Ne Stadt zu wenden. Darüber war Alles ein- ; stimmig, solche wohllhätige Anstalten auch bei uns zu gründen.
Die bürgerlichen Collegien von Reutlingen haben die Uebernahme der diesjährigen Versammlung des Gustav-Adolf-Vereins abge- lebnt.
(Schwurgericht Tübingen.) Tagesordnung für die Sitzungen im I. Quartal 1882: 1) Montag den 20. März: Strafsache gegen den Dreher und Sonnenwirth Christian Kober von Altburg, OA. Calw, wegen vorsätzlicher Körperverletzung und dadurch verursachter Tödtung. 2) Dienstag den 21. März: Strafsache gegen Agnes Katharine Schneist e r, geb. Fauser, Ehefrau des Bauern Peter Schneider von Nehren, OA. Tübingen, wegen Meineids. 3) Mittwoch den 22. März: Strafsache gegen den Fuhrknecht und Taglöhner Johann Georg Dieterle von Entringen, OA. Herrenberg, wegen räuberischer Erpressung. ^) Donnerstag den 23. März: Strafsache gegen den Nagelschmied Jak. Dav. Reichard von , Entringen, OA. Herrenberg, wegen zweier Verbrechen des Mords und eines Verbrechens des schweren Raubs. — Die Sitzungen beginnen je Morgens 9 Uhr.
In Cannstatt verlor am letzten Samstag Mittag ein in der Nähe des Bahnhofs wohnendes Fräulein in der Brückenstraße 230 Mark, welche eine dortige Frau fand und dieselben dem Fräulein wieder zustellte. Die ehrliche Finderin erhielt eine Belohnung von zwanzig Pfennig.
JnOehringen und Ernsbach wurden vor einigen Tagen bei einer Anzahl von Güterhändlern unter Beiziehung von Steuerwächtern und Landjägern Haussuchungen wegen Verdachts der Capitalsteuer-Gefährdung vorge- uommen.
Mezingen, 7. März. In den letzten Tagen verließen ganze Züge von Auswander- ungslusttgen aus hiesiger Gegend das Vaterland, um jenseits des Ozeans ihr Glück zu versuchen. Gestern früh reisten allein von Neuffen 54 Personen ab. Unter diesen befand sich auch ein Vater mit 11 erwachsenen Kindern, welcher die Absicht hat, drüben eine Farm zu kaufen und dieselbe mit eigenen Kräften zu bebauen. Er nahm aus seiner verkauften Habe ein Kapital von 34000 M. mit.
In Ragenreuth e, OA. Saulgau, verkaufte laut „N. T." Gutsbesitzer Rimele dieser Tage ein Schwein um die Summe von 200 M. mit der Bedingung, für jedes Pfund, das es weniger als 600 Pfund wiegt, dem Käufer eine Mark zu ersetzen; dagegen hat der Käufer für jedes Pfund, das es über 600 Pfund wiegt, eine Mark darauf zu bezahlen. Bei der Wägung ergab sich ein Gewicht von 694 Pfund.
(Bra ndfälle.) Von Schorndorf wird unterm 8. März berichtet: Am Vormittag des letzten Sonntag wurde ein 2stockiges Wohn- u.
Oekonomiegebäude in Adelberg vom Feuer zerstört und gestern Nacht wurden ca. IV» Morgen gemischte Wald der Gemeinde Geradstetten von einem Brande beschädigt. In beiden Fällen ist die Ursache der Entstehung des Feuers noch nicht ermittelt.
(Unglücksfälle und Verbrechen.) In Wiesenstetten, OA. Horb, wurde das achtjährige Söhnchen des dortigen Hirschwirths Schäfer von einem scheu gewordenen Pferde so hart auf den Kopf geschlagen, daß es nach 24 Stunden starb. — InUlm wurde einem Bankhause ein falscher Wechsel präsentirt und auch ausbezahlt. Der Schwindler entkam; doch wurde seine Spur verfolgt, und es dürfte die Festnahme bereits gelungen sein. — In Bins- dorf wurde der Steinhauer Stehle von einer Tanne, die gefällt wurde, erdrückt und war alsbald eine Leiche.
Neber das Vermögen nachstehender Personen wurde das Konkurs-Verfahren eingeleitet: Carl I. Sautter, Schuster in Biberach; Joh. Georg Benz, Müller in Laup- heim; Jak. Frdr. Wildermuth, Bauer von Rielingshausen; Friedrich Bader, Schuhmacher von Enzberg; Otto Rupf, Kaufmann in Hirrlingen; Franz Ulrich G eig er's Wittwein Kiebingen; Christ. Friedr. Pfeiffer, Wirth in Stuttgart, Brunnenstraße 18; CarlSchickler, Gärtnerei, Samen- und Pflanzenhandlung in Stuttgart (Hirschstr. 11); Gottl. Frdr. Buhler, Rothgerber in Vaihingen.
