werde heute die Dekrete unterzeichnen lassen, durch welche die dem Heere angehörenden Prinzen ihrer dienstlichen Funktionen enthoben werden.
Petersburg, 19. Febr. Das russische Ministerium des kaiserlichen Hofes gab, wie ein Moskauer Blatt meldet, Befehl, für die Zeit der Krönungsfeierlichkeiten in Moskau sechstausend Kellner und Diener, welche fremde Sprachen sprechen, anzuwerben. Diejenigen Kellner, welche deutsch oder französisch sprechen, werden bevorzugt und täglich zehn Rubel Entlohnung erhalten. Zur Bedienung der fremden Prinzen allein werden zweitausend Bediente und Kellner ausgenommen, dieselben müssen aber gute Empfehlungen besitzen.
New - Aork, 20. Februar. Die Ausfuhr einheimischer Brodstoffe im Januar betrug gegen 16 Millionen Dollars.
New-Pork, 21. Febr. Gestern entstand durch ein unbedeutendes Feuer eine Panik in der hiesigen deutschen katholischen Schule, in welcher sich 500 Mädchen und 200 Knaben im Alter von 4 bis zu 12 Jahren, den niederen Klassen angehörend, befanden. Die Kinder wurden auf ihrer Flucht in den Treppenhäusern derart eingeklemmt, daß 16 todt blieben und 6 schwere Verletzungen erlitten. Viele Mütter stürzten in die Schule, um ihre Kinder zu
New-Jork, 21. Febr. Das Grubenunglück in Braidwood (Staat Illinois) entstand durch Eindringen von Wasser in den Schacht. Das anhaltende Regenwetter der letzten Zeit verursachte in den höher gelegenen Gängen eine größere Ansammlung von Wasser. Als ein Grubenarbeiter seine Pike in die obere Fläche der Schichte bohrte, versank der durchweichte Erdboden, und das Wasser ergoß sich in Strömen nieder und füllte den Gang, in Folge dessen alle im Schachte beschäftigten Arbeiter ertranken. Es kamen 74 Personen, meistens Ausländer, ums Leben.
(Amerikanisches.) Leslies illust. Ztg. entnehmen wir Folgendes: Im Staate Louisiana wächst die weiße, -wie die schwarze Jugend in beinahe vollständiger Unwissenheit auf. In mindestens 50 von den 56 Kirchspielen, welche der Staat enthält, sind über Jahr und Tag keine Schulhäuser geöffnet worden, wie denn u. a. die in der Stadt Winnsborough erscheinende Franklin Sun bittere Klage darüber führt, daß daselbst nicht eine einzige Schule bestehe. Die Sache der öffentlichen Erziehung hat in den letzten 6 Jahren riesige Rückschritte gemacht, so daß gegenwärtig in Louisiana 200,000 Kinder und junge Leute aufwachsen, ohne die nöthigen Schulkenntnisse erworben zu haben:
(Was soll man thun bis der Arzt kommt?) Unter diesem Titel annoncierte unlängst ein Doktor in Philadelphia einen populären Vortrag, zu welchem er das Publikum einlud. Ein offenbar nur sehr wenig vom Geist wahrer Bruderliebe durchdrungener Zeitungsschreiber derselben Stadt sah sich gemüßigt, diese Frage, noch ehe
der Doktor sie in seiner Vorlesung beantworten konnte, mit den folgenden drei Worten zu er- ledigen: «Sein Testament machen!"
Handel ««d Berkehr.
Altenstaig, 22. Febr. Der am Mittwoch hier abgehaltene Liehmarkt war wegen der noch immer herrschenden Maul- und Klauenseuche sehr schlecht befahren und kann dsßhgsb auch von einem Handel keine Rede sein. Auf dem Schweinemarkt waren Milchschweine sehr gesucht und wurden bis zu 30 M. per Paar bezahlt, dagegen war nach Läufer keine Nachfrage und waren solche deßhalb billig zu haben.
Pfalzgrafenweiker, 22. Febr. Der heutige Jahrmarkt war trotz der günstigen Witterung nicht stark besucht; namentlich war der Zutrieb an Vieh wegen der in mehreren Orten ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche gering, weßhalb auch die vielen Kaussliebhaber, die zum Theil schon Tags zuvor hier ange- kommen waren, nicht befriedigt werden konnten. Auch auf dem Schweinemarkt war wenig Verkehr. Für Läufer wurden 20—40 M. bezahlt, für das Paar Milchschwetne 15—20 M.
