e» Taimen.
Intelligenz- L Knzeige-Matt
Von der obere« Nagold.
Man abonnirt bei allen Poststellen und Landpost- tzoten; in Altenstaig bei der Expedition.
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Verwendbare Beiträge »erden dankbar angenommen und angemessen honorirt.
M 66.
Zum Pfingftfeste.
Schwebet, heilg'e Feiertöne, Schwebet leise himmelan,
Wo das Gute, Wahre, Schöne Ist entrückt der ird'schen Bahn;
Wo vom ew'gcn Strahlenthrone, Keinem hier auf Erden gleich,
Schallt die Stimme gnadenreich Und in herzerfnlltem Tone:
»Friede, Friede sei mit Euch!"
Nicht allein der fromme Glaube Fei're heute innerlich,
Daß der Geist, gleich einer Taube, Leicht vom Himmel senkte sich; Oesinet Alle Eure Herzen Und erschafft ein neues Reich:
Alle durch die Liebe gleich Und gemeinsam alle Schmerzen! Friede, Friede sei mit Euch!
Daß ein heil'ger Geist durchdringe Unser Sein in Staat und Haus. Daß er Vornehm und Geringe Wähle sich zu Boten aus,
Daß im deutschen Vaterlands Lieb' und Friede walten mag,
Und bewahren uns vor Schmach, Fester knüpfen alle Bande,
Bitten wir am heut'gen Tag.
Schwebe, heil'ger Geist, hernieder, Zieh' in uns're Herzen ein,
Die geeint wir endlich wieder Eines Vaterlands uns freu'u. Mäß'ge der Parteien Streiten Und verbanne Zorn und Haß,
Die, gepflegt ohu' Unterlaß,
Soviel Bitterkeit verbreiten!
Scheuche allen Zorn und Haß!
Wie der Glocken Klänge schallen, Wie das Herz sich froh erhebt,
Wie die frommen Beter wallen, Deren Blick zum Himmel strebt! Komm, Du heil'ger Geist, entzünde Uns mit frischer Kraft und Lust, Senke Dich in un'sre Brust,
Daß ein Jeder in sich finde,
Friede, Hoffnung, Lebenslust!
Bekanntmachung der K. Centralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Aufnahme von Zöglingen in die Ackerbauschulen.
Mit dem Ablauf des Schuljahrs 1880/81 wird wieder eine Anzahl von Zöglingen in die Ackerbauschulen zu Hohenheim, Ellwangen, Ochsenhausen und Kirchberg ausgenommen. Es werden daher diejenigen Jünglinge, welche in die eine oder die andere Acker- Lauschule einzutreten wünschen, aufgefordert, stch innerhalb 4 Wochen, von heute an gerechnet, 'e bei dem Vorsteh eramt der betref- endenAnstaltzu melden. Me Aufzunehmenden müssen das 17te Lebensjahr zurückgelegt haben, vollkommen gesund, für anhaltende Feldarbeiten körperlich erstarkt und mit den gewöhnlichen landwirtschaftlichen Arbeiten bereits vertraut sein, lesen, schreiben und rechnen können und die Fähigkeit besitzen, einen populären Vortrag über Landwirtschaft gehörig aufzusasseu. Kost, Wohnung und Unterricht erhalten die Zöglinge für die von ihnen zu leistende Arbeit, woneben sie nach Maßgabe ihrer Leistungen und ihres Verhaltens je am Jahresschluß noch mit besonderen Prämien bedacht werden. Etwaigen Bedürftigen wird außerdem eine Unterstützung gereicht.
Mit dem Eintritt in die Schule ist die Verpflichtung zu übernehmen, den vorgeschriebenen Lehrkurs,, welcher in Hohenheim, Ellwangen Mid Ochsenhausen 3 Jahre dauert, in Kirchberg zunächst versuchsweise auf 2 Jahre bestimmt worden ist, vollständig durchzumachen, »nd zu diesem Zweck im Fall der Aushebung zsm Militärdienst von der Vergünstigung, sich .Mückstellen zu lassen, Gebrauch zu machen.
