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Von dev oberen Nagold.

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Ar. 131.

Menstaig, Dienstag den 7. Aovemöer.

1882.

D Die egyptischen Verhältnisse.

Gladstone hat im englischen Parlament auf eine Anfrage bezüglich Egyptens geantwortet, daß vorläufig die Verhältnisse noch zudelika­ter" Natur seien, als daß 'die englische Regie­rung sich jetzt schon darüber auslassen könnte. Indessen wird man sagen müssen, daß die eng­lische Regierung selbst schuld daran ist, wenn die großen Opfer, die England an Blut und Geld gebracht hat, nicht einmal dazu führen soll­ten, dem egyptischen Staatswesen wieder einen festen inneren Halt zu geben. Es mag ja recht loyal sein, daß sich die englische Regierung je­der Einflußnahme auf die inneren Angelegen­heiten enthält, aber dieser Umstand kann auch zu dem Verdacht führen, die englische Regierung wolle Egypten erst sich ganz erschöpfen lassen, um dann ihrerseits um so leichter die Herrschaft an sich nehmen zu können.

Die Wiedereinsetzung des Vizekönigs er­innert an die einstige Rückkehr der Bourbonen nach Frankreich.Nichts gelernt und nichts vergessen!" Diese Zensur paßt auf beide. Die unselige Wirthschaft, welche den Boden für die Militärrevolte so gut vorgearbeitet, hat aufs Neue begonnen und während im Gefängniß Arabi und seine Genossen alle Ursache haben, um ihre Hälse besorgt zu sein, läßt sich Tewsik Pascha aus Paris eine Operettengesellschaft kommen. Was aus Arabi werden soll, weiß ke'n Mensch zu sagen. Der Vizeköntg, seine Minister und das Militärgericht sind über den Ausgang einig: Kopf ab! Die Engländer da­gegen sind die humanen Leute und verlangen Einstellung des Prozeßverfahrens. Ihrer Mei­nung nach solle Arabi nach irgend einem siche­ren Ort außerhalb Egypten geschafft werden. Das englische BlattObscrver" kennzeichnet die Schwierigkeit des Prozesses sehr treffend:Ueber Arabis Schuld, daß er sich mit den Waffen in der Hand gegen seinen legitimen Herrscher auf­gelehnt hat, gibt es keinen Streit. Soll der Angeklagte freigesprochen werden, so müssen seine Vertheidiger beweisen, daß er nur dem Namen nach ein Rebell sei, in Wirklichkeit aber mit der Zustimmung des Vizekönigs und des Sultans gehandelt habe. Solche Beweisfüh­rung wird aber kein egyptischer Gerichtshof zu­lassen wollen, das Gerichtsverfahren kann also zu keinem Ende führen und wird zu einem Possenspiel herabgewürdigt."

Ganz abgesehen von diesem schwierigen Fall liegen noch andere Umstände der Gesun­dung der egyptischen Verhältnisse hindernd im Wege. Der Vizekönig und seine Umgebung zei­gen eine höchst unpolitische Rachsucht gegen alle diejenigen, welche nur im Verdacht stehen, zu Arabi gehalten zu haben. Die Behandlung der politischen Gefangenen zeigt jenen orientalischen Despotismus, der sich dem europäischen Einfluß streng feindlich gegenüberstellt. Zu den Schwie­rigkeiten zählt ferner die Frage der Militär- Reorganisation, die noch nicht weiter gediehen zu sein scheint, als daß der Vizeköntg dem Ba­ker Pascha den Titel eines Generalissimus ver­liehen hat. Und doch ist eine Armee notwen­dig, schon um den im Süden des Reiches be­drohlich werdenden Ausstand des falschen Pro­pheten Mahdi energisch entgegentreten zu können.

