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Ms den Tannen.
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Von der obere« Nagold.
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Ar. 134.
Menstaig, Samstag dm 12. Movemöer.
1881.
D Die französische Deputirtenkammer besprach am Sonnabend, Montag und Dienstag die tunesische Expedition, aber diejenigen haben sich getäuscht, welche aus diesem Anlaß besonders stürmische Verhandlungen erwarteten. Allerdings liegen bisher nur die telegraphischen Auszüge aus den Sitzungsberichten vor; indessen lassen diese genugsam erkennen, daß sich die Debatte durchaus in dem Rahmen einer zwar strengen, aber ruhigen Kritik bewegte und das Ministerium in der Abwehr der gegen dasselbe gerichteten Angriffe nicht eben unglücklich war.
Es ist ja allerdings auch eine andere Sache, wenn in den Zeitungen die wüthendsten Ausfälle gegen gewisse Regierungsmaßnahmen veröffentlicht, als wenn vor dem Forum der Volksvertretung solche Anklagen erhoben werden. Denn im letzteren Falle gilt es, jeden Vorwurf sofort und aktenmäßig zu begründen, während die Parteizeitung auch ohne solche Begründung gläubige Leser findet.
Als vom nordafrikanischen Kriegsschauplätze die ersten ungünstigen Nachrichten in Paris ein- trafcn, erweckten dieselben in der radikalen Presse einen Sturm der Entrüstung. Das Wort „Verrats spielte eine Zeitlang wiederum dieselbe lächerliche Rolle, wie in den Jahren 1870 und 1871; dann aber mochte man wohl einsehen, daß dasselbe doch schon zu verbraucht war und Nochefort führte schwereres Geschütz in's Feuer; er bezichtigte Gambetta, Barthelemy St. Wlaire und den französischen Minister- residenten in Tunis, Roustan, daß sie wegen Börsenspekularion den tunesischen Feldzug unternommen hätten. Die Folge davon war der Beschluß radikaler Versammlungen, das Ministerium in den Anklagestand zu versetzen. Das Geschrei der Communiften war so betäubend, daß das Mimsterum, gegen welches sich auch die monarchischen Parteien erhoben, die Kammer früher einberufen wollte, als ursprünglich in Aussicht genommen war. Aber dem setzte sich Präsident Grcvy mit Ruhe und Entschiedenheit entgegen. Ob es geeignet und nach deutschem Geschmacke war, seiner kühleren und ruhigeren Beurtheilung der tunesischen Sachlage dadurch Ausdruck zu geben, daß er fern von allen Staatsgeschäften wochenlang im Jura der Kaninchenjagd oblag, wollen wir nicht entscheiden. Genug, daß dieses sorglose Verhalten einem großen Thetle der Franzosen ebenso imponierte, wie die Weigerung des Präsidenten, die Kammern vor dem 28. Oktober ein- zuberufen, wozu, wie er erklärte, gar keine Veranlassung vorliege.
Diese Ablehnung wirkte zwar im ersten Augenblick verblüffend; nachher aber sagte man sich mit Recht: was sollten denn auch die Kammern thun, wenn sie aus Anlaß der tunesischen Verwicklungen einberufen würden.
So hat also die tobende Entrüstung Zeit gehabt, sich zu besänftigen, und als die Kammer endlich zusammentrat, behandelte man die Angelegenheit mit jener Gemessenheit, die einem Parlament ziemt. Aus dem Anträge der Radikalen, die Regierung in Anklagestand zu versetzen, ist nichts geworoen, ja die radikale Partei hat sich sogar im Streite darüber in zwei feindliche Lager gespalten. Die Regierung verthei- digt sich auf die ihr gemachten Vorwürfe mit vielem Geschick, aus Tunis laufen dazu gün- fftge Meldungen ein und das alles zusammen- gruommen läßt darauf schließen, daß das Ministerium „mit Ehren" zurücktreten wird. Der Unterschied aber zwischen den früheren wüthen- drn Ausfällen der regierungsgegnerischen Presse
und dem verhältnißmäßig ruhigen Verlauf der Tunisdebatte erinnert lebhaft an das Sprichwort, daß nichts so heiß gegessen werde, wie es gekocht wird.