Reutlingen, 21. Febr. Der gestern hier stattgehabte Rindviehmarkt ist von einer ziemlichen Zahl von Biehbesttzern mit Vieh besucht worden, welches an der Maul- u. Klauenseuche erkrankt war. Da das Oberamt eine verschärfte Kontrole angeordnet hatte, so wurde das kranke Vieh sofort entdeckt und in die betreffenden Gemeinden — meistens nahe gelegene Orte der Nachbarbezirke — zurücktransportirt.
AuS dem Hohenlohe' s chen, 20. Febr. Der Absatz unserer nun völlig ausgetrockneten Früchte geht nur sehr langsam von Statten und wenn auch Dinkel und Weizen verkäuflich sind, so will sich doch für Gerste, unser Haupt- erzeugniß, kein richtiger Abzug zeigen. Sogar Haber, welcher Anfangs Winter gesucht war, ist jetzt vernachläßigt und man kauft denselben leicht zu 5 Mk. bis 5 Mk. 20 Pfg. Pr. Ctr. Glücklicherweise bringt Heuer die Viehzucht unseren Oekonomen ein schönes Stück ein, da Vieh bei hohen Preisen stets ein gesuchter Artikel ist.
(Leder.) Die Zufuhren auf den am Dienstag inHeilbronn stattgehabten Ledermarkt waren mäßig, Verkauf rasch bei besserer Stimmung, lebhafte Nachfrage besonders nach Schmalleder, für welches 10—15 Pfg. mehr bezahlt worden., gegenüber den letzten Märkten.
Alteustaig. Gchrau»eu-Zettel
vom 21. Februar 1883.
Neuer Dinkel . . .
7
20
6
70
6
40
Haber .....
7
—
6
53
5
50
Gerste .....
9
—
8
54
7
90
Bohnen .
—
—
7
50
—
—
Waizen.
10
50
10
27
9
—>
Roggen .....
10
—
9
26
8
69
Roggen-Weizen . .
—
—
10
—
—
—
Welschkorn....
—
—
10
—
—
—
deutschen Kleinstaate hatte ein junges Mädchen, welches ein Kind geboren hatte, den regierenden Landesfürsten als den Vater des Kindes bezeichnet und den daselbst ansässigen Rechtsanwalt A. beauftragt, die Alimentationsklage gegen den Landesherrn zu erheben. Der hohe Beklagte stellte in Abrede, je zu der Klägerin in intimen Beziehungen gestanden zu haben, wogegen die Klägerin sich auf Thatsachen berief, aus denen ihre Beziehungen zu dem hohen Beklagten gefolgert werden könnten. Der Rechtsanwalt A. stellte nun im Laufe des Verfahrens den Antrag, seiner Klientin den Erfüllungseid aufzuerlegen, da nach seiner Annahme mehrere von den für seine Klientin geltend gemachten Fakten für die Richtigkeit seiner Angaben sprächen. Da nun bei Zioilstreitigkeiten überhaupt ein Antrag des klägerischen Anwalts, seinem Mandanten den Erfüllungseid aufzuerlegen, stillschweigend die Forderung enthält, von der Auferlegung des Reinigungseides auf den bestreitenden Gegner wegen geringerer Glaubwürdigkeit desselben Abstand zu nehmen, so faßte in dem vorliegenden Falle die davon in Kenntniß gesetzte Staatsanwaltschaft den von dem Rechtsanwalt A. gestellten Antrag als eine Majestätsbeleidigung auf. Der Rechtsanwalt A. wurde demzufolge in den Anklagezustand wegen Majestätsbeleidigung versetzt. A. machte zwar geltend, daß er in der Wahrnehmung berechtigten Interesses gehandelt habe, ja, daß er durch sein Amt als Rechtsbeistand verpflichtet sei, im Prozesse jeden Umstand zur Geltung zu bringen, welcher die Stellung seines Mandanten günstiger gestalten könne, nichtsdestoweniger wurde er wegen Maje- stätsbeletdigung zu sechs Monaten Gefängnitz verurtheilt, da für das Delikt der Majestätsbeleidigung die im Strafgesetzbuch für gewöhnliche Beleidigungen vorgesehenen Strafausschließungsgründe nicht Platz greifen. (B.Lztg.)
Ausland.
Pest, 20. Febr. Das Blatt Nemzet bedauert, daß der deutsche Schulverein durch die Ultrasachsen dazu geführt worden sei, das deutsch- österreichische Bündniß zu untergraben (?). In leitenden politischen Kreisen sei man der Ansicht, daß man das Bündniß nicht trüben lassen dürfe.
Ungarn bedrücke keine Nationalität, das erkennten auch die Jungsachsen an, jede Agitation, welche den Frieden stören könne, müsse aufhören.
