armen Fischers, die sich durch Betteln habe ernähren müssen und die der große Volkstribun, der über Millionen verfügt, ihrem Elend überlasse« habe.
England.
London. Die Nachrichten aus dem Transvaallande lauten neuerdings für die Engländer sehr beunruhigend, obwohl von englischer Seite eifrige Bemühungen angestellt verden, um die dortige Lage zu verschleiern. Der „Volksraad", die transvaalische Volksvertretung, der seit einigen Tagen versammelt ist, i zeigt eine dem mit den Engländern abgeschlossenen Vertrage sehr ungünstige Stimmung, die mit einiger Sicherheit darauf schließen läßt, daß der Vertrag ab gelehnt werde. Infolgedessen hat die englische Regierung die Einschiffung der zum Rücktransporte vereinigten Truppen unterbrechen lassen, da in jedem Augenblicke der Ausbruch eines neuen Krieges mit den Boers ! zu befürchten ist, falls die Volksvertretung in der That den Engländern durch Verwerfung des Vertrages den Fehdehandschuh hinwerfen sollte.
Rußland.
j Petersburg. Dem humanen Sinne des
> Czaren würde es alle Ehre machen, wenn sich l das in russischen Blättern aufgetauchte Gerücht ! bewahrheiten sollte, daß auf seinen Befehl nicht
weniger als siebzehn kaiserliche Schlösser, welche ^ sich an verschiedenen Orten Rußlands befinden, zu Wohlthätigkcits- oder Erziehungs-Anstalten i umgewandelt werden. Darunter sollen sich das Schloß Livadia in der Krim und das Belvedere in Warschau befinden.
! Die russischenLocomotivführer auf der
! Orel-Witebsker-Eisenbahn haben seit einen! hal- ! ben Jahre die strenge Weisung, auf 5 Strecken recht langsam und vorsichtig zu fahren, weil die Schwellen verfault sind. Ist das nicht echt ^ ruffisch? Man droht ihnen, aber die faulen , Schwellen ersetzt man nicht.
Türkei.
s Der „Diritto" veröffentlicht eine Korrespon
denz aus Tripolis, welche meldet, daß der ' -Gouverneuer Nazis-Pascha von den Einwohnern ter Stadt eine Zwangsanleihe von 100000 Francs erhob. Den Dörfern steht Gleiches
> bevor, um die Garnison, welche von 3000 auf 30 000 Mann gebracht wurde, zu erhalten; Krupp'sche Kanonen sollen eingetroffen sein. Genietruppen bauen fleißig an der Befestigung der Stadt Luara, hart an der tunesischen Grenze. Aus welchen Ursachen diese Rüstungen hervorgehen, wissen wir nicht. Jedenfalls beweist die Verfügung einer Zwangsanleihe, daß der Großtürke m großer Gelduorh ist. Daher wird er es besonders schmerzlich empfinden, daß Rußland gerade jetzt auf Bereinigung der im Friedensvertrage von 1878 ihm zugesprochenenKriegs- kosten-Entschädigung besteht. Der Sultan soll also berappen. Aber woher nehmen und nicht
i stehlen?
Handel «nd Verkehr.
Stultgart, 1. Oktbr. (Kartoffel-, Obstund Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 1200 Säcke Kartoffeln L 2 M. 60 Pfg. bis 3 M. — Pfg. per Ctr. Wilhelmsplatz: 2000 Säcke Mostobst L 4 M. 80 Pfg. (5 M. bis 5 M. 30>Pfg. Luiken) pr. Ztr. Marktplatz: 5000 Stück Filderkraut ä 14 bis 20 M. Pr. 100 Stück.
Heilbronn, 22. Sept. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Heute stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 3 M. 50 Pfg. bis 5 M. 50 Pf., Birnen 4 M. 50 Pfg. sbis 5 M. — Pfg. per Ctr., gebrochenes Obst 6 M. bis 7 M. per Ctr., das Simri 2 M. Bet Kartoffeln, gelben 2 M. 10 Pf. bis 2 M. 50 Pfg., Wurstkartoffeln 2 M. 60 Pfg. bis 2 M.70 Pfg. per Ztr.
Nürnberg, 30. Sept. Verkehr sehr lebhaft. Württemberger prima 135, mittel 110 —118 M.
Langenau, 30. Septbr. Der heutige Farrenmarkt war wie gewöhnlich stark besucht. Ueber 90 junge Farren und Farren- kälber waren vorhanden und boten den vielen Kaufslustigen reiche Auswahl dar. Der Verkauf gieng gut und über dreißig Stücke wurden abgesetzt. Preise mäßig. Auch der allgemeine Viehmarkt zeigte bei starker Zufuhr lebhaften Verkehr, doch machte sich die Futterklemme bereits geftend^
Vermischtes.