Deutsches Reich.
Berlin. Die Einberufung des Reichstages ist von Seiten der Regierung auf den 17. April geplant.
— Das preußische Abgeordneten-Haus erledigte in seiner Montag-Sitzung den Justizetat. Nach mehreren Beschwerden und Klagen einzelner Abgeordneten über die Höhe der Gerichtskosten, Anwaltgebühren und andere vermeintliche oder wirkliche Üebelstände der Justizverwaltung, erregte die von dem Abg. Virchow angeregte Frage wegen der Entschädigung Verurtheilter wieder das allgemeine Interesse. Dazu erklärte der Justizminister, eine Entschädigung wegen unschuldiger Verurtheilung wäre heutzutage sehr bedenklich, da wir eine Reihe Existenzen hätten, welche ein Gewerbe daraus machen würden, sich unschuldig verurtheilen zu lassen, um nachher die Entschädigungssumme in Anspruch zu nehmen.
Berlin, 9. März. Das Abgeordnetenhaus genehmigte in zweiter Lesung den Ankauf der Bergisch-Märkischen und der Thüringer Eisenbahn incl. der Anlage einer Bahn von Eichicht über Probstzeller nach der meiningen- scheu Grenze.
— Ein Bild von der ganzen regen Thä- tigkeit, welche augenblicklich in den politischen Vereinen Berlins herrscht, liefert die That- sache, daß im Monat Januar nicht weniger als 352 und im Februar 313 Versammlungen stalt- fanden, welche polizeilich überwacht worden sind.
(Zeichen der Zeit.) Ein Kaufmann zu Hagen in Westfalen schrieb in zwei Blättern eine Buchhalterstelle mit einem Gehalle
von 1200 Mark aus und erhielt Sinnen vier Tagen nicht weniger als 162 Meldungen. Unter den Absendern waren 64 Familienväter, es hatten jedoch von Lchtereu nur 18 das 30. Lebensjahr überschritten. Ungefähr SO unter den Petenten, darunter die meisten der Familienväter baten in de» bewegtesten Ausdrücken ihnen vor „etwaigen" Mitbewerbern den Vorzug zu geben, da Miere Noth bei ihnen herrsche, resp. bet länger andauernder Berdienstlssigkeit, eintritt.
Ausland.
Wien, 9. März. Die „W. A. Z." meldet eine neue Rede Skobeleffs, welche er in Petersburg gehalten haben soll und die an Herausforderung alle früheren überbietet. Sko- beleff soll u. A. gesagt haben: „Wenn Sie mich auf des Kaisers Befehl hier sehen, so ist das nur eine neueDemü- thigung Seitens des Mannes, welcher das Blut- und Eisenreich gründete, das russisches Blut und Eise« zertrümmern muß." — Die Börse ist verstimmt. (Frkf. I.)
Paris, 8. März. Der Ministerrath hat gestern beschlossen, bei dm Kammern einen Nachtrags-Credit von 800000 Fr. für eine internationale wissenschaftliche Expedition nachzusuchen, welche im Verein mit Deutschland, England und Schweden ins Werk gesetzt werden soll. Es handelt sich um meteorologische Beobachtungen am Nordpol und Südpol, die einen Zeitraum von zwei Jahren in Anspruch nehmen werden. Frankreich und Deutschland werden je ein Schiff nach dem Südpol. Eng- l and und Schweden je eins nach dem Nordpol schicken.
Tu n i 8,8. März. Neun Europäer, welche von hier nach Gaffa reisten, um an die französischen Truppen Maaren zu verkaufen» wurden zwischen Tunis und Kairuan ermordet.
Belgrad, 8. März. Der deutsche Gesandte Graf Bray hielt heute eine feierliche Auffahrt und brachte dem König und der Königin die Glückwünsche des Kaisers und der deut- schen Regierung dar.
(Erntein den Vereinigten St aalen.) Das Commercial Bulletin in Newyork veröffentlicht, wie der Daily News per Kabel gemeldet wird, auf Grund von nahezu 300 beantworteten Fragebogen aus allen Weizen produzirenden Staaten einen ausführlichen Bericht über die Ernte des Wiuterweizens. Danach ergibt sich eine bedeutende Zunahme der Pflanzungen im Vergleich zum vorigen Jahre und auch die Qualität ist fast ausschließlich über dem Durchschnitt. Die Antworten besagen ferner, daß über 23°/g der letztjährigen Weizenernte und über 30°/a der Maisernte sich noch in den Händen der Pflanzer befinden.
