kammer zu erscheinen; einer derselben erhielt 7 Mon., einer 5 Mon., einer 30 Tage und einer 10 Tage Strafe. In einer kalifornischen äettung wurde das aufruhrartige Vorkommniß damals erzählt unter der Aufschrift: die Nihilisten in Dotternhausen.
Von der Jagst, 30. April. Der Lokomotivführer Bernhardt von Aalen, welcher den letzten Zug von Crailsheim nach Mergentheim führte, bekam auf dieser Station im Dienst einen Blutsturz und war kurz darauf todt. — Bei Jagstheim legte sich ein lebensmüder Mann auf die Bahnschienen und ließ sich durch Zug 128 überfahren. Es wurde ihm der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt.
U l m, 30. April. In der Nacht vom letzten Freitag auf Samstag wurde laut „U. T." im Stationsgebäude in Herrlingen eingebrochen und die Bahnkasse fammt Inhalt geraubt. Des Etnbruchsdiebstahls verdächtig sind zwei Handwerksburschen, nach welchen eifrig, auch hier in der Stadt, gefahndet wird, und es sind schon mehrere Verdächtige gefänglich eingezogen worden.
Deutsches Reich.
Berlin, 1. Mai. Richter (Hagen) brachte für die zweite Berathung der Gewerbeordnungs- novelle im Reichstag einen Antrag ein, des Inhalts, die Militärverwaltung anfzufordern, daß sie den Geschäftsbetrieb der Militärwerkstätten für Hrivatrechnung, den Handelsverkehr der Kantinen mit Civilpersonen und die Verwendung von Pferden der Militärverwaltung untersage.
— Die Wahlprüfungs-Kommission beschloß die Ungiltigkeit der Wahl Hänel's wegen der Konfiskation sozialdemokratischer Stimmzettel.
— Der Reichstagsabgeordnete vr. zur. Herm. Schulze-Delttsch, der Gründer des deutschen Genossenschaftswesens, zugleich einer der hervorragendsten und begabtesten Führer der deutschen Fortschrittspartei, ist Sonntag früh halb 7 Uhr im 75. Lebensjahr in Potsdam gestorben. Mit ihm ging ein Mann dahin, der sich durch die große Hingebung, Ausdauer und Uneigennützigkeit, womit er seine Kraft dem Dienste des Gemeinwohls gewidmet, sowie durch die reichen Erfolge, welche seinen Bestrebungen auf volkswirthschaftlichem Gebiete beschicken waren, seinem Namen ein dauerndes ehrendes Andenken in der Geschichte der deutschen Nationalökonomie gesichert hat.
Berlin,30. April. (Schwurgericht.) Prozeß Sobbe. Großer Andrang. Gewähltes Publikum, mehrere Posträthe, wirkl. Geh.-Rath Starke vom Justizministerium anwesend. Der Angeklagte erklärt laut und mit großer Ruhe: »Ich bekenne mich schuldig, den Briefträger Kossäth vorsätzlich ermordet zu haben, um ihn M berauben." Die an ihn während der Verhandlung gerichteten Fragen beantwortete Sobbe M großer Ruhe und Bestimmtheit. Das Verdikt der Geschworenen lautete, wie nicht anders zu erwarten, auf schuldig, worauf Sobbe vom
Gericht zum Tode und zum Verlust der Ehrenrechte verurtheilt wurde.
Frankfurt, 29. April. Zwei junge reiche Frankfurter beabsichtigen, in der nächsten Zeit eine große Fußreise über Wien, Belgrad, durch die europäische Türkei, Kleinasien, Palästina, Egypten, Persien, Indien anzutreten. Die Reise, auf welcher sich die jungen Männer niemals einer Eisenbahn bedienen werden, wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
(Theuer bezahlt!) In Jppingen bei Donaueschingen (Baden) wurde kürzlich die Hälfte von einem 2stockigten Wohnhaus fammt Scheuerund Stall-Anthetl um die Summe von 10 M-, sage zehn Mark, im Vollstreckungswege an den dortigen Meßner verkauft. Dabei war noch ein Garten mit 15 M., also Haus u. Garten zusammen 25 M.
Mühlhausen. In dem benachbarten Kleingrabe hat der zwölfjährige Sohn eines Landwirths durch Erhängen, seinem Leben ein Ende gemacht. Die Sehnsucht nach seiner verstorbenen Mutter soll den Knaben zu dem Selbstmorde getrieben haben.
Ausland.
