zu sein, so daß die Besetzung des Gebäudes durch Gensdarmen erfolgen mußte. Das Defizit beläuft sich angeblich auf mehr als zwei Millionen.
Frankreich.
(In Paris) wetteten kürzlich vier ältliche Damen, zehn Partien Whist durchzuspielen, ohne ein Wort zu sprechen. Obgleich das Spiel vier Stunden währte, so gab doch keine einen Laut von sich. Doch nach beendigtem Spiel wurden drei von der Anstrengung des Schweigens — ohnmächtig.
Verdun. In der Nähe von Verdun ist der Blitz in eine auf dem Marsche befindliche Kompanie gefahren und hat vier Mann getroffen; einer blieb sogleich todt.
Bulgarien.
Sofia, 28. Sept. Der Erzbischof verlas heute Vormittag von der Kanzel ein Manifest des Fürsten, wonach ein Staatsrath eingesetzt wird, der aus 8 gewählten, 4 vom Fürsten ernannten und 3 rechtskundigen Mitgliedern besteht.
Amerika.
New-Jork. Die schnellste Fahrt über den Ozean, die je von einem Dampfer gemacht wurde, leistete das Postdampfschiff des Norddeutschen Lloyd „Elbe" auf der Reise von Bremerhaven nach New-Aork. Das Schiff brauchte 8 Tage 4 Stunden 25 Minuten.
Handel «nd Verkehr.
Stultgart, 27. Sept. (Kartoffel-, Obstund Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln L 2 M. 70 Pfg. bis 3 M. 20 Pfg. per Ctr. Wilhelmsplatz: 1500 Säcke Mostobst L 4 M. 80 Pfg. (5 M. bis 5 M. 30 Pfg. Luiken) pr. Ztr. Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut L 15 bis 22 M. Pr. 100 Stück.
Heilbronn, 22. Sept. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Heute stellten sich die Preise beim Obst auf 3 M. 70 Pfg. bis 5 M. — Pf. Birnen 5 M. 50 Pfg. per Ctr., gebrochenes Obst 2 M. bis '2 M. 20 Pfg. das Simri, 6 M. per Ztr. Bei Kartoffeln, gelben 2 M. 20 Pf. bis 2 M. 50 Pfg.,Wurstkartoffeln2 M. 65 Pfg. bis 2 M. 70 Pfg. per Ztr.
Aalen, 27. Septbr. Bei dem heutigen Vieh markt entwickelte sich allmälig reger Verkehr. Wie immer, so auch diesesmal war Fettvieh sehr gesucht und gut bezahlt; 1 Paar Ochsen bis 40 Karolin, Kühe bis zu 300 M., Kalbeln und Stiere bis zu 200 M. Es waren viele Händler am Platz und deßhalb das Geschäft ein belebtes.
Korb, 26. Sept. Einige Käufe zu 140 M. per 3 Hectol. abgeschlossen. — Besigheim, 25. Sept. Erstes Frühgewächs (schwarz Riesling) per Eimer zu 170 M. — Dürrenzimmern, 26. Sept. Portugieser 60 M. Pro Hektoliter in vorzüglicher Qualität.
Stockhcim, 28. Septbr. Frühgewächs verkauft zu 47 M. pro Hektol. Noch Vorrath.
Dürrenzimmern 40 M. pro Hektol.
Cleebronn 33Vz M. pro Hektol.
Bracke «heim, 28. Sept. Mostobst: Preis per Ztr. 4 bis 5 M. Hopfen: ä, 80 bis 100 M. verkauft.
DWk" Wir weisen darauf hin, daß die kurz bemessene Frist, in welcher ausländische Loose abgabenfrei abgestempelt werden, vom 1. bis 3. Oktober d. I-, also nur drei bezw. zwei Tage dauert, da der 2. Oktober ein Sonntag ist. Bekanntlich muß dabei uachgewtesen werden, daß die betr. Loose vor dem 1 Okt. d. I. in das Bundesgebiet eingeführt worden sind. Für die Abstempelung ist nicht das Ka- meralamt, sondern das Hauptzollamt zuständig. Altenftaig. Tchranuen-Zettel vom 28. Sept.
Alter Dinkel ...-9 —-
Neuer Dinkel . . .- 10 50 -
Haber. 8 —-
Bohnen. . . . .-10—-
Weizen.- — 12 20-
Roggen. 10 50 -
Linsen-Gerste ...- 8 50 -
Roggen-Waizen . .-12—-
Altenstaig. Viktualienpreise am 28. Septbr.
Vs Kilo Butter.80 Pfg.
2 Eier.11 u. 12 Pfg.
Vermischtes.
