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Kr. 65.
Menstaig, Donnerstag dm 2. Juni.
1881.
D Zur Hamburger Frage.
Unsere Zeit ist an Überraschungen nicht gerade arm. In demselben Moment, in welchem der Reichstag sich mit der Hamburger Zollanschlußfrage beschäftigt, wo die fortgeschritten Liberalen Hamburg zu Hilfe kommen wollen, wird der Vertragsentwurf zwischen der Reichsregierung und den Bevollmächtigten des Hamburger Senats unterzeichnet, welcher den Anschluß Hamburgs an das deutsche Zollgebiet rinleitet. Und Lei diesem Vertragsabschluß hat Hamburg keineswegs einem Zwange nachgegeben, rs wird vielmehr officiös versichert, daß „diese schwierige und so viele große Interessen in sich schließende Angelegenheit in vollster Verständigung erledigt worden sei."
Es schien bisher, als ob Hamburg das größte Interesse habe, seine Freihafenstellung beizubehalten; nach Ansicht der Reichsregierung dagegen hatte das Reich das entgegengesetzte Interesse. Die Gründe dafür sind ohne die genaueste Kenntniß der einschlägigen Verhältnisse schwer zu würdigen und selbst den in diese Verhältnisse Eingeweihten wird es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Nur mag darauf hingewiesen werden, daß der Freihafen für Hamburg nicht etwa ein Reservatrecht in dem Sinne war, wie sie Bayern, Württemberg rc. besitzen, sondern daß der Artikel 34 der Reichsverfassung ausdrücklich die Zoll ein heit der deutschen Staaten bestimmt, daß für Hamburg (und Bremen) nur eine vorläufige Ausnahme Mgestanden wurde, um den Einschluß ihres Gebiets in die deutsche Zollgrenze nicht zu überstürzen und dadurch vielfache berechtigte Interessen zu schädigen.
Hamburg hat aber nie in den zehn Jahren seit Bestehen des deutschen Reiches auch nur Miene gemacht, als ob es sich seiner moralischen Verpflichtung gegen das deutsche Reich erinnere; man hatte offenbar seinen deutschen Patriotismus überschätzt, als man ihm selbst die Bestimmung des Zeitpunktes, mit welchem es in den Zollverein treten sollte, überließ. Da sich nun seit der Einführung des neuen Zolltarifs die Einbeziehung Hamburgs in den Zollverband noch mehr als früher wünschenswerth machte, Hamburg aber absolut keine Schritte that, um seinen Anschluß zu erwirken, so hat denn endlich der Reichskanzler die Sache in die Hand genommen und dadurch eigentlich erst ist die Anschlußfrage zu einer hochpolitischen geworden.
Nehmen wir, um dies zu illustriren, einen Augenblick an, eine starke Partei Hamburgs hätte den Zollanschluß gewünscht und wäre in diesbezüglichen j Petitionen an den Reichstag getreten, — die Presse der Regierung und der regierungsfreundliche» Parteien hätten sich aber dagegen erklärt, so würden die heutigen Gegner des Zollanschlusses seine begeistertsten Freunde geworden sein, würden der Regierung und den M ihr stehenden Parteien den Vorwurf gemacht haben, daß jene den Einheitsgedanken nicht Pflegten und den starrköpfigen Partiknlarismus beförderten; daß sie für Hamburg ein ungerechtfertigtes Privilegium bestehen ließen und dergleichen mehr.
So aber liegt die Sache gerade entgegengesetzt. Der Reichskanzler war »der anregende Theil, und da dieser nach dem neueren Partei- dogma bekämpft werden muß, so muß auch Alles verworfen werden, was von ihm ausgeht. Äl seiner Mittwochsrede machte der Abg. Eugen Richter den Hamburgern in einer donnernden Rede klar, daß sie b ei threrEhre verpflichtet AAen, dem Ansinnen des Fürsten Bismarck Widerstand zu leisten. Die Antwort darauf
war,-daß die Hamburger Bevollmächtigten
am nächsten Tage den Präliminarvertrag Unterzeichneten.
