Henry Latham, Advokat aus London. Er hatte mit Führern den Eiger und das Wetter­horn erstiegen und wollte nunmehr nach Zer­matt (Wallis) aufbrechcn. Den schönen Sonn­tagmorgen benutzend, brach er ohne Führer nach der 2210 Meter hohenBurg" auf. Er schlug nicht den gewöhnlichen, ziemlich gefahr­losen Weg ein, sondern erkletterte die Höhe von Süden. Hier wollte er auch wieder absteigen, als ihn das Schicksal erreichte; er glitschte im frischgefallencn Schnee aus und irat eine Lawine los, mit welcher er in die Tiefe stürzte. Gräß­lich zerschmettert fanden ihn die ausgesandten Führer imMittelläger."

Bern, 14. Sept. Der Gemeinderath von Bern beschloß, den Regierungsrath um Erlaß eines Verbotes des internationalen So­zialistenkongresses zu ersuchen.

E l m, 14. Sepr. Ein gänzlich zerrissenes Felshorn, das, wenn cs zusammen losbricht, den Rest des Dorfes verschütten müßte, hängt oben am Berge. Bisher wurden 121 Todte konstatirt. Verschüttet sind 22 Häuser und 50 Ställe. Die foridauernd günstige Witterung vermindert die Gefahr weiterer Einstürze. Eine ergreifende Szene war der Trauergottes­dienst und die Bestattung der aufgefundenen Leichen und Körpertheile. Unter dem Geläute der Glocken des noch stehenden Kirchleins wur­den nach einander 11 große Särge und 3 Kin­dersärge aus dem Gotieshaus getragen und in zwei Gräber gesenkt. Auf dem Friedhof sprach Pfarrer Moor von Elm ein Gebet, worauf sich die Versammlung auf eine gegenüber liegende Wiese begab. Hier hielt der gen. Geistliche seine tröstende Predigt auf Grund des Textes,

Jesaias:Denn es werden wohl die Berge weichen und die Hügel hinfallen: aber meine Gnade soll nicht von dir weichen und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarme.." Die Theilnehmerzahl belief sich auf 200 Bürger von Elm und Mail.

Der Pfarrer von letzterem Ort, Leuzinger, war auch zum Gottesdienst erschienen. Er- schütiernd war das Wehklagen der Frauen und auch die Männer konnten sich der Thränen nicht enthalten. Die ganze Nacht und während der Feierlichkeit heute Morgen 9 Uhr rollte Gestein und Schutt mit unheimlichem Getöse den Ab­hang hinunter. Der gleich nach der Katastrophe lebend gefundene Mann ist der älteste der Ge­meinde, 92 Jahre alt. Er ist nur leicht ver­wundet.

Italien.

Rom. Vor mehreren Wochen schon tauchte in liberalen Zeitungen die Nachricht auf, daß der Papst Rom zu verlassen beabsichtige.

Die Meldung wurde damals von den klerikalen Blättern als unrichtig bezeichnet, wird aber gegenwärtig gerade von diesen wieder ausge­nommen und werden noch Einzelheiten hinzu- gcfügl. So heißt es, daß der päpstliche Hof keinesfalls nach der Insel Malta, sondern nach Frankreich übersiedcln würde.

Dir, denn die Vorsehung, die uns bisher so wunderbar geführt, wird auch ferner über mein Leben wache», weilt es Dir und unserem theuren Vaterlande gehört."

Der venetianifche Gesandte war indeß jetzt bemüht, die Abreise Franzesco's noch »m einige Tage zu verzögern; er sagte, er erwarte von der Republik täglich ein Schrei­en, welches Jener mitnehmen solle und das ihm von großem Nutzen sein würde. Ungern willigte Cesari in die Zögerung. Endlich war das Schreiben der venetianischen Regie­rung angekommen und Franzesco schiffte sich nach Egypten ein.

» »

*

Die Hauptstadt Kairo, ganz im Norden Aegyptens gelegen, ist bei günstigem Winde von der nördlich gelegenen Insel Cypern in wenigen Tagen zu erreichen. Zu jener Zeit jedoch war die Fahrt eine äußerst gefahrvolle, denn es waren Feindseligkeiten Zwischen der Türkei und Egypten ausgebrochen und Piraten kreuzten unaufhörlich im östlichen Theile des mittelländischen Meeres und besonders an der Nordküste Afrika's- Die Flagge Cyperns war keineswegs sicher vor diesen Seeräubern, da Cypern noch immer unter der Oberhoheit des Sultans von Egypten stand.

Drei Tage währte die Fahrt und durch das Fernrohr konnte man bereits die er­sehnte Küste erkennen.

»Zwei Kaperboote im Westen!" rief plötzlich der Junge aus dem Mastkorbe herab.

»Kannst Du die Flagge erkennen?" fragte der Kapitän.

