Hilfe aus Reichsmitteln wie auch Flußregulirungen wurden von Reichswegen für nothwendig erkannt.
Nach der „N. Z. Ztg." besteht der Verdacht, daß die Mordthat im Pfarrhause. zu Glatt felden von der Magd selbst verübt worden sei.
— DieNationalzeitung schreibt aus Paris: Eine Art von Panik hat sich in den letzten Tagen der besitzenden Classen in Frankreich bemächtigt; es ist dabei allerdings kein Zweifel, daß neben den thatsächlichen Anlässen zur Be- sorgniß auch tendenziös von verschiedenen Seiten die Beängstigung der Bevölkerung vermehrt wird. Indessen fehlt es nicht an ernsten'That- sachen. Die französische Verwaltung, die früher durch ihre Strammheit bekannt war, ist in Folge unausgesetzter Erschütterungen in ihrer Wirksamkeit entschieden geschädigt. In einer großen Anzahl städtischer und ländlicher Gemeinden, haben die „Rothen" die gesammte Gemeindeverwaltung an sich gezogen. Die Präfekturen und Unterpräfekturen, sowie die Siaats- prokuraturen haben gleichfalls eine immer radikalere Besetzung erhalten, die Gendarmerie ist eingeschüchtert. So fehlt es an Organen, welche geeignet und gewillt sind, mit Ernst gegen so- cialtstische Ausschreitungen sich zu wenden. Die Exekutivbeamten sind vielfach mit den Radikalen verbunden und suchen bet ihnen den gegnerischen gemäßigten Parteien gegenüber Anhalt und Fühlung.
Ein musterhafter Ehemann. Die Frau eines polnischen Bauern in der Gegend von Sierpce litt an großen Zahnschmerzen. Man zog einen Barbier zu Hilfe, welcher rieth den Zahn ausreißen zu lassen. Die Bauerfrau hatte jedoch nicht so viel Muth, um sich dazu zu entschließen. Am nächsten Tage wurde der Schmerz aber fortwährend größer, trotzdem gewann die Frau noch immer nicht den Muth, sich der Operation zu unterziehen. Den ganzen Tag über suchte sie der biedere Ehemann dazu zu bewegen, schließlich aber, als seine Ueberredungs- künste nichts vermochten, ließ er sich selbst in Gegenwart der Frau den gesündesten von seinen eigenen Zähnen ausreißen, um die Frau davon zu überzeugen, daß das nicht sehr weh thue. Der Barbier riß ihm den gesunden Zahn aus, und der Bauer zuckte nicht einmal dabei. Das half und, dem Beispiel des Mannes folgend, ließ sich die Frau ihren morschen Zahn nun ebenfalls ausreißen.
Stockholm, 6. Novbr. Die Stadt begeht heute die Feier von Gustav Adolph's 250- jährigem Todestage. Der Choral „Eine feste Burg ist unser Gott" wurde von allen Kirchenthürmen der Stadt herabgesungen; alle Glocken läuteten die Feier ein. Das vom König zur Erinnerung an den Tag geschenkte prachtvolle Banner wurde vom Sekondchef der Svea-Leib- garde abgeholt und unter Eskorte nach der Riddarholmskirche geführt und am Hochaltar derselben, umgeben von den Deputationen der
Regimenter, die an der Schlacht bei Lützen theil- nahmen, aufgestellt. Die Truppen paradirten auf dem Wege vom Schloß bis zur Kirche. Der König, die Königin, die Großherzögin von Baden und alle Prinzen begaben sich zum feierlichen Gottesdienst in die Riddarholmskirche, wo Gustav Adolph's Sarkophag reich mit Blumen geschmückt ist.
, London, 7. Novbr. (Offiziell.) Admiral Sir Beauchamp Seymour ist unter dem Titel Lord Algester, und Sir Garnet Wolseley unter dem Titel Lord Wolseley of Cairo in den Pairsstand erhoben worden.
Das Geschenk des Sultans. Für einen verheiratheten Mann scheint es nicht immer angezeigt zu sein, den Gesandtschaftsposten in Konstantinopel anzunehmen, wenigstens widerfuhr dem General Wallace, Gesandter der Vereinigten Staaten, ein sonderbares Abenteuer. Der Sultan, der ihn mit seiner besonderen Freundschaft beehrte, schickte eines schönen Tages dem Gesandten ein ebenso anmuthiges, wie unerwartetes Geschenk in die Wohnung, nämlich, von einigen Eunuchen eskortirt, eine junge, prächtige Circasfierin. Der General war nicht zu Hause und Madame Wallace empfing den Chef der Eskorte. „Was kann das junge Mädchen?" fragte sie. — „Sie . . . sie wird dem General den Kaffee serviren", antwortete der Eunuche in sichtlicher Verlegenheit, „und wird ihm auch bei seinen Waschungen behilflich sein." Die Frau des Generals weigerte sich, ein Mädchen, weches so lebhaftes Interesse an der Toilette ihres Mannes nehmen sollte, in ihr Haus aufzunehmen, und dem Gesandten blieb nichts übrig, als dem Sultan das gutgemeinte Geschenk zurückzuschicken, auf die Gefahr hin, durch sein Refus einen diplomatischen Konflikt heraufzubeschwören.
