Baden.

DieKarlsruher Ztg." erklärt die Nachricht von der bevorstehenden Verlobung des Erbgroßherzogs von Baden mit der Tochter des Herzogs von Nassau, Prinzessin Hilda, für unbegründet.

Bayern.

Würzburg. Am Sonnabend wurde vom hiesigen Schwurgericht ein 73jähriger Mann zum Tode verurthetlt, weil er seine Gattin nach 37jähriger Ehe in der rohesten Weise und ohne jede akute Veranlassung mit dem Beil erschlagen hatte.

(Ein wüthender Stier.) Ein Akt des höchsten Muthwillens und der Rohheit wird aus Frauenb erg (Oberpfalz) mitgetheilt. Am vorigen Sonntag brachten zwei Burschen einen gewaltigen Stier durch das Dorf, banden denselben außerhalb des Wtrthshauses fest und begaben sich in dasselbe zum Zechen. Nach einiger Zeit wurde der Stier von einem Bur­schen losgebunden und zur Thür der Wirths- stube geführt, in welche derselbe zum höchsten Schrecken der vielen Gäste eintrat. Zufälliger Weise waren aber auch einige große Hunde in der Zechstube, welche ein furchtbares Gebell an- ftimmten und den Stier attaquirten, worauf derselbe, fast wüthig, sich in der Wirthsstube Herumtrieb, auf Bänke und Tische sprang, 56 Personen verwundete und so ziemlich Alles ruinirte, bis er endlich wieder Hinausgetrieben wurde, nachdem die Gäste durch Thüre und Fenster geflüchtet.

Hessen.

Mainz, 29. Okt. Der Bankier Nathan von Darmstadt ist von dorten flüchtig gegan­gen, weil er in Folge von Börfen-Spekulationen eine Reihe seiner Kunden um ihr ganzes Ver­mögen betrog. Die Staatsanwaltschaft hat darauf hin eine Verhaftung des Nathan ver­fügt, worauf sich der Bankier dieser Maßregel durch die Flucht entzog. Der Telegraph war indessen rascher als der flüchtige Betrüger, denn nach einer gestern Abend auf dem hiesigen Po­lizeiamt eingelaufenen Depesche ist Nathan im Laufe des Nachmittags in Cöln verhaftet wor­den. Der Verhaftete, der ganz L la Gebrüder Sachs gearbeitet hat, wird dieser Tage nach Darmstadt zurücktransportirt werden.

Preußen.

Wie offiziös gemeldet wird, sei der Besuch des Königs von Italien in Berlin von Anfang an nicht beabsichtigt worden.

Auf Antrag des Reichs-Schatzamtes ist beim jetzigen Kassenabschlusse allen Staats­und städtischen, sowie Spar-Kaffen aufgegeben worden, festzustellen, welche Beträge nach Mark­währung in Reichsgold-, Reichsstlbermünzen und Einthalerstücken vorhanden waren. Diese Erhebung soll zur Gewinnung eines Urtheils dienen, über das Verhältntß, in welchem der Umlauf der Reichsgoldmünzen zu denjenigen der Silbermünzen steht.

Berlin. Während Kaiser Wilhelm gleich nach seiner Ankunft in Berlfn wieder vollumfanglich wieder die Regierungsarbeiten übernommen hat und seinen vielfaches Reprä­sentationspflichten genügt, hat sich der Kronprinz Friedrich Wilhelm nach Breslau begeben, um dort mit seinem 2. schlesischen Grenadier-Regi­ment Nr. 11 den Tag festlich zu begehen, an welchem er vor 25 Jahren Chef dieses Regi­ments wurde.

Der zwischen Deutschland und Spa­nien bestehende Handels- und Schifffahrts­vertrag vom 30. März 1868 wird nach erfolgter Kündigung seitens der spanischen Regierung mit dem 18. Okt. 1882 außer Kraft treten.

Als Alterspräsident wird bei Beginn der neuen Retchstagssession allem An­scheine nach der Elsässer Dollfus oder General­feldmarschall Graf Moltke zu fungiren haben. Beide sind im Jahre 1800 geboren und auf einen Abgeordneten, dessen Geburtsjahr in das vorige Jahrhundert fällt, wird kaum noch zu rechnen sein.

