auf die Steinplatten im HauSöhrn, daß ihn die PMvraden nach Hause tragen mußten. Bald Darauf gab er den Geist auf. Bauer Andreas Hllbrecht daselbst zog sich gleichfalls durch einen Stürz von der unbedeckten Bühne bekn Garbendbladen schwere innere Verletzungen zu, sotzdaß Ä mn todtkrank darniederliegt.
Deutsches Reich.
Berlin, 7. Septbr. Die Nationalzeitung Dringt folgende Mittheilung ausPetersburg: Angesichts der egyptischen Wirren sei die Mo- bilistrung von 4 Armeekorps in Aussicht genommen. Zu Commandanten derselben seien die Generäle Gurko, Radetzki, Tscherüajeff und für l das Kaukasus-Corps Loris-Melikoff destgnirt.
^ Auf die verdächtige Bewegung unter den Kur- j den, deren Fäden von Petersburg aus gezogen werden, sei bereits wiederholt hingewiesen, indessen halte die Nat.-Ztg. das Gerücht zunächst nur noch für den Ausdruck der in Petersburg sich geltend machenden Ansicht: Rußland gedenke, in der egyptischen Frage ein entscheidendes Wort mitzusprechen. (Frkf. I.)
Frankfurt, 2. Sept. Bezüglich der hier stattgehabten Besprechung wegen Gründung einer Deutschen Kolonialgesellschaft wird der Frkf. Z. mitgetheilt, daß es sich nicht um ein Unternehmen handelt, welches kapitalistische Zwecke verfolgt oder ein Kolonisationsprojekt selbst in die Hand nehmen will, sondern nur um die Gründung eines Vereins, der den verschiedenen deutschen Niederlassungen in Südafrika, Südamerika rc. rc. einen gemeinsamen Rückhalt gewähren und außerdem jede Bestrebung zur Errichtung deutscher Kolonien mit seinem Einflüsse unterstützen soll.
W ü r z b u r g, 7. Sept. Ein Extra-Vieh - güterzug ist auf der Strecke Nürnberg-Würz- burg bei Jphofen um V-8 Uhr entgleist. Als Grund der Entgleisung nennt man Achsenbruch. Indessen steht dies noch nicht fest. Wahrscheinlicher ist falsche Weichenstellung. Es blieben auf der Stelle todt Zugführer Döllinger, Bremser Jahn, beide von Nürnberg, Bremser Rost von Würzburg. Vier Bahnbedienstete, darunter der Oöerconducteur, sind leicht, ein Schafhändler, der soeben hier ins Spital verbracht wurde, ist schwer verwundet. 17 Waggons sind zertrümmert, gegen 500—800 Schafe sind theils todt, theils arg verletzt. (Frkf. I.)
Würzburg, 7. Sept. Als Ursache der Entgleisung des Viehgüterzuges bei Jphofen erweist sich falsche Weichenstellung.
Ausland.
Wien, 6. Sept. Vergangene Nacht würben 25 Mitglieder der radikalen Arbeiterpartei verhaftet, angeblich wegen Mitschuld an dem Raubattentat Merstallinger.
Wien, 7. Sept. Die Presse erfährt aus authentischer Quelle, daß der Bombenattentäter vom 2. August in Triest verhaftet wurde, er
heißt Contento, ist ein stellenloser Kellner und wird vor däS Grazer Schwurgericht gestellt.
Lon b o n, 5. Sept. General Wolseleh ist durch den Mangel an Locomotiven, welche zum TranHiörte der Kaüonen und der-Munition erforderlich sind, noch immer an dem Vormarsche verhindert. — Die Pöfition Arabi Paschas wird als eine sehr feste bezeichnet.
London, 7. Sept. Aus Jsmailia wird, berichtet, daß ffämmtliche Truppen heute Mittag Befehl zum Vorrücken erhalten haben. Diejenigen von Maschuta gehen am Samstag nach Gasassin vor und die Besatzung von Nefisch folgt unmittelbar. Das ganze Corps soll auf diese Weise bis Montag bet Gasassin vereinigt werden; die Mannschaften sollen eine zweitägige eiserne Ration Mitnehmen. General Wolseleh geht am Samstag nach der Front ab.
— Die Kaiserin Eugenie soll Seitens der englischen Regierung die Bewilligung zur Errichtung eines Fideikommisses von 500 000 Fr. Rente zu Gunsten des Prinzen Viktor Bonaparte, Sohnes des Prinzen Napoleon, erhalten haben.
