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Aus i>cn Taumu.

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Von -er oberen Nagold.

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Ar. 59.

Menstaig, Samstag den 20. Mai.

1882.

Q Die Monopolvorlage im Reichstage,

in.

Am Sonnabend hat der Reichstag die Mo­nopolvorlage mit 162 gegen 121 Stimmen ei­ner aus 28 Mitgliedern bestehenden Kommission überwiesen, nachdem in dreitägiger Verhandlung alle Gründe für und gegen das Monopol in mehr als erschöpfender Weise vorgetragen wor­den waren. Die Fortschrittspartei und die li­berale Vereinigung bildeten das Gros derjeni­gen, die für sofortige zweite Berathung im Plenum stimmten, wobei zweifellos die Vorlage einfach abgelehnt worden wäre. Die Verwei­sung der Vorlage an eine Kommission bedeutet indessen auch nichts weiter, als eine mildere Form der Ablehnung. Die Gegner des Mo­nopols, die für Kommissionsberathung stimmten, thaten dies offenbar nur in der Absicht, die ^ Vorlage genau zu prüfen, alle Einzelheiten, vor allem die aufgestellten Berechnungen einer ein­gehenden Kritik zu unterziehen und dadurch das Monopolprojekt auch für die Zukunft aus­sichtslos zu machen. Wie weit das gelingt, läßt sich heute noch nicht sagen; denn so viel auch während der drei Berathungstage im Hause über die Sache gesprochen worden ist, so bewegte sich die Diskussion, wie das ja bei der Generaldebatte nicht anders möglich ist, i doch nur um das Prinzip. Der Kommission liegt nun die sorgfältigste Vorprüfung ob, sie be­reitet die zweite Berathung im Hause vor, deren Mgebniß nicht im Mindesten zweifelhaft ist. Die dreitägige Debatte hat die Thatsache klar­gestellt, daß von einer Annahme des Monopols in diesem Reichstage nicht die Rede sein kann; ob in einem andern mag dahingestellt sein. Jedenfalls aber müßten die Gründe für das Monopol erst noch kräftiger werden und die Abneigung weiter Volkskreise sich mindern.

Es ist aufgefallen, daß von den elsässischen Abgeordneten keiner das Wort genommen hat. Es hieß, daß sie, mit zwei Ausnahmen, Geg­ner des Monopols seien. Ihre Gründe hätten wenigstens insofern einen Werth gehabt, als sie sich auf praktische Erfahrungen stützen; denn die Rcichs- lande hatten bis 1870 das Monopol, und die Tabaksmanufaktur in Straßburg kann noch als ein Ausläufer desselben gelten. Auch von i den Polen kam niemand zu Worte, was der Abg. v. Magdzinski zur Geschäftsordnung aus- ! drücklich bemerkte.

Man hat herausgerechnet, daß bei der ^ zweiten Lesung im Ganzen nur etwa 80 Stim­men, also ein Fünftel für das Monopol stim- ! men würde.

, Nun hat in der Montagssitzung der Abg.

> Windthorst den Vorschlag gemacht, die Mono- I Polvorlage-Kommisfion und eine Kommission für ^ Vorberathung der Kranken- und Unfallverstche- rungsvorlagen in Permanenz zu erklären, so ! daß dieselben weiter tagen, auch wenn der Reichs­tag sich bis zum Herbste vertagt. Die Regie­rung hat sich dazu noch nicht erklärt, von d:n Rednern der Linken ist aber energisch Protest gegen diesen Vorschlag erhoben worden, weil da­durch die Vorlagen verschleppt würden. Ein Beschluß wurde am Montag noch nicht gefaßt.

Deutscher Reichstag.