Tagesnerttgkeite».
8 Len genloch. Im Laufe des letzten Winters wurden einem hiesigen Gutsbesitzer Steine in seinen Pumpbrunnen geworfen und derselbe derart beschädigt, daß er kein Wasser mehr gab. Den fortgesetzten Nachforschungen der Sicherheitspolizei gelang es nun den Thäter in der Person eines früheren Knechts des Gutsbesitzers zu ermitteln. Der Knecht hat aus Rache den gemeinen Muthwillen verübt.
8 In Ebershardt waren am Samstag zwei Mädchen des Bauern Keck mit Futterschneiden an der Futterschneidmaschine beschäftigt. Plötzlich brachte das eine, ein lOjähriges Mädchen, den Arm in die Maschine und wurde derselbe am Gelenk schräg abgeschnitten. Es ist dieses schauderhafte Unglück wiederum ein ernsthafter Mahnruf an Eltern, ihre Kinder, welchen meistens die nöthige Vorsicht abgeht, nicht an Maschinen arbeiten zu lassen.
(Wirkliche Sparsamkeit.) (Corresp.) Schon oft hat es geheißen: Es passirt nichts Neues mehr unter der Sonne, es ist schon alles dagewesen. Folgende Begebenheit wird aber doch eine Rarität sein. In O. war am 26. Mai eine Kindsleiche. Eine Frau W. opferte angeblich ein 10-Pfennigstück statt einem 2-Pfen- nigstück. Die Frau M. geht nun zum Hr. Pfarrer hin und sagt das Unglück der Frau W. Der Herr ist aber so gütig, öffnet die Opferbüchse und gibt den Verlust zurück. Hier verliert auch das Wort: „Es gibt kein Pfarrer ein Opfer heraus," seine Wahrheit.
Am 6. Juni feiert die Feuerwehr in N a- gold das 25jährige Jubiläum ihres Bestehens.
Zwieselberg OA. Freudenstadt, 30. Mai. Heute wurde von einem Landjäger hier ein „armer Reisender" wegen Bettelns verhaftet, welcher 106 M. 56 Pf. baares Geld besaß.
Calw, 30. Mai. Als am Freitag Morgen der Stationsmeister Stegmaier in Teinach dem um 7" dort ankommenden Zuge den Hrn. Inspektor Proß von hier entsteigen sah, muß er wohl von der Ahnung einer für ihn verhängnißvollen Untersuchung gepackt worden sein; denn er entfloh sofort durch einen Gepäckwagen hindurch in den jenseits der Geleise gelegenen Wald. Was ihn zu diesem auffallenden Schritte bewog, war bald klar, da sich bei Prüfung seiner Bücher ein Defizit von ca. 800 M. herausstellte. Im Walde muß er sich den ganzen Freitag und Samstag Herumgetrieben haben, am Samstag Abend soll er im Welzberg gesehen worden sein und die erste Nachricht, die man über ihn bekam, war die, daß er am Sonntag früh um 2 Uhr in Mona- kam ein Fuhrwerk genommen und damit nach Pforzheim gefahren sei. In Pforzheim entledigte er sich seiner Dienstkleidung, kaufte für 23 M. einen andern Anzug und fuhr um V 2 IO Uhr mit der Bahn weiter. Wie weit er auf dieser kommen wird, wird sich bald zeigen, da ihm der telegraphische Steckbrief nach verschiedenen Richtungen vorausgeeilt sein wird. Unklar ist, woher er das Geld zur Reise bekam, da die Tageskasse in Ordnung war und die Untersuchung ihn jedenfalls unvorbereitet fand.
Rottweil, 27. Mai. Die Angabe des im Gefängniß zu Zweibrücken internirien Wolfgang Richter aus Annaberg, daß er in der Nähe von Friedrichshafen einen gewissen Tont aus Ungarn erstochen habe, hat sich als unwahr erwiesen; dagegen hat es mit dem eingestande
nen Einbruch in die Palmbühlkapelle zu Schömberg seine Richtigkeit.
