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den er benutzte, hielt in Friedrichsruh, um ihn dort abzusetzen.

(Ein deutsches Reichs patent) kostet auf die Dauer von 15 Jahren die enorme Summe von 5300 Mark. Man zahlt nem- lich bei der Anmeldung eine Gebühr von 20 M., bei der Ertheilung des Patents 30 M., für die Dauer des 2. Jahres 50 M., für die Dauer des 3. Jahres 100 M., für die Dauer des 4. Jahres 150 M. u. s. w. bis zum 15. Jahre immer um 50 M. mehr. Ein Vergleich mit den Patentgebühren, welche in anderen Ländern gezahlt werden, zeigt, daß dieselben in keinem Lande der Erde so hoch sind, wie bei uns, ja, daß selbst England für 14 Jahre nur eine Ge­bühr von 3600 M. verlangt, während ein amerikanisches Patent auf 17 Jahre gar nur 150 M. kostet.

(Abverdtent.) In Frankfurt hatte ein Schneidermeister schon feit langer Zeit von einem schlechten Zahler ungefähr 100 M. für einen Anzug zu bekommen. Letzterer war endlich abgetragen, die Schuld aber noch nicht. Da nun der Meister sah, daß absolut nichts zu bekommen war, so bat er eines Tages um den Besuch seines Schuldners. Damit dieser aber nicht glaube, es handle sich um Bezahlung der Schuld, stellte ihm der Schneider die quit- tirte Rechnung zu. Wirklich rührte diese Groß- muth den Empfänger so sehr, daß er kam, sich zu bedanken. Kaum war er aber eingetreten, so schloß der Schneider ab und prügelte ihn im Verein mit seinen Gesellen durch und be­deutete ihm schließlich, daß seine Schuld auf diese Weise quittirt worden sei.

Mainz, 15. Mai. In dem belebtesten Theil unserer Neustadt hat die Polizeibehörde gestern eine Entdeckung gemacht, die in der Stadt eine nicht geringe Aufregung hervorge­bracht hat. In einer halb verfallenen Scheune Etgenthum eines Fuhrunternehmers wur­den ohne die geringste Aufsicht nicht weniger als 50 Centner Schießpulver und circa 2 Cent- ner Dynamit auf einem Wagen liegend vorge­funden. Der Fuhrunternehmer hat diese ge­fährliche Ladung vor circa 3 Wochen erhalten und dieselbe der Polizei gegenüber für Cement ausgegeben, bis durch eine Denunziation der wahre Thatbestand an die Oeffentlichkeit kam. Die Militärbehörde hat die unheimliche Sen­dung heute Morgen in ein Fort untergebracht. Es sind jetzt gerade 25 Jahre her, daß ein ganzer Stadttheil durch die Explosion eines Pulverthurmes des sog. Martinsthurmes zerstört wurde.

Hamburg. Ein Junge von 12 Jahren kam am Donnerstag mit dem Postdampfer Geliert" von New-Iork hier an. Er hatte sich aufs Schiff geschmuggelt, um seineliebe Großmutter" in Wien besuchen zu können. Der kleine Selbstständige ist vorläufig untergebracht und hat die Polizei sowohl an die Großmutter wie an die Eltern telegraphirt.

Ausland.

Luzern, 16. Mai. Die technische Ab­nahme der Gotthardbahn hat gestern früh be­gonnen, von Rothkreuz bis Fluelen, heute von Fluelen bis Goeschenen, morgen durch den gro­ßen Tunnel bis Biasca, von wo die in bekann­ter Weise zusammengesetzte internationale Kom­mission mit nach hier zurückfährt. Die tech­nische Kommission besteht aus dem Oberingenieur Bridel, mehreren Kontrollingenieuren und be­hördlichen Vertretern. Die Kommission fährt mit einem Zug bestehend aus einer Lokomotive, einem Personenwagen und einem Güterwagen mit Maschinen zur elektrischen Beleuchtung der Tunnels während der Durchfahrt. Am Sam­stag wird die ganze Bahn betriebsfähig sein, der regelmäßige Fahrplan Ende Mai vorhan­den sein. Luzern bereitet einen großartigen Empfang der Gäste vor. Montag Abend findet eine Höhenbeleuchtung aller am Horizont sicht­baren Alpenberge statt.

Paris, 17. Mai.Ag. Havas" meldet aus Kairo: In Folge der Rathschläge der Konsuln ist ein vollständiger Ausgleich hergestellt. Der Khedive erklärte, er vergesse seine Beschwer­den. Das ganze Cabinet verbleibt im Amte. Augenblicklich herrscht Ruhe.

