derselben der Arm zerschmettert, während der dritte Schutzmann eine Anzahl Stiche erhielt. Die Thäter, zumeist Viehtreiber, sind in Haft. Zwei der Verletzten befinden sich in Lebensgefahr.
In Dieb ach bei Hammelburg litt ein Bauer an Verstopfung und kam auf den Gedanken, Kühschlauche (Herbstzeitlose) als Laxir- mittel zu gebrauchen. Er kochte sich einen Thee von diesen giftigen Pflanzen und trank diese Brühe. Nach zwei Stunden war derselbe bereits eine Leiche.
Kassel, 30. Mai. (Der kurhessische Hausschatz.) Wie die „Kasseler Zig." berichtet, ist dieser Tage der ehemalige kurhessische Hausschatz von Kassel nach Berlin übergeführt worden. Derselbe besteht aus 18 Mill. Tha- lern Laudemialfonds, 17 Mill. Hausschatz, 6 Mill. Depositen und 6 Mill. in Baar; in Summa 47 Mill. Thlr.
Freienwalde. Der Bauernsohn Frank hatte sich in die 16jährige Tochter Bertha des Bauer Staats verliebt und verfolgte sie mit seinen Liebesanträgen, ohne indessen Erklärung zu finden. Als die Staats kürzlich des Abends mit einer Schwester des Frank die Dorfstraße entlang ging, gesellte sich der verschmähte Liebhaber zu den beiden Mädchen, plötzlich umschlang er die Staats, schleppte sie an den in der Nähe befindlichen, sehr tiefen Teich und stürzte sich, sie fest an sich drückend, mit ihr hinein wo Beide ertranken, bevor die Schwester Hilfe herbeizurufen vermochte. Beinahe wäre die Schwester in dem Bemühen, die Unglücklichen festzuhalten, selbst mit in den Teich hineingezogen worden.
In Niederrad spielten am Montag zwei Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, 3—4 Jahre alt, in dem elterlichen Hause des erstern in der Nähe eines Hackklotzes, auf welchem ein scharfes Beil lag. Der Knabe forderte während des Spieles das Mädchen auf, einmal die Hand auf den Hackklotz zu legen, er wolle ihr die Hand abh auen. Das Kind kam dieser Aufforderung nach. Der Junge ergriff sofort das Beil und trennte dem Kinde mit enem kräftigen Hieb vier Finger von der rechten Hand.
Frankreich.
Paris, 31. Mai. (Rocheforts Jn- transigeaut) wird aus Petersburg geschrieben: Der Zar gerieth nach der Lektüre des Jntransigeant in große Wuth und befahl, daß im Golos eine Wiederlegung der in dem Pariser Blatt enthaltenen Nachrichten über den Tod Jessa Helfmanns veröffentlicht werde. Ich halte meine Meldungen über Jeffa's Tod aufrecht und füge als Bekräftigung meiner Behauptung noch hinzu: Der österreichisch-ungarische Gesandte, Graf Kalnocky, erzählte am 16. Mai im Beisein des Barons Rosty und anderer Personen alle Details der Exekution und der dabet angewandten Torturen. Er schloß seinen Bericht mit den Worten: Da könnte man selbst Nihilist werden! Der Graf ist Edelmann durch
und durch und wird nicht leugnen, diese Worte gesprochen zu haben, andererseits ist er in der Lage gut unterrichtet zu sein.
Paris, 31. Mai. Nach Berichten aus Besha wurde der Redacteur des „Telegraphe" Seguin an den Thoren von Besha von Arabern mit Steinwürfen angegriffen und am Kopfe und Unterleib durch Messerstiche verwundet. Seguin starb am folgenden Tage; die Mörder sind verhaftet.
Marseille, 1. Juni. Das Zuchtpolizeigericht verhandelte wider die wegen des Meetings zu Gunsten der Jeffe Helfmann am 15. Mai gerichtlich verfolgten Personen und ver- urtheilte Surini zu dreimonatlichem Gefängniß und hundert Fr. Geldbuße, die Paula Minck zu einmonatlichem, von den drei anderen Angeschuldigten einen zu zweimonatlichem, den zweiten zu dreiwöchigem, den dritten zu achttägigem Gefängniß.
(Getreu bis zum Tode.) Vor Kurzem sah der Führer eines Zuges in der Nähe von Montreal einen großen Hund auf den Schienen, welcher wüthend bellte; er ließ die Pfeifen laut ertönen, der Hund rührte sich nicht, und die Lokomotive überfuhr.ihn. Ein Stück weißes Zeug an der Lokomotive zog die Aufmerksamkeit des Führers auf sich, er hielt den Zug an und fuhr zurück. Der Hund lag todt auf den Schienen — daneben ein getödtetes Kind, welches auf die Schienen gelaufen und dort eingeschlafen war. Der Hund hatte dem Zuge auf seine Art das Zeichen zum Halten gegeben und war auf seinem Posten gestorben.
