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Von der obere« Nagold.

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Ar. 109.

Merrstaig, Donnerstag dm 15. Seplernöer.

1881.

Amtliches.

Uebertragen: die erledigte evangelische Pfarrei in Spielberg dem Diakonus Walz in Neuenstein, Dekanats Oehringen.

Zur Erwerbung von Kolonien.

Aus dem Schoße des Volkswirthschafts- rathes ist eine Eingabe an den Fürsten Bis­marck gerichtet worden, welche außer einem Kohlenzoll, der Förderung der Obstzucht, einer nationalen Häringsfischeret und Arbeiterehren­gerichten die Gründung von Kolonien empfiehlt. Vorläufig solle der Reichstag dem Kanzler auf 10 Jahre 10 Millionen Mk. zur Disposition stellen, welche zu Gunsten überseeischer Erwer­bungen und Ansiedlungen zu diskretionärer Ver­wendung ständen. Motivirt wird dieser Wunsch mit der wachsenden Verarmung und der Sitten­verwilderung in Deutschland, welche einen Ab­zug der großen Vermehrung der Bevölkerung wünschenswerth erscheinen lassen, ferner mit dem Vorschläge, aus eigenen Kolonien Kolo- uialwaaren zu beziehen, für welche Deutschland jährlich eine Milliarde Mk. ausgibt.

Eine solche Vorlage für den Reichstag würde sich recht gut an die Denkschrift über die Erhaltung und Hebung des deutschen Aus­fuhrhandels nach Ostasien, Australien und der Södsee anscblteßen, da Kolonien ein Programm zur Hebung des Exports naturgemäß ergänzen. Wir befinden uns allerdings mit der ganzen Kolonialfrage in elfter Stunde; jedes Jahr, jeder Monat Verzögerung macht die Erwerbung von Kolonien schwieriger, weil andere Nationen flott annektiren.

Der Reichskanzler ist bekanntlich etwas verstimmt, seitdem er mit der Samoa-Ange­legenheit nicht durchgedrungen ist; er scheint sich in der Kolonialfrage abwartend verhalten zu wollen. Man soll sogar früher in den Bureaus des Reichskanzlers und des auswär­tigen Amtes sich mitunter gegen den Erwerb von Kolonien ausgesprochen haben; sogar der Reichs- und Staatsanzeiger, das offizielle Or­gan der Regierung hat sich früher einigermaßen st» diesem Sinne geäußert. Eine bestimmte öf­fentliche Erklärung über die Kolonialfrage hat der Reichskanzler selbst bisher weder im Reichs­tage noch im preußischen Abgeordnetenhause, ja nicht einmal privatim abgegeben. Im Juni 1881 erwartete man von ihm die Vertheidigung der Denkschrift für die Hebung des Ausfuhr­handels durch eine große Rede, in welcher der Frage: Kolonien oder nicht? wohl näher ge­beten worden wäre, aber die Rede wurde nicht gehalten, da der Kanzler durch heftiges Un­wohlsein vom Reichstage fern gehalten wurde. Sicherlich aber würde Bismarck einem Drängen der öffentlichen Meinung in dieser Richtung zu­gänglich sein.

Tagesneuigkeiten.

Stuttgart, 11. Sept. Auf Befehl Seiner Majestät des Königs wurde an dem gestrigen Geburtsfest Ihrer Majestät der Königin ein Gratisessen abgegeben. Gekocht wurde in der Volksküche Ludwigsstraße 15: Nudelsuppe, Rindsbraten mit gemischtem Salat. In der Söckachvolksküche gab es Nu­delsuppe, Kalbsbraten mit gemischtem Salat. In beiden Küchen erhielt noch jeder Besucher rin Brod und wurden im Ganzen etwa 930 Por­ttonen verschenkt. Das Essen wurde mit großem Dank für den hohen Geber entgegengenommen.