Tagesnenigkeiten.
In Neusatz, OA. Neuenbürg, brach am 7. Nov. Vorm. 11 Vs Uhr Feuer aus, in Folge dessen eine Scheuer zum größten Theil abbrannte, das Wohnhaus aber mit Mühe gerettet wurde. Es liegt Brandstiftung durch ein 5 Jahre altes Kind vor.
Tübingen, 8. Nov. Von dem Mörder Koch von Kirchentellinsfurth konnte bis jetzt trotz der eifrigsten Nachforschungen noch immer keine Spur gefunden werden. Gestern wurde in der Annahme, daß sich derselbe erhängt oder ertränkt habe, der Wald und der Neckar nach ihm durchsucht, aber ebenfalls ohne Erfolg.
In Hofen bei Cannstatt wurde am Aller- heiligerita"e im Stalle eines Bauern, während dieser in der Kirche war, ein Ochse los, spazierte im Hause herum und kam auf feiner Wanderung auch auf die Fallthüre des Kellers, welche nachgab, so daß der Ochse in den Keller stürzte. Er hatte noch das Malheur, mit dem Fuße an dem Faßhahnen zu streifen, dieser drehte sich und der Neue lief im Keller herum. Mit viel Mühe brachte man endlich den Ochsen wieder gesund in den Stall.
Der kürzlich in Künzelsau verstorbene Stadtpfarrer a. D. Wunderlich war im Besitze eines Looses derLandesgewerbeausstcllung, auf welches, wie sich eben jetzt herausstellte, als Gewinn ein silberplattirter Sattel im Werth von 180 Mark ffel. Da das Loos bis jetzt nicht aufgefunden werden konnte, liegt die Ver- muthung nahe, daß dasselbe mit dem Gebetbuch, in welchem es bei Lebzeiten des alten Herrn aufbewahrt wurde, ins Grab gekommen ist, da man dieses Buch dem Verstorbenen in die Hände gab, als man ihn in den Sarg bettele.
Ueber einen riesigen Unfug, der sich am letzten Sonntag Abend zu Gmünd im „Goldenen Ochsen" absptelte, schreibt die „R.-Z.": Sechs Metzgerburschen fingen dort mit anwesenden Kollegen in frivoler Weise Streit an, irak- tirten den abwehrenden Wirch mit Schlägen und mißhandelten einen dem Wirlh zu Hilfe eilenden Gast schwer. Nicht genug hieran, überfielen dieselben in der Kapellgaffe ohne jede Veranlassung mehrere ruhig vor ihnen gehende Männer, traktirten dieselben mit Stocknreichen und brachten einem derselben zwei Messerstiche in den Kopf bei und schlitzten ihm die Oberlippe auf, worauf sie die Verwundeten sogar bis zum Wundarzt verfolgten. Auf gemachte Anzeige wurden die Thäter alsbald verhaftet und in Gewahrsam verbracht und werden dieselben der verdienten Strafe nicht entgehen. Die Verletzten sind bettlägerig und werden voraussichtlich längere Zeit mit Heilung ihrer Wunden zu thun haben.
Neckargartach, 9. Nov. Wegen Unterschlagung im Amte wurde heute Nachmittag Schultheiß Lusservon hier durch den Stations- Kommandanten verhaftet und in das landgerichtliche Gefängniß zu Heilbronn etngeliefert. Die vielen zum Theil ganz erheblichen Disziplinarstrafen, welche seitens der Vorgesetzten Behörden gegen ihn erkannt werden mußten, ließen ein solches Ende voraussehen, j
In der Gegend von Riedl in gen sprossen in Folge der milden Temperatur der letzten Tage die Cocusblümchen aus der Erde, auch blühen die Veilchen im Freien. Gleiches wird von der malerisch gelegenen Stöckenburg bei
Vellberg (in der Haller Gegend) berichtet, wo sogar noch Schmetterlinge herumflattern und Bienen schwärmen. Den Wintersaaten kommt das günstige Wetter sehr zu statten.
