verstorbene war Besitzer der berühmten Tabakfabrik in Lahr, deren Schnupftabake den Namen des Eigenthümers über Land und Meer getragen haben. Frhr. v. Lotzbeck hatte sich bis in das höchste Alter eine seltene Lebensfreudigkeit bewahrt. Seinen Lebensabend brachte er in Baden zu, wo er gleich dem Fürsten Gort- schakoffzu den allbekanntenPersönlichkeiten gehörte.
Mühlhausen. Infolge des starken Regens, welcher hier zwei Tage lang ohne Unterbrechung niedergegangen ist, sind hier sämmtliche Flüsse ausgetreten und haben große Flächen Landes unter Wasser gesetzt. Die Ueberschwem- mung erreichte annähernd die Höhe wie die vom 14. August 1880. Der Roggen stand an manchen Stellen bis an die Aehren im Wasser.
Saarbrücken. Bei dem vor einigen Tagen in Neunkirchen gefeierten Bergmannsfeste wollten einige Bergleute ihren Frauen die Einrichtungen der Gruben zeigen und fuhren mit ihnen in die Grube „v. d. Heidt". Hier wurden sie von schlagenden Wettern betroffen, deren Wirkung eine derartige war, daß von der 24 Personen zählenden Gesellschaft 18 verunglücktem Einige blieben sofort todt, die Mehrzahl ist schwer verletzt.
Ausland.
Wien. 3. August. Der Kaiser und die Kaiserin spendeten 20 000 Lire, die Fianzsektton des Wiener Gemeinderaths bewilligte 100000 Lire für Ischta.
Pest. Ein hier ansässiger Wollhändler wurde von einem 15jährigen Bauernburschen unter der Angabe er habe ihm ein Fell zu verkaufen, außerhalb des Ortes gelockt und daselbst mittels einer Hacke meuchlings erschlagen. Der entmenschte Bursche beraubte sodann den Ermordeten und wälzte dessen Leichnam bis zum Fuße der in der Nähe befindlichen kleinen Karpathen, woselbst er ihn mit mehreren großen Steinen bedeckte. Der jugendliche Raubmörder gestand bei seiner Verhaftung die grauenvolle That ein und sagte noch aus, dem Ermordeten 1 Gulden 70 Kreuzer und mehrere werthvolle Gegenstände geraubt zu haben.
— Die italienischen Republikaner sind heftige Gegner des Bündnisses zwischen ihrem Vaterlande und den mitteleuropäischen Mächten; sie streben eine italienisch-französische Allianz an und berufen sich dabei vor allem auf den verstorbenen Garibaldi. Der bekannte Schriftsteller Zerbi in Neapel behauptet nun in einem Streitartikel gegen französische Zeitungen: Garibaldis letzte Arbeit sei der Entwurf eines Kriegsplanes gegen Frankreich gewesen. Er (Zerbi) könne dafür Beweise erbringen! —
Aas ewig Weibliche. (««4^ v°rb°.en.)
Humoristische Novelle von I- v. IT s 1v i (Fortsetzung.)
Noch waren erst ein Paar Minuten verflossen, als die Kontorthür sich von Neuem öffnete und eine noch jüngere, offenbar noch dem Lehr- lingsstande angehörige Erscheinung in Sicht trat. Auch dieser junge Mann bewegte sich nach dem Platze hin, wo Elisabeth zu stehen pflegte. Als er aber den Strauß dort sah, prallte er betroffen zurück.
„Das hat gewiß der Reinhold gethan!" murmelte er. „Ich habe ihn schon längst im Verdacht, daß er mir Konkurrenz macht. Aber mit mir soll er's doch nicht ausnehmen. Blumen — was sind Blumen, die den morgenden Tag nicht überleben, gegen die unvergänglichen Blüthen der Poesie!"
Dabei zog er ein zierlich zusammengelegtes und mit Goldrand versehenes Papier aas der Tasche, faltete es auseinander, wobei ein auf demselben gedrucktes, mit einem Pfeile durchbohrtes Herz und verschiedene darunter geschriebene Verszeilen sichtbar wurden, überlas das geschriebene noch einmal, mit einem Freude ausdrückenden Gesichte und legte es unter den Strauß.
„Nun wird sie," sagte er, vergnügt die Hände dabei reibend, „meinen, der Strauß gehöre dazu, und mein Rival, dieser eingebildete Reinhold, ist gänzlich aus dem Felde geschlagen!"
Kaum hatte er mit einem Gefühle des Triumphes den Raum verlassen, so erschien dort der alte Witzmann wieder, in Begleitung des jungen Chefs der Firma E. C. Wirker und Komp.
„Da," rief er diesem beim Eintritt in das jungfräuliche Kontor zu, „da — überzeugen Sie sich nun selbst, das Schreibpult ist da. wer
aber nicht da ist, das ist der dazu gehörige Mensch, der freilich nur ei» Frauenzimmer ist, von denen man nachgewiesen haben will, daß sie überhaupt gar nicht zu den Menschen gehören. Ob das richtig ist, weiß ich nicht; jedenfalls aber ist das richtig, daß sie nicht unter — die Kaufleute gehören!"
Herrn Wirker schien indeß weniger die Abwesenheit seines weiblichen Kommis, als die Anwesenheit eines Straußes aus dessen Pult unangenehm zu sein, denn er wurde bet dem Anblick desselben in einer so auffälligen Weise roth, daß sich die darin aussprechende Verlegenheit nicht verhehlen ließ.
„Woher kommt dieser Strauß?"
„Woher soll er kommen? Sie wird sich einen Liebsten angeschafft habe.i — und wo derselbe zu finden sein wird darüber kann auch kein Zweifel sein. Seitdem die Dame an dem Platz sitzt, ist von Aufmerksamkeit unter dem jungen Volke da drinnen keine Rede mehr, sie machen Böcke über Böcke — natürlich: sie haben's von ihr erst gelernt.
Inzwischen hatte der Chef des Hauses auch das mit Goldrand und einem pfeildurchstochenen Herz versehene Gedicht bemerkt.
„Wie — Verse? Auch das noch!"
„Mein Engel!
Tu meine Sehnsucht, Du mein Hoffen,
Du meine Leuchte, mein Gebet,
Mit Deinen Augen tief getroffen Hast Du mein Herz, Elisabeth.
Wo ich nur rechne, wo ich schreibe,
Die Maaren zähle und sortier',
Bin mit der Seele, mit dem Leibe,
Elisabeth, ich stets bei Dir!"