Handel und Berkehr.
Aus dem Bezirk Horb, 7. Mai. Man schreibt dem „Sch. M.": Die Wärme der letzten Tage hat durch den vorangegangenen Regen die ganze Natur in eine solche Thätigkeit versetzt, daß man sozusagen Alles wachsen sieht. Dies gilt besonders von den Futterkräutern und den Saaten, welch' letztere abgeschnttten (gedinkelt) werden müssen, um das Getreide nicht zu mast werden zu lassen. Ebenso sieht es in unseren Hopfengärten aus, wo die Schluchten sich regen und strecken, daß sie überall schon geheftet werden müssen und bei den früh ausgeschnittenen über 2' Höhe erreicht haben, so daß sie gegen voriges Jahr um diese Zeit einen bedeutenden Vorsprung erreicht haben. Alte Waare gibt es immer noch im Bezirk, aber die Eigner machen böse Gesichter an die Nürnberger Preise hin, welche für besser: Württemberger 85 M. per Ctr. lauten. Es ist dies die leidige Beobachtung schon viele Jahre, denn es gibt immer wieder solche, die von der bitteren Erfahrung anderer nichts lernen, sondern sich selbst die Flügel verbrennen müssen. An der noch vorräthigen Waare gehen bis jetzt schon, ohne die „Schauer des Hopfenfiebers," mit Gewichts- und Zinsenverlust 100 Proz. verloren.
Stuttgart, 8. Mat. (Landes-Produk- tenbörse.) Unter dem Einfluß der andauernd fruchtbaren Witterung, welche die Consumenten veranlaßt, ihre Einkäufe nur auf das Nöthtgste zu beschränken, verstaut unser Markt von Tag zu Tag mehr und auch Bayern war auf den letztwöchigen Schrannen sehr rückgängig. Die Hauptstapelplätze des Getreidehandels halten sich bis jetzt noch ziemlich fest, doch fehlt ein den Vorräthen entsprechender Abzug und es ist anzunehmen, daß beim Andauern dieser Verhältnisse die Preise auch dort in weichende Richtung gerathen werden. Die heutige Börse war mäßig besucht, die Umsätze nicht sehr bedeutend.
Wir notiren per 100 Kilogr.:
Weizen, bayer. . 25 M. 50 bis 26 M. 10 dto. russ. . . 22 M. 75 bis 25 M. 50
Mehl- und Produktenbörse.
Der Verkehr war an heutiger Börse abermals nicht sehr belangreich und waren die Käufer womöglich noch zurückhaltender als vorige Woche. Doch wurden 700 Sack L 200 Pfund als verkauft angemeldet; auch haben sich die Preise behauptet und stellen sich wie folgt: Nro. 1 . . . . 35 M. 50 bis 35 M. 75
Nro. 2 . . . . 33 M. 50 bis 34 M. —
Nro. 3 .... 31 M. 50 bis 32 M. —
Nro. 4 . . . . 26 M. 50 bis 26 M. 75
Mannheim, 5. Mai. Der Matmarkt am Dienstag brachte wir gewöhnlich eine Menge von Fremden in die Stadt. Sehr schöne Pferde und ausgezeichnetes Rindvieh waren auf den Markt gebracht. Die Verkäufe giengen flott von Statten. Zum Verkaufe ausgesetzt waren 580 Pferde und etwa 800 Stück Rindvieh. Kühe wurden bis zu 670 M. bezahlt.
Biktualierrpreise
auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 10. Mai.
Vs Kilo Butter.. . 90 Pfg.
1 Ei.4 Pfg.
1 Vierling Linsen .... 1 M. 50 Pfg. 1 Vierling Erbsen . . . . 1 M. 30 Pfg.
Vermischtes.
(Eine kleine Druckfehler-Teufelei) ist der amtlichen „Darmstädter Ztg." begegnet. In ihrem Bericht über die Hochzeit in Windsor heißt es: Das wenig bindende „Ja" sprach der Bräutigam laut und vernehmlich, die Braut leise, aber deutlich. — Nach der „Darmstädter Ztg." scheint also das getraute Paar nicht ewig, sondem wenig zusammenbleiben zu wollen.
Ein Wagen voll Elend kam neulich durch Ottawa, Cansas. Darin saßen ein gefesselter Dieb auf dem Wege ins Zuchthaus, seine wahnsinnige Frau auf dem Wege ins Irrenhaus, zwei Kinder dieses Paares auf dem Wege ins Armenhaus und ein todter Säugling auf dem Wege zum Kirchhofe. Man hatte die Familie nicht trennen wollen, um die Wahnsinnige lenksam zu erhalten.