(DemSultan Abdul Hamid)wurde neulich die Gattin eines Gesandten an seinem Hofe vorgestellt. Die Dame war sehr liebenswürdig, und der Sultan unterhielt sich einige Zeit mit ihr. Im Laufe des Gesprächs wandte sie sich höchst naiv mit der Frage an ihn, wamm die Gesetze der Religion den Türken erlaubten, mehrere Frauen zu nehmen. Der Sultan küßle der Dame die Hand und antwortete sehr galant: „Um bei .mehreren die Eigenschaften zu finden, die Sie vereint besitzen."
(Durch Heuschrecken verjagt.) Wie man aus Konstantinopel berichtet, haben sich 2000 Familien in Angora infolge der von den Heuschrecken angerichteten Verwüstungen gezwungen gesehen, nach Bruffa auszuwandern. Die gesammte diesjährige Ernte ist in jener Gegend von den Heuschrecken total vernichtet worden, und die ausgewanderte Bevölkerung, die muselmännische sowohl wie die christliche, wäre dem Hungertode ausgesetzt gewesen.
(Verschiedenheit.) An einem heißen Tage traten fünf Bürger und ein Student in demselben Augenblick in das Zimmer eines Gasthauses ein. „Herr Wirth", sagte der eine Bürger, „bringen Sie uns gefälligst eine Flasche Wein und fünf Gläser!" — „Und mir," rief der Student, „bringen Sie fünf Flaschen Wein und ein Glas!"
Spatzen. Eine norddeutsche Dame beklagt sich bei ihrem schwäbischen Nachbar, sie möge ihren Leuten zum Essen vorstellen was sie wolle, so seien sie nicht zufrieden. „Kochen Sie den Leuten recht Spatzen", erwiederte der Schwabe. Dame: „ja wer soll mir denn aber die häßlichen Dinger alle fangen?"
Kirchendach und von da derart zu Boden, daß er bewußtlos ins Krankenhaus getragen werden wußte. Aeußerlich ist er zwar unverletzt, sein Zustand jedoch bedenklich. — In Gemmrig» heim stürzte beim Obsternten die 61jährige Ehefrau des Friedrich Scholl von einem Birnbaum und blieb augenblicklich todt.
Baden.
Baden. Staatsminister v. Turban veröffentlicht höchstem Aufträge gemäß ein Handschreiben des Großherzogs, in welchem er und die Großherzogin sich bedanken für die vielen Zeichen der Liebe und Theilnahme, welche ihnen bei Anlaß der silbernen Hochzeit und der Vermählung der Prinzessin Viktoria mit dem Kronprinzen von Schweden in so reichem Maße betätigt wurden. — Die Klagen über die schwache Betheiligung bei der Wahl der Wahlmänner werden wiederholt; so stimmte z. B. in der Stadt Heidelberg kaum Vo der Berechtigten.
Sulzfeld i. B., 26. Septbr. In der Nacht auf den 26. d. wurde bei einem hiesigen Bürger eingebrochen, ein Aufsatz eines Pultes in den Stall geschleppt, daselbst gewaltsam geöffnet und 300 M. daraus gestohlen, Quittungen, Kaufbriefe u. dergl. Papiere zerrissen, die Kleidungsstücke aus einem Schranke umhergestreut und die übrigen Möbel des Zimmers verstellt. Der Bestohlene war mit seiner Familie gelegentlich der hiesigen Kirchweihe im Wirthshaus und nicht wenig überrascht als er nach Haus kam. Man hat wohl Verdacht auf eine im Hause bekannte Persönlichkeit, kann aber bis jetzt nichts beweisen.
Bayern.
Die neue baierische Kammer wird sich vor die Aufgabe gestellt sehen, ein nicht unerhebliches Defizit im Staatshaushalte decken zu müssen, einige Blätter reden sogar von einer Erhöhung der Steuern um 20 Procent, was vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist, aber eine Steuercrhöhung steht dem Lande jedenfalls bevor. Von allen Seiten ruft man dem Finanz- Minister zu: Sparen! Sparen!
Dieser Tage kam ein Mann von auswärts in ein Nürnberger Bankgeschäft mit dem Ersuchen, nachzusehen, ob mehrere mitgebrachte Loose nicht gezogen worden seien. Beim Nach- schlagen fand sich nun, daß eines dieser Loose ein Pappenheimer 7 fl.-Loos) bereits im Jahre 1874 — also vor 7 Jahren — mit einem Hauptgewinn von 10 000 fl. herausgekommen ist. Der dem glücklichen Gewinner erwachsene Zinsverlust ist nicht unbedeutend.
Preußen.
Aus Luxemburg trifft die Nachricht von dem Zusammenbruch eines großen Geld- Instituts, der „Luxemburgischen Nationalbank" ein, der Montag Vormittag erfolgt ist. Der Andrang der niederen Bevölkerung, in deren Händen sich die Noten der Bank kleineren Betrages zumeist befinden, scheint nach der telegraphischen Meldung ein verzweifelter gewesen
„Aber wer sind Sie? — Es ist sehr unanständig, so ohne alle Bekanntschaft mit einem Mädchen zu spaßen und ihm zur Last zu fallen.'
