Absturz drohenden Masse, welche, wie neueste sachkundige Berichte melden, jetzt church einen ziemlich gerade bis zum Fuß gehenden Riß vom Gebirgskörper gelöst ist. Die letzte Beob­achtung konstattrt, daß sich diese Spalte ver­größert habe und namentlich in der Mitte des Bruches Veränderungen bemerkbar seien, welche als Anzeichen eines Gesammtbruches angesehen werden. Bei dem guten Wetter war der Berg ruhig, dagegen sind auf das am 28. Sept. ein­getretene Regenwetter Nachts wieder 2 kleine Stürze erfolgt, so daß sich nicht absehen läßt, wie bald die Gefahr einer großen Ablösung wieder eintreten und welchen Umfang dieselbe annehmen wird.

Italien.

Rom, 1. Okt. In hiesigen eingewethten Kreisen versichert man, daß das Projekt einer Reise des Königs nach Wien odereiner anderen österreichischen Stadt behufs eines Besuches am österreichischen Hofe nicht zur Realisirung kommen werde.

Frankreich.

Paris, 2. Okt. Aus Konstantinopel wird die Absicht des Sultans signalisirt, den Mör­dern seines Oheims einen anderen Jnternirungs- Ort zuzuwetsen, dabegründete Anzeichen" für das Umsichgreifen einer auf die Befreiung Mid- hat's abzielenden Verschwörung bestehen sollen.

Paris, 2. Okt., Abends. In der heute von den revolutionären Comitss wegen der An­gelegenheit in Tunis abgehaltenen Privatver­sammlung wurde die Einberufung eines großen Meetings beschlossen, das beauftragt werden soll, das Ministerium in Anklagestand zu versetzen.

Rußland.

Ans Petersburg wird demBerl. Taglatt" gemeldet:Die Judenfrage scheint der russischen Regierung nachgerade etwas pein­lich zu werden. So ging gestern spät Abends den Redaktionen noch durch Cirkulair der Ober- Preß-Verwaltung der Befehl zu, sich nicht allein jeglicher Hetzartikel gegen die Juden, durch welche die locale Bevölkerung erregt werden könne, zu enthalten, sondern die Judenfrage überhaupt nicht mehr zu berühren bis die Abgesandten der Special-Commission sich an Ort und Stelle durch persönliche Anschauung über die dortige Lage der jüdischen wie der christlichen Bevöl­kerung, sowie die Stellung beider zu einander insormirt und das Resultat ihrer Beobachtung nebst Vorschlägen zur Abhilfe höheren Orts unterbreitet haben. Man hofft, dies würde in zwei Monaten geschehen sein.

Petersburg, 2. Okt. DerRegierungs- bote" veröffentlicht ein Circular des Finanz- ministers, in welchem bestimmt wird, daß vom Auslande imporlirte galvano-elektrischeBatterien, Jnductionsapparate und isolirte Drähte den­selben Regeln unterworfen sein sollen, welche für einzuführende Waffen gelten.

Bulgarien.

Sofia, 2. Oktober. Es liegt jetzt der Wortlaut der Proklamation des Fürsten Ale­xander vor, mit welcher der bulgarische Staats­rath am 26. v. M. eingesetzt wurde. Der Fürst motivirt diese Institution durch den Hin­weis auf das von der russischen Regierung im Jahre 1879 der Constituante in Tirnowo ge­machte Projekt eines Staatsrathes, welcher aber von den bulgarischen Deputirten abgelehnt wurde. Der Staatsrath wird, wie bereits te­legraphisch gemeldet, aus 8 gewählten und 4 vom Fürsten ernannten Mitgliedern bestehen; die Ersteren werden alle sechs, die Letzteren alle drei Jahre erneuert. Der Staatsrath hat alle Rechte und Pflichten einer modernen par­lamentarischen Körperschaft.

Türkei.

Konstantinopel, 4. Oktbr. Der Sultan sandte Ali Nizam Pascha nach Egypten, um die Ursachen der militärischen Demonstrationen zu ergründen. Der gleichfalls nach Egypten abgegangene Ali Fuad Bey soll an den even­tuellen Pourparlers zwischen den Repräsentanten der auswärtigen Staaten und dem Khedive theilnehmen und dem Sultan Aufschluß darüber geben, weßhalb der Khedive es bisher unterlassen habe, die Souzeränetät des Sultans durch eine Reise nach Konstantinopel anzuerkennen.

Amerika.

New - Iork, 30. Sept. (Einwanderung.) Während des Monats September langten hier 34,355 Einwanderer an, gegen 25,013 im Sep­tember vorigen Jahres. Die Gesammteinwan- derung seit Januar beziffert sich auf 344,832 Personen, gegen 252,700 in demselben Zeitraum von 1880. Unter den im September Angekom­menen befinden sich 14,000 Deutsche, 3700 Skandinavier, nahezu 1000 Dänen, 600 Fran­zosen, 6100 Engländer, 3900 Irländer, 1300 Schotten, mehr als 600 Russen und 800 Ita­liener.