— Bei dem am letzten Samstag Abend in Wien stattgefundenen Galadiner in der Hofburgbrachte der Kai ser Franz Josef einen Toast auf das Wohl des Kaisers Wilhelm, des Prinzen Wilhelm und aller Mitglieder des preußischen Königshauses aus. Prinz Wilhelm antwortete darauf mit einem Toast auf den Kaiser Franz Joseph und die kaiserliche Familie. Nach dem Toaste des Kaisers wurde die preußische und nach demjenigen des Prinzen Wilhelm die. österreichische Volkshymne intonirt.
Zürich 30. April. Der Tessiner Advokat Fauch, welcher nach Verübung von Betrügereien und Unterschlagungen über 70 000 Fr. flüchtig wurde, ist in London verhaftet worden und wird ausgeliefert werden. — Der flüchtige Unfallversicherungsdirektor Widmer-Ka- peller in Winterthur hatte eine Jahresbesoldung von 15000 Fr. Seine Verwandten sollen geneigt sein, die gestohlenen 152 000 Fr. zu ersetzen.
Brüssel, 30. April. Der Polizei-Kommissär Burgeois reiste gestern von Newyork nach Belgien ab mit 700000 Dollars, den von Domherr Bernard in Amerika deponirten Werthpapieren.
Dublin, 28. April. Die Dubliner Polizei ist durch Angeber einem neuen Geheimbunde auf die Spur gekommen, welcher unter der Bezeichnung „Wachsamkeitsausschuß", unabhängig von den „Jnvincibles", Attentate auf mißliebige Regierungsbeamte plant«. Der Mordversuch gegen den Richter Lawson, die Ermordung des Konstablers Cox rühren von dieser Mörderbande her, welche auch mehrere ihrer Mitglieder, die zu Verräthern geworden, justi- fizirt hat. Drei Mitglieder, Kingston, Heayl und Gibney, sind bereits verhaftet. Auch die
Aussagen des Kronzeuge» Deviue führen voraussichtlich zahlreiche neue Verhaftungen herbei. Bereits heute Morgen sind gegen acht Perfonen Haftbefehle erlassen. Die Polizei verhaftete Vormittags einen SchueWr Namens John Nevin, der als Fenier! bekannt ist.
Handel rmd Verkehr.
Es kommt häufig vor, daß Jemand ein in seine-Hände gerathenes falsches Geldstück noch an den Manu zu bringen sucht, nachdem er die Unechtheit bereitst erkannt hat. Das Strafgesetzbuch bestimmt, daß, wer nachgemachtes oder gefälschtes Geld als echtes empfängt und,. nach erkannter Unechthett als echtes wieder in den Verkehr bringt, mit Gefängniß bis zu 3 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 300 M. zu bestrafen ist.
Stuttgart, 30. April. (Landesprodukten?, börse.) In der ganzen verflossenen Woche hielt die Festigkeit im Getreidegeschäft so ziemlich allerwärts an und wurden auch bei uns beträchtliche Quantitäten umgesetzt; nachdem aber gestern Abend der langersehnte milde Regen eingetreten ist, der heute noch fortdauert, wird manche Beunruhigung in Betreff der kommenden Ernte wegfallen, was nicht ohne Einfluß auf die Getreidepreife bleiben kann. Wenn auch die neue Ernte, wie mit Sicherheit angenommen werden kann,, einige Wochen später als in normalen Jahren eintreten wird, so sind die Vor- räthe noch reichlich genug, um diese verlängerte Consumzeit pariren zu können. Der heutige Verkehr war nicht unerheblich, und die seitherigen Preise wurden bewilligt; namentlich erfreut sich Haber steigender Beachtung.
Wir notiren per 100 Kilogr.:
Weizen bayer. prima 19 M. 75 bis — M. —
dto. gewöhn!. . 19 M. 25 bis 19 M. 50
dto. Ungar. . 23 M. 25 bis 23 M. 60
dto. serb. prima . 21.M. 50 bis — M.
dto. russ. . . 23 M. — bis — M. -
Kernen . . . . 21 M. — bis — M. —
Ackerbohnen . . 15 M. — bis — M. --
Haber prima . . 13 M. 60 bis 13 M. 80
dto. gewöhnl. . 12 M. 80 bis 13 M. —
Stuttgart, 30. April. (Mehlbörse.) Preise per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto bei Abnahme größerer Posten:
Mehl Nr. 0 . . 34 M. — bis 35 M. 50
Nr. 1 . . 32 M. — bis 33 M. 50
Nr. 2 . . 30 M. — bis 31 M. 50
Nr. 3 . . 28 M. — bis 29 M. 59
Nr. 4 . . 23 M. — bis 24 M. 50
Nagold, dev 26. April 1883..
Neuer Dinkel . . .
6
70
6
27
5
80
Kernen.