Am Montag begann der Reichstag die erste Lesung der Gesetzentwürfe betr. die Arbeiter- Unfall- und Krankenversicherung. Staatssekretär v. Bötticher leitete die Berathung mit einer Darstellung der Grundzüge, auf welchen die Vorlagen ruhen, ein und legte die Gründe dar, welche die Regierung veranlaßt haben, von den Prinzipien ihrer früheren Vorlagen ebenso wie

von denen des vorjährigen liberalen Gegen­entwurfs abzuweichen. Der Abg. Dr. Max Hirsch stellt sich der Vorlage hauptsächlich wegen des geforderten Kassenz wangesund des Reichs- zuschuffes bet der Unfallversicherung ablehnend entgegen. Der Abg. Sonnemann erklärt sich, von Einzelheiten abgesehen, für die Vorlage, bezeichnet aber ihre Erledigung in der gegen­wärtigen Session für nicht möglich, während sich der Abg. Kräcker (Sozialdemokrat) aussprach für Ueberweisung an eine Kommission, um etwas Ersprießliches aus der Vorlage zu schaffen. Zum Schluß erhob sich noch eine kurze geschäftliche Diskussion über die Frage der Erledigung der sämmtlichen Vorlagen und über einen vom Abg. Windthorst gemachten Vorschlag, durch ein be­sonderes Gesetz die sämmtlichen Kommissionen als permanent zu erklären, den Mitgliedern wie bei den Justizorganiiations-Kommissionen Diäten zu bewilligen und ihnen den Auftrag zu erthei- len, in der nächsten ordentlichen Session ihre Berichte zu erstatten. Die Abgg. Lasker und Richter protestirten gegen eine Verschleppung des Beschlusses über das Tabaksmonopol.

Berlin, 17. Mai. Die Tabakcommission beendete rasch die Generaldebatte. Sie lehnte den Antrag auf Zurückstellung des 8 1 ab und trat hierauf in die Discussion ein. 8 1 wurde mit 19 gegen OStimmen abge­lehnt, die Einführung desMonopols ist also gefallen. Das Centrum leistete dem Abg. Windthorst keine Folge mehr, als er für Zurückstellung des 8 1 eintrat. Im Augen­blicke lehnt die Commission in rascher Folge die weiteren einzelnen Paragraphen ab.

Tagespolitik.

Nicht genug au dem immer noch nicht ganz beendeten Auf stände in Süddalma­tien erwachsen der habsburgischen Monarchie weitere Besorgnisse aus den panslawistischen Umtrieben in Bulgarien, die in der Reise des Fürsten Alexander nach Petersburg neue Nahrung fanden. Um sich über diese Agi­tationen genauer zu unterrichten, hat die öster­reichische Regierung sich entschlossen einen poli­tischen Agenten nach Sofia abzuschicken, aus dessen an Ort und Stelle gewonnenen Beob­achtungen sie Material zur Beurtheilung der Sach­lage, beziehungsweise zu weiteren Entschließun­gen gewinnen will.

Die französische Deputirtenkammer hat den Antrag des Radikalen Roche, betreffend die Einziehung der Güter religiöser Genossenschaften, Seminare, Parochieu und Konsistorien, wie überhaupt die Trennung von Kirche und Staatin Erwägung ge­zogen."

Der Herzog von Bafsano erklärt in einem Schreiben die Mittheilung über die Er­mordung des Prinzen Napoleon durch franzö­sische Flüchtlinge für absolut falsch und erfun­den und sagt, mehrere Zulus hätten gelegent­lich der Anwesenheit der Kaiserin im Zululande, wohin er dieselbe begleitet habe, sich selbst da­zu bekannt, den kaiserlichen Prinzen getödtet zu haben.

- Da der Vizekönig Egyptens auf seiner Weigerung, die Beziehungen zu seinen rebelli­schen Ministern wieder aufzunehmen, be­harrlich bestand, begab sich das Komitee der einberufenen Notablen mit den Ministern und den Führern der Militärpartei ins Palais, um dem Vizekönig den Vorschlag zu machen, Mah­mud Pascha, welcher den Vizekönig persönlich beleidigt habe, zu entlassen und einen der an­deren Minister an seiner Stelle zum Präsiden­

ten des Ministerraths zu ernennen. Der Vize- könig nahm denn auch diesen Vorschlag an und berief Mustapha Pascha auf den fraglichen Posten, doch soll dieser sich bis jetzt geweigert haben, das Präsidium anzunehmen.