Sofia, 5. Sept. Die fürstliche Regierung hat neuerdings Berichte über das Auftauchen von Räuberbanden auf verschiedenen Punkten des Fürstenthums erhalten. So erschien im Kreise von Barzant .eine Bande, bestehend aus 15 Mann zu Pferde und 8 Mann zu Fuß, welche 6 Personen aus Schumla vollständig ausraubte und die Ortsinsafsen angriff, wobei sie einen Bulgaren tödtete und drei Pferde wegführte.
Petersburg. Die Familie des Zaren ist vor einigen Tagen wieder einer großen Gefahr entronnen. Der Zar, die Zarin, der Thronfolger und mehrere Großfürsten passirten behufs einer Truppenbestchtigung eine Pontonbrücke über die Newa, welche plötzlich zusammenbrach, noch ehe der Letzte deS kaiserlichen Gefolges das Ufer erreicht hatte. Verschiedene Personen, worunter der Großfürst Michael, trugen Verletzungen davon.
(Ein seltenesWeib ist nichtmehr.) In Washington starb Maria Austin, geboren in New-Orleans im Jahre 1823. Nach ihrer Verehelichung widmete sie sich dem Studium der Medicin und Chirurgie und erhielt den Doktorgrad 30 Jahre alt, im Jahre 1853. Im Bürgerkrieg leistete sie als Chirurgin Dienste beim Heer der Nordstaaten. Im Thal von Virginia wurde sie verwundet und verlor ein Auge. Beim Friedensschluß erhielt sie dekorirt ihren Abschied und Pension. Während ihrer 30jährigen Ehe gebar sie 44 Söhne in 11 Geburten; davon 6 Drillings-Geburten und 13 Zwillings-Geburten. Davon leben indeß nur noch 11 Söhne.
Handel «nd Verkehr.
Stuttgart, 7. Sept. Der diesjährige Hopfenmarkt wird künftigen Montag wieder in den Parterreräumen des Stadtmagazins, Seidenstraße 36, seinen Anfang nehmen und alsdann
bis auf Weiteres alle Montag abgehaltm werden. Die Marktinspektion hat Herr Fecht, Sohn des.vorigen MarktinspeÜors übernommen. Zur Verpackung ist eine nach deck nerwsteu System; «nstrutrte Presse ausgestellt.
Stuttgart, 7. Sept. Kartoffel-uud Krautmarkt. Leonhardsplatz: 200 Säcke Kartoffeln L 3 M. 80 Pfg. bis 4tzN. 50 Pfg. Pr. Ztr. Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut L 10 M. bis 18 M. pr. 100 Stück.
Stuttgart. 7. Sept. Wilhelmsplatz: 350 Säcke Möstobst L 3M. 60 Pfg. bis 4M. 20 Pfg. pr. Ztr.
Eßlingen, 6. Sept. (Obstmark-t.) Zufuhr stark. 4 M. bis 4 M. 50 Pfg. Per-Ztr.
Alteustaig. Gchranneu-Zett<l vom 6. Septbr. 1882.
Alter Dinkel ... 9 60 8 80 8 20
Neuer Dinkel ... 7 80 7 56 7 40
Haber. 10 — 8 60 7 20
Gerste..10 —-
Waizen..... -12 — — —
Roggen. 11 50 11 20 ly 50
Literarisches.
In den „Kamöueukläugeu Ms Deutschlands Dudelsack" von Dagobert Wahnfried, 7 Bogen L M. 1.— (Verlag von Fr. Thiel in Leipzig) findet der Leser alte, mit lustigen Illustrationen ausstaffirte Bekannte aus dem „Schalk," welch, sich in bunter Reihenfolge in „molosfischen Klagen" über die Missethaten des Leichtsinnes, in „dithyrambischen Ergüssen eines Wahnsinnigen" dl „sonderbaren Hexametern" und allen erdenklichen Verrenkungen des höheren Blödsinnes ergehen. Wahre Cabinetsstücke sind die mit so unendlichem Beifall aufgenommenen Variationen über das Volkslied: „Kommt ein Vogel geslogeü" und „Ein literarischer Mummenschanz." Wer diese von übersprudelnder Laune perlenden und schäumenden Kinder des Humors noch nicht kennt, möge sich schleunigst mit ihnen bekannt machen.
Vermischtes.