Als neulich der Postwagen nach Sissack in Croatien fuhr, blieben die Pferde plötzlich an einer Brücke stehen. Der Postillon und der Begleitungsmann stiegen ab, um nach dem Hindernisse zu suchen, wurden aber sofort von auf- lauernden Räubern niedergeschlagen und ermordet. Die Räuber zogen die Uniformen der Ermordeten an und fuhren den Wagen stundenweit durch mehrere Dörfer; dann plünderten sie ihn, nahmen 15 000 Gulden mit sich und ließen Pferde und Wagen stehen. Es waren Bauern von denen jetzt drei verhaftet sind.
Paris, 22. Febr. Es verlautet, Ferry
Wetter verpachtet, sondern von ihrem Schwiegersohn bebaut. Welch' ein Leben mußte sich nun in dem bisher so stillen Gasthofe entwickeln!
Aber eine merkwürdige Veränderung war mit Konstanze vorgegangen. Sie saß jetzt öfter in Gedanken versunken, starrte vor sich hin und seufzte. Man erkannte das früher so lebhafte, lustige Mädchen kaum wieder. Auch die rosige Frische des schönen edlen Antlitzes hatte bereits gelitten. Die Wangen waren weicher und blasser geworden.
Wilhelm Bremer, der nun fast täglich nach der „Eule" kam, erkannte die Ursachen dieser Veränderung sehr bald. Er wußte, wie leidenschaftlich Konstanze den jungen Jäger liebte und hielt es für seine Pflicht, seinen Freund Reinhold, mit dem er öfter zusammentraf, davon in Kenntniß zu setzen.
„Konstanze kann niemals meine Frau werden!" sagte der Sohn des alten Försters ernst und bewegt. „Ein weibliches Wesen, das die Thiere des Waldes in der schönen Sommerzeit zu überlisten und hinzuschlachten vermag, hat kein Gemüth. Ich verdanke ihr allerdings mein Leben, aber —"
„Sie erkennen sie nicht wieder!" fiel Wilhelm Bremer ein. „In der ganzen „Eule" ist kein Gewehr mehr zu finden. Die Kolben sind ms Feuer, die Schlösser und Läufe in die Rumpelkammer geworfen. Konstanze ist ein ganz anderes Wesen geworden!"
Reinhold lächelte, er reichte dem Freunde die Hand und gieng.
Eines Tages, es war im September und ein wunderschöner Abend, laß Wilhelm Bremer mit den beiden Mädchen unter der alten Linde. Sie unterhielten sich in ruhiger, ernster Weise über die Zukunft, die neue Einrichtung in der „Eule", die vielen Pferde, Kühe und Schafe, die gekauft, die Dienstboten, die angenommen werden mußten u. s. w.
Konstanze saß an demselben Tischchen, stützte das Haupt und starrte wie träumend vor sich hin.
In diesem Augenblick kam ein großer brauner Jagdhund und ein gelbgefleckter Teckel die Chaussee daher und sprangen schmeichelnd und wedelnd an den drei Personen unter der Linde empor.
Freudig überrascht fuhr Konstanze auf, liebkoste die ihr so wohl- bekannten Thiere und blickte nach der Gegend, von wo sie gekommen waren. Und stehe da — der alte Förster und Reinhold folgten. Dem Wirthshause gegenüber bogen sie von der Chaussee ab und traten unter die Linde. Die beiden Mädchen wie auch Wilhelm Bremer standen auf.
„Per Blitz!" sagte der Förster, Konstanze die eine, Franziska die andere Hand reichend. „Das war ein böser Traum!"
Die beiden Mädchen errötheten und schlugen die Augen nieder.
„Aber Gott sei Dank, nun ist er vorüber," fuhr er fort, indem er die zarten, weichen Hände recht herzlich schüttelte, „und alles vergeben und vergessen!"
Ernst und schweigend stand Reinhold neben ihm.
„Da," sagte der Vater, auf seinen Sohn deutend, „nun gebt auch ihm die Hand!"
Beide Mädchen blickten flehend und mit Thränen in den Augen zu dem jungen Jäger auf. Sie wagten nicht, an ihn heranzutreten.
„Konstanze!" rief Reinhold jetzt, tief bewegt und ihr seine Rechte darbietend.
Das Mädchen stürzte auf ihn zu, ergriff seine Hand und bedeckte sie mit Küssen.
„Nicht so!" sagte der junge Jäger, indem er das schöne Mädchen an sich heranzog, ihr leise das Köpfchen zurückbog und einen langen Kuß auf ihre erglühenden Lippen drückte. (Schluß folgte