Spur einer weitverbreiteten Verbrecherbande leiten dürfte.

Holland.

(Dtenüchternen H olländer.) Den sonst alsnüchtern" bezeichneten Holländern hat kürzlich die Landesvertretung nicht den Brodkorb, wohl aber die Flasche höher gehängt, indem sie mit 60 gegen 11 Stimmen ein Pro- hibitengesetz gegen das übermäßige Trin­ken angenommen hat. Der leitende Gedanke dieses Gesetzes ist in erster Linie, die Zahl der Wirtschaften im Verhältniß zur Bevölker- nngszahl zu normiren und einer unverhältniß- mäßigen Ueberhäufung der Bier- und Brannt- weinwtrthschaften an ein und demselben Orte vorzubeugen. Die Zahl der patentirten Wirtschaften soll künftighin im Maximum nicht mehr als je eine betragen: auf 500 Ein­wohner in Städten von über 50,000 Seelen, auf 400 Einwohner in Städten von 2050,000 Seelen, auf 300 Einwohner in Städten von 1020,000 Seelen und endlich auf 250 Ein­wohner in allen Gemeinden von weniger als 10,000 Seelen. Ferner wird durch dieses Ge­setz der öffentliche Verkauf von Spirituosen auf den Straßen oder in jenen Stadtteilen, welche ausschließlich von Arbeitern bewohnt sind, ver­boten. Die bestehenden Schenkwirthschaften sollen da, wo sie in Ueberzahl vorhanden, nur so lange, als der gegenwärtige Inhaber am Leben ist, fortbestehen dürfen. Endlich bestimmt das Gesetz u. A., daß Leute, welche sich öffent- Trmikenheit haben zu Schulden kommen lassen, mit Gefängniß bestraft werden sollen.

England.

Dublin, 31. Mai. Der Hauptorgani­sator der agrarischen Liga Kettle wurde am Montag Abend in Naas unter der Beschul­digung der Aufreizung der Bevölkerung zum Wiederstand wider die Bezahlung gesetzlicher Schulden verhaftet und gefangen gesetzt.

Rußland.

Petersburg, 29. Mai. Ein Soldat des Ssemenow'schen Regiments, welcher gegen den Kaiser Propaganda machte, schmähte den­selben und zerriß das Bild des Kaisers, indem er sagte:Da habt ihr den Kaiser." Derselbe wurde verhaftet und wird vor das Kriegsgericht gestellt, welches ihn wahrscheinlich zum Tode Dermtheilen wird.

Griechenland.

Athen, 30. Mai. Eine schmutzige Affaire machte in dm letzten Tagen viel von sich reden. Ein von mehreren einflußreichen Deputirten und Staatsmännern vielfach pro- tegirter Staatskassier von Theben, Valenza, hat aus seiner Kaffe in einem Zeitraum von sechs Jahren 840 000 Drachmen unterschlagen, gleich­zeitig um etwa Vr Million Francs griechische Briefmarken gefälscht und in Smyrna zum Verkauf gebracht, obendrein auch türkisches Pa­piergeld (Lslills) gefälscht. Er sowohl, wie mehrere höhere Finanzbeamte, denen die Verifi­kation der Staatskassen in den Provinzen ob­lag, sind gefänglich eingezogen worden. Es heißt, daß ihre wichtigen Aussagen auf die

Handel und Berkehr.

Falsche Hundertmarknotender Reichsbank sind im Umlauf. Dieselben sind mit großem Fleiß auf lithographischem Wege hergestellt und durch Steindruck verviel­fältigt. Um Geschäftsleute vor Schaden zu bewahren, führen wir in Folgendem einige der wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale an. 1) Der obere Kreiszierstrich in dem H bei dem Worte Hundert ist in den Falsifikaten beinahe zirkelrund, bei den ächten Noten oval. 2) Das R in Reichsbank" ist bei den nachgemachten Scheinen mehr hoch als breit, bet den ächten umge­kehrt mehr breit als hoch. 3) Der Aufstrich von V. zum L. in dem Namen v. Koenen ist auf den falschen Noten nach außen, also konkav, gebogen, bei den ächten nach innen, also konvex. Außerdem aber sind alle Schraffirungen, Muster, Reliefs rc. auf den Falsifikaten augen­scheinlich ängstlich, unregelmäßig und ungenau ausgeführt.

Alpirsbach, 27. Mai. Der leider lange darniedergelegene Holzhandel lebt zur Wohlfahrt unserer holzreichen Gegend nun wieder auf. Die Nachbargemeinde Betzweiler hat kürz­lich für Langholz WV^/o des Revierpreises erlöst.