Die Fürstenreisen und Fürstenzusammen­künfte stehen gegenwärtig auf der Tagesordnung. Ein Gerücht besagt, daß auch König Alfonso von Spanien, welcher demnächst eine Reise nach Paris und London antritt, auch den Ber­liner Hof besuchen wolle. Vor sieben Jahren war König Alfonso schon einmal in Berlin, auf einer großen Tour nach allen bedeutenden euro­päischen Städten. Damals war er noch nicht König und hatte auch noch wenig Aussicht, auf den Thron seiner Mutter zu gelangen.

Berlin, 28. Okt. Gestern Nacht durchzog en Trupps von Antisemiten die Straßen; es kam zu erheblichen Schlägereien, ununterbrochen wurdeHepp, Hepp!" gerufen.

DieBer liner klinische Wochenschrift bringt die wichtige Frage zur Sprache, ob es sich nicht empfehle, den Verkauf von Schwefelsäure zu Wirthschaftszwecken so einzurichten oder zu be­schränken, daß sie nicht mehr als Vergiftungs­mittel dienen kann. In Berlin dient nämlich zu den häufigsten Selbstmordmitteln namentlich des weiblichen Theils der Dienstboten die Ver­giftung mit roher Schwefelsäure. Die Anwen­dung dieses fürchterlichsten Vergiftungsmittels ist eineSpecialität Berlins," und die hier alljährlich beobachtete Vergiftungszahl wird an­nähernd weder in London noch Paris erreicht. Eine viel schwächere Verdünnung der Schwefel­säure, als sie jetzt in den Handel gelassen wird, wäre vor allen Dingen zu Wirthschaftszwecken und zum Verkaufe herzustellen.

Frankfurt, 27. Okt. Der Gesundheits­zustand des Albert Sachs hat sich unter der guten Pflege, die man letzterem hier angedeihen läßt, etwas gebessert. Die Vernehmungen wäh­ren in der Regel mehrere Stunden, ohne daß sie bis jetzt ein Geständniß zu Tage gefördert hätten. Der Gefangene hält sich für keinen Betrüger, sondern für den bravsten Mann von Frankfurt. Wenn Unregelmäßigkeiten vorge­

kommen seien, so trage hieran nur sein Bruder die Schuld, er selbst wisse von nichts dergleichen.

Minden, 27. Okt. Gegen 4 Uhr Nach» mittags ist der Pulverschuppen bei Fort L in die Luft geflogen. Ein Pionier-Offizier und ein Fähndrich, welche dienstlich dort anwesend waren, wurden unter den Trümmern begraben.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 28. Okt. Das italienische Königspaar ist gestern Abend um 7V,Mhr im prächtig dekortrten Südbahnhofe eingetroffea, von dem Kaiser in Marschallsuniform mit dem Band des Anunziatenordens angethan, dem Kronprinzen Rudolf, den Erzherzogen Kaü Ludwig, Wilhelm und Albrecht Johann Sal­vator, Eugen, dem Landescommandtrendea Philippovic, dem Divisionär Jooanovic, dem Brigadier Metz, dem Statthalter Possinger, dem Bürgermeister Newald, dem Polizeipräsidenten, dem Personal der italienischen Botschaft nebst der Gräfin Robilant empfangen. Beide Monar­chen umarmten und küßten sich wiederholt. Der Kaiser reichte der Königin die Hand, küßte dis- selbe und begrüßte den König, der auch vom Kronprinzen und den Erzherzogen aufs Herz­lichste begrüßt wurde. Nach kurzer Konversation stellte der König die beiden Minister DepreM und Mancini und die Generaladjutanten vor und schritt, zur Rechten des Kaisers gehend, die Ehrenkompagnie ab. Der König trug die italienische Generalsuniform und das Großkreux des Stephansordens. Der Kaiser und die Kö­nigin fuhren im ersten Wagen, sder König und der Kronprinz im zweiten bis zur Hofburg, von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt. In dem großen Empfangssaale der Hofburg wurden die Gäste von der Kaiserin, der Kronprinzessin, den Erzherzoginnen Gisela und Marie wärmstens begrüßt. Nach gegenseitiger Vorstellung zogen sich die Suiten zurück und die Herrschaften nahmen in den Gemächern einen Souper ein. Bei der heutigen Parade zu Ehren des Königs Humbert führte der Erzherzog Johann von Toscana eine Division. Der König besuchte um 1 Uhr die Baronin Haymerle, um 2 Uhr erschienen daselbst die Kaiserin und die Königin. In den Kreisen des Ballplatzes wird auf's Ent­schiedenste in Abrede gestellt, daß während der Anwesenheit des Königs irgend welche bestimmte Abmachungen zwischen Oesterreich und Italien zu erwarten seien. Die Truppen-Revue vor dem Kaiser und dem König von Italien verlief glänzend. Die italienische Königin wohnte der­selben zu Wagen bei. Die Majestäten wurden bet ihrer Ankunft und Rückkehr enthusiastisch begrüßt.