Laudesnachrichteu.

Tübingen, 17.Mai. Ueber dieHin- richtung des Mörders D. Reichardt schreibt dieTüb. Ehr.": Heute Mittwoch früh 5 Uhr hat die Hinrichtung des unterm 23. März d. Js. vom hiesigen Schwurgericht wegen zweier Verbrechen des Mords zum Tode verurtheilten 39jährigen Nagelschmieds David Reichardt von Entringen im linkseitigen Hofe des Ana- romiegebäudes stattgefunden. Trotz der frühen Morgenstunde hatte sich schon lange vor der für die Hinrichtung festgesetzten Zeit eine große Menschenmenge eingefunden, welche den Weg, den der Wagen mit dem Delinguenten vom Amtsgerichtsgefängniß an bis zur Rtchtstätte zu durchfahren hatte, belagerte. Am Eingang der Oesterbergstraße waren mehrere Landjäger po- stirt, welche nur die mit Einlaßkarten versehenen Personen passiren ließen. Im Ganzen waren 60 solcher Karten ausgegeben worden, darunter 12 für die von den bürgerlichen Collegien zu der Hinrichtung dem Gesetze gemäß abgeord- neten Zeugen. Eine Menge eingelaufener Ge­suche um Karten mußte des beschränkten Raumes halber abgewiesen werden. Die Hinrichtungs­stätte war mit einem 6 Meter hohen Bretter­zaun umgeben; unterhalb derselben war ein nach oben erhöhtes Podium für die Zeugen und Zu­schauer gelegt worden, welches für alle Erschie­nenen genügenden Raum bot; oben an der Mauer stand das Schaffst. Neben demselben hatte der Scharfrichter mit seinen beiden Gehilfen Auf­stellung genommen. In der Höhe des Schaffots blitzte das blank geschliffene Beil. Um V» 5 Uhr war eine dicht verhängte Chaise nach dem Amts­gerichtsgefängniß auf dem Schlosse gefahren, um den Delinquenten abzuholen. Außer ihm bestieg den Wagen noch Herr Helfer Els äß er, der sich seit frühester Morgenstunde schon bei dem Verurtheilten befand, um ihm Trost zuzu­sprechen, sowie der Stationskommandant von Rottenburg, welcher die Nacht über die Wacht bei demselben hatte. Kurz vor 5 Uhr traf der Wagen mit dem Delinquenten, escortirt von 4 Landjägern, vor dem Anatomiegebäude ein, an welchem gleich darauf auch Herr Oberstaats­anwalt Malblanc sowie die HH. Landge- richtsräthe Bienz und Sigel mitH. Gerichls- sckreiber Bäuerle in Amtstracht vorfuhren. Herr Oberamtmann Neudörffer war in Uniform erschienen. Einige Minuten vor 5 Uhr betraten die genannten Herren, denen sich noch der schon vorher anwesende Kommandant des Landjäger-Corps, Herr Major v. Müller, angeschlossen hatte, durch die seitherige Thüre des Anatomiegebäudes den Richtplatz; ihnen auf dem Fuße folgte der Delinquent, begleitet von Herrn Helfer Elsäßer und gefolgt von 4 Landjägern. Seine Haltung war eine überaus ruhige und sichere. Nachdem derselbe, einige Schritte von dem Hrn. Oberstaatsanwalt ent­fernt, hinter sich die Landjäger, Aufstellung ge­nommen hatte, kündigte ihm der elftere ernsten Tones an, daß das gegen ihn gefällte gericht­liche Urtheil sowie die bezüglich desselben er­gangene königl. Entschließung (vom 12. d. M.) ihm nun nochmals verlesen und das Urtheil alsdann sofort werde vollstreckt werden. Kaum hatte der Gerichtsschreiber mit der Verlesung begonnen, als vom Rathhause her die schrillen Klänge des Armensünderglöckchens ertönten. Als der Gerichtsschreiber mit der Verlesung zu Ende