Ulm, 8. Nov. Heute früh kam der Polizei ein Handwerksbursche der durchtriebensten Art in die Hände. Derselbe bettelte mit einem in czechischer Sprache geschriebenen Zeug- niß bei mehreren Handwerksleuten und wurde bei einem Zinngießer festgenommen. Bei genauer Durchsuchung des Gesellen auf der Polizei fand man in geheimen Verstecken in seinen Kleidern noch Stempelfarbpapier und 2 in Schiefer gravirte Stempel auswärtiger Behörden, ebenso 4 gefälschte Zeugnisse, mit denen er jedenfalls schon sehr oft Schwindel getrieben hat.
In Unterdigish eim hat sich Schultheiß Maurer, der ein Commisstonsgeschäft betrieb, flüchtig gemacht, nachdem er sich verschiedene Unterschlagungen im Betrage von ca. 1000 M. hatte zu Schulden kommen lassen.
Baden.
Karlsruhe, 9. Novbr., Abends. Nach dem amtlichen Bulletin verbrachte der Groß- hcrzog die Nacht unruhig, den Tag besser. Gegen Abend nahm das Fieber zu, größere Beklommenheit stellte sich ein. Der Erbgroßherzog ist von Potsdam eingetroffen.
Bayern.
Nürnberg, 9. November. Grillenberger (Soz.-Dem.) mit 12344 gewählt. Günther (Fortfchr.) erhielt 11212.
(Zur Warnung für Schuhmacher.) Von Bayreuth wird berichtet: Vor etwa 8—10 Tagen war dahier ein Reisender, der die Schuhmacher und unter diesen besonders die mit kleinerem Gewerbebetriebe aufsuchte. Diesen gab er an, er reise für die Lederfabrik Spicharz in Offenbach a. M.; dieselbe verarbeite Häute zu Treibriemen, und da hiefür nur das beste Leder gebraucht werden könne, so ergäben sich in der Fabrik von den Häuten Hals und Kopf als Abfälle. Um nun diese doch einigermaßen so nebenbei zu verwerthen, habe die Fabrik beschlossen, ihn auszuschicken und diese Bestandtheile hauptsächlich kleineren Schuhmachern zu billigen Preisen, das Pfund zu 40 bis 70 Pf., anzubieten. In unserer Stadt erzielte er ziemlich viele Bestellungen. Neulich kamen nun die Sendungen hier an, von der Fabrik per Nachnahme überschickt, und wurden von den Adressaten baar eingelöst. Das gesandte Leder, Preßleder genannt, stellt sich jedoch als eine Reihe kleinerer Lederstückchen dar, die in Tafeln gepreßt, und auf beiden Seiten mit Zeugstretfen eingefaßt sind. Das Leder, heißt es in der Faktura, „darf nicht naß verarbeitet werden;" und mit gutem Grunde, denn, sowie man das Zeug in's Wasser bringt, quillt es auf und zerfällt. Es kann aber auch nicht trocken verarbeitet werden, denn bei jeglichem Biegen zerspringt, zerbricht und zerbröckelt es. Kurzum, das Zeug ist für Schuhmacher nicht zu gebrauchen, und die Käufer sind auf einen ganz gewöhnlichen Schwindel heretngesallen.
Speyer, 7. Novbr. In letzter Nacht schlitzten 5 Untersuchungsgefangene aus dem hiesigen Amtsgerichtsgefängniß aus. Sie brachen die Mauer ihrer im zweiten Stockwerke gelegenen Zelle durch, ließen sich an zusammengeknüpften Leintüchern auf die Straße herab und sollen ihren Weg in's Badische genommen haben.
Preußen.
Berlin, 8. Nov. Abends. Das Organ