Aus den Taimen

Intelligenz- L Anzeige-Matt

Von der öderen Nagold.

Man abonnirt bei allen Poststellen und Landpost­toten; in Altenstaig bei der Expedition.

Inserate find immer vom besten Erfolge be­gleitet und wird die Ein­rückungsgebühr stets auf das Billigste berechnet.

Verwendbare Beiträge werden dankbar ange­nommen und angemessen honorirt.

Wr. 54.

In Folge der vom 20. März bis 14. April d. I- vorgenommenen Werkmeisterprüfung sind zur Bekleidung der in §. 1 der Ministerialversügung vom 3. Dezember 1874 bezeichneten Stellen für befähigt erklärt worden und haben das PrädikatWerkmeister" u. A. erlangt: Karl Ki l - gus von Dornstetten, Oberawts Freudeustadt; Wilhelm Krauß von Wildbad, Oberamts Neuenbürg; Karl Fried­rich Maisenbacher von Monakam, Oberamts Calw; Christian Nübel von Neuneck. Oberamts Freudenstadt.

Mt dem Ablauf des Schuljahres 1881/82 wird eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohen­heim, Ell w an g en, Ochsenhausen undKirchberg ausgenommen. Es werden daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Ackerbauschule einzu­treten wünschen, aufgefordert, sich innerhalb 4 Wochen, je bei demVorsteheramt der betreffenden An­stalt zu melden.

Gestorben: 5. Mai zu Aichschieß Schult. Leo­pold; zu Freudenstadt I. Fr. Wißt, Ingenieur bei dem K. Eisenbahnbauamt dort, 25. I. a.

D Die egyptische Frage.

Was man aus den Zeitungen brockenweise über die sogenannteegyptische Frage" erfährt, ist kaum geeignet, das Verständniß von den hierbei mitspielenden Verhältnissen zu erleichtern. Wir wollen deshalb in Kürze den Gang der Ereignisse skizzieren, welche Egypten in die ge­genwärtige Krisis hineingeführt haben.

Egypten ist eigentlich ein vom Sultan ab­hängiger Staat. 1806 wurde Mehemed Ali zum Pascha und Statthalter von Egypten ernannt; dieser empörte sich später zu verschie­denen Malen gegen den Großsultan, seinen Oberherren, besiegte auch die gegen ihn geschick­ten Heere, unterwarf sich aber wieder, als die europäischen Großmächte darauf drangen. 1848 trat der Sohn Mehemed Alis, Ibrahim, und nach dessen noch in demselben Jahre er­folgendem Tode Mehemed Alis Enkel, Abbas Pascha, die Herrschaft in Egypten an. Auf letzteren folgte 1854 abermals ein Sohn Me­hemed Alis, Said Pascha. Dieser starb 1863 eines plötzlichen Todes und sein Neffe, JsmaelPascha wurde sein Nachfolger. Un­ter diesem erst trat Egypten mit in die Reihe der zivilistrten Staaten ein, wozu der Bau des Suezkanals, die von Jsmael durchgesetzte Thron­folge-Ordnung nach europäischem Muster, die Einführung konstitutioneller Formen, die Er­nennung Jsmaels zum Vizekönig und nicht zum wenigsten die riesigen Anleihen beitrugen, die Egypten an den europäischen Börsen machte. Jsmaels Finanzwirthschaft war aber eine der­art liederliche, daß er auf Drängen der Groß­mächte vor drei Jahren dem Thron entsagte und diesen seinem Sohne Tewfik Pascha überließ.

Unter diesem schien es eine Zeitlang, als ob die Verhältnisse in Egypten sich bessern würden; Tewfik nahm auch dazu durch Ein­führung der größten Sparsamkeit einen guten Anlauf. Indessen hat er nicht vermocht, sich bei seinen Großen die gehörige Achtung zu ver­schaffen; eine Soldatenrevolte drängte ihm Arabi Bei als ersten Rathgeber auf und dieser ist augenblicklich der eigentliche Herrscher Egyp­tens. Das könnte nun der Pforte und den Großmächten ziemlich gleichgiltig sein, wenn nur Egypten seine Pflicht erfüllte. Das ist aber keineswegs der Fall. Eine sogenannte »nationale" Bewegung, die sich gegen die Eu­ropäer richtet, von denen man doch früher Millionen auf Millionen geborgt hat, bedroht alle fremden Interessen in Egypten. Frank­reich und England können sich nicht darüber einigen, wer von beiden die Ordnung Herstellen soll; der Pforte als Oberhoheitsmacht von Egypten wollte man bislang die wichtige Auf­gabe auch nicht anvertrauen.

