Gunsten der Regierung unter Arabi Bey als virtuell vollendet gelten kann, falls nicht eine sofortige Intervention der Konsuln eintritt. Der deutsche, österreichische und italienische Konsul haben die positive Instruktion zu Nichtinterven- tion. Die egyptischen Minister sicherten den Generalkonsuln formell zu, daß für das Leben und Eigenthum der Europäer keine Gefahr vorhanden sei. Die Person des Khedive werde respektirt bleiben, die Regierung werde aber bei einer türkischen Intervention das Land ver- theidigen.

— Der Khedive empfing gestern Abend den Korrespondenten des Reuter'schen Bureaus, welchem er erklärte, er sei entschlossen, um jeden Preis sich den Forderungen des Ministeriums zu widersetzen; er rechne hierbei auf die materielle Unterstützung Frankreichs und Englands, weil er vorgestern ein Dekret unterzeichnet habe, kon­form dem identischen Rathe ihrer Vertreter. Bis jetzt herrscht Ruhe. Das Ministerium ver­ständigte den Khedive durch einen Unterbeamten, daß die Kammer einberufen sei.

— Laut „Nowosti" sind alle Sicherheits­maßregeln in Peter Hof zur Aufnahme des Kaiserpaares in ausgedehnter Weise getroffen. Eine bestimmte Linie sei fixtrt, welche kein Schiff ohne besondere Erlaubniß überschreiten dürfe. Diese Maßregeln sollen vier Monate dauern.

— Nach Meldung des „Daily Telegraph" wäre die Czarenkrönung in Moskau definitiv aufgehoben, weil die Behörden die Sicher­heit des Kaisers nicht garantiren können.

Washington, 8. Mai. Präsident Ar­thur hat die Bill unterzeichnet, welche die Ein­wanderung von Chinesen für einen Zeit­raum von 10 Jahren einschränkt.

N e w-I o rk, 11. Mat. Der Direktor für die Auswanderung der Juden nach New-Iork wurde von zahlreichen russischen Flüchlingen thatsächlich angegriffen, weil er sich weigerte, ihre übertriebenen Forderungen um Unterstützun- gen zu erfüllen. Acht Personen sind verhaftet.

Handel «uv Verkehr.

Pfalzgrafenweiler, 9. Mai. Im Zu­sammenhang mit dem üppigen Stand der Fel­der ist in letzter Zeit eine besondere Rührigkeit in den Viehhandel gekommen. Der Maimarkt hat unsere Erwartungen noch übertroffen, indem kaum jemals der Markt so stark besucht war wie heute. Fremde Handelsleute haben eine außerordentliche Thätigkeit entfaltet; einer der­selben hat von 30 zu Markt gebrachten Stücken alle abgesetzt. Ueberhaupt ging der Handel sehr lebhaft; es wurden gleich zu Anfang viele Käufe abgeschlossen und sehr schöne Preise erzielt. Selbst ein starker Schlagregen vermochte der Handelslust keinen Eintrag zu thun. Möge der Sommer die schönen Hoffnungen des Land­manns in reichstem Maße erfüllen und möge es eine gute Vorbedeutung für die Ernte sein, daß in diesem Jahr auch die Tanne reichen Blüthenschmuck angelegt hat.

Mezingen,10. Mai. Der gestrige Vieh­

markt war äußerst stark befahren »nd der Han­del war in allen Gattungen Vieh ein so leb­hafter, wie seit Jahren nicht mehr. Die Preise stiegen bedeutend in die Höhe, so daß im Durch­schnitt jedes Stück um 20 bis 25 M. ange­zogen hat, was wohl dem üppigen Stand des Futters zuzuschreiben ist.

Bracken heim, 10. Mat. Unser Mat­markt war zahlreich besucht, der Viehmarkt, wo lebhafter Umsatz stattfand, von ca. 100 Kühen und 70 St. Jungvieh befahren.

Alteustaig. Schrauuen-Zettel vom 10. Mai 1882.

Alter Dinkel ... 9 50 9 30 8 90

Haber. 8 50 8 — 7 40

Gerste..10 —-

Bohnen..7 —-

Watzen ..... -14 —-

Roggen.12 — 11 80 11 50

Erbsen . . . . .-15 —-

Welschkorn.... -10 —-

Vermischtes.

