eine Thrärie dieser Wittwe (der Solymosst) wiege mehr als alle Schätze, welche man zu Gunsten dieser Mörder aufbringe. Der Präsident: Ich mutz den AusdruckMörder" entschieden zurück- weisen ; diese Angeklagten sind nicht verurtheilt, es ist nicht gestattet, diesen Ausdruck zu ge­brauchen. Eötvös duplizirt in scharfer Weise. Der Präsident schließt !dte Verhandlung, nach­dem er mitgetheilt hat, daß das Urtheil am Freitag um 11 Uhr Vorm, verkündet wird.

DieNeue Freie Presse" meldet aus Prag vom 30. Juli: Auf dem Karlplatz fand gestern Nachmittags ein größerer Exceß zwischen den Mannschaften des czechischen RegimentsKönig tzumbert" und denen des ungarischen Regiments Baron Dormus" statt. Eine Kompagnie des deutschen RegimentsWürttemberg" und eine Abtheilung des 22. Jägerbataillons rückten zur Dämpfung der Unruhe aus, doch kamen keine Thätlichkeiten vor. Die Soldaten beider Regi­menter. die einander nicht eben Freund sind, hänselten einander, auch wurden Kugeln gewor­fen (gewechselt?), doch konnten die ausgerückten Truppen bald wieder in die Kasernen zurück­kehren.

Der Schiedsgerichtsvertrag, den der schweizerische Bundesrath mit den Vereinigten Staaten abzuschließen wünscht, soll folgende Hauptpunkte enthalten: Das Schiedsgericht be­steht aus zwei Schiedsrichtern, von denen jede Partei je einen außerhalb ihres Gebiets und nicht zu ihren Staatsangehörigen zählend er­nennt, und aus einem Oberschiedsrichter, wel­cher, wenn sich die Parteien über seine Wahl nicht verständigen können, durch einen von bei­den zu bestimmenden neutralen Staat bezeichnet wird. Beide Parteien verpflichten sich bet ihrer Ehre zur Ausführung des schiedsrichterlichen Entscheids spätestens einen Monat, nachdem er ihnen mitgetheilt worden ist. Der Vertrag soll für 30 Jahre gelten und wenn er nicht in­zwischen gekündigt wird, fernere 30 Jahre in Kraft bleiben.

(Blitzschlag.) In Villers, nahe ander waadtländtschen Grenze, schlug der Blitz in's Schulhaus und zündele dort. 42 Kinder wur­den vom Strahl theils zur Erde geworfen, theils gelähmt. Der Lehrer trug mit über­menschlicher Anstrengung Kind für Kind aus dem brennenden Hause und rettete alle; sein ganzes Mobiliar ging jedoch in den Flammen zu Grunde.

Der demF. I." von Genf gemeldete angebliche Anarchisten-Krawall bestand nach den heute vorliegenden Nachrichten lediglich in einer lärmenden Demonstration von etwa 100 der zur Zeit brodlosen Arbeiter vor dem Stadthaus. 50 Gendarmen rückten mit aufgepflanztem Bajonnet vor und nahmen 7 Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befindet sich ein Russe.

London. Ein interessanter Prozeß nimmt gegenwärtig in London seinen Anfang. Es handelt sich darum, wem das Vermögen einer englischen Dame, Madame Austin, rechtlich zu­

falle, die vor einiger Zeit in Frankreich, wo sie seit langen Jahren lebte, gestorben ist, ohne ein Testament oder eine Familie zu hinterlassen. Die Sache hat bereits die französischen Tribunale beschäftigt. Die Erbschaftsansprüche werden so­wohl von der französischen als auch von der englischen Regierung erhoben, wozu noch als Dritter der Vermögensverwalter der Verstorbenen, ein gewisser Herr Barre, hinzutritt. Da die Hinterlassenschaft der Dame vierzehn bis fünf­zehn Millionen Frank beträgt, erklärt sich die Wichtigkeit, welche jede der drei Parteien der Sache beilegt.

Aus Capstadt wird gemeldet, daß an Bord des SchiffesKifauns Castle" ein Passa­gier in welchem man James Carey, den An geber im Dubliner Prozeß vermuthet, durch einen anderen Passagier, Namens O'Donnel, erschossen wurde.