Nun lebt aber in Konstantinopel noch ein

Menstaig, Dienstag dm 9. War.

I Sohn Mehemed Alis, Prinz Halim, dem

eigentlich nach der Erbfolgeordnung der Türken schon längst der Thron seines 1848 wegen Irr­sinns abgesetzten Vaters gebührt hätte. Dieser Halim hat es verstanden, sich beim Sultan eine gute Nummer zu erwerben und er soll nun, wie verlautet, für den Thron Egyptens ausersehen sein; Halim soll ein Mann von Energie sein und auch sonstige Eigenschaften besitzen, die ihn zum Regenten befähigen. Denn es herrscht kein Zweifel darüber, daß die egyp- tischen Wirren ihre Ursache in der Kraftlosig­keit des jetzigen Vizekönigs gegenüber seinen widerspenstigen Großen haben.

Da nun zur Berufung Halims auf den Thron von Egypten die alte mohammedanische Erbfolgeordnung wieder hergestellt werden müßte, und dies doch selbstredend nur durch den Groß­sultan selbst geschehen könnte, so haben sich, wie diePost" meldet, die Großmächte bereits mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß die Türkei in Egypten einschreite.

Nur Frankreich ist für diesen Plan noch nicht zu gewinnen gewesen: man hofft indessen auch auf dessen schließliche Zustimmung, und so darf behauptet werden, daß ein Dazwischen­treten der Türkei in Egypten und die Ein­setzung Halims gegenwärtig als die wahr­scheinlichste Lösung deregyptischen Frage" er­scheint.

Deutscher Reichstag.

Der Reichstag begann am Freitag die er­sten Lesungen der ihm zugewiesenen Vorlagen mit der Gewerbeordnungsnovelle. Dieselbe fand bei den Rednern der Linken, den Abgg. Lasker und Büchtemann, ein außerordentlich abfälliges Urtheil, während der Abg. Hartmann (freikon- serv.) als Vertheidiger der Vorlage auftrat. Auch der Reichsregierungskommissar, Geheimer Rath Bödiker, trat namentlich der Behauptung entgegen, daß die Vorlage der polizeilichen Will­kür Thor und Thür öffnen werde. Darauf wurde die Berathung abgebrochen.

Tagespolitik.

Nach neuerdings getroffenen Dispositio­nen wird die erste Lesung der Tabaksmonopol­vorlage im Reichstage erst am Mittwoch be­ginnen. Die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission zur Vorberathung scheint als ge­sichert.

Aus Anlaß der vielen Klagen und Be­schwerden, welche von Fachmännern und Laien über den Handel mit Geheimmittel laut geworden, hat die Kommission für das deutsche Arzneimittelbuch eine Resolution an den Reichs­kanzler gefaßt, worin sie denselben ersucht, die Geheimmittelsrage gesetzlich zu regeln. Es scheint, als ob auf Seiten der Regierung Neigung be­steht, dieser Anregung Folge zu geben.

Zur Beobachtung des am 6. Dezbr. d. I. stattfindenden Vorübergangs der Venus vor der Sonne ist eine eigene Reichskommisston ge­bildet worden, welche als eine Reichsbehörde zu erachten ist.

Die offizielle Einladung der Schweizer Regierung an den deutschen Reichstag zur Theil- nahme an der Einweihung der Gotthardstunnel- Bahn ist nunmehr in Berlin eingetroffen.

Im österreichischen Abgeordnetenhaus hat der Abg. Roser den Antrag gestellt, der Strafgesetzausschuß möge einen Gesetzentwurf bezüglich der Entschädigung schuldlos Verurtheil- ter oder Verhafteter ausarbetten. Der betreff. Gesetzentwurf ist dem Strafgesetzausschufse be­reits vorgelegt worden.

