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Ne. 6. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 93. Jahrgang.
Erscheinungsweise: 6 Mai wöchentlich. Anzeigenpreis: Im vberamtsbezirk I
E-lw für die einspaltige Zeile 12Psg., außery-M, desselben 18 Psg., Reklamen l DiSNStaa don 8 1N18
M und SL Psg. Schluß der «»zcigenannahme ö Uhr vormittag». Fernsprecher». I »N-NSrag, VLN 8. ^aNUlik 1818.
SezugSpreiS: In der Stadt mit rrSgerlohn Mk. 1.8» vi-rtel>«hrl,ch, Postdezngkprei» im krtS- und NachbarortSvrrkehr Mk I.8S, im Fernverkehr Wk. 1.88, Bestellgeld in Württemberg üü Pjg.
Fortsetzung der Verhandlungen in Brest-Litowsk.
Nach Lloyd George's Rede.
Die Verhandlungen in Brest-Litowsk.
. Die Erklärung des englischen Ministerpräsidenten gegenüber den englischen Gewerkschaften hat, wie wir schon gestern sagten, eine klare Situation geschaffen. Das kommt ^auch heute sowohl in den Kommentaren der Dicrbund- als auch der Ententeprefse zum Ausdruck. Auf unserer Seite Wird durchweg betont, daß solche unverschämten Forderungen nur von einem Sieger gestellt werden könnnten, und von diesem Ziel ist Lloyd George noch sehr weit entfernt, und wir dürfen zuversichtlich hoffen, daß er es nie erreichen wird. Daß Lloyd George seine großen Töne mit Zustimmung der Entente gehalten hat, das geht aus dem Echo vom feindlichen Lager her unzweideutig hervor. Die Franzosen sind natürlich damit einverstanden, daß Enaland mit ihnen bis >um Untergang um Elsaß-Lothringen kämpfen wolle. Sie bedenken dabei aber nicht, daß das eine belanglose Redensart werden kann, wenn England seine Kriegsziele auf andere Leise zu erreichen die Möglichkeit hat. Heute kann Llond George gar nichts anderes sagen, wenn er nicht sofort die französischen Landsknechte verlieren will. Ist morgen aber die Situation anders, so läßt nmn einfach Herrn Llond Georae fallen, und die enaliiche Nation kann mich anders. In Italien ilt man natürlich ebenso erfreut über Lloyd Georg's „männliche* Rede. Hat er doch die „berechtigten* italienischen Ansprüche auf die österreichischen Grenzländer anerkannt, und lo werden seine Ausführunaen als Ergänzung zu den Erklärungen Orlando? und P'chons bezeichnet. Sie werden als wohlüberlegte Antwort auf die vlmnve Fade Berlins anaeseben. Die Rede zeige, daß den Alliierten sedr nationale Vergewaltigung fernliege, lieber die Anschni- ung in England berichtet Reuter, daß die Blätter die Erklärung als willkommene, deutliche und endaültige Erklärung über die Mindesifordernnaen Großbritanniens warm begrüßen. Zugleich macht Reuter aber auch darauf aufmerksam. daß diele Kriegsziele des Premierministers Bedingungen eines Siegers seien, und daß die Alliierten, um ihr Ziel zu erreichen, erst die härtesten Monate und die empfindlichsten Heimsuchungen des Krieges zu überwinden haben werden, von Amerika weiß Reuter zu melden, daß die britischen Krieasziele über dem Ozean allgemein Zustimmung finden: das heißt Wilson dann einen demokratischen Frieden.
Nach Westen ist unser Weg also klar, um mit dem deutschen- Reichskanzler zu sprechen. Wir werden den Kriegsfanatikern in London, Paris und Rom, die schon ein Jahr lang einen Frieden der Vernunft verhindert haben und die sich nicht scheuen, neue unersetzliche Blutopfer von ihren Völkern zur Befriedigung Ihrer Selbstsucht zu fordern, nochmals zeigen müssen, daß alle ihre Hoffnungen vergebens sind, ja daß ihre Aussichten auf einen ihnen genehmen Frieden von Tag zu Tag sich verschlechtern werden. Nicht nur. daß wir mit der Zeit im Westen eine ebenbürtige Macht erlangen dürften, auch der Unterseebootkrieg, der im Dezember wieder auffallend gute Erfolge erz'elte, wird sein Menetekel in den europäischen Ententeländern täglich deutlicher schreiben.
