wahren Schleuderpreisen versilbert, nur um Geld zu machen. Den Anstoß zu dem Krach gab ein Wechsel, der am 12. Febr. verfallen war und den Stanzer nicht einlösen konnte. Seine Geschästsschulden betragen gegen 2000 M., das vorhandene Waarenlager repräsentirt einen Werth von 120 M. Daß unter einem solchen leichtfertigen Geschäftsgebahren der reelle Kaufmann leidet, ist leicht begreiflich.
Von der Murr, 23. Febr. In Sulzbach ist ein Schuhmacher, der sein Geschäft großartig betrieb, mit Hinterlassung einer großen Schuldenlast durchgebrannt. Vor seiner Entweichung verkaufte er alles, nahm überall Gelder auf und fälschte Wechsel.
(Selbstmorde.) In Stuttgart hat sich Privatier Nördlinger in seiner Wohnung den Hals abgeschnitten und war sofort todt. Unglückliche Spekulationen.sollen die Ursache der traurigen That sein.
Deutsches Reich.
Aus Ntederweiler bei Lörrach wird eine ergötzliche Geschichte berichtet. Ein Pferdehändler wollte einem dortigen Bewohner ein ausrangirtes Cavalleriepferd verkaufen. Handelsmann, Kaufsliebhaber und ein Dritter machten zu diesem Behufe eine Probefahrt. Dieselbe gieng anfänglich prächtig von Statten. Gaul und Fuhrwerk kamen aber dem von Badenweiler kommenden Postillon von seinem hohen Sitz aus zu Gesicht. Dieser, ein gedienter Kavallerist, überblickte sofort die Situation. Boshaft, wie er war, setzte er das Posthorn an die Lippen und bläst das Signal „Achtung und Halt." Unseres Handelsmanns „Fuchs" steht wie angefroren und ist weder durch Bitten noch durch Schläge zum Weitergehen zu bringen. Doch nicht genug. Der Postillon gibt im Weiterfahren das Signal zum „Retiriren" und der gehorsame Fuchs macht mit Wagen und Insassen so rasch Kehrt, daß letztere in den Klemmbach zu stürzen drohten. Der Handelsmann sprang aber noch rechtzeitig ab, fiel dem signalfesten Fuchs in die Zügel und verhütete so weiteres Ungemach. Doch soll er sich vor- genommen haben, seine Verkaufsobjekte nicht mehr auf offener Poststraße spazieren führen zu wollen.
Die Voruntersuchung gegen die wegen des Hug st etter Eisenbahn-Unglücks Angeschuldigten ist geschlossen und liegen jetzt die Akten der Staatsanwaltschaft zur Erhebung der Anklage vor. Die sieben Sachverständigen haben ein sehr umfangreiches und eingehendes schriftliches Gutachten über die Ursachen des Unfalls erstattet. Die Resultate ihrer Untersuchungen gipfeln darin: die Ursache der Entgleisung des Zugs liegt in der übermäßigen Fahrgeschwindigkeit einer nicht geeigneten Lokomotive auf einem zu schwachen Geleise. Der Oberbau der Strecke Fretburg-Hugstetten ist zu schwach für das starke Gefäll und die übliche Fahrgeschwindigkeit der Züge. Es hat sich dies
schon früher tatsächlich erwiesen; schon am 5. Dezbr. 1877 fand auf derselben Strecke ein Unfall ohne ernste Folgen statt, der auf dieselbe Ursache zurückzuführen ist. Die Verwaltung hat diesen Mißstand offenbar auch erkannt, denn der Umbau war von Freiburg ab auf eine Distanz von 4 Km. schon begonnen, die Stelle des Unfalls wies noch den alten leichten Oberbau vor. Es ist bedauerlich, daß hier nicht mit größerer Energie vorgegangen wurde, denn wäre der Oberbau in Ordnung gewesen, so hätte das ganze Unglück nicht passiren können, die Schienen hätten den Druck des Zuges ausgehalten. Ob und wer hierfür strafrechtlich verantwortlich zu machen ist, scheint z. Z. noch eine offene Frage. Hierzu kommt, daß der Zug eine zu große Fahrgeschwindigkeit hatte. Die Verantwortlichkeit hierfür trifft in erster Reihe den Lokomotivführer Schlatterer. Er hätte nach Ansicht der Sachverständigen, da er die zu große Geschwindigkeit merken mußte, das Signal zum Bremsen geben müssen. In zweiter Reihe machen die Sachverständigen den Zugführer Rupp verantwortlich; er hätte den Versuch machen müssen, den Lokomotivführer zur Mäßigung der Geschwindigkeit zu veranlassen. Die zu große Fahrgeschwindigkeit wurde ferner veranlaßt durch mangelhafte Bedienung der Bremsen. Man legt dem Zugführer zur Last, daß er das Bremserpersonal nicht sachgemäß instruirt habe. Ein Verschulden des Bahnamtsvorstands wird von den Sachverständigen verneint und dürfte die Untersuchung bezüglich dieses Angeschulvigten wohl eingestellt werden. Dies sind die Resultate der Sachverständigen, die auf Grund einer Reihe praktischer Versuche u. a. mit der Unglücksmaschine Kniebis gefunden wurden. Die Verhandlung wird Ende März zu erwarten sein.
