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Attenstaig, Samstag dm 11. März.
1882.
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Die Presse und das Publikum.
Schon häufig haben wir die Erfahrung gemacht, daß über die Pflichten der Presse in Bezug auf die Veröffentlichung von Einsendungen aus den Kreisen des Publikums zum Theil ganz absonderliche Anschauungen bestehen. Da sich diese Anschauungen bisweilen auch öffentlichen Ausdruck verschaffen, so dürfte es wohl am Platze sein, wenn wir diesem Gegenstand nachstehend einige Worte widmen.
Gewiß wird Jedermann darin übereinstimmen, daß die Presse die Aufgabe hat, öffentliche Angelegenheiten und Mißstände, seien solche lokaler oder allgemeiner Natur, rückhaltlos zu besprechen, bezw. ruhig und sachlich gehaltenen Meinungsäußerungen hierüber ihre Spalten zu öffnen. Wenig Uebereinstimmung herrscht aber hinsichtlich der Art und Weise, wie die Presse dieser Aufgabe gerecht zu werden hat. Wohl alle Zeitungsredaktionen wüßten hierüber aus ihren Erfahrungen ein Lied zu singen.
Gar Manche hegen nämlich die naive Ansicht, die Presse habe als Vertreterin der öffentlichen Meinung die Pflicht, dem, was ihnen in Bezug auf irgend eine öffentliche oder auch vielleicht rein private Angelegenheit eine aufgeregte Stimmung in die Feder diktirte, ohne Weiteres durch den Druck öffentliche Verbreitung zu geben, und sie halten es schon für einen Frevel gegen das Recht der freien Meinungsäußerung, wenn seitens einer prüfenden Redaktion an ihrem Meinungserguß auch nur eine Silbe geändert wird. Und wenn vollends eine Redaktion sich veranlaßt findet, eine derartige Einsendung ihres gereizten oder sonstwie verletzenden Tones halber ganz zurückzuweisen, daun möge man den tief gekränkten Staatsbürger hören, wie er in Herzensergießungen voll Entrüstung über die „feige" Presse u. s. w. sich ergeht.
In Bezug auf Feigheit möge übrigens hier leich noch eines bemerkt werden. Wir haben is jetzt die Beobachtung gemacht, daß die Mehrzahl Jener, welche für ihre gereizten Einsendungen das Recht der freien Meinungsäußerung in Anspruch nehmen, auf diesem Rechte nur insoweit bestehen, als dasselbe unter dem Deckmantel der Anonymität d. h. unter dem Schutze des Namens des verantwortlichen Redakteurs ansgeübt werden kann. Davon, diese ihre Meinungsäußerung mit ihre m eigenen vollen Namen zu vertreten, wollen die Betreffenden in den meisten Fällen nichts wissen. Das hindert sie aber nicht, die Redaktion, welche deren Vertretung aus durchaus berechtigten Gründen zsrückwtes, trotz alledem hernach mit dem Brust- wne sittlicher Entrüstung der „Feigheit" zu beschuldigen.
Daß es für eine anständige Presse in derartigen Fällen noch andere Rücksichten gibt, als diejenigen, welche ihr von jener Seite gewöhnlich zugemuthet werden, daran denken die Betreffenden natürlich nicht. Denn sie haben War wohl ein Verständniß für das Recht, das sie vermeintlich zu fordern haben, vergessen aber in der Regel, auch dem Recht der Andern die gebührende Würdigung zu Theil werden zu lassen. Für die Presse ist es eben Unverbrüchliche Pflicht, alles, was lediglich p e r- fönlicherAnimosität entspringt, von ihren Spalten fernzuhalten, und wäre es selbst auf die Gefahr hin, sich den Tadel oder sogar die Feindschaft der Einsender zuzuziehen. Dieser Erfahr kann die betreffende Redaktion übrigens mm so leichter trotzen, als sie gewiß sein darf, die Zustimmung und Achtung des ruhig und dillig denkenden Theils der Leser Idafür um so sicherer sich zu bewahren.