Ueber die beispiellose Hitze in Amerika, welche jetzt dem Regen gewichen ist, erfährt man nachträglich noch interessante Einzelheiten. Auf einem ungeheuren Flächenraum zeigte das Thermometer beständig 100 G. F. (37„° C.). Die ausgedehnten Waldbrände im Staate Michigan waren eine natürliche Folge der Hitze, welche ganze Grafschaften heimsucht?, und in mehreren Orten verbrannten ganze Familien. Diese Hitze war von eigen- thümlichen Erscheinungen begleitet. In Massachusetts trat eines Tages um Mittag Finsterniß ein, ohne daß Wolken am Himmel gewesen wären. Man konnte weder sehen noch lesen und alle Schulen und Läden waren geschlossen. Das Gras nahm eine bläuliche Färbung an und die Gesichter der Menschen erschienen safrangelb. An einigen Orten brannte das Gas blau, an andern war die Flamme weiß; die Sonne an dem wolkenlosen Himmel warf keinen Schalten und man hätte sie beinahe für den Mond halten können, wenn er um Vormittag über dem Horizont steht. In Toronto glich der Himmel einem großen orangefarbigen Dom. Die Milleriten, eine Sekte, welche an die baldige Erscheinung Christi glaubt, zogen ihre Himmelfahrtskleider an, welche sie schon seit einigen Jahren für den jüngsten Tag vorbereitet hatten.
(Liebkosungswörter.) Der Neugrieche sagt: „Mein himmlisches Gänschen, mein perlenes Mädchen, mein goldenes Mädchen." Der
Norweger hingegen sagt: „Mein Fettgrübchen, mein Dickwürstchen, mein Nüdelchen."
(Das größte Wunder derFaßbtu- derkunst) hat London aufzuwetsen; uemlich ein Porterlagerfaß in der Brauerei von Barclay und Perkins, das nicht weniger ccks 108000 Gallonen (432 000 Kannen) hält, also mehr denn doppelt soviel als das Heidelberger Faß.
(Ein Franzose), per in einem Privathause einer deutschen Stadt logirte, wo niemand französisch verstand, wollte einmal, als er beim Mittagessen sich an der Suppe ein wenig den Mund verbrannt^ zu verstehen geben, daß die Suppe sehr heiß sei. Er wußte sich nicht auszudrücken und sagte endlich: „Ah, das ist viel Sommer in das Supp'!"
(Immerwährend er Braut- und Ehestands-Kalender.) Ritterwochen. (Erste ritterliche Anwerbung.) — Gitterwocheu. (Die Geliebte wird von ihren Verwandten eingesperrt.) — Zitterwochen. (Obs etwas wird?) — Flitterwochen. (In cknlci juffilo.) —Splitterwochen. (Man steht die Splitter im Auge des Andern.) — Bitterwochen. (Wird öfter unangenehm.) — Gew-itterwochen. (Offener Kampf.)
Der Wandersmann.
Ich eile, wenn die Schwalbe kehrt.
Wenn Frühlingsduft mich lind umweht. Wenn Maienblumen, Lilien blüh'a.
Der Gärten Pracht ersteht. —
Ich eile fort vom Heimaihsort,
Durch Dörfer, Städte, Länderei'n,
Wohin der flüchtige Fuß mich trägt, Jedweges kehr' ich ein.
Viel schöne Blumen blüh'n am Weg,
So Rose, so Vergißmeinnicht, —
Ein jeder frohe Wandersmann Keck ihrer eine bricht.
Die Blumen find der Frauen Bild, —
Ich steh' von fern und sehe zu,
Wohl ihrer manche raubte mir Des Heizens süße Ruh'.
Doch endigt bald die Herrlichkeit,
War sie auch noch so schön, so groß.
Und welke Blätter weben mir Hernieder in den Schoß.
Vergangen ist des Sommers Pracht,
Die Blumen starben alle hin.
Und in die Heimath kehre ich Zurück mit leichtem Sinn.
Zweisilbiges Räthsel.
Jeder hat die erste,
Keiner mag sie sein.
Deine Luft und Schmerzen Schließt die zweite ein.
Ueber Flur und Auen Ziehn mit frohem Sinn Kühne Knabenschaareu Mit dem Ganzen hin.
Auflösung folgt in nächster Nummer.