Handel und Berkehr.
Stuttgart, 7. Novbr. Ka rtoffel-und Krautmarkt. Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln ä 3 M. 50 Pfg. bis 4 M. 40 Pfg. pr. Ztr. Marktplatz: 8000 Stück Filderkraut L 8—10 M. pr. 100 Stück.
Stuttgart, 6. Nov. (Landesproduktenbörse.) Die flaue Stimmung im Getretdehandel ist noch nicht gewichen, sondern hat sich verallgemeinert und hat da und dort einen Rückgang der Preise zu Stande gebracht, trotzdem unsere Landwirthe noch wenig Waare auf den Markt brachten. Jetzt stehen wir vor dem wichtigen Termin „Martini", wo das Geld- bedürfniß bei unserer Landbevölkerung allgemein ist und doch kann unser Weingärtner seine mäßige Weinernte kaum verkaufen und unsere Bauern können bei vollen Scheuern und Speichern ihren Verbindlichkeiten nicht Nachkommen, weil sie auch zu den niedersten Preisen ihr Erzeug- niß nicht absetzen können. Dies ist das Resultat eines Jahrgangs, welcher Anfangs des Sommers außerordentlich reich zu werden versprach. Der heutige Umsatz war beträchtlich, namentlich wurde
ein großes Quantum Hafer umgesetzt, dagegen bleiben unsere eigenen Brodfrüchte Md Gerste gänzlich vernachlässigt.
Wir notiren per 100 Kilogr.:
Weizen, bayer. .19 M. — bis 20 M. — dto. Ungar. . . 21 M. — bis 23 M. 60
Roggen Ungar. : 19 M. — bis — M. —
Gerste, bayer. . . 18 M. — bis 18 M. 25
Haber .... 13 M. 70 bis 14. M. 50
Stuttgart, 6. Nov. (Mehlbörse.) Preise per Sack von 100 Kilogr., Brutto für Netto bei Abnahme größerer Posten:
Mehl Nr. 0 . . 35 M. 50 bis 36 M. —
Nr. 1 . . 33 M — bis 34 M. 75
Nr. 2 . . 31 M. — bis 32 M. 50
Nr. 3 . . 29 M. — bis 30 M. 50
Nr. 4 . . 24 M. 50 bis 25 M. —
Der Geschäftsverkehr hat sich im Großen und Ganzen während der vorigen Woche nicht verändert. Von fremden Handelsplätzen wird immer noch über Flauheit im Mehlhandel berichtet; am hiesigen Platze beschränkte er sich abermals auf den laufenden Bedarf bei unveränderten Preisen. An heutiger Börse kamen 525 Sack inländ. und 100 S. ausländ. Mehl als verkauft zur Anzeige.
Heilbronn, 5. Nov. O b st- und Kartoffelmarkt. Preise beim Obst: 6 M.— pr. Ztr., gebr. Obst 9 M. bis 11 M. pr. Ztr. und 3 M. bis 4 M. das Stmri. Kartoffeln: gelbe 3 Mk. 40 Pf. bis 3 Mk. 80 Pf. pr. Ztr., Wurstkartoffeln 4 Mk. 20 Pf. bis 4 M. 40 Pf. pr. Ztr. Letzte Anzeige.
Horb, 5. Nov. Hopfenhandel seit einigen Tagen wieder recht lebhaft. In Göttelfingen mehrere Käufe für 300—315 M. per Ztr. mit Leihkauf. Daselbst noch über 100 Ztr. schöne Waare vorräthig. — Rottenburg, 3. Nov. Bis heute etwa 6300 Ztr. abgewogen, in den letzten Tagen Preise 300—340 M. pr. Ztr. Vorrath noch etwa 400 Ztr.
Rottenburg, 6. Nov. (Hopfen.) Nachfrage stark, leider Alles vorzeitig verkauft, Preise heute 400 M. — In Mergentheim und Umgegend wurden im lauf. Jahre auf etwa 110 Morgen 475 Ztr. Hopfen geerntet, Preise 150—315 M- — Schloßgut Ros eck. Erster Verkauf 400 M. pr. Ztr. nebst Leihkauf.
