schlagen mit Gläsern los. Erst das energischste Auftreten des Polizeicommiffars führte die Saalräumung herbei.
— In einer am letzten Sonntag in Pest veranstalteten Volksversammlung der deutschen Einwohner vonPanksova wurde eine Resolution (die schon im Styl den magyarischen Ursprung verräth) gegen den deutschen Schul verein gefaßt. Es wird darin die Einmischung und Unterstützung desselben als unberechtigt und unnöthig mit Entrüstung zurückgewiesen, der Freisinn der ungarischen Gesetzgebung, die Duldsamkeit der magyarischen Nationalität gepriesen und alle Deutschen Ungarns und Siebenbürgens zu ähnlichen Erklärungen ausgefordert.
— Der „Kronstädter Bote" veröffentlicht eine bei Gelegenheit der Feier des Jahrestages der Thronbesteigung des russischen Kaisers von dem Militärgouverneur und General-Adjutanten Kosakewitsch in Kronstadt gehaltene Rede. In derselben heißt es: „Der gesunde Menschenverstand sagt uns, daß jedes starke Reich sich nur dann frei entwickeln kann, wenn es sich inFreundschaft mit seinennäch- sten Nachbarn befindet. Ich will nicht untersuchen, weshalb sowohl in der inländischen wie in der ausländischen Presse Kriegsrufe laut wurden; aber zweifelsohne werden diese bald verschwinden, wenn das kriegerische Material dafür erschöpft ist und wenn man sich anderen Fragen zuwendet. Ohne Zweifel werden dann auch die heißblütigen Naturen, welche sich von dem militärischen Geiste Hinreißen ließen, ruhiger und gleichgiltiger auf Dinge sehen, von denen sie sich früher habem Hinreißen lassen. Wir wünschen unserm theuren Rußland eine friedliche Entwickelung und ein ruhiges Fortschreiten auf dem Wege, welchen uns unser Herr und Kaiser vorgezeichnet hat."
Laudesmchrichten.
Stuttgart, 20. März. (Corr.) Wir haben früher die Mitlheilung gemacht, daß die hiesige Bäckerinnung beschlossen habe, eine besondere Mehlbörse zu begründen, weil ihre Aufnahme in die Landesproduktenbörse gegen eine bestimmte Aversalsumme abschläglich be- schieden worden sei. Seither ist das Nöthige geschehen, um diesen Beschluß ins Leben einzuführen. Der erste Tag dieser Mehlbörse wird sicherem Vernehmen nach am nächsten Montag den 27. d. Mts. abgehalten und zwar Mittags von 2 Uhr an im Schützenhof. Da den Bäckern naturgemäß die Kunstmüller nachziehen, den Kunstmüllern aber die Fruchthändler, so dürften sich durch die Mehlbörse die Geschäfte der Landesproduktenbörse sehr bedeutend reduzieren.
S tut t g a rt, 21. März. In den Garnisonsstädten wurde am vergangenen Sonntag das kaiserliche Gebuctsfest in den Garnisonskirchen begangen. Hier in Stuttgart wohnte dem Gottesdienst in der Garnisonskirche auch
Km gefährlicher Weöenßuhter.
Humoreske aus dem R e kruten leb en.
Von Dl. Lnäsrs. (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Stundenlang erwog Rieke die Vortheile, die ihr die Parthie mit dem einen oder andern biete, bis sie endlich zu dem festen Entschlüsse gelangte, mit dem Unteroffizier zu brechen und Knusemeyer um so enger und dauernder ins Herz zu schließen.
Ein entschlossener Charakter, wie Jungfer Rieke war, brachte sie ihren Entschluß auch gleich durch die beiden folgenden Briefe zur Ausführung:
Sehr jeehrter Herr Unteroffizier!
Sie können mich wirklich leid thun, um das Verhällniß halber, was Sie heute vor ewige Zeit jebrochen haben, indem wir beide nich vor einander passen. Schon Schiller sagt: „Drum prüfe, wer was ewig bindet, ob sich der Kopf zu's Herze findet." Vor mein Leben gern hätte ich eenen Unteroffizier jehabt, aber keinen nul's Kommando, so was ertragt mein zärtlich.s Jefühl nich, mit welches ich immer jewesen bin bis heite
Ihre janz ergebenste Rieke Knautschke.
Drr zweite Brief lautete:
Lheuerster, viel geliebter Herr Knusemeyer!
Noch jestern bei Ihrem letzten Besuch kalt bis ant Herz, schmolz doch die Rinde, die mir umgab, als ich Ihren sehnenden Blick bald auf mir, bald auf den Kuchen jerichtet sah. Da fühlte ich, daß nur Sie alleene für mein liebedurschtiges Herz geschaffen sind. Mil dem Unteroffizier Koppel habe ich jänzlich jebrochen. Sollten Sie acht Tage in Arrest gehen, so wird Ihnen das jewiß ein Trost sind, daß, wenn Sie wieder raus kommen, eine jute Tasse Kaffee und Kuchen in Liebe genießen können bei Ihre
Rieke Knauschke.