Die Abnahme der Staatsschuld der Vereinigten Staaten im Monate September betrug 17,480,000 Doll.; im Staats­schätze befanden sich ultimo September 250 900 000 Dollars.

Handel «nd Verkehr.

Heilbronn, 4. Oktbr. Ledermarkt. Wegen des gestrigen israelitischen Festtages ist eine Anzahl regelmäßiger Käufer noch nicht ein­getroffen; doch ist der größere Theil der Zu­fuhren bereits jetzt begeben. Die Preise halten sich ungefähr auf dem Stande des letzten Marktes.

Stuttgart, 3. Okt. (Landesprodukten­börse.) Mitte letzter Woche hatten wir ziemlich viel Regen und erst gegen Ende etwas Sonnen­schein, welcher für die Trauben noch so wohl- thuend wäre. Das Getreidegeschäft war im Allgemeinen nicht sehr belebt, da wegen zu hoher Forderungen die Käufer zurückhaltend waren, jedoch blieben die Preise fest. Unsere heutige

Börse war trotz des israelitischen Feiertags stark besucht. Das Geschäft war im Anfang flau; jedoch wurde gegen Ende ziemlich viel umgesetzt.

Wir notiren per 100 Kilogr.:

Weizen, bayer. . 26 M. 50 bis 27 M. 50

dto. württ. . 27 M. 50 bis M.

dto. Ungar. . 27 M. bis 27 M. 25

Gerste Ungar. . 21 M. 25 bis M. Haber s. . . . 15 M. bis 16 M. 20

Mehl Nro. 1 . . 38 M. bis 39 M.

Nro. 2 . . 36 M. bis 37 M.

Nro. 3 . . 33 M. bis 34 M.

Nro. 4. . 28 M. bis 29 M.

In 12 Weinorten des Bezirks Besigheim beginnt die allgemeine Weinlese den 6. Oktober.

Erligheim, OA. Besigheim, Frühae- wächs meistens verkauft zu 120 M. pr. 350 Lr. rauh.

Stuttgart, 4. Oktbr. (Kartoffel-, Obst­und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln L 2 M. 40 Pfg. bis 3 M. 90 Pfg. per Etr. Wilhelmsplatz: 2100 Säcke Mostobst ä 5 M. Pfg. (5 M. 20 Pfg. bis 5 M. 40 Pfg. Luiken) pr. Ztr. (Hessisches Obst, Station Zuffenhausen 10 Waggons, Preis 4 M. bis 4 M. 50 Pfg.) Marktplatz: 4000 Stück Filder- kraut L 14 bis 20 M. pr. 100 Stück.

Obstverkehr vom 1.2. Oktober. Ulm: österreichisches Obst 3,804 40 M. pr. Etr. (22 Wagenladungen), österr. -Bratbirnen 6 M.; Tafelobst 6-8 M. Balingen: Süße Aepfel 46 M.; Mostäpfel 78 M. (bedeutende Zufuhr); Mostbiruen 911 M.; Bratbirnen 1213 M. px. Sack. Nagold: Städt. Allmandobst 1513 M. 50 Pfg. Bottwarthal: Reicher Obst ertrag. Luiken 44,50 M. Domäne Manzell: Am 8. d. Mts. kommm ca. 6700 Sri. Mostobst,. 100 Sri. Tafelobst und 2030 Sri. Nässe zum Verkauf.

Hopfenmarkt vom 1.3. Oktober Nagold: Eine Partie zu 93 M.; Emmingen 75-100 M. Wald darf: 85100 M.; Unterjertingen 100 bis 110 M. Vom Taubergrund: 80-115 M. (fast Alles verkauft). Wachendorf: v. Ow'sches Rent­amt dritter Verkauf 132 M. Schwezingen (Baden): bis zu 135 M. (Vorrath gegen 800 Etr.). Reutlingen: Preise bis zu 105 M., steigende Tendenz.

Gechingen,' 1. Okt. (Hopfen.) Ra­scher Verkauf zu 115 bis 130 M. per Ztr.

hingen, OA. Herrenberg, 1. Okt. (Hopfen.) Mehrere Käufe abgeschlossen zu 115-120 M. nebst Trinkgeld.

Tübingen, 3. Oktbr. Letzten Samstag kamen ca. 100 Ballen Hopfen mit über 3000 Pfd. zur Waage. Der Preis bewegte sich wie bisher von 85 bis 105 Mark pr. Etr., ist aber jetzt im Steigen.