Der schweizerische Nationalrath hat mit 86 gegen 30 Stimmen beschlossen, den unent-

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Jnsrratenaufgabe späte­sten» Morg. 10 Uhr am Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.

1882.

geltlichen Elementarunterricht allen Kantonen zur Pflicht zu machen. Der Bundesrath ist bereits beauftragt worden, unverzüglich die dazu erforderlichen Gesetzvorlagen auszuarbeiten.

Der französische Finanzminister hat der Deputiertenkammer einen Gesetzentwurf, betr. die Verlängerung des Tabaksmonopols auf weitere zehn Jahre, vorgelegt.

Schon jetzt denkt man in Paris an die Vorbereitungen zu der hundertjährigen Gedenk­feier der französischen Revolution von 1789. Bei der in 7 Jahren stattfindenden Feier soll ein noch nie dagewesener Glanz entfaltet wer­den, zu welchem eine großartige Weltausstell­ung, die an Pracht und Ausdehnung alle die vorhergegangenen übertreffen soll, das ihrige bei­tragen wird. Die Pläne zu dieser Weltaus­stellung find bereits ausgearbeitet.

Im englischen Unterhause sprach.der frühere irische Staatssekretär Förster sein Be­dauern aus, daß er aus dem Ministerium Glad- stone habe scheiden müssen, weil er in die Frei­lassung Parnells und Genossen nicht habe willi­gen können, ohne daß diese Agitatoren zuvor Gewähr für ihr Wohlverhalten gegeben hätten. Am Montag sollte im Unterhause eine große Debatte über die irische Politik der Regierung beginnen. Die Konservativen wollten gegen letz­tere ein Tadelsvotum beantragen.

Mehrere irische Abgeordnete haben im Unterhause eine Bill zum besseren S chutze von Frauen und Kindern in England gegen Gewaltthätigkeiten eingebracht, der zu­folge Personen, welche sich der Mißhandlung von Frauen schuldig gemacht haben, an den Pranger gestellt und unter Umständen auch öffent­lich ausgepeitscht werden sollen.

Im Haag sind Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Englands, Dänemarks, Schwedens, Belgiens und Hollands zusammengetreten, um eine Uebereinkunft wegen Regelung der Nordsee­fischerei abzuschließen. Speziell für Deutschland wird damit ein dringendes Bedürfniß erfüllt.

Die Zusammenkunft des russi­schen Botschafters Fürsten Orloff mit dem deutschen Reichskanzler in Friedrichsruh zieht augenblicklich die Aufmerksamkeit der Po­litiker aus sich. Man legt derselben eine hohe politische Bedeutung bei und sieht in ihr ge­wissermaßen ein Zugeständniß, welches die russische Diplomatie dem beleidigten Deutsch­land macht. Doch sind alle Stimmen darin einig, daß das Vertrauen auf ein gutes Ver- hältniß zu Rußland nicht eher wiederkehren kann, als bis Graf Jgnatieff von seinem Po­sten zurückgetreten sei, welcher den Deutschen­haß trotz aller diplomatischen Zugeständnissen doch noch immer im Stillen zu schüren und seinen Zwecken nutzbar zu machen sucht.

Der türkische Botschafter in Berlin hat im Aufträge seiner Regierung beim Fürsten Bis­marck angefragt, wie istch Deutschland gegenüber dem Projekt einer Besetzung Egyptens durch türkische Truppen verhalten würde. Der Reichs­kanzler soll sich angeblich dahin geäußert haben, daß eine Besetzung die Lage Egyptens nutzlos noch mehr verwickeln würde.

Laudesnachrichteu.

Altenstaig, 8. Mai. Gestern Sonntag Morgen um 4 Uhr machte die freiwillige Feuer­wehr unter Vorantritt der städtischen Musik einen Ausflug (Maitour) über Berneck nach Warth bet zahlreicher Betheiligung. Da die Witterung eine äußerst günstige war und auch die herrliche Lust, wie ebenfalls die von den Warther Wirthen gereichten guten Erfrischungen wohlthuend auf Geist und Leib einwtrkten, so