Zum Ringtheater-Prozeß in Wien. Züngelt wett ein Feuermeer,
Betet zu den Göttern;
Denn die Wiener Feuerwehr Wehret nur den Rettern.
Maiennacht.
Das Posthorn bläst! Leb' wohl, Feinslieb, Ich mutz nun von dir scheiden!
Das Wort auch in mein Herz sich schrieb Vom Lieben und vom Meiden!
Und fort ging's in der Maiennacht,
Es quackten Frösche und Unken.
Ich aber bin vom Wachen sacht In Träumerei versunken.
Ich sah nicht Busch, nicht grünen Hag, Bestrahlt von Mondes Schimmern,
Hört' nicht der Nachtigallen Schlag,
Sah nicht der Sterne Flimmern.
Dein Aug' nur sah ich, blau und rein. Hell wie die Sonnenstrahlen,
Und tief sich in mein Herz hinein Die Sonnenbltcke stahlen.
Ich sah dich selbst und schlang den Arm Um dich! .... Welch' jäh Erwachen!
Denn seh' ich recht, tst's der Gendarm!
Die Postkutsch' hält mit Krachen.
„Na nu, ich bitt' den Fahrschein nur!" Dumpf seine Stimme hallte!
Ich gab ihn hin — und durch die Flur Das Posthorn lustig schallte!
(Lesefrucht.) Hat dein Gewissen für das Recht oder Unrecht einer Handlung entschieden, so bleibe dabei, und steh seinen Ausspruch für unwiderruflich an.
scheu über die gräßliche That und seine Teilnahme für die in Trauer versetzten Familien l kundgebe. Der Name des gastlichen Irland sei durch einen Act der Feigheit besudelt und werde besudelt bleiben bis die Mörder der Gerechtigkeit überliefert seien.
London, 8. Mai. Mehrere Personen haben den Angriff auf Cavendish und Bourke aus der Ferne gesehen, darunter sogar der Vizekönig. Dieselben glaubten aber, es sei eine bloße Prügelei roher Gesellen. Eine annähernde Beschreibung des Wagens, der Pferde und der Personen der Mörder ist vorhanden. Letztere scheinen amerikanische Fenier zu sein, die schon während des Einzuges des Vizekönigs aufgefallen sind. Anfangs herrschte die Ansicht, daß Bourke das Hauptopfer sei und Cavendish nur, weil er diesen begleitet, ermordet worden sei. Dagegen spricht, daß während des Einzuges Cavendish von einem verdächtig aussehenden Individuum nach seinem Namen gefragt worden ist. Das Entsetzen ist auch in Irland groß. Förster soll der Regierung seine provisorische Dienstleistung angeboten haben.
Dublin, 9. Mai. Gestern Abend wurde ein der Betheiligung an der Ermordung Caven- dish's und Bourke's Verdächtiger, Namens Charles Moore, in Maynooth unweit Dublin verhaftet und heute behufs Jdentificirung nach Dublin gebracht. Seine Erscheinung stimmt mit dem angegebenen Signalement der Mörder überein. Er gab an, er sei erst am Freitag aus Amerika zurückgekehrt.
— Aus Warschau kommt eine für die russischen Verwaltungsverhältnisse überaus bezeichnende Nachricht. Die mit der Aktenprüfung in Sachen der nach Sibirien Verschickten dort beschäftigte St. Petersburger Commission hat gefunden, daß unter 1509 Fällen 990 ungerecht waren und die Cassation verlangen. Eine fürchterliche Ziffer menschlichen Elendes und menschlicher Ungerechtigkeit. Ist es da zum Verwundern, wenn man dem also gehandhabten Deportationssystem die Dynamttpatrone entgegenarbeitet!
l Dem „Frkf. I." wird geschrieben: Einen enormen Waldbrand, wie er in der alten Welt kaum vorgekommen sein dürfte, signalisirt uns unser Ortentberichterstatter. Mehr als zwei Quadratmeilen Unterholz stehen unweit Skutari in Flammen. Der ganze herrliche Forst von Alem Dagh ist ein Raub der Flammen. Der Schaden ist für den Fiskus unermeßlich. Umsonst erschienen mehrere Zaptieh- Compagnieen, um das Feuer durch Umgrabung einzudämmen. Ihre Bemühungen scheiterten völlig. Als den Brandstifter hat man einen Re- fugie, Namens Ibrahim, ermittelt und zur Haft Macht. Ueber die Motive, welche ihn bei iesem Verbrechen leiteten, verlautet noch nichts Bestimmtes. Er ist bereits dem General-Pro- kurator in Skutari behufs exemplarischer Abstrafung vorgeführt worden.
schiedene Gänge zu besorgen. Als auch diese abgemacht waren, schlug ich den nächsten Weg nach Hause ein.