Vom oberen Neckarthal, 27. Mai. Nachdem die Blüthe vorüber, läßt sich nun mit einiger Sicherheit über die Ob st aus sichten urtheilen. Nach diesen Wahrnehmungen steht mit Sicherheit fest, daß das Erträgniß an Steinobst gering ausfallen wird und daß be­sonders bet den Zwetschgen ganz geringe Hoff­nung vorhanden ist; besser steht es mit dem Kernobst, dessen Blüthe in eine bessere Zeit fiel, obwohl auch da wieder die späteren Sorten ein besseres Erträgniß aufweisen werden. Bei der großen Trockenheit im ganzen Mai war indessen die gehegte Furcht nicht unbegründet, daß die Fruchtansätze nach und nach abfallen würden, aber feit drei Tagen haben wir aus­giebige, warme Gewitterregen, die diese Furcht verscheucht hat, wie denn überhaupt durch diesen Witterungswechsel die Aussicht auf die nächste Futterernte sich wesentlich gebessert hat, da die gegenwärtige Bodenfeuchtigkeit für längere Zeit zur Genüge ausreicht; auch unseren Saaten haben diese warmen Niederschläge recht wohl gethan, da mancher nasse und magere Acker bei der kalten Witterung krankhafte gelbe Samen aufzuweisen hatte.

Durchschnittspreise von Getreide, Heu und Stroh an den Marktorten Nagold, Freudenstadt und Calw im Monat April 1881. Nagold: Weizen M. 10. 36, Kernen M. 1l. 06, Roggen M. 9. 88, Gerste M. 8. 91, Hafer M. 7. 12, Heu M. 2. 71, Stroh M. 1. 74. Freudenstadt: Weizen M. 11. 64, Kernen M. 11. 90, Roggen M. 10. 40, Gerste M. -. -, Hafer M. 7. 52, Heu M. 2. 66,

Stroh M. 2. 23. Calw: Weizen M.., Kernen M. 11. 02, Roggen M., Gerste M.., Hafer M. 6. 93, Heu M. 2. 60, Stroh M.. -.

Stuttgart, 30. Mai. (Landesprodukten- börse.) In den letzten Tagen ist endlich der ersehnte Regen eingetroffen und, da es dabet sehr warm blieb, so wird derselbe um so günsti­ger auf die Pflanzen einwirken. Die Berichte von auswärts bekunden feit 8 Tagen wieder eine etwas festere Tendenz und auch der Ver­kehr war mitunter etwas belebter, doch haben sich die Preise nirgends wesentlich verändert. An heutiger Börse war eine erhebliche Ver­änderung nicht bemerkbar, sondern beschränkte sich, wie fest vielen Wochen auf den nächsten Bedarf.

Wir uotireu per IM Kilogr.:

Weizen, bayer. . 25 M. 10 bis 25 M. 50

dto. amerik. . 25 M. bis M.

dto. rumän. . 23 M. 40 bis 23 M. 75

Kernen . . . . 25 M. 50 bis 26 M.

Dinkel . . . . 17 M. bis 17 M. 50

Mehrpreise pr. IM Kilogr. incl. Sack: Mehl Nro. 1 . . 35 M. 50 bis 36 M. 50

Nro. 2. . 33 M. 50 bis 34 M. 50

Nro. 3 . . 30 M. 50 bis 31 M. 50

Nro. 4. . 27 M. 50 bis 28 M. 50

Nagold, den 28. Mai 1881.

Neuer Dinkel ... 9 8 67 8 40

Kernen . . . . .-11 50-

Haber. 7 80 7 65 7 40

Gerste ..... 9 60 9 47 9 30

Bohnen. 8 50 8 47 8 40

Waizen ..... 12 50 12 43 12

Roggen .....-11-

in Alteustaig am 1. Juni 1881.

Vs Kilo Butter ....... 90 P

2 Eier.8 u. 9 P

1 Simri Hanffamen

2 M. 60 Pg.

S.

g.

Recheu-Aufgabe.

In grünen Thales Grunde steht Eine Mühle klein und nett.

Die Räder geh'n Jahr aus Jahr ein Sie eifern um die Wett'.

Drei Gänge zählt die Mühle nur.

Die mahlen in der That:

Und zwar der erst' an einem Tag Vier Scheffel accurat;

Und in drei Tagen malt zur Hälft'

Elf Scheffel auch der zweit';

Zu fünfundzwanzig Scheffeln braucht Der drittt zehn Tage Zeit.

Bist Du im Rechnen nun geübt,

So sag' mir ohne Fehl,

Wie lang die Mühle mahlen muß An hundert Scheffeln Mehl.

(Auflösung folgt in nächster Nummer.)

(Kaiser Joseph II.) äußerte einst bei

einer Zusammenkunft mit einem Prälaten, der sich ihm im höchsten Pomp zeigte:Den bibli­schen Nachrichten zufolge gingen die Seelen- hirten arm und einfach einher."Sehr wahr," antwortete der Prälat,das geschah aber zu jener Zeit, als die Könige noch Schafe hüteten."

weiter; jedoch kaum da angelangt, wurde ihmein donnerndesHalt!" zugerufen. Zwei reitende Gensdarmen hatten ihn eingeholt.