Es hat Aufsehen erregt, als dieser Tage die Meldung aus Kairo kam, der dortige eng­lische Generalkonsul Malet wäre erkrankt, und tm Anschluß daran, daß zu seiner Vertretung der englische Botschafter in Konstantinopel, Lord Dufferin, nach Kairo kgehen werde. Dufferin ist in den Jrrgängen der orientalischen Politik sehr wohl bewandert; man hofft von ihm, daß er nach genauer Beobachtung der einschlägigen

Verhältnisse die geeigneten Maßregeln ausfindig machen werde, um den egyptischen Staatskarren aus dem Sumpf herausheben zu können, in dem derselbe steckt.

Tagespolitik.

Die Erhebungen, welche bezüglich der Höhe der Gerichtskosten auf dem Gebiete der bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten angestellt worden sind, sollen nach neuerer Anordnung bis auf weiteres auch für die folgenden Etatsjahre fort­gesetzt werden. Es erhellt daraus, wie wenig zutreffend es war, schon für die nächste Reichs­tagssession einen Entwurf bezüglich Verminder­ung der Gerichtskosten zu erwarten.

Der Krefelder Magistrat hat beschlossen, gegen die jüngst verfügte Umwandlung der Kre­felder Siwultanschulen in konfessionelle Schulen Einspruch zu erheben.

Dem Bundesrath liegt der Entwurf einer kaiserl. Verordnung vor, der zufolge das Verbot der Einfuhr'von Schweinen, Schweine­fleisch und Würsten aus Amerika ausgesprochen wird. Nicht nur der Trichinose, sondern auch einer anderen unter den amerikanischen Schwei­nen verbreiteten Seuche wird als Grund dieser Maßregel angegeben.

In Oesterreich tagen die Delegationen, die Vertreterschaft beider Reichshälften, 'gegen­wärtig in Pest, um die gemeinsamen Angelegen­heiten zu berathen. Dabei kam auch zur Sprache, weshalb der Kaiser Franz Joseph noch keinen Gegenbesuch in Italien gemacht habe. Der Minister des Auswärtigen erklärte, die Bezieh­ungen zwischen Oesterreich-Ungarn und Italien seien die besten, der Gegenbesuch aber habe noch nicht stattfinden können, da bisher noch keine Einigung über den Ort der Monarchen­zusammenkunft zu erzielen war. Die italienische Regierung wünsche Rom dazu ausersehen, die österreichischen Minister haben aber wegen der eigenthümlichen Verhältnisse dieser Stadt (An­wesenheit des gleichfalls souveränen Papstes) davon abgerathen. So sei der Gegenbesuch noch vertagt worden.

Paris steht noch immer unter dem Zeichen nervöser Unruhe. Neue revolutionäre Plakate im Tone wildesten Hasses gegen die Bourgeoisie und voll blutigster Drohungen find wiederum nächtlicherweile in mehreren Stadtvierteln von Paris an den Mauern gefunden worden. Der Polizei ist es gelungen, einige Individuen beim Ankleben der Plakate zu verhaften.

Am letzten Oktobertage wurden im Rath­hause zu London in Gegenwart einer auserlese­nen Zuschauermenge von dem Lordmajor die Büsten Beaconsfield's und Gladstone's feierlich enthüllt. Wenn man bedenkt, daß diese beiden Staatsmänner nahezu 40 Jahre immer einan­der feindlich gegenüberstanden, muß diese Zere­monie gewiß als ^eine absonderliche erscheinen und ist eine solche eben nur in England möglich.

Gladstone hat dieser Tage im Parla­ment einen nicht zu unterschätzenden Erfolg er­zielt. Die Anhänger Parnells gaben nemlich bei einer wichtigeren Vorlage zu Gunsten der Regierung ihre Stimmen ab. Damit ist ein Frtedensvertrag des englischen Kabinetts mit den irischen Radikalen abgeschlossen, der von hoher Bedeutung ist. Natürlich wird die irische Opposition dem englischen Premier diesen Liebes' dienst nicht umsonst gethan haben wollen, und werden dieserhalb Zugeständnisse der Regierung erwartet.