Rottweil, 28. Mai. Rathsdiener Caspar von Sulz, dessen Flucht und spätere Verhaftung viel Staub aufgewirbelt und zu den verschiedensten Gerüchten Anlaß gegeben hat, wurde heute durch die Strafkammer von der Anklage, der Gewerbebank zu Sulz gehörige Gelder im Betrage von 240 M. unterschlagen zu haben, unter Uebernahme der Kosten auf die Staatskaffe freigesprochen.
Stuttgart, 28. Mai. Der gestrige Tag war für die Ausstellung am wenigsten ergiebig, da der Besuch am schwächsten war. Es wurden nur 3000 Personen gezählt. Schuld daran trug das regnerische Wetter. — Das Bier in der Ausstellung will den Leuten nicht recht munden. Es wäre wünschenswerth, wenn der Wirthschastsausschuß einschreiten möchte, sobald schlechtes Bier Zum Ausschank kommt. Dasselbe wird von unseren hiesigen Brauern im wöchentlichen Turnus geliefert.
Stuttgart, 30. Mai. Trotz des unbeständigen Wetters war der Besuch der Ausstellung gestern nicht nur ein sehr befriedigender, sondern es wurde die höchste bis jetzt dagewesene Ziffer erreicht: 11,000 Personen traten ein. Am Samstag wurden 4000 Besucher gezählt.
Ein eigenthümliches Mißgeschick ist nach dem „N. T." dieser Tage einem Auswanderungslustigen aus Degerloch passirt. Er rühmte sich beim Abschied, daß er nicht bei einem einheimischen Agenten wegen der Ueberfahrt nach Amerika akkordirt, sondern sein Geld (250 M.) noch im Sack habe und in der Hafenstadt schon „billiger den Rang kriegen werde" als hier. In Stuttgart bestieg er den Zug, dampfte von dannen und machte schon vor Ludwigsburg die betrübende Entdeckung, daß sein Reisegeld — verschwunden war. So mußte der wackere Degerlocher wieder umkehren und hatte eine sehr schlechte „Ersparniß" gemacht.
Ueber eine Uhu-Jagd in der Gegend von Spaichingen läßt sich das „N. T." vom 25. d. Mts. von da schreiben: Wenn es auch bis dato noch nicht gelungen ist, den Uhu, der vor einiger Zeit am Dreifaltigkeitsberg auf einen Dachshund herunterstieß, zu erlegen, so wurde doch dessen Horst entdeckt und daraus zwei Junge zur Aufzucht hieher gebracht. Ebenso holte ein Mann in Nusplingen aus zwei Nestern fünf Junge, die er gegenwärtig aufzieht. Hiebei passtrte wieder eine interessante Geschichte. Nachdem der Mann aus dem einen Nest die Jungen genommen, legte er in dasselbe eine Schlagfalle, um eines der Alten lebendig zu fangen; statt mit einer Kette befestigte er die Falle mit einer Schnur. Als er nun andern Tages nachsah, war die Schnur abgehauen und die Falle verschwunden. Etwa 14 Tage später erblickte ein Schäfer auf einem Baume einen Uhu; er verjagte ihn, und siehe da, nur mit größter Mühe kommt- der Uhu weiter, als er endlich zu Boden fällt, wo ihn der Schäfer mit seinem Mantel zudeckt und lebendig sängt. Volle zwei Wochen hatte sich das arme Thier mit der Falle am Beine fortgebracht, bis es endlich erschöpft von Hunger und Qual, sich gefangen geben mußte. —
Langen bürg, 29. Mai. Vorgestern mußte der hiesige Amtsanwalt v. H. wegen jäh eingetrctener Geisteszerrüttung in die Heilanstalt nach Göppingen verbracht werden. Der Unglückliche wird allgemein bedauert.
Crailsheim, 30. Mai. Gestern sind wieder 44 Auswanderer, Männer, Frauen und Kinder, nach Amerika abgereist. Dieselben sind