den muselmännischen Fanatismus überreizen. Ballue und Clemenceau unterstützten den Antrag für eine Enquete. Der Schluß der Debatte wird ausgesprochen. De Man lehnte im Namen der Rechten die Verantwortung für die tunesische Expedition ab und für die Schwierigkeit, denen die Regierung bei der Ausrechthaltunq der nationalen Ehre begegnete. (Lebhafter Widerspruch.) Die Kammer verwirft mit 343 gegen 168 Stimmen die Enquete, ebenso mit 326 gegen 205 die einfache Tagesordnung. Mehrere Tagesordnungen in verschiedenem Sinn werden eingebracht.
Paris, 10. Nov. Bis heute Morgen ist noch nichts über die Demission des Kabinets bekannt. Der Ministerrath tritt morgen unter Vorsitz Grevy's zusammen.
Paris, 10. Nov. In Gambettistischen Kreisen glaubt man, daß mit den 379 für Gambetta's Tagesordnung abgegebenen Stimmen seine Regierungsmehrheit zuverlässig bezeichnet sei. Heute Vormittag traten die Minister zum letzten Mal zusammen. Gam- betta soll für Nachmittag zu Grevy berufen sein.
England.
London. Das Parlament soll zum 19. Januar einberufen werden. Die Regierung will die unangenehme Affäre mit dem Eidesverweigerer Bradlaugh zum endlichen gesetzlichen Abschluß bringen; sonst würde die Einberufung wohl erst drei Wochen später erfolgen.
Am 4. d. M. begann unter dem Vorsitze des Lord Oberrichters von England Lord Co- leridge vor den Assisen zu Maidstone in der Grafschaft Kent die Verhandlung gegen den 22 Jahre alten Journalisten Percy Lefroy Mapleton, welcher angeklagt ist am 27. Juni den Rentner Gold in einem Coups der von London nach Brighton führenden Bahn ermordet zu haben. Seitens der Krone leitet der Attorney-General Sir Henry James unter Beistand von zwei anderen Advokaten die Anklage; ihm gegenüber steht als Vertheidiger der gewandte Advokat Montag» Williams, den ebenfalls zwei Kollegen unterstützen. Der Andrang zu den Verhandlungen ist so groß, daß die London- Chalham und Dover-Eisenbahn Extrazüge nach Maidstone gehen ließ, und es herrscht über deren Ausgang große Ungewißheit, da die Anklage sich ausschließlich auf Jndicienbeweise stützt. Die ganze Sache hat große Aehnlichkeit mit dem vor vielen Jahren stattgefundenen Proceß gegen den Deutschen Franz Müller, welcher ebenfalls wegen eines in einem Eisenbahnzuge begangenen Mordes angeklagt war und verurtheilt wurde.
London. 8. Nov. Lefroy, der Mörder des Bankiers Gold, wurde zum Tode verur- iheilt.
London, 9. Novbr. Bei dem gestrigen Meeting der weiblichen Landliga in Dublin wurde die Parole ausgegeben, „sich nie an einen Engländer zu verheirathen und keinem Polizeidiener etwas zu trinken zu geben."
London, 10. Nov. Lordmayor-Banquet. Gladstone erkennt Anzeichen einer Besserung in Irland und hält den Versuch einer loyalen Ausführung der Agrargesetze für gesichert. Er rühmt die holländischen Bewohner von Transvaal. Granville erklärt, die englische Politik in Egypten erziele allein die Wohlfahrt des Landes, Frankreich theile ihre Anschauungen. Beide Länder müßten ohne Selbstsucht und Ehrgeiz Zusammenwirken. Bezüglich des französischen Handelsvertrages lege England weniger aus wirthschaftlichen als politischen Gründen Werth auf das Zustandekommen. Er würde jede Schwächung der intimen Beziehungen beider Länder beklagen.
Rußland.
Petersburg, 7. Nov. Im Laufe des nächsten Frühjahrs, spätestens im nächsten Sommer, soll in Moskau die Krönung der kaiserlichen Majestäten stattfinden.
Petersburg, 8. Nov. Czar Alexander III. gedenkt seine 15jährige Hochzeitsfeier festlich zu begehen. Der Erbgroßherzog Friedrich Wilhelm von Baden soll dabei das deutsche Kaiserhaus vertreten.
Spanien.
Madrid, 8. Nov. In der Kohlengrube zu Balmes fand eine Explosion statt. 15 Personen sind todt, 5 schwer verwundet.
Handel «nd Verkehr.
Altenstaig.
Schrannen-Zettel
vom 9. November.