Darum wird für uns stets leitender Grundsatz sein: jede mit N amensnennung uns zu- kommcnde Einsendung, die in ruhiger, sachlicher Weise irgend eine öffentliche Angelegenheit oder einen öffentlichen Mißstand bespricht, anstandslos in unser Blatt auszunchmen, alles aber, was irgendwie den Stempel persönlicher Animosität oder verletzender Ironie an sich trägt, unbedingt und ohne Ansehen der Person zurückzuweisen.
Tagespolitik.
— Kaiser Wilhelm wird sich in der zweiten Hälfte des nächsten Monats zum Kurgebrauch nach Wiesbaden begeben.
— Die Regierungen Deutschlands und Oesterreich-Ungarns sollendem Ministerium FreycineL ihre Befriedigung über die Haltung ausgesprochen haben, welche die französische Regierung, die Zeitungen und die öffentliche Meinung Frankreichs in der Affäre Skobeleff bewahrt haben. Die Besonnenheit Frankreichs gegenüber den durchsichtigen Lockungen der russischen Kriegspartei habe überall den besten Eindruck hervorgerufen.
— Die „Times" lassen fich berichten, Fürst Bismarck habe dem russischen Botschafter in Paris, als dieser auf seiner Rückreise nach Petersburg Berlin berührte, rund heraus gesagt, so lange Jgnatiew in Rußland Minister bleibe, sei keine Wahrscheinlichkeit auf Herstellung guter Beziehungen zwischen Rußland, Oesterreich und Deutschland vorhanden. In Berlin seien die höchsten politischen Kreise der Ansicht, daß Graf Jgnatiew die einzige Gefahr für den europäischen Frieden ist.
— Im Volkswirthschaftsrath erwartet man die Annahme der Tabaksmonopol-Vorlage mit einer Majorität von etwa zwei Dritteln der Stimmen, vorausgesetzt, daß die Regierung in Bezug auf die Entschädigungsfrage sich nachgiebig zeigt und einen größeren Betrag bewilligt als in der Vorlage angegeben ist.
— Die Proteste von Tabaksintereffenten gegen den Monopolentwurf werden, wie vorauszusehen war, sehr zahlreich.
— Die Berliner Blätter der verschiedensten Parteien besprechen das Auftreten Skobeleff's in Warschau und verlangen Schritte gegen die Herausforderungen von Seiten Rußlands. Die „Voss. Ztg." sagt: Jetzt müßte die Unterscheidung zwischen dem offiziellen und dem nichtoffiziellen Rußland aufhören. Entweder stimmte der Czar überein mit Skobeleff, oder er sei schon so ohnmächtig, daß ihm Skobeleff auf russischem Boden trotzen könne. In beiden Fällen seien Orloff's letzte in Berlin abgegebene Friedens-Versicherungen werthlos und die Uebereinstimmung Skobeleff's mit Jgnatieff erwiejen.
— In einem Artikel „Monopol und Botschaft" sagt die „Prov.-Korresp.": Eine ergiebige Quelle zu gewinnen, um nach des Kaisers Wort die Regierung in den Stand zu setzen, drückende direkte Landcssteuern zu beseitigen, die Gemeinden von Armenlasten, Schullasten und den leidigen Zuschlägen zu anderen drückenden Abgaben zu befreien, sei allein das Ziel des Kanzlers. Alle welche die gedeihliche Entwickelung des Reiches und der einzelnen Staaten wollen, sollten ihn in diesem Streben unterstützen, wenigstens unbefangen und wohlwollend die Vorlage prüfen. Im Volkswirthschaftsrath sei bereits die ruhige Auffassung dieses Strebend zur Geltung gelangt.