München, 21. Febr. Vor dem Schwurgerichte in Straubing kam dieser Tage die Anklage gegen den 28 Jahre alten Franz Kumpfbeck von Kleegarten wegen Todtschlags, begangen am eigenen Vater, zur Verhandlung, welche mit der Freisprechung des Beschuldigten endigte. Der dem Trünke im höchsten Grade ergebene Vater mißhandelte seine Ehefrau schon seit lange in der brutalsten Weise, die in Folge dessen s immer krank darniederlag. Am 20. Dez. v. I. ! Nachts kam der alte Kumpfbeck wieder berauscht ^ nach Hause, stellte sich an das Bett, seiner, dem Verscheiden nahen Frau, zog eine Branntwetn- flasche aus der Tasche und begann sie in kurzer Zeit zu leeren. Dann traktirte er sein Weib mit den gemeinsten Schimpfworten und . bedrohte sie wiederholt mit dem blanken Messer, i was die Wartefrau veranlaßte, den außerhalb des Hauses wohnenden Sohn zu holen. Als ^ dieser erschien, gieng der Vater mit dem blan- ! ken Messer auf ihn zu, worauf der Sohn zur Thüre hinaus retirirte, aber nur, um gleich wieder mit einer eisernen sog. Mistkralle bewaffnet, zu erscheinen.^ Als der alte Kumpfbeck aufs Neue auf ihn etndrang, versetzte er ihm
ltchen Gewinner des 75000 M.-Gewinnes unserer Münsterlotterie zu sehen. Georg Wolfmaier heißt der Beneidenswerte. Derselbe besitzt hier ein Haus und hat ein Kurzwaarengeschäft mit Meßartikeln; er theilt an die immer und immer wiederkehrenden Kinder kleine Gaben aus und wird wohl in den nächsten Wochen mit mehr oder minder aufdringlichen Bittgesuchen nicht verschont bleiben. Herr Wolfmaier hat sein Loos auf einer Geschäftsreise in Ravensburg von einem Herrn Walker gekauft, der im Ganzen nur 30 Loose hatte und dieselben nur mit Mühe an den Mann brachte.
Von Kirchheim u. T. und Umgebung find in den letzten Wochen verschiedene Bauhandwerker nach den Main- und Rhemorten abgegangen, wo ihnen durch den Wtederbau der vom Hochwasser weggerissenen oder beschädigten Häuser auf Jahre hinaus genügende Arbeit und guter Verdienst in Aussicht gestellt wurde.
In D otternhau sen OA. Rottweil hat am Fastnachtsmontag ein Aufruhr stattgefunden, der zu einer Verhaftung führte. Dessenungeachtet und trotz des stetigen Fortgangs der Untersuchung beruhigen sich die Hitzköpfe keineswegs, fahren vielmehr fort, gegen Gesetz und Obrigkeit anzukämpfen, und halten geheime Zusammenkünfte, in welchen der Umsturz der bestehenden Ordnung gepredigt wird. Das Produkt einer solchen Versammlung ward laut „N. T." in der Nacht vom 20.—21. ds. am Rathhaus angeschlagen. Das Pasquil lautet: „Dotternhausen, 21. Febr. 1883. Allerhöchste Regierung des Orts! Gestern Abend wurde durch das hiesige geheime Exekutivkomite beschlossen, den zwei gewalttätigen Männern den Ernst zu zeigen, entweder Freiheit oder Tod! Wird nicht mehr lange gehen, wird Rathhaus und Pfarr- hof in Hellen Flammen stehen, der Schultheiß wird einmal umfallen von einem tödtlichen Wurf, wenn er Abends heimgeht; ebenso der Pfarrer. Freiheit und Gleichheit hört man schallen, der ruhige Bürger greift zur Wehr. So! So! Schuttes und Pfarrer besinnet Euch! Geheimes Exekutivkomite Dotternhausen."
