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Hlr. 76.

Menstaig, Dienstag den 3. Juki.

1883.

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D Eiu unheimlicher Gast

meldet seinen Besuch in Europa an: die Cho­lera. In Egypten ist sie urplötzlich aufge­treten und ist den Vertuschungsversuchen der englischen Presse nicht gewichen. In Alexandrien und Damiette fordert die fürchterliche Krankheit ihre Opfer, wenn auch bisher nicht in der über­aus großen Zahl, wie bet früheren Epidemien. Die Sanitätskommissionen walten mit vieler Umsicht und großem Geschick ihres Amtes und hoffentlich gelingt es ihnen, die Seuche bald zu unterdrücken, wenigstens ihre Ausbreitung über die bereits ergriffenen Gebiete hinaus zu verhindern.

Deutschland ist siebzehn Jahre lang von der schweren Heimsuchung verschont geblieben. Im 1866er Krieg trat sie auf und zwar be­sonders bei den Armeen, aus deren Reihen so mancher Tapfere dahinsank, den die feindliche Kugel verschont hatte.

Indessen ist in den letzten siebzehn Jahren so manches geschehen, dem tückisch schleichenden Feind den Eintritt in unser Gebiet zu erschwe­ren. Waren von ihm doch meistens die großen Städte mit ihren gesundheitswidrigen Einricht­ungen heimgesucht und machte er doch von hier aus nur ab und zu einen Abstecher auf das Platte Land hinaus. Nun haben sich aber die sanitären Verhältnisse der Großstädte in den letzten Jahren ganz erheblich gebessert. Orte, die ehemals die wahren Brutnester der Seuche waren, sind mit Wasserleitung und Kanalisation versehen worden; durch tausende von Röhren strömt das frische Wasser, wie Blut im mensch­lichen Körper durch die Adern Lheils Leben bringend, theils die schlechten, faulenden'Stoffe hinwegführend.

Außerdem sind seit Errichtung des deut­schen Reiches internationale Verträge betreffs gemeinsamen Vorbeugungsmaßregeln gegen Seu­chen abgeschlossen worden; internationale Sa­nitätskommissionen treten sofort in Thätigkeit, wenn irgendwo eine bösartige Seuche ausbricht, die Absperrungsmaßregeln werden mit Strenge durchgeführt und Alles wird gethan, um Ver­schleppung und Ausbreitung von Epidemien zu verhindern.

Daraus leitet sich für uns die Hoffnung ab, daß das furchtbare Gespenst, welches gegen­wärtig in Unter-Egypten sein unheimlich Wesen treibt, nicht auch über Meere und Berge den Weg zu uns finden werde.

Die medizinische Wissenschaft der Neuzeit hat festgestellt, daß die meisten Ansteckungskrank­heiten durch die Wirkung unendlich kleiner, pilz­sporenartiger Gebilde auf unfern Körper verur­sacht werden. Diese kleinen Körperchen trägt uns meist die Luft zu. Ob dies auch bei der Cholera der Fall ist, hat bisher noch nicht fest­gestellt werden können; hier hat die Erfahrung gelehrt, daß die Ansteckungskeime sich in den Abgangs stoffen der Kranken befinden, diese da­her vernichtet werden müssen. Ausgeschlossen ist allerdings noch nicht, daß auch die Luft Trägerin des Choleragtftes ist.

Noch mag zur Beruhigung die Erfahrungs­tatsache dienen, daß Seuchen bet jeder Wieder­kehr immer milder austreten; man hat das früher bei der Pest, dann bet den Pocken und ebenso bei der Cholera beobachtet. Als letztere

zum erstenmale nach Europa kam (1831), for­derte sie ein» riesengroße Zahl von Opfern und durchzog volle acht Jahre unfern Erdtheil. Der zweite Umzug fand in den Jahren 1846 bis 1850 statt, der dritte 1865 und 1866. Auch 1873 trat sie wieder hervor; doch wirkten zum großen Theil schon die oben angeführten gün­stigen Umstände ihr energisch entgegen und die Zahl ihrer Opfer war mithin nur eine verhält- nißmäßig geringe.

Man Hai in Egypten die Form der Krank­heit diesmal rechtzeitig erkannt, die Vorbeugungs- Maßregeln gegen die Weiterverbreiiung wurden schleunigst getroffen und so darf mit ziemlicher Zuversicht gehofft werden, daß unsere Grenzen von dem gefürchteten Gaste nicht überschritten werden.

Tagespolitik.

Die Verhandlungen über den spanisch­deutschen Handelsvertrag sind als gescheitert zu betrachten. Auch in Regierungskreisen hat mau die Hoffnung aufgegeben.

Gegenwärtig schwebt beim Bundesrathe des deutschen Reichs eine Streitsache zwischen Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Son- dershausen. Der dieserhalb beim Bundesrathe gestellte Antrag auf Schlichtung der Streitigkeit erregt nicht geringes Interesse, weil es das erste­mal ist, daß der Bundesrath als Instanz in einer staatsrechtlichen Streitfrage zwischen zwei Bundesstaaten angerufen wird. In dem vor­liegenden Falle handelt es sich um eine Ent­scheidung darüber, ob Las schwarzburgische Fürstenhaus, kezw. die beiden Fürstenthümer als ein ganzes, als ein Gesammtbegriff, oder thatsächlich als zwei getrennte anzusehen sind.

Die Arbeiten, betreffend die Neuregel­ung des Versicherungswesens, sind zur Zeit so weit gefördert, daß an die Feststellung des be­treffenden Gesetzentwurfs herangetreteu werden konnte. Von einer Verstaatlichung des Ver­sicherungswesens scheint Abstand genommen wor­den zu sein. Der neue Gesetzentwurf dürfte sich mit der Gestaltung des Versicherungswesens der Konzessionirung und der staatlichen Aufsicht befassen.