'Nachdem diese Briefe sorgfältig konvertiert, adressiert und der Post übergeben
schneidung der Kopfscharte die rechte und linke Schläfen- wie auch die Stirnmuskel ganz mit Blut durchtränkt, ferner an der Hinterhauptsei^ eine ausgedehnte Blutunterlaufung re. Nach Abnahme des Schädelgewölbes erschien die harte Hornhaut blutreich, über dem hintern Drittel des rechten Hirnlappens lag ausgetretenes Blut in der Menge von 30 Gramm. Sowohl der Kehlkopf als die Luftröhre enthielten viel blutigen Schleim und die Schleimhaut selbst war tiefroth gefärbt. Aerztliches Gutachten: Sämmt- liche Wunden der Weichtheile des KopfeS und des Halses erscheinen gequetscht in Folge von Schlägen mit einem harten Körper, wozu der zu Gerichtshanden gebrachte große (blutige) Stein ganz geeignet erscheine; die Fingerein- drücke am Kehlkopf rc. rühren von Fingernägeln ( her; der sie verstopfende schmutzige Brei in der ! Mundhöhle, der bis zur Zungenwurzel gehe, führe zur bestimmten Annahme, daß dieselbe ^ absichtlich verstopft wurde, um den Ersti- ( ckungstod herbeizuführcn, nachdem die verschie- i denen Schläge auf den Kopf nicht unmittelbar ' tödtlich waren. Der Hergang der Tödtung fei. r hiernach so zu erklären: Der Thäter habe sein § Opfer von rückwärts auf den Boden geworfen, ! dasselbe mit dem Stein auf den Kopf geschlagen und schließlich vollends erwürgt. Der Verdacht, ( den Schäuble vorsätzlich und mit Ueberleguug i getödtet und dann seines Geldes beraubt zu ; haben, richtete sich alsbald gegen den Arigeklag- ! ten: Der Stock, welcher sich am Orte der That i befand, wurde als ihm gehörig erkannt. Er >' und Schäuble waren seit einem Jahre im Dienste des Domänenpächters Maier auf dem Oberhof bei Glatt gestanden. Diesen Dienst hatte Schäuble auf den 11. Nov. verlassen und von seinem Dienstherrn den Lohn mit 103 M. 80 Pfg. ( ausbezahlt erhalten. Schäuble und der Angekl. waren dann mit einander vom Hof weggegan- l gen, hatten den ganzen Tag, namentlich in ! Oberndorf, wo Markt war, rmt einander zuge- j bracht und wurden noch gesehen, als siezusam- ( men den Heimweg antraten. Der Angekl. war ! Nachts gegen 11 Uhr nach Hause gekommen ^ und hatte sich sofort schlafen gelegt, nachdem ! er zuvor sein Hemd gewechselt und das abge- ) legte auf die Sette gebracht hatte.
(Fortsetzung folgt.) -
Ludwigsburg, 20. März. Herr Ge- ^ nerallieutenant v. Baur, Excellenz, ist heute i früh 4Vr Uhr sanft verschieden. Größte all- l gemeine Trauer!, i
Wangen, 17. März. Vor einigen Tagen hatte der Polizeidiener von Jsny einen Vagabunden hieher einzuliefern. Es scheint, daß dem Gefangenen die Kilometerzahl über die ^ zurückzulcgende Wegstrecke nicht behagte, denn ( nach kurzem Marsch legte er sich mit der Er- ! klärung auf den Boden, daß er nicht im Sinn i habe, weiter zu gehen. Als alle gütlichen Vor- ! stellungen des Polizeidieners an dem festen ; Willen des Gefangenen gescheitert waren, blieb s nichts anderes übrig, als ein Fuhrwerk zu re- r
waren, suchte auch Rieke ihr Lager. Allerdings war dasselbe heute ein Schmerzenslager zu nennen, denn so leicht ihr Entschluß auch ansgeführt war, soinußte sie jetzt doch wohl ^ oder übel über die etwaigen Folgen nachdenke».
Wenn nun Knusemeyer es nicht so aufrichtig meinte, dann hatte sie nicht allem (t sich furchtbar blamiert, sondern zugleich ihren Unteroffizier verloren, und das mar für ^ ihr liebebedürftiges Herz mehr, als sie ertragen konnte. Endlich aber schlief sie in dem ) Glauben an ihr gutes Glück ein, um erst am nächsten Morgen nach mehrmaligem: r Pochen des Bäckerjungen zu erwachen. !
Es mochte etwa 5 Uhr sein. ,
Auch in der Kaserne herrschte bereits reges Leben. Die Neveille war geblasen s und aus dem Hofe standen die verschiedenen Korporalschaften, die heute zum Exerziere« ^ kommandiert waren, um sich nach dem in der Nähe des Marktes gelegenen Exerzierplätze s zu begeben.
