U
e»
m
st
st
i
>
i
Man abonnirt Lei allen Poststellen und Landpost- ioten; in Altenstaig bei der Expedition.
Inserate find immer oom besten Erfolge begleitet und wird die Einrückungsgebühr stets auf bas Billigste berechnet.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen und angemeffen honarirt.
Alis de« Tannen.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
von der oberen Nagold.
Dieses Blatt erscheint wöchentlich drei Mal und zwar: Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Der Abonnementspreis beträgt pro Vierteljahr: >n Alreustaig 90 M.
iw OA.-Bezirk 85 Ps. aufierhalb 1 Mk.
stnseratenaufgabe spätestens Morg. 10 Uhr am Lage vor dem jeweilige - Erscheinen.
M 51.
Menstaig, Donnerstag den 3. Mai.
1883.
Die Zinsmin dermlg für die französische Rente.
Seit Wochen schon liest man täglich in dm größeren Blättern über die „französische Rentenkonversion", der im Allgemeinen eine sehr hohe Wichtigkeit beigemessen wird, über deren Wesen und Zweck aber bei einem Theile des zeitungslesenden Publikums doch einige Unklarheit herrscht. Nachdem die französische Depu- tirtenkammer die darauf bezügliche Regierungsvorlage mit großer Majorität angenowmmen hat und die Zustimmung des Senats gleichfalls erfolgt ist, scheint es angemessen, die Sache etwas genauer anzusehen.
Die dem Kaiserreich folgende „Regierung der nationalen Vertheidigung„ hatte das Geld genommen, wo sie es fand und aus Patriotismus hat man ihr dies auch nachgesehen. Als jedoch nach dem Frankfurter Frieden wieder geregelte Verhältnisse eintraten und 5 Milliar- Kriegskosten an Deutschland gezahlt werden sollten, da mußte man auf regulärem Wege Vorgehen und gab Staatsschuldscheine aus, die auf 100 Fr. lauteten, wofür aber nur 82Vr Fr. bezahlt zu werden brauchten. Außerdem wurden jährlich 5 °/g Zinsen gegeben. Im Jahre 1872 wiederholte man das Experiment, doch ließ sich der Staat für seine Schuldscheine diesmal etwas mehr zahlen, nemlich 84Vs Frank. Auf diese Weise wurde die kolossale Summe von 6817 Millionen Frank aufgebracht. Man erinnert sich, daß das Angebot Seitens der französischen Bevölkerung ein noch größeres war; der Kredit Frankreichs hatte sich in jener schlimmen Zeit vorzüglich bewährt.
Nun muß aber Frankreich jährlich etwa ein Drittel seiner gesammten Staatseinnahmen zur Zinsendeckung für seine Schulden verwenden und wie man es keinem Privatmann verdenken kann, wenn er eine Sprozentige, ihn belastende Hypothek kündigen wird, wenn er dafür eine solche zu 4Vs Prozent erhalten kann, so will auch der Staat sparen. Und die Gelegenheit dazu ist gerade jetzt günstig. Das Geld ist jetzt billig zu haben und wenn es auf die Radikalen allein angekommen wäre, dann hätte mau den Zinsfuß gleich von 5 auf 3 Prozent heruntergesetzt. Dadurch würde das Land allerdings jährlich 136 Mill. Frank sparen, während die aus der gegenwärtigen „Rentcnkonversion" erzielte Ersparniß sich nur auf 34 Mill. stellt.
^ Die Zahl der Inhaber der französischen Rente betrug Ausgangs 1881 in Frankreich ^/»Million, ein Beweis, daß auch viele „kleine Leute« jhr Geld in Staatsrente angelegt haben. Dieselben bezogen vom Staate jährlich 342 Mill., leder also durchschnittlich 154 Frank. Man hat diese Summe bisher gewissermaßen als cme Belohnung für die Vaterlandsliebe gehal- A E welcher die Renteninhaber in schwerer Zeit ihr Geld Hingaben, damit Frankreich seinen Verpflichtungen gegen Deutschland nach- ^mmm könne. Aber gegenüber den 2'/» Mill. wohlhabender „Patrioten" fällt auch endlich ."^Interesse aller französischen Steuerzahler ms Gewicht und das ist denn auch ausschlaggebend gewesen.