Inzwischen nehmen die Verhandlungen in Brest- Litowsk ihren Fortgang, nachdem der Zwischenfall, üb-r dessen Ursachen und Bedeutung man sich eigentlich nicht recht klar geworden ist, anscheinend beiaelegt worden ist. Die russische Abordnung mit dem Minister des Aeußern. LrovkY. an der Spitze, ist am Verhandlungsort angekommen Die Russen bestehen anscheinend immer noch- auf 'verlegmit, des Verhandlungsorts nach einem neutralen Staat, und begründen ihren Vorschlag damit, daß die Verlegung dem erreichten Stand der Verhandlungen entspreche. Wie sich die Vierbundvertreter endgültig zu dem Vorschlag
stellen werden, wird man wohl bald erfahren. Der Zwischenfall bat übrigens wieder einmal im Innern bei uns eine unerquickliche Situation ausgelöst, indem die extremen Parteien von rechts und links aus dem Fall die sensationellsten Schlüsse zogen. Mit Recht weist gegenüber dieser Disziplinlosigkeit gewisser Zeitungen die „Nordd. Allg. Zig* daraufhin, da» eine Friedensverhandlung noch einem 3^iäbrigen Krieg nicht in den Formen eines Kaffeeklaisches sich ab- spieler. könne, und daß diesem Zwischenfall mancher andere folgen werde. In solchen Lagen aber gehört es dazu, daß das deutsche Volk geschlossen hinter seiner Negierung siebt, und daß dieser nicht noch von rechts und links Schwierigkeiten bereitet werden. Aus dem Zwischenfall hat man den Schluß gezogen, daß der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen v. Kühlmann, nicht der richtige Unterhändler sei, nnd es wird gemeldet, vom Reichstag aus sei dies dem Reichskanzler auch mitgeteilt worden. In gewissen Kreisen bestand ja von Anfang an aegen die Verton Kühlmanns Abneigung, weil man ihn für einen Kosmopoliten hält, der nicht in der Lage sei. die deutschen Interessen zu vertreten. Nach dem, was über die Verhandlungen an die Ocffentlichkeit gekommen ist. schienen uns diele Neschuld'aun- gen nick>i gerechtfertigt. Man muß bedenken daß die rust'scben Unterhändler ein Novum kn d-r Spez'es Divkomat darstellen, and unsere Unterhändler müssen da andere geistige und materielle Waffen benützen, als sie bei der internationalen Berufsd'plrmatie bisher üblich waren. Die Hauptsache isi dock», man kommt z"m Z'-cke. auf w-kch-m Wime das st-bt erst in zweit-r Linie. Und baß unsere Unterhändler n-'cht zn allein ja sagen, selbst guf die Gefahr bin, daß hie N'^en störrisch w-rden. das haben wir ja seben können. Die „Nordd. Allg. Zta.* sagt zum deutsck>en Standpunkt, wenn wir der russischen Negierung beute gesaat haben bis b'erber und n'cht wesier, so bedeutet das. daß wir auch ein Mindestproaramm und Nstnd-istrieasz-'el haben. W'r besinnen uns. daß wir in d-'e^-m Handel zn mindest nicht die Schwächeren stud, die zn ell-m Ja und Amen laaen müssen. Wohl wird auf unser Sck>we»-t und untere Macht hingew'esen. aber w'r blauen auch die lo-ale Ge^nnuny dem Gegner gegenüber. Und man sollte m-in-n, mst d'eier Grundlage wäre eine Weiterverhandlung möglich. 0.8.
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Die Ukainer i« Brest-Litowsk.
fWSB.) Berlin, 8. Jan. Mie wir erfahren, werden in Brest Lit--w«k aus der Ukraine n-uch weitere Delegierte und Hilfskräfte erwartet. Als Führer der Delegation wird der Minister füx Handel und Industrie. Dolubowitsch, eintreffen.
Die Rigaer Kaufmannskammer ftir de« Anschluß Kurlands an Deutschland.
fWTB) Königsberg» 7. Jan. Die Rigaische Kc»if- monnskammer, die Vertretung der Wirtschaftsinteressen der Detaillaufmannschast. Großisten und Agenten Rigas, hat dem Dorsteheramt der Königsberger Kaußnannschast Kenntnis von ihrem Programm gegeben, worin es heißt: Nach reichlicher Ueberlegung ist die allgemeine Versammlung der Mitglieder der Rigaer Kausmannskcimmer der festen Ueberzen- guna. daß alle unvergänglichen hohen Güter, die jeder ehrbare Kaufmann höher einschähl, als Wohlleben und leichten Verdienst, hier nur werden können, wenn ihr altes Vaterland, das Baltenland, eng angegliedcrt ist an das große mächtige Deutsche Reich, wenn e8 sich unter dem Schutz und Schirm des Deutschen Kaiser» begibt. Freudig bewegten Herzens und ohne Vorbehalt wird daher die yeu- tige Versammlung der in der R-'gaer Kaufmannskammer vereinigten Rigaer Kaufmannschaft sich für eine Angliederung an Deutschland einsetzen.