Auch der Unteroffizier Koppel hatte seine Korporalschaft antreten lasse». Finster s prüfend glitt sein Blick von dem einen zum andern, bald hier, bald da eine Ungehörig- ^ keit erblickend und tadelnd.
Er mußte in furchtbarer Laune sein, denn bald gab ein nicht gut geputzter Knopf, bald eine etwas schief sitzende Mütze den Anlaß zu einem reglementsmäßigen Donnerwetter. Heute entzieng nichts seinem Auge, und die Mannschaft behauptete mit Recht, er habe den Teufel im Leibe, und sie war froh, als endlich nach einer halben Stunde sorgfältiger Prüfung, bei welcher vier Mann für den Arrest notiert wurden, das „Rechtsum, schwenkt marsch" ertönte, weil sie nun wenigstens bis auf den Exerzierplatz vor weiteren Donnerwettern geschützt war.
Auf dem Exerzierplatz gieng es nun toll her. Kein Schritt, keine Bewegung war ! i dem gestrengen Koppel recht, und namentlich Knusemeyer hatte unter seiner üblen Laune schwer zu leiden.
Minutenlang ließ er den Armen, wie einen Storch, auf einem Bein stehen, und wollte dieser dann, weil er es nicht mehr aushalten konnte, das andere Bein zur Erde
S. Kön. Hoheit Prinz Wilhelm von Württemberg an.
Rottweil, 20. März. Heute-Vormittag wurden die Verhandlungen des Schwurgerichts mit der Anklage gegen den 21 Jahre alten Dienstknecht I. G. Stoll von Sigmarswangen wegen Raubmords eröffnet. Am 12. Nov. v. I. Nachmittags wurde seitwärts von einem Fußwege, der die von Voll nach Sigmarswangen führende Straße abkürzt, der Leichnahm eines Menschen gefunden, welcher als der 19 Jahre alte Dsenstknecht Johann Schäuble von Böhringen erkannt wurde. Er lag versteckt in einem jungen Anstug einer Tannenwaldung; unweit davon fanden sich ein mit Blut besudelter Stein in der Größe von zwei Fäusten und im Ackerfeld nebenan mehrfache Blutlachen. Bei dem Leichnam lag ein Bündel mit verschiedenen Gegenständen, zumeist Kleidern, mehrere ältere Kleidungsstücke lagen zerstreut umher, im benachbarten Ackerfeld fand sich ein weiteres Bündel und daneben ein Stock. Der Daliegende war offenbar erschlagen worden. Beide Aermel der Juppe waren mit gelblicher halbtrockener Erde (Lehmboden beschmiert, der Rücken der Juppe, der Längenaxe des Körpers entsprechend, mit nassem Blut getränkt; die Weste aus Manchester hatte eine leer gefundene Tasche, Rücken und Kragen waren mit Blut beschmutzt. Um den Hals lag eine schwarzseidene blutige Kravatte. in der rechten Hosentasche war ein lederner alter Zugbeutel mit 1 M.-, Vs M.- und 8Pfg.- Stücken Inhalt, die linke Tasche war umoe- stülpt, das rechte und linke Hosenbein waren mit gelblichem Lehmboden bis zum Knie hin beschmutzt, der Hemdkragen am Umschlag mit Blut getränkt, ebenso die beiden Aermelpreise; der obere und untere Brusttheil, der obere Bauch- und der Rückentheil hatten vielfache Blutspuren; das Haar war voll flüssigen Blutes. Am linken Scheitelbein fand sich am hintern Ende eine mit flüssigem Blut gefüllte Wunde mit gezackten Rändern, welche quer verlief, ferner ein Riß leicht klaffend, der nach vorn sich erstreckte; im Grund der Wunde lag der Knochen frei vor; rechterseits am obern Ende des Hinterhauptbeins war eine mit großen zackigen Rändern versehene Klaffwunde mit bloßliegendem Kopfknochen und in ihrer Nähe nach rückwärts fand sich eine weitere mit scharfen Rändern und leicht klaffend; nach außen und unten von dieser Wunde war eine weitere leicht klaffende mit gezackten Rändern; am rechten Auge war die Bindhaut blutig, die linke war geschwollen; am rechten Nasenflügel war ein bläulicher Fleck; die Zunge lag hinter den Zähnen, Zahnfleisch und Zähne waren mit Ackerkoth bedeckt und verschlossen. Vier bläuliche Nägelmale befanden sich rechts vom Unterkiefer und gegen den Hals hinab links sieben Fingereindrücke von dunkelblauer Farbe, die Finger des Leichnams waren einwärts gebogen, mit Lehm und Blut beschmutzt, die linke Ohrenhöhle mit Blut beschmutzt. Bei der Sektion fand sich nach Durch-