Mit welchem Leichtsinn wirklich oft Geschäfte betrieben werden, dafür lieferte ein jüngst in Osberdigtsh eim vorgekommener Fall schlagenden Beweis. Dort eröffnete der erst 22 Jahre alte „Kaufmann* Gustav Stanzer von da am 15. Juli 1882 ein Spezeret- waarengeschäft, das er reichlich assortirte; am Montag, also nach einem starken halben Jahr, mußte Stanzer seine Zahlungsunfähigkeit bekennen und wurde zugleich hinter Schloß und Riegel gesteckt, weil er zuvor eine größere Par- thie Maaren heimlich auf die Sette geschafft hat, nemlich größere Quantitäten Schnaps und Liquer, sowie 48 Kisten Cigarren, in der edlen Absicht natürlich, seine Gläubiger darum zu bringen. Sodann hat der Mann eine Reihe von solchen Maaren in der allerletzten Zeit zu
Die Höchter des Wilderers.
Novelle von OUvistoxU rVisss.
(Schluß.)
„Wetter!" rief der alte Förster. „Das sieht ja aus wie eine Verlobung !"
„Ja Vater," entgegnete Reinhold, „wir bitten um deinen Segen!"
„Den sollt ihr haben," sagte Cordes, „aber nur unter der Bedingung, daß die junge Braut verspricht, nie mehr ein Stück Wild zu schießen."
„Ich versprech' es!" erwiderte Konstanze, dem Alten die Hand reichend.
„O," sagte Wilhelm Bremer, „ihr seid nicht allein die Glücklichen! Was ihr soeben, haben Franziska und ich schon gestern gethan. Ich erlaube mir, Herr Förster, uns Ihnen als Verlobte vorzustellen und Sie," wendete er sich an Reinhold, „als Schwager zu begrüßen."
„Per Blitz!" rief der Alte. „Da seh' nur einer das junge Volk! Alles betreibt es mit Dampf!"
Nun gieng es an ein gegenseitiges Gratuliren.
„Aber halt!" sagte der Förster plötzlich. „Was wird Mutter Tore dazu sagen? Sie ist eine Hauptperson in dieser Angelegenheit. Ich schlage vor, daß wir sämmtlich zu ihr gehen und um ihre Einwilligung bitten."
Man gieng nun in die „Eule", in das Stübchen der Wirthin. Als diese die Forstleute sah, ließen die welken Finger den Faden entgleiten und sanken in den Schooß.
„Was wollen Sie?" rief sie, schon zitternd vor Aufregung.
„Mutter Dore!" sagte der Förster, „Sie sollten Ihre Stammgäste freundlicher empfangen!"
„Stammgäste!" höhnte die Wirthin. „Die Jäger haben der „Eule" von jeher nur Unglück gebracht! Ihnen verdanke ich den schrecklichen Tod meines Mannes, ihnen den Schimpf und die Schande meiner Töchter!"
„Das soll nun anders werden, Mutter Dore," sagte Cordes, „der Hab sich in Liebe verwandeln. Ich bin gekommen, Sie für meinen Sohn Reinhold um die Hand Ihrer Tochter Konstanze zu bitten."
„Barmherziger Gott!" schrie die Alte. „Meine Tochter soll einen Jäger heirathen, der hundertmal von mir verflucht und verwünscht worden ist!"
„Dieser Fluch wird sich in Segen verwandeln," fuhr der Förster fort, „wenn Sie dem jungen Paare, das bereits einig ist, Ihre Einwilligung ertheilen."
In diesem Augenblicke siel Konstanze neben der Alten auf die Kniee und erfaßte deren Hände.
„Mutter," rief sie, mit thränendem Blicke zu ihr aufsehend, „ich ^ bin dir immer eine gehorsame, treue Tochter gewesen, erfülle mir nun ^ auch die eine, die herzlichste Bitte, gib uns deinen Segen!"
Die Alte seufzte. Es arbeitete fürchterlich in ihrer Brust. Nun wollte auch Reinhold an sie herantreten, aber sein Vater hielt ihn zurück.
„Mutter Dore," sagte der Förster und seine Stimme zitterte vor Erregung, „die Zeit wird kommen, wo Sie anders denken über alles, was zwischen Ihrer Familie und uns Forstleuten vorgefallen ist."
„Ihr Sohn," sagte die Alte, „will ein Mädchen heirathen, das im Gefängniß gesessen, das verurtheilt worden ist."
„Ich kann Ihnen schon heute mittheilen," fuhr Cordes fort, „daß der Fürst Ihre Tochter begnadigt, meinen Sohn Reinhold zum Förster ernannt und ihm eine schöne Stelle in den fürstlichen Forsten verliehen hat.