Wien, 29. Okt. Heute fand zu Ehren des Königs von Italien eine Jagd im Himberg bei Wien statt, woran der Kronprinz Rudolf, Erzherzog Rainer, Prinz Leopold von Bayern sowie mehrere Nolabilttäten und Gesandten theilnahmen. Der Kaiser war an der Theil- nahme durch den Empfang der Delegationen verhindert.

Im Kerzen verschlossen.

Eine Novelle.

(Fortsetzung.)

»Auch der Liebe nicht, Ludmilla? Der heißen, glühendsten Liebe nicht?"

Ich darf nicht."

So lieben Sie nicht?"

Sie schwieg, aber sie seufzte.

Sie können nicht lieben, Ludmilla? Sie müssen es können. Dieses weiche Herz ?'

Vielleicht I" hauchte sie.

Er wollte wieder ihre Hände ergreifen. Er wollte sie wieder in seine Arme an sein Herz schließe«.

Die melancholische Gräfin sank auf einen Sessel und spielte wie träumend mit den Quasten desselben.

In drei Monaten sollen Sie Antwort haben," rief sie endlich schwärmerisch. Aber verlassen Sie mich jetzt, lieber Alten, denn um mich nicht zu verrathen, muß ich allein sein. Ich fühle mein Herz kaum mehr."

Der junge Mann schickte sich zum Gehen an. Glücklich, selig. Hatte er die Ant­wort, die er in drei Monaten haben sollte, nicht schon erhalten? Er durfte noch ihre Hand drücken und erhielt «inen sanften Gegendruck.

Er eilte hinaus. Fünf Minuten später flog er wieder am Parke grüßend vor­über, im stolzesten und lustigsten Galopp seines Renners.-

DaS Rollen eines Wagens nahete sich dem Schlosse. Er schoß leicht und schnell wie der Wind dahin; man hörte das spielende Schnauben der kräftigen, munteren Pferde. Es mußte eine sehr elegante Equipage sein.

Die Gräfin lag noch träumend in ihrem Sessel.

Ein Herr von nachgemacht vornehmem, aristokratischem Aeußern trat in das Zimmer, sah die Gräfin und trat auf dieselbe zu.

Der Eingetretene war schon alt. Schon an den Siebzigern, hatte die junge Gräfin zu ihrem Vater gesagt. Aber derselbe hatte ihr erwiedert: Desto eher wirft Du eine reiche, junge Wittwe.

Der Rentier war übrigens auch noch rüstig und ein stattlicher alter Herr

Die Gräfin sah und hörte ihn nicht näher kommen. Es kann manchmal ebenst» angenehm wie nützlich sein, sich überraschen zu lasten, und man konnte keine reizendere schwermüthigere junge Dame sehen, als sie, wie sie, den schönen, blonden Lockenkopf ge­senkt, in sich hinein träumte und seufzte.

So in tiefen Gedanken, meine theure Ludmilla?"

Ah, Herr von Waldheim, wir haben Sie mich erschreckt!"

Erschreckt? Freilich der alte Waldheim I"

Sie «ollen meinem wunden Herzen noch mehr wehe thun?"

Hätte ich Ihnen wirklich wehe gethan, meine liebe Ludmilla?"

Sie wissen, wie ich Sie verehre, und diesen Vorwurf?"

Verehren? Verehren?"

O gewiß, Herr von Waldheim!"

Ihr Gesicht war unter dem Eindruck der Wunden ihres Herzens und des Schre­ckens doppelt schön. Der reiche Gutsbesitzer stand in zärtlicher Anbetung ihrer Schön­heit vor ihr.

Und sie haben nur Verehrung für mich?"

Wollen Sie noch ein ehrerbietigeres Gefühl?"

Sie haben Recht, Gräfin Ludmilla, wenn ich vierzig Jahre jünger wäre . .

O, wie erkennen Sie mich! Zählt ein Herz Jahre?"

Also nicht meine Jahre halten Sie ab, meine Zuneigung zu Ihnen zu erwiedern?"

Gehört mein Herz nicht einem Andern?"

Einem Tobten."

Nein, nein, Georg kann nicht todt sein; er lebt, er muß noch leben."

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