Nun kommt allerdings noch etwas anderes in Betracht: Eine nicht geringe Zahl gemeinnütziger Institute Frankreichs hat ihre Kapitalien ? 5piwzentiger Staatsrente angelegt. So be- W die „Ehrenlegion" fast über 7 Mill. Frank, me Kasse der Marine-Invaliden 5 Mill. und und dw allgemeine Penstonskasse etwa 5Vr Mill. «lle diese Kaffen verlieren durch die Zinsmin- uerung ein volles Zehntel ihrer bisherigen Einnahmen. Es sind bereits Stimmen laut geworden, den gemeinützigen Instituten den Zinsen
ausfall von Staats wegen zu ersetzen. Der erbitterste Streit dürfte aber noch bevorstehen, nemlich darüber, was mit den durch die Zinsminderung dem Staate gesparten Millionen angefangen werden soll.
Deutscher Reichstag.
Nachdem das Haus am Freitag die beantragte Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Abg. v. Vollwar wegen Ueber- tretung des Sozialistengesetzes abgelehnt hatte, wurde die Berathung des Krankenkasscngesetzes fortgesetzt. Lebhafte Angriffe erfuhr die Bestimmung der Vorlage, nach welcher die Arbeitgeber ein Drittel der Beiträge aus eigenen Mitteln aufzubringen hätten. Da das Haus nur schwach besucht war, beantragte Abg. Hirsch Auszählung, welche die Anwesenheit von 208 Mitgliedern (also nur 9 Stimmen über die zur Beschlußfähigkeit nöthige Zahl) ergab. Ministerialdirektor Bosse erklärte, daß die Beitragspflicht der Arbeitgeber eine unumstößliche Bedingung sei, ohne deren Erfüllung das ganze Gesetz für die verbündeten Regierungen unannehmbar wäre, weil alsdann das Gesetz sich nicht mehr in dem Rahmen der kaiserlichen Botschaft bewegte. Diese Bestimmung wurde denn auch angenommen und die Vorlage bis zum § 54 erledigt.
Württembergischer Landtag.
Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 28. April. (29. Sitzung.) Fortsetzung der Berathung des Kultus-Etats. Kap. 64, Landwirthschaftl. Institut Hohenheim, 85,157 M. resp. 83,585 M. Frhr. H. v. Ow drückt seine Befriedigung darüber aus, daß der Besuch Hohenheims seit der Fortverlegung des forstwissenschaftl. Jnstitu'.s keine Einbuße erlitten. Es entspannt sich dann eine kurze Debatte über die Berechnung des Reinertrags der Gutswirthschaft, wobei v. Weber darauf hinweist, daß man bei dieser Berechnung in Hohenheim anders verfahren müsse, als bei Privatgütern. Man nimmt die Tit. 1—21 an. Zu Tit. 22—27 (Einrichtung einer Prüfungsanstalt für landw. Maschinen 1200 M., erste Einrichtung einer Molkerei 14 500 M. u. s. w.) spricht Länderer für eine größere Ausdehnung des Molkereiwesens im Wege der'Genoffenschaft und empfiehlt die Errichtung einer Mustermolkerei in Hohenheim, wie sie von der Regierung vorgeschlagen ist. Frhr. v. Herman: Die Molkerei sollte nie so ausgedehnt werden, daß die Milch als Nahrungsmittel für die Menschen rar wird. Das könnte sonst sehr schlimme sociale Folgen haben. Bantleon tritt der Ansicht des Vorredners entschieden bei. Haug bekämpft direkt die Einrichtung einer Molkerei in Hohenheim, welche ganz überflüssig sei. Die betreff. Einrichtungen seien im Lande schon bekannt. Wo die Milchwirthschaft in ausgedehntem Maße betrieben werde, leide die Viehzucht noth, wo die Käserei und Butterfabrikation gewerbsmäßig betrieben werde, nehme erfahrungsgemäß der Milchgenuß der Menschen sehr stark ab und dadurch degeneriren die Menschen, werden schwächlich u. s. w., das sehe man in Oberschwaben und in der Schweiz bei den Rekrutenaushebungen u. s. w. Wo der Milchverbrauch abnehme, nehme der Schnapsgenuß zu. (Rufe: Sehr wahr!) Auch vom finanziellen Standpunkte aus sei die Einrichtung einer Molkerei in Hohenheim durchaus nicht zu empfehlen, was Redner im Einzelnen nachzuweisen sucht. Dentler für die Exigenz. Länderer tritt den Ausführungen Haug's entgegen. Die Molkerei sei für den Bauern sehr lukrativ, die Butter erzielt viel