Eine Höchstleistung der „Unabhängigen".
Berlin. 7. Jan. Die „Soz. Korresp.* teilt folgendes mit: „Während militärische Vertreter Deutschlands ln
Brest-Litowsk die Vorbedingung des Friedens in Wafsen- stillstandsvcrhandlungen zu schaffen suchten und die deutiche Regierung sich bereit erklärte, auf der Grundlaae der Vorschläge der russischen Arbeiter- und Soldatenräte in Friedensverbandlungen einzutreten, kannte die deutsche unabhängige Sozialdemokratie keine größere Sorge als die, wie der Friede mit Rußland vereitelt werden könnte. Wir erhalten darüber aus vollkommen unanfechtbarer Quelle aus Stockholm unzweifelhaft genaue Mitteilungen, denen wir für heute folgendes entnehmen: „In den Tagen vor Weihnachten erhielten die Bolschewik» von Führern der deutschen unabhängigen Sozialdemokratie die dringende Mahnung, die Friedensverbandlrinaen zn verschleppen, weil die Entwicklung in Deutschland sich in ibrem. d. h. im revolutionären Sinne vollziehe. Der Abschluß eines SeyaratsftiedcnS zwischen Deutschland nnd Rußland wäre verwerflich, weil er die erwähnte Entwicklung in Deutschland beeinträchtiaen nnd seine herrschenden Schichten stärken würde."
Die wirtschaftlichen Verhandlungen mit Rußland.
fWTV) Berlin, 7. Jan. In der heutigen Sitzung des Hauptausschusses des Reichstags führte Direftor im Auswärtigen Amt, Dr. Johannes auS: D'e wirtschaftlichen Verhandlungen in Brest-Litowsk haben bisher naturgemäß keinen bresten Raum einnebmen können. Es wurden bloß vorkü"s''ge Vereinbarungen erzielt, die noch nicht er- " 'usend sind und jederzeit ergänzt werden können. An erster Stelle richten sich d'e deutschen Bemübnuoen darauf, daß einwandfrei festaestellt w'rd, daß der Wirttchostsfrieg ewiscken den beiden Ländern sein Ende finden mich und daß von einer Verwirklichung der Idee der Pariser Konferenz rwstchen Deusschland und Rußfond in Zukunft nicht d'e Rede sein kann. In dieser Hinsicht wurde sehr volles Ein verstän d n i s-erzM. Nachdem dieser Punft erledigt war, kam die Frage der Erneuerung de« Handelsvertrages zur Erörteruna. Natürlich lag eS den D-leaierten außerordentlich am Herzen, in diesem Sinn eine bindende Zusicherung von russischer Seste zu bekommen. Leider haben w'r bisher e'nen solchen E-solg noch nicht erzielt. Es ist ja bereits Hervoroedoben worden, daß auf russischer Seite ein tief einoewurzelteS Porurte'l gegen den Handelsvertrag von 1894 und 1904 besteht. Wir sind 'n Deutschland der Ansicht, daß Rußland mit dem Handels- Geschäft aemocktt b^cr W' - di-^ den ruü'iichen Herren klar zu machen, ist schwer. B'^-r ist es nicht gelungen, die russischen Vertreter auch nur zu einer kurzfristigen Verlänoerung d-s Handelsvertrages zu bestimmen. ES trat auch bei den Vertretern der ietzigen Regierung d'efts Vorurteil und die Abneigung gegen den Handelsvertrag klar z"igge. Dazu kommt abe- n»' r, d"ß die Vertreter der jetzigen Regierung erklärten, da' si eine vollständige Umgestaltung der wirtschaftlichen Verhältnisse Rußlands beabsichtigen und daß sie sich deshalb durch einen Handelsvertrag nicht binden könnten. Ihre Mitteilung geht dabin. daß sie nicht wünschen, daß eine fremde Regierung ans Grund eines Vertrages in diese Neuordnung der Verhältnisse e-'ngreist. D'e deutschen Delegierter werben ihr Bestes tun. Wie der Erfolg sein wird, steht dabin, aber auf ieden Fall erklärten die russischen Delegierten ihre Bereitwilligkeit. alsbald in die Verhandlungen über den russischen Handelsvertrag einzutreten, der den neuen und veränderten Verhältnissen Rechnung zu tragen hätte. — Nach dieser Frage kam die Frage der Meistbegünstigung zur Erörterung. Es wurde geltend gemacht, daß e8 doch im Friedensverhältws unmöglich sei. daß ein St-mt dem andern eine schlechtere Behandlung zuteil werden lasse, als einem