9
70
9
54
9
50
Haber.
7
—
6
20
5
—
Gerstes.
8
20
7
89
6
70
Mühlfrucht . . .
8
50
8
42
8
40
Bohnen .....
8
—
7
55
7
—
Weizen.
11
—
10
26
8
50
Roggen .....
8
70
8
53
8
50
Wicken .....
—
—
11
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hatte ich bereits und Mary hatte mich vom ersten Augenblick an lieb gehabt und ich —"
Des Alten Stimme zitterte hier und eine heimliche Thräne, ein bitterer Wermutstropfen in dem Becher der Lust, rollte in den Bierkrug hinab, den er rasch an seine Lippen geführt hatte, wie um mir seine Bewegung zu verbergen.
das ist nun vorbei und zugedeckt mit vielen Jahren und cmer Handvoll wilder Blumen. Es ging uns also nicht alles nach Wunsch ^ im Leben ist nun einmal nichts glatt und eben — und wie das kam; das eben will ich erzählen. Ich hatte früher, vor Jahren, als ich noch als arbeitsuchender Bushmann den Wald durchlief, einen Menschen gefunden, an den ich mich fortan mit Leib und Seele kettete, so ein Ding, was man „Freund" und dergleichen nennt — „Satan" wäre richtiger!
fand ihn auf einsamem Wüstenwege verschmachtend, gab ihm mein letztes Wasser, indessen mir selber die Zunge am Gaumen klebte, schleppte ihn mit mir fort und — rettete ihm das Leben. Ich arbeitete dann auch für ihn und fütterte ihn mit durch, da er vorgab, sich noch nicht recht aufrappeln zu können. So hatte ich immer Geld und er lebte aus umner Tasche. Wir kamen zusammen nach Ballarat. Ich kaufte mir den Claim und ging mit voller Kraft an die Arbeit; er meinte, er wolle es erst einmal mit einem bißchen „Prospekttren" (soviel wie hier und oa ein bißchen buddeln) und dergleichen versuchen, und so trafen wir fortan nur noch Abends beim Bterkrug zusammen. Da er sich diesen Amer auf meine Kosten füllen ließ, durfte ich annehmen, daß er ohne Erfolg prospektiere. Es kam aber anders.
Mein Freund, der Harry Dogstone hieß, was ich übrigens gleich Halle bemerken sollen, war nicht sobald Mary Woodstocks ansichtig ge- worveu,. als .er auch-sein Auge auf sie warf und dergleichen, ohne mir
übrigens der ich ihm von meiner Neigung für das Mädchen ganz offen sprach eine Mittheilung hierüber zu machen. Nun, er hatte bessere Chancen als ich, er war ein hübscherer Kerl und lag, was ich erst später ersuhr, fast den ganzen Tag in der Taverne im trauten Gespräch mit Mary, deren Vater hier und da auch ein bißchen buddelte. Kaum, daß ich mich Mary entdeckt und ihr das Geständniß entlockt hatte, daß ihr mein Freund nur lästig, dagegen ich ihr lieb und werth sei, so sprach sie mir von Harrys Ruhmredigkeit, wie er nur so eine Art schleichender Freundschaft für mich hege, wie ich eigentlich sein Arbeiter sei, aus seiner Hand lebe u. s. w., Dinge, die mich in nicht geringeres Erstaunen als in eine hochpeinliche Verlegenheit versetzten, da Mary ihm bislang aufs Wort geglaubt hatte.
Ich gestand Mary die ganze Wahrheit und sie beschwor mich, sofort einen Menschen zu meiden, der seinen Wohlthäter sür seinen Sklaven ausgäbe. Ich hielt aber noch zurück mit einer direkten Aeußerung meines Unwillens über den schändlichen Undank meines Freundes, der, was mir jetzt erst klar wurde, gar nichts arbeiten wollte. Als er nun bald merkte, wie es zwischen mir und Mary stand und meine verdrießliche Miene sah, trat eine gespannte Stimmung zwischen uns ein, die in vollständiger Entfremdung endete. Gewesene Freunde sind immer die bittersten Feinde und so waren auch wir. Er schlug sich zu den Uebelrednern und Agitatoren und — weiß es der Teufel! — diese Kerle fanden noch immer und aller Orten ihr Brod. Harry machte mich weidlich schlecht, verläumdete Mary, die mich, nachdem er sie verstoßen, nur aus Verzweiflung genommen haben sollte und ließ auch in Bezug auf den alten Woodsiock manches Wort von Weinfälschung, von Bierpanschen und dergleichen fallen, wofür ihm dieser aber einmal heimlich die Jacke voll klopfte. (Fortsetzung folgt.)