(Vier Pfund Gold im Schornstein.) Das Berliner „Tagbl." schreibt: Im Allge­meinen nimmt man an, daß etwas „in den Schornstein geschriebenes" werthlos sei. Daß dies nicht immer der Fall ist, bewies der Ab­bruch eines in längerem Gebrauch gewesenen Schornsteins der königlichen Münze in Berlin, durch welchen die Dämpfe der Gold- u. Silber- fchmelze abgeführt waren. Aus dem Ruß der Innenwände dieses Schornsteins wurden vier Pfund Gold, also etwa 5000 Mark gewonnen. In Tiegeln aus feuerfestem Ton und Graphit werden bekanntlich bei Coaksfeuerung die Gold- und Silberschmelzungen der königlichen Münze vorgenommen und eine wahre Höllengluth ist für das Flüsstgwerden des Schmelzguts nöthtg. Silber braucht zum Flüssigwerden eine Tempe­ratur pon 1000 Grad Celsius, Gold gar 1250 Grad. Um das Verdampfen der Masse mög­lichst zu vermeiden, bedeckt man die Oberfläche des flüssigen Metalls mit kleinen Kohlenstücken. Ganz ist aber die Verdampfung nicht zu ver­hindern, und so hatten sich denn jene vier Pfund Gold flüchtig gemacht und in den Schornstein versteckt; sie sind aber doch noch erwischt worden.

(Aus dem Lande der emancipirten Frauen) meldet ein amerikanisches Journal folgende hei­tere Begebenheit, welche kaum verfehlen dürfte, in den Kreisen der Emancipirten die tiefgehendste Entrüstung hervorzurufen. Vor Kurzem stürzte ein ungewöhnlich erregter Herr in die Wohnung eines bekannten Arztes, ohne davon Kenntniß zu besitzen, daß der Mediziner sein Domicil ge­wechselt habe und ein weiblicher Doctor der Medicin mittlerweile eingezogen sei. — „Ist der Doctor zu Hause?" frug der erregte Herr. — „Jawohl," antwortete der Diener. — „Ich muß augenblicklich vorgelaflen werden! — „Un­möglich, mein Herr!" — Es ist eine dringende Sache!" —„Bedaure, es geht nicht." — „Aber, meine Frau befindet sich in Geburtswehen!" — „Die Frau Doctor gleichfalls!"

lieber als das Spazierenfahren und so ließ sie sich von der Rheinischen Creditbank 5000 Mk. ausbezahlen.

München, 8. Mai. Der Ausschuß des feit vielen Jahren hier bestehenden „Allgemeinen männlichen und weiblichen Krankenunterstützungs­vereines" hat sich veranlaßt gesehen, gestern eine außerordentliche Kassenrevision vornehmen zu lassen, wobei es sich ergab, daß an dem Ver- einsvermögen, das über 200 000 M. beträgt, 39000 M. fehlen. Auf Veranlassung des Re­visionsausschusses wurde der Vereinskasster, Buchbindermeister Lembeck, sofort verhaftet, und es hat derselbe auch alsbald eingestanden, daß er die fehlende Summe unterschlagen habe. Bei dem Verhafteten wurden in dessen Kleidern außer einem zweiten Kasiaschlüssel noch 4000 M. -orgefunden. Der Verein zählt 3500 Mitglie­der aus allen und besonders aus den bürger­lichen Klaffen der Bevölkerung.

Von König Ludwig. Wie die „W. Allg. Ztg." versichert — natürlich überlassen wir derselben die Bürgschaft für die betreffende Mittheilung — beehrt König Ludwig von Bayern mit einer besonderen Antipathie alle Bände in Quarto. Er mag dieselben des unbequemen Formats halber nicht lesen und läßt deshalb Ausgaben derselben in Oktavs Herstellen, angesichts des bezüglichen Reichsgesetzes vom Nachdruck natürlich in nur einem Exemplar!

Habelschwerdt. Am Freitag Abend entlud sich über der hiesigen Gegend ein furcht­bares Gewitter, dem ein Wolkenbruch folgte. Eine große Anzahl ländlicher Wohnungen mit sämmtlichem Ackergeräth sind in die Fluthen der Weistritz geschwemmt. Leider sind dieser Katastrophe auch Menschenleben zum Opfer ge­fallen. Am Sonnabend waren bereits 15 Tobte angemeldet. Augenblicklich ist die Noth hier eine große.

Hannover. In Linden, der Vorstadt von Hannover ist nach angestellten Bohrver­suchen von Seiten eines Privatunternehmers Asphalt und Erdöl gefunden worden. Die er­sten Ergebnisse sind außerordentlich günstig und ist zu hoffen, daß dem Unternehmen durch fach­männische Leitung eine bedeutende Zukunft be­vorstehe.

Ausland.