»»ließ die Stadt und gieng mit einem Herzen voll freudiger Hoffnung zu seiner Duna. Er gieng nicht, er flog, flog wie ein Pfeil. Aber, o weh ! unterwegs war ein Branntweinladen, wie es deren in allen Straßen gibt. Er wollte vorbei fliegen; im Brannt
er sich sogleich daran machte, den Sekretär zu öffnen, am ganzen Körper zitternd, mitten im Zimmer.
.Nun, wie ist es? Sprich dreist, Awdotjal Kannst Dich
Duna stand wie angezaubers entschließen? — Das
weiniaden jedoch befanden sich seine Bekannte, seine Herzensfreunde. Er hielt einen Augenblick bei ihnen an, nur einen Augenblick — und betrank sich mit ihnen. Es war Mer der denkwürdigsten Siege der Freundschaft über die Liebe.
Unterdessen hatte der Unhold sein sechstes Glas Branntwein ausgeleert. Beim siebenten wurde er nachdenkend, zog die Brauen zusammen und biß sich in die Lippen, «ls quäle ihn ein innerlicher Schmerz. Plötzlich sprang er vom Stuhle auf und stieß, ohne daß er es wollte, seine Nachbarin dergestalt, daß sie ihm fast zwischen die Füße gestürzt wäre. Unruhig sah er sich nach allen Seiten um, nahm darauf die Flasche mit Branntwein, Brot und ein Stück Fleisch vom Tische, steckte Alles in die grundlose Tasche seines Mantels und sagte:
»Ich danke für Brot und Salz, für die Bewirthung. — Gawrila Michailowitsch rerwahrt sein Geld in diesem Sekretär, nicht wahr ? — Nun, so sprich doch! Du siehst ich bin nicht so böse, wie Du, mein Herzchen, anfänglich glaubtest. Ich liebe Dich sehr i — Sprich nur, wie Du am liebsten sterben möchtest. Soll ich Dir den Kopf abschnei- dm, he? — oder willst Du, daß ich Dich aufhänge, hier an diesen Balken etwa? — Sprich dreist, meine liebenswürdige Duna!"
„Welche Freude haben Sie daran, mich auf eine so gräßliche Weise zu ängstigen ?" entgegnet- Duna, nicht daran glaubend, daß der häßliche Spaßmacher mit der rothen Nase es ernstlich meinen könnte.
verdammte Schloß! — Ich warte auf Ihre Antwort, meine Gnädige — Lange ist mir ein solch' starkes Schloß nicht vorgekommen! Wirst Du sprechen oder nicht?" — Krachend sprang der Sekretär auf. — »Ah! was sind da für herrliche Sachen! Banknoten
— und Dukaten — und Uhren! Sie gehen nicht, wahrscheinlich verdorben — «in Ring
— den brauch' ich nicht; aber diesen Diamant nehme ich. Sind das alle Sportelschätze?"
Dergestalt mit sich selbst und mit Duna sich unterhaltend, steckte er die gefundenen Gelder und Kostbarkeiten in die Tasche »nd wandte sich dann zu dem halbtodten Mädchen:
.Jetzt bitte ich mir Ihren Entschluß ans, meine Gnädige, verlieren Sie keine Zeit und sprechen Sie: welchen Todes wollen Sie sterben?"
„Aber sagen Sie mir, mein Herr, schämen Sie sich nicht? Diese Scherze sind wahrhaftig schlecht angebracht!"
»Ich scherze gar nicht, mein Liebchen."
.Was that ich Ihnen denn? Sir nahmen Alles, was Sie wollten, ich hinderte Sie nicht —"
„Das ist richtig; aber siehst Du, ich mag keine Augenzeugen hinterlassen, ich schaffe sie mir auf alle Weise vom Halse. Bei Anderen mache ich kein« Umstände; da Sie aber, meine Gnädige, so liebenswürdig, so höflich sind, überlaffe ich Ihnen die Wahl Ihrer Tobesart. Ich liebe die Höflichkeit, ich bin auch in Petersburg erzogen."
(Forschung folgt.)
.Warum antwortest Du nicht ?" fragte er, unausgesetzt den Sekretär und dessen Schloß untersuchend. .Ich möchte wissen, ob Du lieber gehängt sein willst, oder — O! Gaw- rila Michailowitsch verschließt sein Geld hinter zwei Schlössern? — Warte, wir haben Ichon ganz andere loSgekriegt."
Indem er dies sagte, zog er aus der Tasche ein eisernes Instrument, mit dem
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Lrsefrüchte.
Ein gut Gewissen ist täglich Wohlleben.
Liebe pflanzt Licke.