„Bekannte besuche ich nie," erwiederte er kaltblütig und mit veränderten Gesichtszügen. Dabei sprach er diese Worte mit einer so tiefen, heiseren Stimme aus, daß sie dem armen Mädchen durch Mark und Bein drangen.
Dnna galt überall für ein mnthiges Mädchen, so leicht war sie nicht zu besiegen; sie hatte schon manchem unberufenen Spaßmacher die Schärfe ihrer Nägel dermaßen fühlen lassen, daß ihm die Lust zum Wiederkommen vergangen war. Aber freilich ein so furchtsamer Springinsfeld und ein unrasirter Landstreicher, breitschultrig und häßlich, in einem Friesmantel, mit rothem Knebelbart und violetter Nase — das ist ein gewalti- siger Unterschied. Der hätte eine Amazone in Schrecken gesetzt. Dnna fing an zu weinen.
„Weine nicht, Herzchen. Ich werde Dir nichts zu Leide thun." sagte Jener in in milderem Tone, sich ihr nähernd.
Dieser mildere Ton erschreckte sie noch mehr und unwillkürlich streckte sie ihm ihre Arme entgegen, uni ihn von sich abzuhalten.
„Ich frage: wer Sie sind?" schrie sie endlich ans Verzweiflung, jedoch mit einer Herzhaftigkeit, mit einem Feuer, das allmählich unter den hervorstürzenden Thränen erlosch. „Sie sollen mir auf der Stelle sagen, wer Sie sind!"
„Wer ich bin?"
„Ja, wer Sie sind, Ihren Namen, Ihren Stand."
„Ich bin ein Dieb."
„Ein Dieb!" wiederholte sie mit Entsetzen und ward weiß wie Schnee.
„Ich heiße Dieb und bin meines Standes ein Räuber," sagte er lächelnd und blickte ihr zärtlich ins Auge; dies Lächeln war aber das Grinsen eines Teufels. Dnna entsetzte sich und ein kalter Schauer durchzog ihre Glieder; da sie aber sah, daß er sich über ihre Angst nur lustig machte, nahm sie sich so viel wie möglich zusammen und^rief schnell, wiewohl mit noch bebender Stimme aus:
„Ein Räuber? — Pfui, welch' häßlicher Stand!"
„Jeder hat seinen Berns. Früher hatte ich einen anderen, jetzt aber bin ich
-Hör' einmal, schönes Mädchen, gieb mir etwas zu essen, ich habe schon seit drei
Lagen nichts in den Mund genommen. Wir wollen zusammen frühstücken und dann — —'
Mit einer raschen Bewegung umschlang er ihren Nacken und wollte ihren Mund küssen. Der Anblick des stachlichten Kinn- und furchtbaren Knebelbartes, der rothen, widerlichen Nase, die schon beinahe ihre Wange berührte, versetzte sie in Zorn, und mit der Kraft,
die uns in dem Augenblicke der größten Gefahr zu Helden macht, stieß sie den Ver
wegenen zurück.
„Erlauben Sie, mein Herr Räuber, das geht nicht! Ich bitte, mich nicht umsonst zu erschrecken, ich weiß, weshalb Sie hergekommen find."
„Du weißt es? — Nun weshalb denn?"
„Das weiß ich recht gut; aber bas erlauben Sie mir. Ihnen zu sagen, daß es
sehr unartig ist, — ich werde Sie verklagen. Auf der Stelle geben Sie mir den
Schlüssel und machen Sie, daß Sie fortkommen!"
„Ein Frühstück!" rief mit barschem Tone der Unbekannte.
„Ich habe kein Frühstück!" erwiederte Duna, „im ganzen Hause gibts nichts zu essen. Frühstücken Sie, wenn Sie wollen, in der Schänke. Sie riechen ohnehin schon nach Branntwein und haben jedenfalls schon gefrühstückt."
„Was kein Essen?" brüllte der Andere, runzelte die Stirn, warf einen durchbohrenden Blick auf das Mächen und griff mit der rechten Hand an den Stiefel.
„Siehst Du?" — Und er zeigte ihr ein breites Messer mit kleinen schwarzen Streifen, Spuren unlängst vergossenen Blutes, das er irgendwo in der Eile am Grase abgewischt hatte. „Siehst Du, daß ich nicht Lust habe, mit Dir zu spassen?"
Dnna erstarrte. Er versteinerte sie mit seinem Natterblick, mit dem er sie absichtlich mit aller Kraft anstierte.
(Forschung folgt.)