Nagold, dm 4. November 1882.
Neuer Dinkel ... 9 30 7 58 6 80
Kernen. 10 50 -
Haber ..... 7 — 6 46 6 —
Gerste ..... 9 — 8 07 7 80
Bohnen .....- 9 60 -
Waizen..... - 10 75 -
Roggen. 9 50 -
Linsen. 10 —-
Linsen-Gerste ...- 7 80 -
Roggen-Waizen . . 10 20 9 98 9 70
Biktualienpreise
auf dem Wochenmarkt in Alteustaig am 8. Novbr.
V 2 Kilo Butter.80 Pfg.
1 Ei .......... 7 Pfg.
und freudig war's, in ihm zu leben, dazuliegen, zu schweigen und zu schwatzen, je wie ihnen Lust und Laune kam.
Immer stiller ward es weitum, die letzten Töne des Lebens schliefen ein, nur die Rohrdommel rief noch in Pausen fort und in nicht mehr sichtbaren Baumkronen summte jetzt ein flüsternder Hauch.
Dann begann es die Luft wie mit weißem Schimmer zu durchwirken; im Nordwesten lag noch ein schmaler rother Saum über dem tiefdunklen Erdrand, doch von Osten her stieg die beinahe runde Mondscheibe auf und goß hell und Heller ihr Licht über die schweigsame Sommerwelt. Allmählich aufwärts steigend, hob sie alles gleich deutlichem Tag aus seiner Verborgenheit wieder hervor. Das hohe Farrenkraut malte Blatt um Blättchen den Schatten seines zarten Gefieders auf den Boden, die zerstreute Glasscherbe blitzte wie ein Diamant.
Nur gerad' hinab vor dem Ruheplatz der Kinder braute über feuchtem Grund der Nebel und deckte mit aufgeschichtet weißem Vorhang das Land; doch auch an seinen Rändern hob es leise zu weben und zu wallen an, als ob die Mondenstrahlen mit Fingerspitzen den Schleier auseinanderzögen; unverkennbar tauchte ab und zu etwas Dunkleres und doch zugleich Schimmerndes auf und verschwand wieder.
„Was denkst du, Geerdt?" fragte nun plötzlich das Mädchen.
Sie hatten seit geraumer Weile nicht gesprochen und der Knabe fuhr mit der Stirn empor:
„Ich? Nichts — als daß es schön hier ist und daß ich wollte, es wäre immer so. Hast Du etwas anderes gedacht, Vera?"
Mit der Hand vor sich hindeutend, antwortete sie:
„Ich sah den Nebel da und möchte gerne wissen, was hinter ihm ist. Er hat etwas von einem Märchen das die Großmutter uns früher einmal erzählt; ich könnte denken, er fiele plötzlich auf die Erde und
die Silberprinzessin stände da. Wenn es nun so wäre, Geerdt, und sie winkte Dir, zu ihr zu kommen, was thätest Du?"
Er lachte. „Dann würd' ich sie fragen, was sie wollte," sagte er.
„Und wenn sie sagte, Du solltest mit ihr gehen und in ihrem Palast bleiben, da wollte sie Dir köstliche Schätze zeigen, die sollten Dir gehören?"
„Dann würd' ich ihr antworten: Behalt' sie, die brauch ich gar nicht; hier ist's schöner, als irgend wo sonst!"
„Und Du gieriges! nicht mit ihr?"
„Warum sollt' ich's denn, Vera?"
„Ganz gewiß nicht?"
„Eben so gewiß nicht, als keine Silberprtnzesstn hinter dem Nebel da versteckt ist!"
Da kams im selben Augenblick wunderlich.
Ein Windstoß mußte den Nebel gefaßt haben, denn er flatterte plötzlich auseinander und zugleich stieß Sivera einen lauten Ruf der Ueberraschung aus. Halb staunend, schreckhaft, hafteten ihre großgeöffneten Augen auf einem Bilde, das sich von dem befreiten Grunde aus dem zerrissenen Gewebe emporhob, glänzend vom Mondlicht übergofsen, lieblich und märchenhaft. Eine einzelne weißstämmige Birke wars, mit flimmernd herabhängendem Gezweig. Doch im ungewissen Ringen des Lichtglanzes stand sie wie eine schmächtige Elfengestalt, schmale Streifen des Nebels hafteten noch in ihrem feinen Laubwerk und flössen gleich einem zartduftigen Brautschleier an ihr nieder.
„Wahrhaftig eine Silberprinzessin!" (Fortsetzung foglt.)
Auch an der Gränze der Hoffnung verzweifle nicht! Gott ist am nächsten. Wenn er ferner als fern und hart wie ein Fels dir zu sein scheint.