Auflösung des Räthsels in Nr. 117: Armbrust.

Bewußtlos näherte sich Duna dem Tische und zog den Stuhl fort, während der Räuber mit beiden Händen den Strick festhielt, den er fast bis zum Ellenbogen um einen Arm geschlungen hatte, um sich, mit seiner ganzen Körperschwere daran hängend, von der Stärke des Strickes zu überzeugen.

Schiebe den Tisch an die Seite!"

Duna that es.

Gut, der Strick ist herrlich, er würde noch mehr tragen, als Dich Dich und mich zusammen."

Hier ließ er den Strick fahren und wollte auf den Fußboden hinabspringen; wahrscheinlich beabsichtigte er, das arme Mädchen durch einen kühnen und gefährlichen Sprung in Erstaunen zu setzen; aber die für sie bestimmte Schlinge zog sich, den Arm hinaufgleitend, am Faustknöchel fest zusammen. Duna's Henker hatte sich in der That an der Hand aufgehängt.

Den heftigsten Schmerz fühlend, wollte er das Mädchen das Verhängnißvolle seiner Lage noch nicht merken lassen, damit es nicht, dieselbe benutzend, davonliefe. Er suchte die linke Hand bis zu der gefangenen Faust zu führen, aber die Schwere des schief herunterhängend en Rumpfes verhinderte ihn, die Schultern in gleiche Richtung zu bringen.

Plötzlich fing er an, sich in der Luft wie unsinnig umher zu drehen und zu schleudern, hoffend der Strick werde reißen: doch vergebens! Hätte er nur wenigstens das Messer im Stiefel gehabt, so konnte er den Strick, oder im schlimmsten Falle seine Faust durchschneiden und sich durch die Flucht retten; unglücklicherweise 'aber steckte bas Messer im Balken: wie sollte er zu ihm gelangen?

Er dachte sich noch ein Mittel aus, ein verzweifeltes, das letzte: er nahm alle seine Kräfte zusammen, um beim Umherschaukeln mit einem gewaltigen Sprunge das Messer zu erreichen. Aber es mißglückte.

Die Schwere des kräftigen, nur an einer Faust in der Luft schwebenden Rumpfes, die gewaltsame Bewegung, der Druck des fest zusammengeschnürten Knotens, wurden dem Bösewicht zur wahren Tortur, die Knochen fuhren aus den Gelenken und knackten;

unter dem Strick, der dieHaut abgeriebenhatte, quoll Blut heraus und lief sin die Aermel des Mantels hinunter, wogegen das Blut im Jmrern aus Armen und Brust mit Heftig­keit dem Kopf zuströmte. Jeden Augenblick schien es, als wollte die Faust sich losreißen. Schon wünschte er, daß es geschehen möchte, die Besorgniß, baß die Hausleute bald zu­rückkehren könnten, die Furcht, in dieser Lage gefangen zu werden, Ungeduld, Aerger, das Gedächtniß seiner Missethaten, der verwirkten Strafe, sei» ganzes verbrecherisches Leben: Alles stellte sich in seiner verwirrten Einbildungskraft dar, wogte in ihm und krachte seine schwarze Seele zur Verzweiflung. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn, seiner Tigernatur ungeachtet entfuhr endlich der eisernen Brust ein klagender Schmerzenston.

Duna, in ihrer Erstarrung und vertieft in Todesgedanken, hatte bisher dem ganzen Vorgänge gleichgiltig zugesehen. Lang« begriff sie gar nicht, was der Räuber machte, und versuchte nicht einmal, cs sich zu erklären. Sie starü» zwar noch aufrecht da, lebte aber schon nicht mehr. Doch der unwillkürliche Klagelaut des Mörders weckte sie aus ihrer Bewußtlosigkeit.

Wie halb im Traum sah sie ihn bluten, Blut auf dem Fußboden, sie erblickte einen schrecklich aufgesperrten Mund mit schiefen großen Zähnen, rothe, aus ihren Höh­len getretene Augen; sie las seine Qual in dem stieren, verzogenen Gesicht und er­riech endlich, was sich zugetragen hatte. Hoffnung belebte sie und schon begann sie an ihre Rettung zu denken.

Awdotja! rücke dm Tisch näher!' rief der Räuber mit verändertem, jedoch noch immer rauhem, gebietendem Tone, der st« wieder erschreckte und zu blindem Gehorsam nöthigte.

Noch einmal verlor sie die Geistesgegenwart und drehte ihm die Ecke des Tisches zu. Der Bösewicht erreichte ihn mit den Zehen des einen Fußes und richtete sich um einige Linien in die Höhe: es war für ihn eia Augenblick himmlischen Genusses, noch nie in seinem ganzen Leben war er sich eines solchen bewußt geworden.

(Schluß folgt.)