Den Eingaben, in welchen die bisherige Laufbahn des Bewerbers darzulegen ist, müssen
Menstaig, Samstag den 4. Juni.
ein Taufschein, Impfschein, ein Zeugniß des Gemeinderats über das Heimatrecht und das Prädikat des Bewerbers, über den Stand und etwaigen Grundbesitz des Vaters und das dem Bewerber etwa künftig von seinen Eltern anfallende Vermögen, sowie eine schriftliche Einwilligung des Vaters zum Vorhaben seines Sohnes beiliegen.
Die Bewerber, welche nicht durch besonderen Erlaß zurückgewiesen werden, haben sich am Montag den 11. Juli d. I. Morgens 7 Uhr zur Erstehung einer Vorprüfung in Hohenheim einzufinden.
Stuttgart, 30. Mai 1881.
Für den Präsidenten:
Schittenhelm.
D Der umgewandelte Gambetta.
Gambetta ist von der Reise nach seiner Vaterstadt Lahors wieder zurückgekehrt. Vier Tage lang war das kleine Städtchen, das sonst kaum dem Namen nach bekannt war, der Mittelpunkt nicht nur des französischen, sondern man darf behaupten: des europäischen Interesses.
Da sich Frankreich in der Aera der Phrase befindet, so wird daselbst der Zungenfertige sein Glück machen und Zungenfertigkeit ist Leon Gambetta nicht abzusprechen. Er hat aber noch eine andere Gabe, die womöglich noch höher anzuschlagen ist, als die Beredtsam- keit, mindestens aber dieser erst die gehörige Unterlage verleiht: der Exdictator besitzt einen feinen Jnstinct dafür, was die Leute, die er gerade zu Zuhörern hat, gern hören möchten. Und was sie hören wollen, das sagt er und zwar in so schönen Formen, daß die Hörer hingerissen werden.
Seiner Zeit in Cherbourg, wo die Flotte besichtigt wurde, zollte er der Flotte alles Lob und gab ihr zu verstehen, daß sie Arbeit bekommen werde, wenn die Zeit der Revanche herangerückt sei. In Lahors, wo eine land- wirthschaftliche Ausstellung stattfand, erzählte er den Bauern, was für ein liebewarmes Herz er für die Landwirthschaft habe, welche Erleichterungen ihr von ihm zugedacht sei. Er pries zugleich die gegenwärtige Regierungsform und das Heer, und da nun das Departement bisher immerbonapartistisch gewählt hatte, wollte er dieser Gesinnung nicht geradezu vor den Kopf stoßen: er pries auch das alte Heer, welches trotz seiner Niederlagen so erhaben gewesen sei.
Da kommt ihm eine Deputation von Handlungsreisenden, jenen lustigen „Reiseonkels", die das Land durchziehen, um Rosinen, Seife und Goldwaaren, Heringe, Uhren und Hafergrütze an den Mann zu bringen. Diese Leute haben auch ein gewandtes Mundwerk, das oft genug die gute Qualität ihrer Maaren ersetzen muß; Gambetta drückt ihnen collegialisch warm die Hand, nennt sie die hauptsächlichsten Apostel der republikanischen Ideen und bittet sie um ihren weiteren Beistand im Dienste für das Vaterland. Wie erhaben mögen sich diese Tausend - undeinerlei verkaufenden Jünglinge dabei vorgc- kommen sein!
Jndeß: Gambetta versteht es! Jn Cahors hat er sich ganz als der Mann erwiesen, der kein Wässerchen trüben kann. Der Vorwurf, daß er nach dem Präsidentensessel der Republik strebt, daß er Herrn Grevy verdrängen will, ist pure Verläumdung; er hat im Gcgemheil Herrn Grevy bis in den siebenten Himmel erhoben; es giebt nach seiner Meinung keinen besseren Präsidenten wie Grevy. Auch dem Senat will Herr Gambetta nickt zunahetreten,
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1881.
obwohl derselbe ihm schon manchmal einen Querstrich durch die Rechnung gemacht hat; keine Aenderungen im Senat! so ist des Ex- dictators Parole.