Ihre Extra-Uniform spazieren, lassen Sie Ihr det Vergnügen ruhig bis zum Sonntag. Sie wissen, der Alte will det nich. Aber det is ja eben det Unjlück, deß die Herren .Freiwilligen" immer zu ville .frei" und viel zu wenig „willig" sind. Also merken Sie sich des, denn ick könnte mir nich helfen und müßte Ihnen anzeigen, wenn Sie wieder Nachmittag mit Ihrem Exirarock rumlofen."
Nach diesen Worten verließ er den Exerzierplatz, und die wenigen Mann schritten, vom Gefreiten geführt, der nahegelegenen Kaserne zu.
Knusemeyer aihmete auf. Trotz des Patriotismus, der auch ihn beseelte, war doch das Exerzieren so ganz gegen seine Ansichten von Gemüthlichkeit, daß er immer froh ausathmete, wenn das Kommando „Rührt Euch" oder „Weggetreten" ertönte.
Er gieng mit den anderen in die Stube. Bald darauf hatte sich auch der Unteroffizier eingefunden, und dis Mannschaft saß beim fröhlichen Schmause. Freilich war es keilt lukullisches Mahl, das ihnen auf Staatskosten verabfolgt wurde, aber die wenig verwöhnten Magen nahmen es trotzdem gern hin.
Nach beendeter Mahlzeit aber pflegten sie der Ruhe, indem sie sich auf die über einander gesetzten Bettgestelle legten.
Knusemeyer war der einzige, der diesem Beispiele nicht sogleich folgte. Von dem Einjährigen Kuntze als Bursche engagiert, war er, wie alle Mittag beschäftigt, dessen Kleider zu bürsten und das Lederzeug anzustreichen, und namentlich bei dem Reinigen Les Rockes, der aus feinstem Tuch bestand, konnte er sich nicht enthalten, seine Bewunderung für die saubere Kleidung an den Tag zu legen.
Der Arme ahnte nicht, daß, während er in unschuldiger Freude die Uniform des Einjährigen bewunderte, das Unheil über ihn heranzog, wenn auch in der unschuldigen Form eines Ulks, wie er in Kasernen fast allgemein gang und gäbe ist.
Hätte Knusemeyer etwas mehr aufgepaßt, so müßte er unbedingt etwas gemerkt haben. Sein Kamerad, der unter ihm schlief, hatte sich nemlich zu einem andern aufs Bett geworfen, so daß bas, unter KnusemeyerS befindliche Bett leer war. Ein Umstand, der immerhin einem gewitzten Soldaten Stoff zum Nachdenken gegeben hätte. Knuse
meyer war indessen die Unschuld selber. Etwa eine halbe Stunde mochte er mit dem Bürsten und Putzen verbracht haben, als seine Kameraden ihm schon durch lauteS Schnarchen ankündigten, daß sie sich in tiefem Schlafe befänden.
Da endlich suchte auch Knusemeyer das Lager, um sich von den Strapazen des Dienstes zu erholen. Kaum aber hatte er sich auf dasselbe niedergelassen, als ein heftiges Gepolter ertönte, und Knusemeyer unmittelbar darauf mit der Matratze des oberen Bettgestelles zugleich auf das untere fiel, wo er wohl mehrere Minuten über sein Mißgeschick nachdenkend, sich krümmte.
„Ei Herjesis, ich habe mir, hol's der Deixel, eine Rippe vcrknart. Gott Stram- bach, wer hat mer nur bloß diesen Schabernacken gespielt?" so jammerte er indem er sich, vor Schmerzen stöhnend, auf dem Lager «and, während feine Kameraden dasselbe umstanden. Es war das Ganze ja ein Scherz; «in Spaßvogel hatte die Bretter aus dem oberen Bettgestell entfernt, so daß die Matratze samt unserem wackeren Knusemeyer hinunterfallen muße. Zum Glück hatte er sich keine Rippe „oerknart", so daß er bald darauf im Stande war, dem Beispiele seiner Kameraden folgend, sich anzukleiden, um den schönen Nachmittag, in der Stadt herumbummelnd, zu verbringen. Knusemeyer hatte sich heute eine edler« Aufgabe gestellt.
Der Freiwillige, bei dem er Bursche war, wohnte nemlich am Markt bei einem Doktor. Hatte Knusemeyer schon an und für sich als gebildeter Sachse hohe Achtung vor Kunst und Wissenschaft, so wurde dieses Gefühl in Betreff des Herrn Doktor noch durch den Umstand gehoben, daß derselbe eine Köchin besaß, di«, nach Knusemeyers Ermessen, der Inbegriff alles Schönen und Erhabenen war.
Wir wollen hier nicht von RiekenS klassischer Bildung sprechen, dieselbe las, zu Knusemeyers Erstaune», Schillers Gedichte mit einer Geläufigkeit, als ob dieselben in einer Lesefibel ständen. Nein, ihre Schönheit und Anmnth war es, die Knusemeya« Herz gefangen hatten.
(Forschung folgt.)