(Achteckige Scheidemünze.) Man stu- dirt in diesem Augenblick im Finanzministerium zu Paris die Frage einer neuen Scheidemünze, welche bestimmt sein soll, die bisher im Gebrauch befindlichen Sousstücke zu ersetzen. Man hat erkannt, daß die letzteren allzüleicht oxydiren, und nicht allein die Hände beschmutzen, sondern gewissen Personen, die sich ihrer häufig bedienen müssen, wie z. B. Omnibuskondnkteuren gefährlich werden können. Die neue Scheidemünze soll nach Art der in Deutschland und Belgien eingeführten, aus einer Nikellegirung bestehen, und zwar will man ihr, um der Verwechslung mit Silber vorzubeugen, eine achteckige Form geben. Modelle dieser neuen Scheidemünze sind vom Münzamt soeben fertig gestellt worden.
England.
London, 1. Juni. Nachdem heute auch die Daily News die Nothwendigkeit scharfer Maßnahmen in Irland in ben stärksten Ausdrücken befürwortet, scheint die Regierung entschlossen zu fein, sobald Förster aus Irland zurückgekehrt fein wird, Irland in Belagerungszustand zu erklären, die Landliga aufzulöscn und die Achtung vor dem Gesetze um jeden Preis wiederherzustellen. Die Zwangsakte wird als vollständig gescheitert betrachtet, da Irland sich in offenem Bürgerkriege befindet.
Dublin, 2. Juni. Auf der Insel Arran-
haben, freilich ein neues Ereigniß — nicht der Verlust des Werthes, das Andenken an seine Frau war es, was er nicht missen mochte.
Nach vergeblichem Suchen durchkreuzten allerlei Vermuthungen seinen Kopf, untermischt mit Selbstvorwürfen, nicht vorsichtiger gewesen zu sein. Selbst die Reinsten seiner Umgebung mußten sich die heimliche Schande des Verdachtes wegen Diebstahls gefallen lassen-
Eine Stunde später war das ganze Haus in Alarm. Das Personal ging trübe umher. Der Buchhalter und die andern Comptoiristen waren in der unangenehmsten Stimmung; jeder empfand das Drückende eines auf ihm ruhenden Verdachtes, ohne denselben nachweisbar widerlegen zu können.
Es blieb nichts unversucht, was zum Auffinden der Kostbarkeiten führen konnte. Thüren nnd Fenster, sowie die Schlösser waren unversehrt; ein Einbruch konnte nicht siattgefunden haben. Um so drückender wurde von Minute zu Minute die Situation.
„Herr Möller," nahm der Buchhalter das Wort, „sollten Sie vielleicht das Kästchen in die Hauptkasse eingeschlossen haben? Wollen Sie erlauben, daß ich nachsehe?"
„Nein, nein, entgegnete der Chef, „das wäre unnütz, dort kann es nicht sein, das weiß ich bestimmt. Der Schmuck ist fort. Geben wir die Mühe auf, darnach zu suchen."
Möller machte auf Niemanden eine beleidigende Anspielung, er konnte es ja auch nicht. Im Gegenthkil suchte er die Gemüther zu beruhigen.
„Der Werthverlust," betheuerte er, „ist es nicht, der mich schmerzt, vielmehr der Gedanke, das Lieblingsgeschmeide meiner seligen Frau, das ich ihr zu Ehren aufbewahren wollte, nicht mehr zu besitzen."
Der Kutscher, der es sonst nicht wagte, die Zimmer des Herrn zu betreten, erschien auch jetzt nur zögernd in der halbgeöffneten Thür.
„Herr Möller," sagte er verlegen, „Sie werben verzeihen, daß mein Gustel mich gestern Abend auf ein halbes Stündchen besucht hat —"
„Schon gut, Johannes!" fiel ihm sein Herr ins Wort.
„Als .wir Beide nun," fuhr der Kutscher fort, „an der Treppe standen und plauderten, sahen wir Herrn Heine allein auS Ihrem Zimmer kommen."
more (Nordwestküste von Irland), kam es am 31. Mai zu einem Handgemenge. 5 Boote, welche zu dem dort zum Schutze der Gerichtsdiener stationirten Kanonenboote Goshawk gehörten, wurden von Bewohnern der Insel zerstört. Der Goshawk schoß deßhalb auf die Insel. Rußland.