Stuttgart, 12. Sept. Gestriger Besuch der Ausstellung 5000, vorgestriger 3600 Personen. Die Landesschulausstellung war Wern von ca. 7000 Personen besucht, am Samstag von über 3000. Am Samstag

stand vor der Ferienkammer des Landgerichts wegen Verbrechens der Bigamie Konrad Baumgarten von Coburg. Derselbe hatte sich im Jahre 1871 hier verehlicht, war nach­her entwichen und kam in Ludwigsburg wieder zum Vorschein, woselbst er im Juli d. I. zum zweiten Male eine Frau nahm. Trotz der Er­kundigungen, welche das Standesamt über ihn eingezogen hatte, war von Coburg keine Ein­sprache gegen die Verbindung erhoben worden. Der Angeklagte erhielt 1 Jahr Zuchthaus­strafe.

Stuttgart, 12. Sept. (Galoppreiten für württ. Landwirth e.) Laut Programm des Württ. Rennveretns läuft der Meldungs­termin für das Galoppreiten der württ. Land- wirthe am 15. September ab und halten wir es für angezeigt, die Interessenten darauf aufmerksam zu machen, daß für Anmeldungen, welche nach dem 15. Sept. erfolgen, doppelter Einsatz -zu bezahlen ist, weshalb sofortige An­meldung zu empfehlen sein dürfte.

Stuttgart, 13. Sept. Der Würt­temberg is che Bäckerverband, welcher am 29. Juli d. I. ins Leben getreten ist, hielt ge­stern in der Liederhalle seinen ersten Verbands­tag ab, welchem 250 Mitglieder aus allen Or­ten Württembergs beiwohnten. Die Versamm­lung setzte die Dauer der Lehrzeit für Bäcker auf zwei Jahre im Minimum fest; ebenso be­schloß man die Einführung des Germania­buches für Gehilfen auf Antrag des Referenten. Die Errichtung von Innungen in allen be­deutenderen Städten wurde empfohlen, desgleichen auch die Errichtung von Fortbildungsschulen für Lehrlinge und Gehilfen nach hiesigem Sy­steme. Auch über die nach den Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung und Aushebung der früheren Ministerialverfügungen durch Erlaß des Minist, des Innern von 1877 noch zu­lässige polizeiliche Kontrole wurde gesprochen und als Ort des nächstjährigen Verbandstages Heilbronn gewählt.

Stuttgart, 13. Sept. Ein ungetreuer Ehegatte machte gestern Nachmittag mit seiner Dulcinea einen Ausflug zur Feuerbacher Kirch- weihe. Die Ehegattin hatte hiervon Nachricht erhalten und empfing das Paar bet seiner Rück­kehr auf 'dem Bahnhofe. Beide Frauen wur­den handgemein und warfen sich ein wahres Peletonfeuer von Redensarten zu, die im Alberti­schen Komplimentirbuche nicht zu finden sind. Die Polizei sah sich genöthigt, die Streitenden auseinander zu bringen.

Ravensburg, 12. Sept. In Rücksicht auf die bet dem großen Brande in Weingarten geleisteten Verdienste hat die ^Feuerwehr Ra­vensburg 100 M. und diejenige der HH. Ge­brüder Spohn 50 M. durch das K. Kameral- amt Weingarten von dem K. Finanz- und Kriegsministerium heute zugestellt erhalten.

In Ravensburg cirkuliren gegenwärtig Geldrollen, deren Inhalt sich als altes Eisen entpuppt.

In Tettnang kamen zwei beim Hopfen brockende Handwerksburschen in Streit, wobei ziemlich gefährliche Messerstiche ausgetheilt wur­den. Grund: das gleiche ewig Weibliche, das beide hier anzog.

Tuttlingnn, 11. Sept. Gewiß von Interesse dürfte die Mittheilung sein, daß vor einigen Tagen hier der 83 Jahre alte Roth- gerber I. Martin starb, welcher einem Erz­vater gleich 10 Kinder, 69 Enkel und 45 Urenkel hatte. Von den Kindern befinden sich 2 Söhne und 6 Töchter (sämmtlich hier verheirathet), von den Enkeln 46 und von den Urenkeln 30 am Leben. Der brave Mann würde im nächsten

Jahre mit seiner noch recht rüstigen Ehefrau die diamantene Hochzeit gefeiert haben. (H. B.)