Und die bösen Leute, die da meinen, Gambetta würde, wenn er zur Macht gelangt sei, den ersten passenden Vorwand benützen, um Frankreich in einen Krieg zu stürzen — diese Leute hat er ob ihrer Verleumdung in Lahors geradezu schamroth gemacht, denn alle seine Aeußerungen trieften förmlich von Frieden kurz und gut: Gambetta ist das reine Lamm geworden.
Nun, er muß ja wissen, wie er seine Landsleute am sichersten ködert: er versteht sehr gute Stimmung für sich zu machen und es interes- sirt die Sache nur soviel wie irgend eine andere Comödie. Seine Reden beweisen nicht etwa, Laß er den Frieden wünscht, sondern nur,daß er gegenwärtig als vortheilhaft erachtet, für einen friedfertigen Menschen gehalten zu werden.
Ebensowenig, wie Gambetta's Radomon- taden zu Cherbourg in den leitenden Kreisen Deutschlands auch nur eine andere Empfindung wachrufen konnten, wie das Bedauern über die zweckwidrige Rücksichtslosigkeit, ebensowenig können seine Friedensreden in Cahors darüber hinwegtäuschen, daß Gambetta zur Macht gelaugt, diese Gesinnungen sofort verleugnet, wenn es ihm zweckdienlich erscheinen wird.
Daher ist die Gmugthuung, die ein Theil der deutschen Presse über die Friedensreden zu Cahors äußert, eine sachlich unbegründete.
Deutscher Reichstag.
Die ganze Sonnabendsitzung wurde noch mit der Berathung des Stempelsteuergesetzes ausgefüllt, und zwar bewegte sich die Hauptdebatte um die Besteuerung der Schlußnoten und Rechnungen, zu welcher eine große Menge von Zusatzanträgen gestellt waren, die theils eine Herabminderung der vorgeschlagenen Steuer, theils aber, gegenüber der von der Commission vorgeschlageneu festen Steuer für bestimmte Geschäfte eine procentuale Steuer verlangten. Nach einer sehr langen Discussion schloß sich das Haus einem Anträge des Abg. v. Wedell- Malchow an, wonach für Rechnungen anstatt des von der Commission aufgestellten Steuersatzes von 10 Pfg. eine Steuer von einem Zehntel pro Tausend beschlossen wurde. Die Steuer für Lombarddarlehen, für Quittungen, Checks und Giro-Anweisungen wurde abgelehnt, dagegen die Besteuerung der Lotterieloose, dem Anträge der Commission gemäß angenommen. Die Commisston hatte alsdann noch eine auf Aufhebung der noch bestehenden Landeslotterien gerichtete Resolution beschlossen, über welche sich noch eine kurze Discussion erhob, da diese Resolution sowohl vom Bundesrathstische, wie vom Abg. Stumm unter Hinweis auf die Zuständigkeit des Reichstages bekämpft wurde, während die Abgg. Richter /Hagen), Windthorst und Sonnemann für die Beseitigung der Lotterien eintraten.
Am Montag stand die Abänderung des Zolltarifs auf der Tagesordnung. Der Zoll auf Mühleufabrikate sollte von 2 auf 3 Mark für 100 Kilogramm erhöht werden und auf frische Weintrauben sollte ein Zoll von 15 M. für 100 Kilogramm gelegt werden; außerdem war noch die Erhöhung einiger Sätze der Textilbranche beantragt. Selbstredend führte die darüber sich entspinnende Debatte die Anhänger von Schutzzoll und Freihandel hart gegeneinander. Die Elfteren (v. Kardorff, v. Mirbach und Schorlemer-Alst) verwiesen darauf, das; es sich bei dieser neuen Vorlage darum handele,
Wegen der Pfingstseiertage erscheint nächsten Dienstag kein Blatt.