Neuer Dinkel ... 9 50 9 — 8 70
Haber. 8 — 7 20 6 70
Gerste. 10 —-
Bohnen.. 9 20 -
Weizen. 12 20 11 80 11 50
Roggen.12 — 11 50 11 10
Linsen-Gerste ...-9 —-
Roggen-Waizen . .-12 —-
Biktnalieupreis e
auf dem Wochenmarkt in Altenstaig am 9. Novbr.
V- Kilo Lutter.70 Pfg.
2 Eier.13 Pfg.
(Flachs.) Der Flachs-Markt in Gaildorf war von Käufern bis auf 10 Stunden Entfernung besucht. Handel rasch und gut. Es kostet per Pfund Flachs 90 Pfg. bis 1 M. 25 Pfg., Werg 30-40 Pfg.
(Heu.) In Cra i l sh eim wurden in den vergangenen Wochen von Händlern viele Wagenladungen Heu angekauft und theilweise in die Rheingegend geliefert; für den Centner bezahlt man 2 M. 50 Pfg. bis 3 M.
(Hopfen.) In Ehingen ist die Fluth im Hopfenhandcl vorbei und eine starke Ebbe eingetreten; die dortigen Hopfenproduzenten schicken sich an, ihren Hopfen zu sacken und erwarten für später dennoch bessere Preise, da sie sich zu dem Abschlag vorerst nicht entschließen können.
(Die Ausfuhr oon Winker-nü titeln) aus Deutschs-!»» nah Rnmän.en Hut in den letzten Jahren einen Aufs honi; genau N'N. der auch m diesem Zweige »entscher Jldl'tr-e und Handarbeit all: Ehr: -nicht. Ans Berlin allein werden jetzt, wie rnuaa-sche Reisen): o-e- ser Branche versichern, alljäiclich für über sechs Millionen Mack Damenmäntel nah Rumänien exportiert und das Geschärt ist in diesem Jahr eher noch höher als niedriger zu schätzen. — Möchte es doch in all'» Branchen io sein !
Ase-irischres.
(Auferstehung »e c Kr in oli ne.) In Amerika hat die launisch: Msdegorriu der fast vergessene Kcinoline wieder in G laden ausgenommen. In New-Nock ist diese „Bauart" wieder sehr beliebt un» steh: in so starker Rrh frage, daß die Fibrikauten gar nicht genug schaffen können. Wenn sie über den Ojeau zu u ns kämet _
Traumesgrüße.
Jit dir's noch nie in einem Traum geschehen,
Wenn ganz dein Sinn der Außenwelt verschlossen Und uferlos die Seele hingegossen,
Ein Meer, wo rings der Himmel nur zn sehen —
Ist dir's noch nie geschehen, daß dn spürtest,
Wie einer andern Seele reinstes Sein Mit deiner Seele Flnthen dn berührtest,
So wie das Meer den Himmel rührt allein,
Sich grenzenlos mit ihm znsaminenschließt,
In Einem Blan mit ihm zusammenfließt ?
Nur selten kommt's — und immer nur im Traum, Und beim Erwachen bleibt ein endlos Sehnen "In Innersten zurück, gebannt im Raum Ist wieder, was stch ranmlos möchte dehnen —
Doch ahnst du dann, wie auf den Himmelsanen,
Wenn diese Erdenceise ist vorbei,
Sich Selige grüßen mögen, klar und frei —
Du ahnst auch, was es sein mag, Gilt zn schauen !
R a t y s e l.
D-e erst: Silbe fährt heruuter.
Die andre bedeutet selbst herunter Am Paar der letzte.» geht's hmaaf.
Am Gan'» q;n b'ruo d>r Lun.
Bei jetziger, oft rauhea, wechselnden Wit
terung, wo Erkaltungen au der Tagesordnung sind, machen wir sorgsam: Eltern darauf aufmerksam, wie leicht bei K-ndern aus einem anfänglich unbeüeucendea Hüsteln der qualvolle Keuchhusten oder die gefährliche Bcälue entstehen kann nid wie wicht-; es -st, geGeu a-ese oder ähnliche Erkältnugsleisen, o):r zur Vor - beugung derselben, stets ein gutes Mittel bei der Hund za haben. Wir glauben deshalb auf e.n Präparat Hinweisen zn muffen, dessen außerordentliche Nützlichkeit als Shitz- und Hausmittel sich seit Jahren auf das Eklatanteste bewährt hac. Es ist )ie» Ser ä.H:e rheinische Trullben-Zcnst-Hönig, ein seit 16 Jäher von W. H. Z-ckenhemler in Main aus dem Decoct edelster Weintrauben uns feinst geläutertem Rohrzucker bereiteter, im Gebrauch höchst angenehmer Saft, w lcher auch oin Kmdern gerne genommen und gut vertragen wird. Den Verkauf am hiesigen Platze hnt Herr Th r. Burghard.
verzieh, wenn meine Seele stch der seinigen anschließt! Ich habe ja noch nicht gelernt überall Berrath und Tücke zu sehen wie dn, und eine innere Stimme sagt mir, er wird' er kann mich nicht betrügen!"