Der Stadt Heilbronn hat der verstor­bene Rentier Ernst Achtung und seine ihm im Tode nachgefolglte Gattin ihr ganzes nicht un­beträchtliches Vermögen zu wohlthättgen Zwecken testamentarisch vermacht. Es ist dies innerhalb eines Jahrzehnts der dritte Fall solcher Be- thätigung des Bürgerstnns (Sicherer, Lix und jetzt Achtung). Alle Achtung vor solchen Gebern!

In einem Orte an der Jagst wollte un­längst eine Hausfrau Kuchen backen, und da ihr das Mehl nicht reichte, holte sie der Billigkeit halber ungefragt ein gewisses Quantum in der Mehlschublade ihrer Nachbarin. Während des Knettens nun wurde der Teig trotz Zugießens von Milch immer fester und fester und schließ­lich so fest, daß sie ihre Hände kaum mehr herausbrachte und der Rührlöffel wie eingemauert stecken blieb. So miserables Mehl habe ich in meinem Leben noch nicht gehabt, sagte sie und klagte der Nachbarin ihr Leid. Da klärte sich aber die Sache auf einmal auf: sie hatte bei jener feinen Gyps statt Backmehl erwischt, kein Wunder, daß der Teig nicht gerathen wollte. Eine strenge Mahnpredigt der Nachbarin, so­wie der entstandene Schaden werden die spar­same Hausfrau für die Zukunft wohl klug ge­macht haben.

Seit einiger Zeit herrscht im Unterland unter den Schweinen eine Krankheit, welcher de Thiere rasch erliegen; in Herrenthter- bach und den benachbarten Ortschaften tritt dieselbe streng auf und mußten dort viele Oeko- nomen oft 4 und 5 Schweine abschlachten.

(Selbstmorde.) In Künzelsaumachte der dortige Ziegelei-Besitzer St. einen Selbst­mordsversuch, indem er sich mit einem Revolver zweimal in die linke Seite schoß. Doch soll die Verwundung keineswegs lebensgefährlich sein; auch >sind die Kugeln bereits herausge­schnitten.

(Br and fälle.) Am Samstag Abend gegen 9 Uhr brach in dem Hause des Schult­heißen Eisenbeis zu Wittlensweiler, OA. Freudenstadt, Feuer aus, welches in kurzer Zeit das Wohngebäude nebst Schopf, wo das Feuer im Reisach angieng, bis auf den Grund in Asche legte. Der Hauseigenthümer ist ver­sichert. Am 8. d. Mts. brannte in Ober­stetten (Münsingen) die Scheuer eines dortigen Bauern mit ihren sämmtlichen Ernte- und Futter- vorräthen vollständig ab.

(Unglücksfälle und Verbrechen.) Von der Ulmer Strafkammer erhielt der Metz­gergeselle Alois Blust von Altstadt-Rott- weil wegen schweren Diebstahls und wegen Betrugs 5 Monate Gefängniß. Freitag Abend fuhren der Bauer Bernhard Hudclmaier von Möggliugen und Spezereihändler Carl Großmann von da auf einem mit einem Pferd bespannten Bernerwägele vom Hohenstadter Markt heim, in der Nähe ihrer Heimath, beim Bahnübergang, wurde plötzlich das Pferd aus nicht bekannter Ursache von der Deichsel frei, das Fuhrwerk gericth auf einen Steinhaufen und schlug um, die beiden Insassen wurden ge­schleift, wobei Hudelmaier sehr schwere Verletz­ungen erhielt, in Folge deren er in der Nacht verschied, ohne vorher zum Bewußtsein gekommen zu sein; derselbe hinterläßt eine Wittwe und 4 Kinder. Großmann trug ebenfalls bedeutende Verletzungen davon, ist jedoch außer Gefahr. In Stuttgart wurde ein Mann von einem Eisenbahnzug überfahren und war sofort eine Leiche. Ob hier ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt, ist noch nicht festgestellt. Auf dem Lorch er Bahnhof verunglückte beim Abladen