Schweizer Blätter verwahren sich mit aller Entschiedenheit gegen die mehrfach von der französischen Presse erhobenen Beschuldigun­gen gegen die Bundesregierung, daß unter deren

Schutze in der Schweiz die Anarchisten ihr We­sen treiben sollen und Frankreich an den Ab­grund des Verderbens führen. In der gesamm- ten Schweiz will man diese Anklagen mit großer Verwunderung ausgenommen haben, da man dort seit lange nichts mehr von anarchistischen Umtrieben bemerkt hat.

Die Nachrichten aus Rußland lauten wieder recht ungünstig. Zahlreiche Fälle groß­artigster Unterschleife wechseln ab mit erneuten Versuchen nihilistischer Agitation. Letztere sollen wieder so gefahrdrohend auftreten, daß die Re­gierung in Genf und London bezügliche Vor­stellungen der wegen strengerer Ueberwachung der dort wohnenden Nihilisten gemacht hat, ohne indeß mehr als ausweichende Antworten zu er­halten. In Wilna wurde ein Beamter ver­haftet, der in den letzten zwölf Jahren allmäh­lich 30000 Rubel unterschlagen hat. Bei der Untersuchung der Remonterechnungen der Jahre 1875 bis 1881 stellte sich ein Fehlen von etwa 200000 Silberrubel heraus. Eine Volksbank in Skopin ist durch unsaubere Mani­pulationen der Beamten um 12 Mill. Rubel ge­schädigt worden. Der Kassierer des Waisen­gerichts in Moskau soll die ihm anvertraute Kasse um 13, andere Berichte sagen um 25 Mill. Rubel betrogen haben. So könnten noch viele Betrugsfälle angeführt werden.

Laudesuachrichteu.

Altenstaig, 5. Nov. Die gestern Abend in der Linde abgehaltene Wählerversammlung sprach sich mit Einstimmigkeit für die Beibe­haltung unseres seitherigen Abgeordneten aus und erklärten sich 12 Männer, die Versamm­lung in Nagold (s. u.) zu besuchen und dort für die Kandidatur des Hrn. v. Luz einzutre- teu. Hr. Stadtschultheiß Walther nahm auch in der Versammlung Anlaß, die Wähler mit dem in der letzten Landtagssesston abgeänderten Wahlgesetz in ausführlicher Erörterung bekannt zu machen, und erntete hiefür von der >Ver- sammlung gebührende Anerkennung.

Altenstaig, 6. Nov. Gestern Nachmit­tag um 3 Uhr versammelte sich in dem Bier­brauer S autter'schen Saal in Nagold eine zahlreiche Wählerschaft des Bezirks behufs der Besprechung über Aufstellung eines Kandidaten zur bevorstehenden Wahl eines Landtagsabgeord­neten. Herr Gewerbevereinsvorstand Sann- wald in Nagold eröffnete die Versammlung und hieß die Anwesenden willkommen. Als­dann sprach er sich für Beibehaltung unseres seitherigen Abgeordneten, Hrn. Regierungsdirek­tor v. Luz in Reutlingen aus, der Angesichts seiner bisherigen Thätigkeit in der Kammer das volle Vertrauen verdiene. Dieser Ausführung schloß sich auch Hr. Oberamtsbaumeister S ch u- st er und Hr. Stadtschultheiß Walther an, und hob elfterer namentlich hervor, daß selbst derBeobachter" unfern Abgeordneten als einen Ehrenmann schildert. Wir verzichten darauf, alle Einzelnheiten, welche zu Gunsten unseres seit­herigen Abgeordneten sprechen und welche den Gegenstand der Diskussion bildeten, anzuführen und bemerken, daß nur eine Stimmung herrschte, und daß einstimmig der Antrag angenom­men wurde, Hr. v. Luz um Annahme der Kan­didatur zu ersuchen. Nimmt nun Hr. v. Luz die Kandidatur wieder an, so dürfen wir froh sein, denn wir werden alsdann keinen Wahl­kampf bekommen und wieder einen tüchtigen Ver­treter erhalten.

(Landtags-Kandidaturen.) In Aalen tritt Moritz Mohl wieder auf. Im Amt Ulm hat der seitherige Abg. Stadtschult- hetß Haug in Langenau auch wieder angenom-