— Wenn die Nachricht der „Narodni-List" richtig ist, so hat fich in dem österreichischen Aufstandsgrbiete noch ein Kämpfer ein
gestellt, der mit fürchterlicher Unparteilichkeit über Freund und Feind herfällt: die schwarzen Blattern. — Ein einflußreicher Mohammedaner hat seinen Glaubensgenossen in den insurgierten Gebieten augerathen, sich zu unterwerfen; die meisten scheinen auch hierzu unter der Bedingung bereit zu sein, daß Oesterreich alle gefangenen Aufrührer begnadigt.
— Die Gerüchte von dem beabsichtigten Gegenbesuche des Kaisers Franz Joseph beim König von Italien tauchen jetzt von neuem auf. Die Zusammenkunft soll im Mai zu Verona stattfinden.
— In England fanden am Sonntag in allen Kirchen des Landes öffentliche Dankgebete für die Errettung der Königin statt. — Die Familie des Attentäters Mac Lean bringt durch ihren Anwalt Beweise, daß der Verhaftete irrsinnig sei und erst vor kurzem die Irrenanstalt verlassen habe.
— Das englische Parlament (Ober- und Unterhaus) hat eine Glückwunschadresse an die Königin gerichtet.
— Abermals hat sich Gladstone eine Schlappe geholt. Der Führer der Opposition, Northcote. beantragte, das Haus solle auf dem früheren Beschluß stehen bleiben, dem (wiedergewählten) Bradlaugh die Eidleistung zu versagen. Dagegen beantragte ein Anhänger des Ministeriums, es sei wünschenswerth, das betr. Gesetz dahin abzuändern, jedes Parlamentsmitglied könne nach Belieben den Eid leisten oder eine eidesstattliche Versicherung abgeben. Glad- stone erklärte, daß er für letzter» Antrag stimmen werde, aber trotzdem entschied sich das Haus nach längerer Debatte mit 257 gegen 242 Stimmen für den Antrag Northcote.
— Ein Mitglied der russischen kaiserlichen Familie, wahrscheinlich Großfürst Alexis, dürfte binnen vierzehn Tagen in Berlin ein- treffen, um dort die Glückwünsche des russischen Zaren zu dem fünfundachtzigsten Geburtstage seines Großoheims, des Kaisers von Deutschland, zu überbringeu.
— Die „Nowoje Wremja" sagt gegen die Drohung der „Nordd. Allg. Ztg." wegen Zoll- repreffalien: Deutschland mische sich seit langer Zeit in russische Angelegenheiten ein. Rußland könne seine Maaren anderen Mächten verkaufen und Deutschland könne ja seinen Gebrauch anderweitig beziehen. Die Berliner Presse fange an, im Tone Napoleons III. zu reden, als dessen Stern sank. Hinter den Friedensversicherungen stecken Drohungen. Bezüglich der politischen Seite der Drohung der „N. A. Ztg." konstatirt die „Nowoje Wremja", Bismarck habe einmal behauptet, Rußland werde nur prosperiren, wenn es Deutschlands Rath folge. Diese Zeiten seien vorüber, Rußland beachte nur seine eigenen Interessen und wolle seine Finanzen selbstständig leiten.
— König Milan von Serbien erließ eine Proklamation, worin er erklärt, daß er nach dem Willen des ganzen Volkes die Königskrone angenommen habe; er werde sein ganzes Leben dem Glücke seines Volkes widmen. Von ganz Europa sympathisch unterstützt, wofür er seinem Dank Ausdruck gibt, gehe Serbien einer sicheren Zukunft entgegegen. Das Schriftstück schließt: Möge die neue Aera Alle mit Vaterlandsliebe und Opferwilligkeit erfüllen, möge die neue Stellung geheiligt werden durch die Entwickelung der Bürgerliebe zur Gerechtigkeit, zu dem Fortschritte, zur Freiheit und Ordnung.
Landesnachrichten.
Alten staig, 10. März. Ueberall in Württemberg ist, wie die Zeitungen berichten.