Heine war bis zu diesem Augenblick ein geachteter Mann, eine liebenswürdige Persönlichkeit, eine überall gern gesehene Erscheinung. Er lebte mit seiner Frau sehr glücklich und war ebenso zärtlicher Gatte, als liebender Vater. Auch bewährte sich seine Freundschaft denen gegenüber echt, die ihm wahre Freunde waren.

Nur Franz Keil, ein boshafter, tückischer Mensch, war ihm unter der Maske der Verstellung feindlich gesinnt. Er konnte es Heine nie verzeihen, daß er der Bevorzugte der schönen Emma geworden, die ihn verschmäht hatte; neidisch und eifersüchtig trug er ihm insgeheim einen unversöhnlichen Haß nach.

Er war der Wurm, welcher unentdeckt an der Wurzel des blühenden Baumes nagte, um ihn zu vernichten.

Es war ein schrecklicher Moment, als Heine den Männern des Gesetzes gegenüber­stand. Den Betheurungen seiner Unschuld widersprach nur zu deutlich sein geisterbleiches Gesicht, sowie das Beben seines Körpers. Obgleich der Gedanke etwas Beruhigendes hatte, daß der Beweis seiner Schuld, tief in den verschwiegenen Fluthen ruhte, gelang «s ihm nicht, den geübten Blick der Gendarmen zu täuschen.

Heine wurde wie ein gemeiner Verbrecher verhaftet und nach der Stadt transpor- tirt. Einer Lawine gleich wuchs hier der Menschenknäuel hinter ihm.

Frau Heine, welche nirgends Ruhe gefunden, seit ihr Mann sie verlassen, erschrak cködtlich über den ungeheuren Lärm, der sich die Straße heraufwälzte. Von schlimmer Ahnung erfüllt, eilte sie ans Fenster; als sie ihren Gatten zwischen den Gendarmen wan­kenden Schrittes erblickte, sank sie mit einem lauten Schrei zu Boden.

Hätte sich der Unglückliche seinen Freunden entdeckt, besonders seinem Jugendfreunde Otto Möller, dem reich Begüterten seine Lage geschildert, so war ihm geholfen, aber falsche Scham die hier gar nicht am Platze war hielt ihn davon zurück.

Möller saß oftmals vor diesem traurigen Ereigniß, so auch gestern wieder mit Heine plau­dernd beisammen; obgleich sie von Geschäften sprachen, wo sich Heine die beste Gelegen­

heit zu einem offenen Bekenntniß darbot und auch er schon mehrere Male versucht war- solches abzulegen, so fand er nicht den Muth hierzu und drängte die auf den Lippen schwebenden Klagen jedesmal wieder zurück.(Fortsetzung folg.t)

(Ein Handelsmann, wie er sein soll.) Ein Student der Veterinär-

Wissenschaft in Göttingen befand sich in der dringendsten Geldverlegenheit. Es fehlten ihm gegen dreißig Thaler, um den auf sein Zeugniß gelegten Arrest zu beseitigen, und von seinem Vater, einem verarmten Roßkamm, war kein Pfennig zu hoffen. Da entschließt sich der Pferdearzt in sps zu einem heroischen Unternehmen. Er miethet das schönste disponible Philisterroß, schwingt sich in den Sattel und reitet nach Bovenden, wo er das­selbe mit einem Profit von zwanzig Thalern gegen ein anderes Pferd vertauscht, das er bereits in Nörten verkauft, um auf dem Hardenberg'schen Gute sofort ein anderes zu er­handeln. Zwei Tage auf diese Weise mit Schachern im Gange bleibend, kommt er am Morgen des dritten Tages nach Bovenden zurück, tauscht das Philisterroß ein, liefert dasselbe in Güttingen ab und hat nach Bezahlung der Pferdemiethe noch gegen fünfzig Thaler baares Geld in der Tasche.

Napoleon I. war zwar sehr stolz auf die vornehmen verwandtschaftlichen Beziehun­gen, die ihm seine Vermählung mit der Erzherzogin Maria Louise eingetragen hatte, aber manchmal erregte der hohe Schwiegervater, Franz I. von Oesterreich, dennoch seine Unzu­friedenheit. Eines Tages vergaß er sich in seinem Zorn so weit, ihn einen visux xn- uoods (alten Einfallspinsel) zu nennen. Maria Louise hatte diesen Ausdruck, der natür­lich nicht im Prinzessinnen-Lexikon stand, noch nie gehört, er fiel ihr auf, und sie fragte den Adjutanten ihres Gemahls nach der Bedeutung des Wortes. Der Adjutant wagte nicht, ihr den wahren Sinn zu enthüllen, sondern sagte, xovaoks bedeute etwas sehr Schmeichelhaftes und vereinige den Begriff eines Helden mit dem eines vortrefflichen Menschen. Bald darauf wünschte Napoleon, daß die Kaiserin einige ausgezeichnete Worte an einen siegreich heimkehrenden General richten möge. Mit dem huldreichsten Lächeln der Welt versicherte ihm Maria Louise vor dem versammelten Hofe, daß sie ihn für de» größtenAouaobv" der ganzen französischen Armee halte.