London, 17. Mat. Wegen des Verdachtes der Teilnahme an dem Morde in Dublin wur­den zehn Personen verhaftet, welche in Dublin an Bord des DampfersEgypt" im Begriff waren, nach New-Aork abzureisen; zwei davon scheinen Amerikaner, zwei Irländer, die übrigen aber Seeleute oder Pompiers zu sein.

Die englische Regierung empfing durchaus glaubwürdige Berichte über neue fenische Mordanschläge gegen hochgestellte Perso­nen in London, weßhalb jetzt alle Minister, der Prinz von Wales und mehrere andere Per­sonen eine besondere Geheimpolizei zur Bewach­ung erhielten. Die beiden erst vor kurzem ver­übten Morde sollen, wie die Polizei erfuhr, von Mitgliedern einer geheimen Gesellschaft verübt fein, welche unter dem NamenTerrori­sten" in Amerika ihr Hauptquartier aufgeschla­gen habe. Die Führer der Landliga wußten von der Existenz jener Gesellschaft, wagten je­doch aus Furcht nicht, dieselbe anzugeben.

Der Fürst von Bulgarien in Petersburg und der russische Generalconsul Hitrowo in Sofia mehr ist nicht nöthig, um die bul­garische Zukunft als dunkel zu charakterisiren. Darum drehten sich alle Nachrichten der letzten Tage über Bulgarien um Hitrowo's Bleiben oder Gehen. Die Fürst Alexander geneigten Organe konnten aber auch nichts weiter mel­den, als daß Aussichten vorhanden seien, der Czar werde Hitrowo's Abberufung befehlen. Wie nun ein Telegramm aus Petersburg be­richtet, ist jede Nachricht über die Abberufung des russischen Generalconsuls unwahr. Damit erklärte sich der lange Besuch des Fürsten Alexander, der nun schon über 14 Tage in

fühlte, auch mal wieder einen andern zu ärgern, schrieb er an seinen Neffen Heinrich in Rothenberg, daß er ihn doch wieder ein bißchen be­suchen möchte.

Heinrich kam und weil er ein gebildeter und geistreicher Mensch war, so wurde es im Kopf des Onkels auch bald klarer. Er plauderte mit ihm, neckte ihn, gieng mit ihm auf die Jagd, fuhr mit ihm nach Tannenberg hinüber, aber die Idee der Revanche wollte ihm immer noch nicht kommen.

Eines Abends, als er eben zu Bett gehen wollte, schlug er sich plötzlich mit der flachen Hand vor die Stirn.

Nun habe ich's ja!" rief er aus,eine gute Idee muß man nicht mühsam suchen, sondern sie muß einem so zu sagen auf den Kopf fallen. Daß ich nicht gleich daraus gekommen bin, und es liegt doch so nahe: Ich heirathe Wilhelms Wittwe! Darüber ärgert er sich allerdings nicht mehr, weil er todt ist, aber ich mache dadurch den Streich unschädlich, den er mir hinterlassen hat, indem ich dann doch die Hälfte seines Ver­mögens erhalte, wenn auch nicht die, die mir von Gott- und Rechtswegen zukam, und außerdem bekomme ich auch noch die Frau, die er mir ver- rätherischer Weise vor der Nase weggeschnappt hat. So wollen wir die Geschichte machen. Mit der Ausführung dieser Idee versöhne ich ja auch zu gleicher Zeit das Gerechtigkeitsgefühl des Schicksals."

Von nun an begann Onkel Wtesenthal der schönen Wittwe Tannen­berg, erst ganz leise und unmerklich, dann immer wärmer den Hof zu machen, bis er zuletzt deutlich mit der Absicht herbortrat, sie zu seiner Gattin nehmen zu wollen.

Im Anfang lächelte die schöne Frau darüber, dann überlegte sie aber. Eine alleinstehende Dame ist übel daran; um eine Stellung in

Petersburg weilt. Inzwischen hat Fürst Ale­xander einen Abstecher nach Moskau gemacht, wo er zwei Tage zu verweilen gedenkt. Gegen Ende dieser Woche will der Fürst einen wet­teren Abstecher über Berlin nach Darmstadt machen, und im Monat August zu den Krönungs­feierlichkeiten sich einfinden. Ob ihn mittler­weile auch die Bulgaren Wiedersehen, weiß er offenbar selbst noch nicht.

Washington, 16. Mai. Die Ausfuhr von Brodstoffen betrug im April d. Js. nur 9 835205 Dollars, 10500000 weniger als im April 1881.