Die Festung Küstrin wird jetzt zu einem Waffenplatz ersten Ranges umgewandelt und zu diesem Behufe mit sechs großen Forts umgeben. Küstrin beherrscht die Eisenbahnlinien der preußischen Ostbah» und der Breslau-Stet- tiner Eisenbahn. Nach Fertigstellung der Be­festigungen können über 40 000 Mann hinter denselben lagern.

Zu der Verhaftung des Hauptmanns v. D. Herrisch und der damit zusammenhängen­den Festnahme des Polen Kraszewski erfährt man, daß die Untersuchung eine ganz unge­wöhnliche Ausdehnung angenommen hat und daß eine beträchtliche Anzahl von Personen als mitbelastet erscheint. Abgesehen von Berlin und Dresden, wo nahezu 20 Personen verhaftet sein sollen, wird von Verhaftungen in der Pro­vinz Sachsen (Halle) und der Provinz Hannover (Htldesheim) gesprochen; auch hat sich die Unter­suchung bis nach der Rheinprovinz (Köln) und den Reichslanden ausgedehnt.

Zur Schlichtung des zwischen Frank­reich und China bestehenden Zerwürfnisses beabsichtigt Marquis Tseng, wie dieTimes" meldet, die Vermittelung Rußlands anzurufen. Rußland sei die einzige Macht, welche eine Ver­mittlerrolle mit Erfolg spielen könne; denn Deutschland, Oesterreich und Italien ständen außer Frage; England sei mit Frankreich wegen Egypten überworfen, zwischen China und den Vereinigten Staaten schwebe die Frage der Chi­

neseneinwanderung. Fraglich bleibt nur, ob Frankreich darin einwilligen würde, daß sich eine dritte Macht in den Streit einmische, und ob Rußland die ihm angebotene Vermittlerrolle anzunehmen sich entschlösse. Der Kriegsmini­ster Thibaudin hat der Armeekommission mitgetheilt, daß er beabsichtige, bei dem neuen Rekrutierungsgesetz die Herabsetzung des Mini­malmaßes der einzustellenden Rekruten auf 154 om zu beantragen, anstatt der 155 om, wie der Kommissionsentwurf vorschlägt. Der Minister gibt als Grund an, daß die in Aus­sicht genommene Bildung der afrikanischen und der Kolonial-Armee solches nöthig mache.

In Paris wurde vorgestern Nacht die Bildsäule der Republik aus der Gießerei in der Rue Mllters auf den Platz der Republik ge­bracht. Grevy wird der Enthüllung des Stand­bildes, welches am 14. Juli programmmäßig stattstnden soll, nicht beiwohnen. Die Bildsäule wiegt 12000 Kilogr. und ist fast drei Pariser Stockwerke hoch.

Das in den verschiedensten Kreisen des englischen Volkes so heiß ersehnte Gesetz, wel­ches einem Wittwer die Ehe mit seiner Schwä­gerin gestattet, ist am Donnerstag im Oberhause mit 145 Stimmen gegen 140 abgelehnt worden. Für jeden, der die bei diesem Gesetze in Frage kommenden besonderen Umstände kennt, ist dieser Ausgang äußerst befremdlich. Der Mißerfolg trifft jedoch nicht sowohl die Regierung, als die hochstehenden Personen, welche sich theilweise sogar persönlich für das Gesetz verwendeten. Am Hofe und in den demselben nahestehenden Kreisen wird man über diesen Ausgang sehr unzufrieden sein.

Die Auswanderung des mohammedani­schen Elements aus Bulgarien Hai in den letzten Wochen sehr bedeutende Ausdehnung an­genommen. Fast jedes der thalabwäris gehen­den Schiffe der Donau-Dampfschifffahrts-Gesell- schaft hat einige Hundert solcher Auswanderer zu befördern. Die Gesammtzahl der in den letzten zwei Wochen auf diesem Wege Ausge­wanderten ist auf mindestens 2000 Köpfe zu veranschlagen.

Aus Kragujevac (Serbien) wird ge­meldet, daß dort Verhaftungen angesehener Per­sönlichkeiten stattgefunden hätten. Die Polizei beschuldigte dieselben staatsverräiherischer Be­strebungen. Unter den Verhafteten befinde sich der Präsident der radikalen Partei von Kragu­jevac, der Priester Bocsic, und der Ortsvor­stand von Boljevac, Tovicu.

Landesuachrichteu.

Altcnstaig, 2. Juli. Gestern Nachmit­tag beehrte der Liederkranz von Nagold seinen hiesigen Namensbruder mit einem freundnach­barlichen Besuche unter zahlreicher Betheiligung. Am Eingänge der Stadt von den hiesigen Sängern freundlich empfangen und begrüßt, wurde zuerst im Gasthof zur Traube Einkehr gehalten und nach bewerkstelligter Erfrischung, die bei der herrschenden Schwülhitze so sehr nöihig geworden war, begaben sich die beiden Vereine gemeinsam unter die Eichen. Hier war bald kein Sitzplatz mehr zu bekommen, so zahl­reich strömte das Publikum herbei, um die ver­sprechenden Produktionen der Sänger zu be­lauschen. Die Gesänge, namentlich des Nagolder Liederkranzes, die durch den präcisen Vortrag von guter Schulung zeugten und geeignet waren, dem Hrn. Dirigenten Hegele alle Ehre zu machen, wurden mit vielem Beifall ausgenommen. Nach etwa IVsssündlgem Aufenthalt unter den Eichen wurde noch dem Löwengarten ein Besuch abge­stattet und auch hier fleißig und wacker gesun-