höhere Preise als die sogen. Bauernbutter, auch die finanziellen Bedenken Haug's seien unstichhaltig. Eggmann: Die Käserei in Oberschwaben wirke sehr nachtheilig auf die Ernährung der Kinder, welchen die Milch vorenthalten werde. Er pflichte vollständig dem Abg. Haug bei. v. Weber: Die landw. Abtheilung der staats- wirthschaftl. Fakultät habe sich gleichfalls für die Errichtung der Molkerei ausgesprochen. Viel Geld gehe für Käse z. B. in die Schweiz und wie viel Geld lösen Länder, wie Norwegen, Dänemark, Schleswig-Holstein, die Schweiz aus einem rationellen und verbesserten Molkerei- und Käsereibetrieb. Die angeführten Schattenseiten, die Abnahme des Milchgenusses, verkenne er nicht, aber es sei eine solche Abnahme bei uns nicht zu befürchten, weil bei uns die Landwirth- schaft nicht auf den Viehbetrieb allein, wie in der Schweiz, sondern noch auf andere Erträge, aus den Feldern, angewiesen sei. Ob aber der Molkerei eine so große Ausdehnung gegeben werden solle, daß die Aufzucht von Zuchtvieh darunter leide, scheine ihm bedenklich und er wünsche deßhalb den Betrieb der neuen Molkerei nicht so ausgedehnt, daß dieser Mißstand auch wirklich eintreten werde. Zipperlen will, um die Betriebskosten zu verringern, daß die Ackerbauschüler in der Molkerei arbeiten sollen. Die Kenntnisse des Molkereibetriebs würden dadurch am besten im Lande verbreitet. Frhr. von Herman: Man solle die Magermilch der Bevölkerung als Nahrungsmittel belassen, aber die Molkereien fördern; diese seien ein sehr wichtiger Faktor in der Prosperität der Landwirthschaft. Redner tadelt den Standpunkt Haug's, der sich allen landwirthschaftlichen Reformen widersetze. Haug weist diese Vorwürfe zurück. Nachdem noch Minister v. Geßler für die Molkerei eingetreten ist, werden die Tit. 22—27 genehmigt. Ohne Debatte werden angenommen: Kap. 92 wissenschaftliche Sammlungen 107 319 M. resp. 98334 M-, Kap. 93 Kunstschule u. Kunstsammlungen je 94 466 M., Kap. 93 a Kunstgewerbeschule je 32020ZM., Kap. 94 Konservatorium der vaterländischen Alterthümer je 2700 M. v. Schlierholz, Frhr. H. v. Ow, Domkapitular o. Reisser, Präl, v. Merz, v. Schad für Jnventarisirung und Publikation sämmtl. Alterthumsdenkmäler, für Ertheilung größerer Machtbefugnisse an den Landeskonservator, überhaupt für gesetzlicheRegel- ung der einschlägigen Materie, ^bedauern, daß immer noch Funde in's Ausland gehen. Kap. 94 wird angenommen. Zu Kap. 95 Sammlung vaterländischer Alrerthumsdenkmale je 26 981M. das angenommen wird, wünscht Frhr. W. v. König, daß die Funde von Kleinaspergle u. s. w. baldmöglichst in das Btbliothekgebäude überführt werden möchten, was Min. v. Geßler in Betracht ziehen will. Bei Kap. 96 Staatsbeiträge zu Kunstvereinen u. s. w. je 12170 M. reklamiren v. Reisser und Landauer einen Beitrag für den katholischen Verein für christliche Kunst, was der Minister für den nächsten Etat zusagt. Kap. 96 wird angenommen. Ohne Debatte werden genehmigt: Kap. 96 g, Beiträge an Stiftungen wegen Aufhebung der Portofreiheit je 3120 M.; Kap. 97 Kosten zur europäischen Gradmessung je 1000 M. Kap. 108 Landständische Susten- tationskasse 344 686 Mark 77 Pfg. resp. 345553 M. 99 Pfg. Auf diesbezügliche Anfrage Bantleons thcilt Minister v. Renner mit, daß das Gesetz betr. Stellvertretungskosten der Beamten in Berathung ist. Wann es eingebracht werden könne, ob noch in dieser Session, sei noch ungewiß, daß es bald der Fall sei, der Wunsch der Regierung. Kap. 108 angenommen, ebenso Kap. 109 Reservefonds je 50 000 Mrk. und Kap. 110a Aufwand an Postporto für Dienst-