Paris, 11. Mai. Die Revolution in Cairo richtet sich nur gegen die Person Tewfiks. Hier gilt jetzt für sicher, daß Halim Pascha an Tewfiks Stelle gesetzt wird.

Dublin, 10. Mat. Die Regierung hat 10 000 Pfund auf die Ergreifung der Mörder, 1000 Pfund für Mittheilungen, welche zu der Ergreifung führen können, gesetzt.

Kairo, 11. Mai. Reuters Bureau mel­det: Das Ministerium berief mit Verletzung des organischen Gesetzes die Notabelnkammer über den Kopf des Khedive hinweg, ein, angeb­lich um die bestehenden Streitfragen zu beseitigen, während aber die Absetzung des Khedives zu

„Essen — Pfeife — Bier? Haha! Ich komme, junger Freund! Diesem Rufe werde ich stets mit der größten Bereitwilligkeit Folge leisten."

Ich rief die nächste Droschke heran und wir fuhren nach meinem Quartier. Wir unterhielten uns während der Fahrt nicht, aber vor meines Geistes Auge trat ein gewisses süßes, thränenbenetztes Antlitz, und ich war mehr denn je entschlossen, den tollen Plan durchzuführen, welchen ich ausgesonnen hatte, während ich dem Schurken durch die Straßen gefolgt war.

„Gestatten Sie mir," hob mein unwillkommener Gast an, sobald wir in meinem Zimmer angelangt waren und ich der Wirthin die nöthi- gen Aufträge gegeben hatte, „gestatten Sie mir, Ihnen in der Hoffnung, daß unsere Freundschaft eine dauernde sein werde, hiermit meine Karte zu überreichen."

So sprechend, händigte er mir ein sehr dünnes und fleckiges Stück­chen Pappe ein, nach welchem er lange Zeit in seinen Taschen zu suchen gehabt hatte. Es trug den Namen „Richard Normann." Mir blieb natürlich nichts weiter übrig, als die Höflichkeit zu erwiedern.

! Bald darauf kam das Essen und die Art, wie mein Gast über

dasselbe herfiel, zeigte deutlich, daß er sich lange Zeit nicht recht satt gegessen hatte.

Endlich lehnte er sich befriedigt in seinen Armstuhl zurück. „Keinen Bissen mehr, mein lieber Sohn!" rief er mit gütigem Lächeln. „Auf Ehre ich kann nicht mehr. Doch jetzt zu Pfeife und Gerstensaft — haha, das habe ich nicht vergessen!"

Schon beim ersten Glase öffnete Herr Normann die Laufgräben auf denjenigen Gegenstand, auf welchen alle seine Gedanken zielten.

„Wenn Sie nun die Güte haben wollten," begann er, „mir einige Andeutungen, beziehentlich Ihrer Wünsche sowohl, als der Höhe der

Summe, welche Sie besitzen, zu geben, dann könnte ich Ihnen gewiß auf Grund dieser Daten mit meinem Rathe und meiner Erfahrung beistehen."

Seine, obwohl bisweilen etwas geschraubte Redeweise ließ erkennen, daß er sich früher in guter Gesellschaft bewegt haben mußte.

„Kapital: 10000 Thaler," antwortete ich, „Art der Anlegung: irgend ein leichtes, reinliches Geschäft."

„Also zum Beispiel der Import von Weinen und Spirituosen?" proponirte Herr Normann.

„Das würde mir außerordentlich Zusagen, allein ich verstehe nicht das Mindeste davon."

„Ist auch gar nicht nöthig, mein verehrter Freund. Schaffen Sie nur das Geld herbei, alles übrige besorgt meine Wenigkeit."

Nach diesen Worten seufzte er tief und trank sodann sein zweites Glas leer.

„A propos," sagte ich plötzlich, „Sie waren wohl nie in Amerika und kennen somit nicht die berühmien „gemischten Getränke dieser Jankers ?"

„Niemals aus Deutschland, ja ich möchte beinahe sagen, nie aus dieser meiner Vaterstadt herausgekommen," entgegnete er. „Wenn Sie also Ihr Kapital in dieser Weise —"

„Einen Augenblick, bitte," unterbrach ich ihn. „Wie wäre es, wenn wir es einmal mit einem anderen Getränk versuchten, ehe wir weiter von Geschäften reden? Ich werde Ihnen einen von diesen köst­lichen amerikanischen Getränken zusammenbrauen, zu welchen mir ein Onkel, welcher Schiffskapitän ist, die Rezepte gegeben hat."

„Ganz wie Sie wollen, lieber Freund, — wie Sie wollen," sagte er.

(Schluß folgt.)