Handel «nd Verkehr.

Brett heim, 14. Mai. Vtehmarkt. Dem hiesigen Markte waren zugetrieben 192 Ochsen, 192 Stück Schmalvieh, 15 Kühe. Handel leb­haft, vorzugsweise bet Kleinvieh. Ein Paar fette Ochsen im Gewicht von 30 Ctr. wurden um 1000 M. verkauft; es stellt sich sonach bei Fettvieh der Ctr. Lebendgewicht auf 33 M.

Künzelsau. (Rinden-Pretse.) Für Glanzrinde werden gegenwärtig bezahlt 56 M.; für Raitelrinde 34 M. und für Grobrtnde 22,60 M.

(Zur Schweinezucht.) Der landwirth- schaftliche Verein in Oberndorf beschäftigte sich auf seiner neulichen Hauptversammlung auch mit der Schweinezucht, die in mancher Gegend vernachlässigt ist. Was man darüber imland- wirthschaftlichen Wochenblatt lieft, ist interessant genug, um wiedergegeben zu werden. Nach einer statistischen Zusammenstellung werden im deutschen Reich jährlich 1290000 Schweine eingeführt, dagegen nur 236000 Stück ausge­führt, die Mehreinfuhr beträgt also 1054000 Stück. Wenn man für das Stück nur 10 M. rechnet, so gibt das deutsche Reich dem Ausland nur für Schweine jährlich die große Summe von 10540000 M. zu lösen.

Vermischtes.

(Bei der jetzigen Brutzeit der Vögel) sei darauf htngewiesen, daß das Straf­gesetzbuch für das Ausnehmen und Zerstören von Vogelnestern sehr strenge Paragraphen hat. Die Strafen können nach dem Ermessen des Rich­ters bis zu 14 Tagen Gefängniß verschärft werden.

Nach eigener Wahl.Weißt Du viel­leicht schon, was für ein Namenstagspräsent Dir Deine Braut machen wird?"Ich Hab das ganz ihr überlaffen; das, was ihr am Besten gefällt."" Dann schenkt sie Dir gewiß ihre Photographie."

Aus denNeuen Fliegenden." Was? Scheiden wollt Ihr Euch lasten? Habt Ihr denn ganz vergessen, daß in der heiligen Schrift geschrieben steht:Mann und Weib sol­len Eins sein?"Hochwürden, wann Se öfter bei uns vorbeiganga war'n, hätten's g'moant, mir san uns'rer zwanzig!"

der Welt zu bekommen, selbst um deren Freuden besser zu genießen, be­darf sie der stützenden Hand des Mannes.

In der ganzen Gegend waren so wenige junge Leute... mancher nahm auch noch immer Anstoß an ihrem Ruf als Kokette... Herr von Wiesenthal war ein alter Bekannter und Verwandter... ein gediegener vortrefflicher Mann, den sie genau kannte .... den Neffen Heinrich hätte sie vielleicht lieber genommen ... aber der hatte sich ihr ja gar nicht in dieser Weise genähert ... da blieb ihr also wirklich nichts anderes übrig, als den Onkel zu nehmen. Eines schönen Nachmittags gab sie ihm ihr Jawort.

Siehst du, alter Junge!" freute sich Wiesenthal,nun bist du doch abgeblitzt mit deinem testamentarischen Schabernack!"

Als die junge Wittwe aber ihr Jawort gegeben, that es ihr wie­der leid. Sie hätte es gern zurückgenommen, aber dazu war sie wieder zu ehrlich und zu gewissenhaft. Alles, was sie daher thun zu können glaubte und auch wirklich that, war, daß sie ihren Bräutigam bat, die Verlobung, mit Ausnahme Heinrichs, dem der Onkel sie mttgetheilt, niemand bekannt zu machen und mit der Hochzeit noch drei Monate warten zu wollen.

Auf diese Bedingungen gieng Onkel Wiesenthal ohne Bedenken ein; denn solche Eile hatte er gar nicht; wenn er sie nur hetrathete, das war ihm die Hauptsache, das Wann kümmerte ihn weniger.

Als diese drei Monate aber vergangen waren, verlangte Frau von Tannenberg deren noch drei. Das war dem Onkel schon unangenehmer, weil er sich eigentlich dadurch verletzt fühlen mußte; aber was sollte er machen! Zwang in solchen Sachen ist auch nicht gut, da muß immer Freiwilligkeit herrschen, damit die Frau guter Laune bleibe.

(Fortsetzung folgt.)