London, 1. August. Die Ermordung Carey's wird offiziell bestätigt. Die Nachricht rief in Dublin große Aufregung hervor. Den Denunzianten traf noch in demselben Augen­blick, wo er den Fuß auf das Land setzen wollte, das tödtliche Geschoß des Rächers. Die engl. Polizei hatte das strengste Geheimniß über die Bewegungen Carey's bewahrt und sich bemüht, durch falsche Nachrichten das Publikum irre zu führen, während es hieß, daß er im Gefängnisse von Milbank untergebracht sei, schwamm er schon jenseits des Aequators auf dem Meere und nur zwei der höchsten Polizeibeamten so glaubte man wußten, daß er sich an Bord des DampfersKinfanns Castle" unter falschem Namen und durch Abnahme des Bartes nahe­zu unkenntlich gemacht, eingeschifft hatte, um in Port Elisabeth zu landen. Die irischen Ver­schwörer waren aber auf seiner Spur. Mit Carey schiffte sich zugleich der Rächer deriri­schen Märtyrer", ein Mann Namens O'Donnell, ein. Auf der wochenlangen Fahrt überzeugte er sich genau, daß er Carey vor sich habe; in der Capstadt folgte er ihm auf ein anderes SchiffMelrose" und als dieses in Port Elisabeth landete, streckte er Carey mit einem Revolverschuß nieder und ließ sich dann ruhig gefangen nehmen. Der Mörder wird scharf bewacht, da man Versuche zur Befreiung des­selben befürchtet.

Der neue Generalgouverneur von Polen, General Gurko, hat sich sogleich bei den Polen in Gunst zu setzen verstanden. In einer An­sprache an die Vertreter der Schulen und der Universität sagte er:Der Zar wünscht nicht, daß ihr aus den Polen Russen machen sollet. Wirket auf die Jugend in pädagogischer Richt­ung mild ein. Ich wünsche nicht, daß die Studenten-Unruhen an der Warschauer Univer­sität sich wiederholen; die Jugend gedenkt ewig des erlittenen Unrechts. Führet Disziplin ein und trachtet, die Jugend zu überzeugen, daß Polen und Rußland unzertrennlich sind; jedoch versuchet nicht, die Polen in Russen umzuwandeln, da dies leider nicht geht.

Dublin, 1. August. Dienstag Nacht wurden hier Freudenfeuer angezündet zur Feier der Ermordung Carey's. Das Bildniß des­selben wurde in den Straßen verbrannt, wo­bei die Polizei viele Personen verhaftete.

0.9.8. Constautiuopel, 2. Aug. (Corr.) Einer Meldung aus Smyrna zufolge sind dort 4 Choleraerkranknngen vorgekommen.

Handel und Berkehr.

Vom L a nd e, 31. Juli. Auf die Frage, welches ist die passendste Hühnerraffe für rauhes Klima, gibt Hr. Wünsch aus Ludwigsburg in der württb. Wochenschrift für Landwirthschast die Antwort:Für rauhes Klima ist unser württb. Landhuhn das beste. Dasselbe ist bis jetzt in keiner Beziehung von einer fremden Rasse übertroffen worden. Ich erlaube mir dieses Urtheil, da ich schon Jahre lang mehr als 100 Stück Hühner verschiedener Raffen Sommer und Winter auf anderthalb Morgen Grasplatz laufen habemdieselben genau controlire.

Richdlingen, 30. Juli. (Repspreise.) Verkäufe zu 15 M. bis 16 M. 30 Pfg., Auf­schlag 42 Pfg.

Nürnberg, I.Aug. (Hopfen.) Die Nach­richten, welche seit dem letzten Berichte wieder von den Außenbezirken über das Befinden der Hopfenpflanze eingingen, legen mehr und mehr Zeugniß ab von den Verheerungen, welche die nun seit Wochen unverändert anhaltende ano­male Witterung an der Hopfenpflanze verur­sacht. Fast allerorts wird in Folge mangeln­den Sonnenscheins entweder das weitere Wachs­thum der Hopfenpflanze oder die Entwicklung der Dolden verzögert, wenn nicht ganz verhin­dert. Sämmtliche Berichte, so verschieden sie auch jetzt lauten mögen, stimmen ausnahmslos darin überein, daß sich recht bald ein Wandel in dem Witterungscharakter vollziehen mutz, wenn die Hopfenpflanze noch das liefern soll, was sie zur Zeit verspricht.

Vermischtes.

(Bei einer Bürgermeisterwahl) im Kreise Bensheim wurde einem jungen hetrathsfähigen Wähler ein vermögendes Mädchen als Braut angeboten unter der Bedingung, daß er seinen Vater, Bruder, u. s. w. veranlasse, für einen gewissen Kandidaten zu stimmen. Der junge Mann war weise, er führte seine ganze wahl­berechtigte Sippschaft zur Slimmurne, die Braut heim, und die Richter an der Nase herum, denn noch sind diese nicht einig darüber, ob dieses Vorgehen eine Wahlbestechung involvirt und nach § 109 des St.-G. B. zu behandeln ist, oder nicht?