Petersburg, 31. Mai. Der Wiener „Pr" wird gemeldet: Die Uebersiedluna des Kaisers nach Peterhof ist in aller Stille und so plötzlich vorgenommen worden, daß sehr wenige Personm darum gewußt haben; sogar solche, die für den nächsten Morgen zur Audienz bestellt warm find nach Gatschina gegangen und von dort nach Peterhof. Man sagt, der Kaffer gehe nächstens und für die Dauer des Sommers nach Zarskoje-Selo. Von einer Reise nach Moskau ist nicht die Rede.
St. Petersburg, 2. Juni. Berichte aus verschiedenen Gouvernements über Die Ernteausfichten lauten überwiegendentheils sehr günstig. Auch in den minder bevorzugten Gouvernements sind die Aussichten gut. Bulgarien.
Aus Sofia liegen Privat - Nachrichten vor, welche die Aussichten des Fürsten Alexander als gar nicht so glänzend hinstellen. Die dem Fürsten bereiteten Huldigungen seien keineswegs freiwillig. Der Fürst soll beabsichtigen, falls die Wahlen zur gesetzgebenden Nationalversammlungungünstig ausfallen, den Zusammentritt derselben nicht abzuwarteu, sondern vorher zurückzutreten.
Handel «nd Verkehr.
Langenburg. Der erste größere Wollenverkauf in hiesiger Gegend ist von Domänen- pächter Stieren auf Ludwigsruhe abgeschlossen worden Md zwar pro Centner zu 150 M. au die Firma Heß und Comp, in Gerabronn.
In der.'Gaildorfer Gegend wird gegenwärtig viel Gerberrmde produzirt« Preise: Eichene Gerbxhrde 4 M. 20 Pfg. bis 5 M., Glanzrinde ff M. 20—70 Pfg., Fichtenrinde 2 M. 40—M.Pfg.
Alteustaig. Gchrannen-Zettel vom 1. Juni. Neuer Dinkel . . . 8 80 8 70 8 40 Haber ..... 8 — 7 80 7 90
Gerste ..... -10 —-
Weizen . . . . . 12 — 11 90 11 80 Roggen . . . . .-11 80-
Nachtisch.
(Bescheidenheit.) „Denkst Du, Schlingel, Du bist meinesgleichen?!" schalt ein Herr seinen Diener. — „Ach nein," antwortete dieser; „für einen solchen Esel müssen mich Euer Gnaden nicht halten!"
(Amerikanische Annonce.) „Einjunger Mann, der gut Clavier spielt, mit Vieh umzugehen weiß, auch sich im Hause nützlich machen will, wird gesucht." Nichts geht doch über Universalität!
Auflösung der Aufgabe in Skr. 65:
Zwölf Tage.
Herr Möller wurde bei dieser Meldung todtenbleich. Sein Jugendfreund — die Redlichkeit selber. Nein, nein, dieser Gedanke — aber was hatte Heine allein noch im Zimmer zu thun? — Und seine Zerstreutheit.
Heine war ihm nach seiner Frau der liebste Mensch auf Erden, dessen Nähe er nicht entbehren konnte.
Während er trübe sinnend, die Andern mit sorgenvollen, ernsten Gesichtern mnher- gingen, klagten und weinten draußen die Dienstboten und versicherten einander ihre Unschuld.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht, daß bei Otto Möller ein bedeutender Diebstahl verübt worden sei. Verwandte und Freunde kamen, um sich von der Wahrheit des Gerüchts zu überzeugen.
„Seht," sagte Möller, hier in dieses Wandschränkchen stellte ich am gestrigen Abend den Schmuck, kurz zuvor, ehe wir nach dem Garten gingen, Heine hat es gesehen."
Der Freund stand rein und makellos vor ihm da, darum berief er sich auf sei« Zeugniß.
„Mich wundert nur," bemerkte Keil, sein Nachbar, den die Neugier herbeigelockt hatte, „daß Heine nicht hier ist? Er muß doch erfahren haben, was, wie, es scheint, die ganze Stadt schon weiß."
Möller fielen diese Worte — von einem lauernden Blick begleitet — schwer aufs Herz. Um von dem Freund den im Entstehen begriffenen Verdacht fern zu halten, ergriff er hastig den Schellenzug. Ein Diener erschien.
„Eilen Sie zu dem Herrn Heine!" befahl Möller, „und sagen Sie, ich ließe ihn bitten, schleunigst zu mir zu kommen." Ein strafender Blick traf bei diesen Worten den unliebsamen Nachbar.(Forts, folgt.)
(Die älteste Zeitung.) In Pecking erscheint, wie der französische „Moniteur"' meldet, eine Zeitung, die wohl die älteste der Welt ist. Gerade so wie vor tausend Jahren wird sie noch heutigen Tages mit demselben Format und mit denselben Schrist- zeichen auf gelbe Seide gedruckt.