(Ein Professor der Bettelkunst.) In London war kürzlich folgende Bekanntmachung zu lesen: „Die Kunst des Bettelnd in 6 Vorlesungen! Der Professor Lazarus Rooney gibt sich die Ehre, einem geehrten Publikum anzuzeigen, daß er ein Kollegium gegründet hat für den theoretischen und praktischen Unterricht im Betteln. Jede anständige Person von gewöhnlichem Verstände kann sich durch einen Kursus von nur sechs Vorstellungen in den Stand setzen, auf Kosten des Publikums gemächlich und sorglos zu leben."
(Zur Theater-Zoologie) bietet folgendes Inserat des „Krefelder Zeitung" einen Beitrag: „Zu der im Laufe nächster Woche ftattfindenden letzten Vorstellung „Das Milchmädchen von Bochum" oder „Krefeld wie es lebt und webt!" suche ich einen kräftigen, verständigen Esel oder Hund, der in der Milchkarre eingefahren ist! Becker, Regisseur."
za einer Schurken-Jntrigne gegen Sie und diese Stadt ersehen haben! Sie hatten sich Hoffnung gemacht auf das Kommando der Stadt und gute Raub- und Erprcssungsgeschäfte — da hat der General Sie vorgezogen und die Pläne jener waren vereitelt! Möge es Gott endlich gefallen, diesen bösen Geistern den Untergang zu bereiten, den Sie längst verdient: Mir ahnen Dinge — Schauderanschläge — doch was helfen Meinungen und Worte! Leben Sie wohl — was melde ich dem General?"
„Sagen Sie ihm — daß ich zu gehorchen wissen werde!"
Jnnhof entfernte sich und Lingg ließ seiner Verzweiflung vollen Lauf.
„Die Stadt, dem Untergang geweiht — und ich bin ausersehen, ben Befehl zu vollführen! Die ich schonen wollte, soll ich verderben — bie ich retten wollte, soll ich zu Grunde richten."
- „Verzeih', erhabene Vorsehung," fuhr er nach einer Pause fort, „daß ich Deine heilige Hand in dem blutigen Schicksale dieses Tages sehen wollte! Nein, nicht Du hast mich in die Schrecken dieser Stunde gestellt, um gegen alles, was mir theuer und ehrwürdig ist, den Mörder und Henker zu spielen!"
Er fuhr heftig auf bei dem Gedanken an jene Offiziere, welche ihm Jnnhof als Anstifter des Unheils genannt hatte.
„Ja," rief er, „Jnnhof hat recht! Der General meinte es ehrlich mit dem Wohle der Stadt, als er mir dieselbe anvertraute; aber sie — die Dämonen seiner wechselnden Stimmung, haben ihn anderen Sinnes gemacht! Las ist der Dank dieser Schurken, daß wir sie bei Saalfeld mit unseren deutschen Leibern deckten, um ihnen die Gelegenheit zu nehmen, sich durch die Flucht mit ewiger Schande zu bedecken!"
Er suchte sich zn fassen, da der Bürgermeister und die Stadträtlfl aus dem Nebenzimmer zurückkamen.
Morschutt trat ihm guten Muthes näher und überreichte die eben verfaßte Schrift.
„Hier, Herr Kommandant," sagte er, „die ersten sprechenden Beweise für die Unschuld der Stadt —"
Lingg nahm die Schrift, legte sie uneröffnet auf den nebenstehenden Tisch und suchte sich vollends zu fassen. Mit fester Stimme und strammer militärischer Haltung sagte er daun:
„Meine Herren — es thut mir leid. Sie aus einer angenehmen Hoffnung reißen zu müssen. Ihre Beweise kommen zu spät. Der General ist anderen Sinnes geworden. Er will nichts mehr von Beweisen und Unterhandlungen wissen; er entscheidet auf die Aussagen der welschen Offiziere hin und — diese Ordre enthält sein letztes Wort!"
„Gott — wie lautet der Befehl?" fragte der Bürgermeister im höchsten Grade betroffen.
„Er lautet nicht zu Ihrem Tröste," sagte Lingg sehr ernst. Sie werden wohl thun, Ihre Herzen mit Stärke zu rüsten!"
Harter und die Räthe blickten einander an und sagten leise: „Unsere Ahnung!'
Lingg schritt einmal durch das Zimmer, um seine wankende Fassung wieder herzustellen, dann blieb er vor dem Bürgermeister stehen und sagte:
„Nach der einstimmigen Aussage der Offiziere des welschen Korps bemerkt die Ordre, ist die Ruhestörung der Anlaß zum heutigen Kampfe — von den Bürgern ausgegangen.
(Fortsetzung folgt.)
Wer immer schweigt, verräth den Feigen oder Blöden,
Wo cs die Pflicht gebeut, da soll und muß man reden.
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