»Noch nicht, doch scheinen sie uns ins Auge gefaßt zu haben, denn sie segeln in Serader Richtung auf uns los."

»Wohlan!" rief der Führer des Schiffes. »Widerstand wäre hier unnütz, da wir nur eine,schwache Bemannung haben. So bleibt nur übrig, mit verdoppelten Kräften der afrikanischen Küste zuzusteuern, die in nicht allzugroßer Entfernung vor »ns liegt. Wlso munter, mummelt Euch, Ihr Leute! Es giebl doppelte Ration wenn wir den Hun­den entrinnen!"

Mit vermehrter Anstrengung wurden die Ruder eingelegt; Franzesco selbst blieb nicht unthätig,^er griff mit an ein Ruder und setzte alle seine Kräfte daran, nicht als

land und die Schweiz Wer 200 Personen gestellt.

Handel ««d Berkehr.

Stuttgart, 15. Sept. (Kartoffel-, Obst- und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: !350 Säcke Kartoffeln L 2 M. 20 Pfg. bis 2 M. «0 Pfg. per Etr. Wilhelmsplatz: 700 Säcke Mostobst a 4 M. Pfg. bis 4 M. 40 Pfg. pr. Ztr. Marktplatz: 3000 Stück Filderkraut L 16 bis 25 M. pr. 100 Stück.

Hetlbrovn, 15. Sept. (Obst- undKar- toffelmarkt.) Heute stellten sich die Preise beim Obst auf 3 M. 20 Pf. bis 4 M. Bet Kar­toffeln, gelben 2 M. 20 Pf. 2 M. 50 Pf., Wurstkartoikeln 3 M., blauen 3 M. per Ztr.

Crailsheim, 14. Sept. (Schafmarkt.) Auf dem heutigen Schafmarkte waren zugeführt 1811 Stück, verkauft wurden 668 Stück. Be­zahlt wurde für 1 Paar Hammel 56 bis 68 M., für 1 Paar Schafe 20 bis 41M., für 1 Paar Jährlinge 28 bis 53 M., und für 1 Paar Lämmer 12 bis 36 M.

Boblingeu. Frühhopfen 125 M., Spät­hopsen 100 M. pr. Ztr. Aidlingen. Frühhopfen 130, Späthopfen 100 bis 110 M. pr. Ztr.

Mezingen, 13. Septbr. Die Hopfen­ernte ist in vollem Gange und beschäftigt alle Hände, nur hat das Regenwetter der letzten Woche das Abnehmen und Trocknen sehr er­schwert. Die hiesigen Gärten stehen sehr schön und liefern eine ganz gesunde, rostfreie und voll­kommene Waare. Der Durchschnittsertrag ei­ner Stange wird V- Pfd. getrocknete Hopfen er­geben.

Steinenberg b. Schorndorf, 13. Sept. Der Obstertrag verspricht ein bedeutender zn werden. Die Qualität ist vorzüglich. Die Preise bewegen sich zwischen 1 M. 70 Pfg. bis 2 M. pr. Sri. gutes Maß. Es stehen noch beträchtliche Quantitäten zmn Verkauf.

Eßlingen. 14.Sept. (Obstpreise.) Aepfel, starke Zufuhr, 4M. bis 4 M. 60 Pfg. pr. Ztr.; hessisches Obst 3 M. 50 Pfg. pr. Ctr.. Altenstaig. Schrannen-Zettel vom 13. Sept. Alter Dinkel ... 9 8 60 8 20

Neuer Dinkel . . . A 50 9 8 60

Haber.8 7 40 6 40

Gerste.. 9 50 -

Bohnen..9-

Weizen ..... 12 40 12 20 12

Roggen. 12 11 50 10 20

Roggen-Warzen . . 11 50-

Nachtisch.

(Geburtsanzeige.) Man liest sin der Kreuzzeitung.":Erbach (im Odenwalde), 9. Sept. Gestern Abend 8V, Uhr ist Ihre Durchlaucht die Gräfin Arthur zu Erbach-Er­bach und von Wartenberg-Roth rc., geborene Prinzessin zu Bentheim-Tecklenburg, von einem gesundenGraien glücklich entbunden worden.

Auflösung des Räthsels in Nr. 109:

Eisenhammer.

ob er den Kampf mit den Piraten fürchtete, sondern well sein Tod oder seine Ge° fangenschaft Caterina in Gefahr brachte.

Wirklich schien es, als sollte es den vereinten Kräften der kleinen Mannschaft gelingen, ihren Feinden zu entkommen. Doch da drehte sich plötzlich der Wind und trieb das willenlose Fahrzeug geradezu den türkischen Seeräubern in die Arme.

»Jetzt bleibt uns nichts Anderes mehr übrig," rief der Käpitän, «als wie tapfer« Söhne Cyperns zu kämpfen!"