Kaum war ich die Hauptstraße eingebogen, als ich zu meiner Ueber- raschung den „verdächtigen Kerl" gewahrte, von dem der Kondukteur gesprochen hatte, wie er eben mit gierigen Blicken das Schaufenster eines Juweliers musterte. Ich kannte ihn, da ich ihn am Morgen ganz besonders in Augenschein genommen, sofort wieder.
Es war ein hageres, schmutzig und gemein aussehendes Jndivtdum in einem abgeschabten schwarzen Anzuge und sein Gesicht dasjenige,' eines gewohnheitsmäßigen Branntweintrinkers. Sein Kinn hatte offenbar seit vielen Tagen kein Rasirmester gefühlt und die Fragmente von Stroh und Streu, welche an seinen Kleidern hingen, zeigten deutlich, welche Art von Quartier er in der vergangenen Nacht bewohnt habe.
Aber war er denn auch wirklich der Dieb ? Je genauer ich mir den Menschen betrachtete, desto mehr neigte ich mich zu der Ansicht des Kondukteurs. Bloße Vermuthungen konnten jedoch nichts nutzen. Niemand hatte den Diebstahl mitangesehen, und so lange er auf feiner Hut blieb, war er vor Entdeckung sicher. Hier galt es festzustellen, ob er wirklich den Ring oder einen Pfandschein auf denselben bei sich führte. Aber wie?
Er gieng weiter und ich folgte ihm behutsam nach. „Ich werde dich auf eine einfache Probe stellen," dachte ich bei mir, „und von der Art und Weise, wie du sie bestehst, soll mein Schuldig oder Ntchtschul- dig abhängen."
So eilte ich ihm nach und berührte leise seine Schulter.
„Bitte um Entschuldigung," redete ich ihn an, „haben Sie nicht soeben diesen Bleistift verloren?"
Er schrak bei meiner Berührung zusammen und schien im ersten
Moment meine Frage gar nicht zu verstehen. Trotzdem er mich mit sehr argwöhnischen Augen ansah, vermochte ich nicht zu unterscheiden, ob er sich meiner noch von der Omnibusfahrt her erinnerte oder nicht. Wir befanden uns unmittelbar vor einem großen Laden, und das Licht aus den Fenstern schien voll auf meinen silbernen Bleistifthalter, an welchem schließlich, nachdem er mich genügend fixiert, sein gieriger Blick haften blieb.
„Sie haben ihn gefunden, he?" fragte er und begann mit Daumen und Zeigefinger in seiner Westentasche herumzufühlen.
„Unmittelbar hinter Ihnen," entgegnete ich. „Wenn er Ihnen indessen nicht gehört, dann behalte ich ihn selbst."
„Freilich gehört er mir," versetzte er hastig. „Wie nachlässig man doch ist!" Hier überreichte ich ihm ohne Zögern den Fund. „Ich bin Ihnen für ihre Aufmerksamkeit sehr verbunden," fuhr er fort. „Je älter Sie werden, junger Herr, desto mehr werden Sie finden, daß Ehrlichkeit in dieser Welt nicht die Regel, sondern die Ausnahme bildet."
„Nun, es freut mich, daß ich den räthselhaften Eigenthümer gefunden habe," sagte ich. „Sie scheinen sehr viel auf den Bleistift zu halten, wie?"
„So ist es, junger Herr," entgegnete der alte Gauner; „doch nicht so sehr wegen seines wahren Werthes, als deshalb, weil er das einzige mir gebliebene Andenken an einen theuren Freund ist."
„Ei, dann werdenSie ja wohl auch nicht abgeneigt sein, zum Dank ein Gläschen zum Besten zu geben," sprach ich lachend.
(Fortsetzung folgt.)
Was du Gutes thust, das schreib' in Sand, Was du empfängst auf eine Marmorwaud.