Sie kniete vor dem Bett des Baters nieder und legte still weinend ihr Haupt auf dasselbe.
3 .
Thurnau nannte sich der alte Geiger aus dem Kaffeegarten.
Nicht ungerecht schien dieses Mannes Groll gegen das Schicksal und die ganze Menschheit. Von früher Jugend hatte ein feindseliges Geschick ihn verfolgt, gebeugt durch tausend Widerwärtigkeiten, war er vor der Zeit zum Greise geworden.
Von wohlhabenden Eltern geboren, wurde er von der Mutter, deren Liebling er war, mit übergroßer Zärtlichkeit erzogen und fast verweichlicht. Um so schmerzlicher, da er nur Worte der Liebe und Güte zu hören gewohnt war, empfand er es später, als nach dem Tode der Mutter neidische Geschwister ihn aus der Liebe des Vaters verdrängten.
Die ihm jetzt widerfahrende Begegnung gab seinem ursprünglich weichen Charakter eine ganz andere Richtung, er wurde widerwillig, heftig; es bildete sich zwischen Vater und Sohn ein unangenehmes Bsrhältniß, das durch die Bemühungen der Geschwister endlich in ein feindseliges ausartete.
Täglich erneuerten sich Auftritte, welche das Zerwürfniß immer größer machten, der Vater ordnete mit eiserner Strenge »ach seinem Willen an, der Sohn widerstrebte aus Grundsatz, weil er sah, daß gerade er so gehalten wurde, während seine Geschwister nach ihrem Gefallen schalteten. Er wurde endlich aus dem Hause gewiesen und seinem Schicksal überlasse».
Die Geschwister triumphirten, keiner nahm sich seiner an. Da zog zum ersten Male glühender Haß in Thnrnan's Herz, er athmete nichts als Rache gegen die, welche ihn verdrängt; aber zu ohnmächtig, diese Rache zn befriedigen, zehrte der Grimm an se-n-m eigenen Leben, machte ihn siech und schwächlich.
Der Vater starb, die Geschwister theilten sich in die Erbschaft, ihm war ein kann nennenswerther Theil ausgesetzt worden; er mußte sich begnügen.
Er hatte angefangen, die Rechte zu studieren; so lange der Vater lebte, hakte dieser, trotz des waltenden Mißverhältnisses, die Kosten bestritten. Mit dem Lode horte diese Unterstützung natürlich auf, der junge Thurnau war auf sein kleines Erbtheil angewiesen. Es würde ihm gelungen sein, mit Hilfe desselben seine Studien zn beenden, hätte ein Freund, dem er die geringe Habe anoertrant, ihn nicht darum betrogen. Leichtsinnig und angelockt durch etwas höhere Zinsen, hatte Thurnau es durch jenen ohne hinreichende Sicherheit unterbringen lassen, plötzlich war der Freund, mit ihm das Ge >S verschwunden.
Aller Mittel bar, sah Thurnau sich genölhigt, sein Studium aufzugeben, denn von seinen nächsten Verwandten und einem Freunde hiutergangeu, für den er seine Ssligk-nc verpfändet hätte, baute er aus fremde Hilfe nicht.
Von dieser Zeit an nistete sich jene Menschenfeindlichkeit bei ihm ein, die ihn je,n im Alter so abschreckend erscheinen ließ.
Unter Sorgen und Mühsal suchte er einige Zeit hindurch seinen Unterhalt a-s Hauslehrer zu erwerben; kaum war er im Stande, oie nothwendigsten Bedürfnisse ;u erschwingen; es war ein elendes Leben, d»s er führte.
Noch einmal gieng ihm ein Stern der Hoffnung auf. In ->:n Hause eures rächen Bürgers Unterricht gebend, flößte er der Tochter desselben Zuneigung für sich e.n, und obwohl die Eltern der Verbindung mit den armen Lehrer entgegen waren, gaben sie den Bitten des Mädchens doch am Ende nach; Bertha wurde Lhnrnaus Frau.
Somit war er seiner drückenden Lage entrissen. Dankbarkeit und Liebe fesselt: r ihn an seine Gattin, er fing wieder an, lebensfroher zn werden; im Genüsse des Glückes der sorgenfreihen Gegenwart vergaß er nach un» nach das Ungemach, mir welchem ec gekämpft. Die Geburt eines Sohnes vollendete sein Glück und gaL ihn der Weit gänzlich wiede...
(Fortsetzung SlgU)