Im Nu war das Deck mit zwanzig bewaffneten Männer» gefüllt, auf deren ge­bräunten und mit Narben bedeckten Gesichtern man las, daß sie den Tod nicht fürchteten und nur von dem Wunsche beseelt waren, eine recht große Anzahl der Ungläubigen in die Hölle zu senden.

Franzesco lehnte zerknirscht, sein treues Schwert krampfhaft umfassend, an einem Mast. Bald wurde er jedoch zur Thätigkeit gezwungen.

Die beiden Piratenschiffe waren bis aus Sprechweite herangekommen.

»Gebt Euch gefangen," rief der Führer derselben, denn Widerstand wäre hier Wahnsinn!"

»Nur die Todten sollt Ihr gefangen nehmen," erwiederte der cyprische Capitän, »die Lebenden kennen das Wort Ergeben nicht!"

»Nun gut, so wird man Euch bis auf den letzten Mann niedermachen!" rief der Andere, Die beiden Piratenschisfe versuchten jedes das cyprische zu entern, wohingegen dies so geschickte Wendungen machte, daß es Jenen lange Zell nicht gelang. Um so mehr wuchs die Wuth der Seeräuber.

Endlich glückte es ihnen, den Enterhaken auszuwersen und in wenigen Minuten befanden sich die Türken aus dem Deck des cyprische» Schiffes. Sie wurden nach Ver­dienst empfangen, ihre Leichen bedeckte» den Boden, wie Garbe«, die der Schnitter niedergemäht. Doch was vermögen zwanzig, wenn auch noch so beherzte Streiter gegen die fünffache Anzahl? Auch von den Cypriern sank einer nach dem andern nieder.

(Fortsetzung -folgt.-

Als Schlachtplan bei den jetzt stattfinden­den Manövern wurde angenommen, es gälte . . . einen Einfall der Franzosen in Italien zurückzuweisen. Oft liegt ein tiefer Sinn im militärischen Spiel!

England.

London, 14. Sept. Gestern Nachmittag erfolgte dieBeendigung der ägyptischen Krisis durch die Unterwerfung der Obersten. Dieselbe ist wesentlich der Furcht vor der tür­kischen Okkupation zu verdanken, für deren An­kunft bereits Vorkehrungen in Alexandrien an­geordnet worden.

Rußland.

St. Petersburg, 14. Sept. Ein Ukas des Kaisers ordnet die Einsetzung einer Lokal­kommission an zur Berathung der Verhältnisse der Juden in denjenigen Gouvernements, in denen die Juden eiueu bedeutenden Theil der Bevölkerung ausmachcu. Diese Kommission, be­stehend aus Vertretern der verschiedenen Zünfte und Gesellschaften unter Vorsitz des Gouver­neurs, soll Thalsachen sammeln aus eigener Anschauung und dem Ministerium des Innern diejenigen Zweige der ökonomischen Thätigkeit der Juden bezeichnen, welche auf die Existenz der Stammbevölkcrung schädlich einwirken, und sie soll innerhalb zweier Monate Vorschläge zur Abhilfe machen. Ein Zirkular des Ministers des Innern macht obigen Ukas den Gouver­neuren und Generalgouverneuren von Kiew, Wilna, Charkow, Odessa, Minsk, Mohilew und Witcbsk bekannt.

Türkei.

Konstantin opel, 12. Septbr. Beim Brand der kaiserlichen Stallungen wurden 4 Per­sonen durch durchgehende Pferde getödtet, viele Equipagen verbrannten. Der Schaden wird auf zweihunderttausend türkische Livres geschätzt. Alle Journale erhielten Befehl, bezüglich Egyptens nichts zu veröffentlichen.

Amerika.

Aus Kentucky (Ver. St.) wird ein ern­ster Eisenbahnunfall gemeldet. Ein Zug ent­gleiste, während er über eine Brücke fuhr, durch Zusammenstoß mit einer Kuh. Die Brücke gab nach und der Zug stürzte eine Entfernung von 30 Fuß hinab. 7 Reisende wurden gc- tödtet und viele verwundet.

(Ein großer Goldbarren) wurde kürzlich in San Francisco gegossen. Derselbe ist 12»/4 Zoll lang, 7 Zoll breit und 4Vr Zoll dick, hat einen Feingehalt von ^ 0 /^, einen Werth von 76 000 Doll, und stellt dieMonats- ausbcute der Spring Valley-Hydraulik-Grube dar. Es ist der größte Goldbarren, der bisher in Kalifornien eingeschmolzen worden.

(Die Mormonen) erhalten noch fort­während Zuzüge. So traten mit dem Guion- postdampferWyomin", welcher am 3. ds. von Liverpool nach New-Dork abging, nicht weniger als 550 Mormonen die Reise nach der Salz­seestadt an. Zu dem Kontingent haben Deutsch-