(Folgende Geschäftseröffnungs-Anzeige) ent­nimmt dasEcho" einem amerikanischen Blatt: Einer unsererwürdigen Mitbürger" hat sich soeben nach dem Süden begeben, um einen Gold- und Silberladen zu eröffnen. Das ganze Anlagekapital des Braven besteht aus einem Brecheisen."

Hätten auch lieber sollen eine Bonne oder eine Gouvernante für Kinder werden, als daß Sie uns hier das Geschäft verderben!" fuhr der Buchhalter fort, als Elisabeth schwieg.

Ich werde an Friedrich Fröhlich schreiben, ihn um Entschuldi­gung bitten und zur Rücknahme seines Entschlusses vermögen."

Ja wohl! Wird sich was zurücknehmen lassen! Reisen Sie doch

lieber gleich selbst hin, sollen ja ein so schönes Lärvchen haben, wie man

sagt, können vielleicht damit etwas ausrichten!"

Herr Witzmann, ich muß Sie wiederholt ersuchen, mich mit der­artigen Kränkungen, die ich von Ihnen fast täglich höre, zu verschonen, oder ich sehe mich doch genöthigt"

Sich bei Herrn Wirker junior zu beschweren!" spottete Witzmann. »Ja wohl, müssen aber die kleine Eveline dabei an die Hand nehmen,

das wirkt besser! Beschweren über mich beschweren der ich hier

alt und grau geworden bin das ist noch nicht dagewesen!"

Das und noch manches andere vor sich hinmurmelnd, hatte der alte Buchhalter schnell sich wieder nach dem Hauptkontor entfernt und die Thür heftig hinter sich zugeschlagen.

Elisabeth begab sich indeß an ihr Pult, sie wollte den Brief an Fröhlich schreiben vermochte es aber nicht die Feder zitterte in ihren Händen auf und nieder ihr ganzer Körper bebte und sie be­gann laut zu weinen.

Da öffnete sich die nach der Terrasse führende Thür und Eveline Erschien auf der Schwelle.

..Tante Lisbeth," rief sie,warum kommst du nicht? Ich habe dich doch gerufen du sollst mit mir Federball spielen!"

»Ich kann nicht, Eveline, ich habe einen nothwendigen Brief zu schreiben !

-Den kannst du morgen schreiben das Wetter ist heut so schön."

Ich darf nicht, Kind."

Du darfst wohl, Tante Lisbeth!" rief das Kind lebhaft.Papa hat mir ja gesagt, er erlaube es dir immer, daß du mit mir spielst oder mir ein schönes Märchen erzählst!"

Elisabeth suchte es dem Kinde vergebens plausibel zu machen, daß sie noch mehrere ernstere Pflichten zu erfüllen habe. Es beharrte auf seiner Bitte, hing sich flehend an ihr Kleid und unterstützte sein Ver­langen zuletzt noch durch Thränen.

Dieser Appell an das weibliche Gemüih war zu stark. Elisabeths Widerstand war gebrochen Friedrich Fröhlich sammt den unbestellten Schleifen waren vergessen. Elisabeth folgte dem drängenden Kinde auf die sonnig Helle Terrasse.

Ihr Weggang war nicht unbemerkt geblieben. Der alte Witz­mann schien denselben erwartet zu haben. Ec trat aus dem Kontor her­aus, näherte sich mit schadenfrohem Lächeln dem Fenster, warf ein paar rasche Blicke durch dasselbe und begab sich dann eilig durch die nach dem Flur gehende Thür nach dem oberen Stocke, in der wahrscheinlichen Absicht, den Chef des Hauses zur Stelle zu holen.

Kaum war er fort, so wurde die nach dem Hauptkontor führende Thür leise geöffnet und der Kopf eines jungen Kommis kam zum Vor­schein. Er schien das Terrain erst zu rekognoszieren, und als er das­selbe für sein Vorhaben geeignet fand, trat der Eigenthümer des Kopfes selbst auf die Szene. Er näherte sich, auf den Zehen schleichend, dem Fenster, zog einen, seither mit dem Rockschoße lehr sorgfältig bedeckt gehaltenen Gegenstand hervor. Es war ein Blumenstrauß. Er legte diesen auf das Schreibpult Elisabeths, warf noch ein paar verstohlene Kußhändchen durchs Fenster und zog sich dann so leise wie er gekommen, wieder in das Kontor zurück. (Fortsetzung folgt.)