lich ein Spezialkorps bilden, um gegen Kaledkn zu marschieren. Nach Drahtnachrichten aus Tokio sind in verschiedenen Städten in Sibirien Aufstände ausgebrochen. Alle Telegramme aus den Städten östlich von Tomsk werden aufgehalten. Post und Telegraph sind von den Marimalisten beschlagnahmt. Es haben Straßenkämpfe stattgesunden. Viele Japaner haben Sibirien verlassen.
Po" vnsern Feinden.
Schließung der Schulen in Ober- und Mittel-Italien.
(WTB.) Bern, 23. Nov. „Osservatore Romano" kündigt die Schließung sämtlicher Schulen Ober- und Mittelitaliens wegen Lehrermangels und Mangels an Unterkunstsräumen für die Truppen an. „Tribuna" meldet zu der Nachricht von der Zurückziehung der Kriegsgefangenen als Landarbeiter, die Maßnahme werde infolge der staatsgefährden- den Friedenspropaganda unter der Landbevölkerung nötig.
Zur englischen Wahlrechtsfrage.
(WTB.) Rotterdam, 23. Nov. Der „Nieuwe Notter- danische Courant" meldet aus London: Das Unterhaus gar gestern mtt 202 gegen 126 Stimmen das Proportionalwabl- recht abgclchnt.
MilionS Freund in Frankreich.
(WTB.) Berlin, 24. Nov. Am Donnerstag kam, wie dem „Berliner Tageblatt" aus Genf bericht-! wird, auf dem Partter Nordbahittof als Vertreter Wttlov? Ol: st Honse an. Er erklärte Presse»ertrettrn gegenüber: Wir sind unerschütterlich entschlossen, den Krieg fortzusehcn. bis die Welt von dem Militarismus befreit ist. Wir wollen keinen materiellen Gewinn, nur die Sicherbeit für einen dauernden Frieden. Frankreich kann Vertrauen baben daß wir dafür w'der Blut noch Geld sparen werden. — Es wäre doch eigentümlich gewesen wenn Wilsons Frennd weniger heuchlerische Phrasen dreschen würde als der Ercheuchler selbst. Besonders schön ist die stets w'cderboste Bebauvtung. daß Amerika keinen mater'ellen Gewinn wolle. Die Amerikaner vollen gar nichts als ihre M'Bonengewinne für die Kuegsliefernngen und Kricasanlciben. und sich die Hüe CastandS und Frankreichs für kommende Fälle sichern, nebenbei auch noch d°e deutsche Konkurrenz in Südamerika be- seit'aen. D"s ist alles, was die nnemennütugen Amerikaner in die'em Krieg erreichen wollen. Dagegen verzichten sie grabg-r d'e dauernd Besetzung Deutschlands oder sei- nm verbündeten Länder. Man muß sagen. Wilions Großmut iss überwältigend. Die Schrift!.
Tie Pressung der Neutralen für den amcritauijche» Heeresdienst.
lWTB.) Amsterdam. 23. Nov. Der Leenwardsche Courant" meldet, daß niederländische Untertanen aus der Provinz Fricsland, nachdem man ihnen eine Friss von 70 Ta- §en gegeben batte, um narb Eurova zurückzukehren, in die »"-«ri^auische Armee eingere'bt werden, weil es ihnen nicht
möglich war, eine Schiffsgelegenheit zur Rückkehr nach Europa zu finden.
Vermischte Nachrichten.
Ein Erlaß des preußischen Kriegsministers. (WTB.) Berlin. 23. Nov. Wie wir erfahren, richtete der Kriegsminister an sämtliche ihm unterstellten Dienststellen folgeirden Erlaß: Jeder Einzelne im Volk trägt an der Not des Krieges. Niemand soll ihm die Last unnütz vergrößern. Das geschieht aber, wenn die Dienststellen im Verkehr mit dem Publikum den Ge- suchstcllern nicht in schneller, höflicher Art helfen, sondern den Berkehr zur Quelle von Mißhelligkeiten und Mißstimmungen machen. Wer so handelt, schädigt Äds Vaterland und zeigt, daß er der Aufgabe nicht gewachsen ist. Persönlichkeiten, die auch nach erfolgter Belehrung fortfahren, ihren Mitmenschen in dieser Zeit das an sich schwere Dasein durch ihr Benehmen noch mehr zu erschweren, dürfen in ihren Stellen nicht geduldet werden.
Ueberwachung der Lebensmittelausfilhr kn Bayern. Seit der am 1. Juli in Bayern begonnenen Ueberwachung der Lebensmittelausstchr aus Bayern wurden nach einer amtlichen Veröffentlichung rund 12 000 Pakete be- , scblagnabmt. Die bis Ende Oktober nur auf ein Viertel Bayerns (mit dem Hauptbahnhof München als Zentrale) sich erstreckende Kostralle wurde erst Ende Oktober auf ganz Bayern (mit den Bahnhöfen Würzburg, Hof, Aschaffenbung nnd Negensburg) ausgedehnt. Das Ergebnis der Ueberwa- chi ngstätigkeit in den Monaten Juli bis Ende Ostober in dem bisher beschränkten Gebiet wird durch folgende Zahlen näher gekennzeichnet. Beschlagnahmt wurden 150 Zentner Fleisch 260 Zentner Käse, 1.30 Zentner Butin, 330 Zentner Mehl, 100 Zentner Honig 144 000 Eier. Ein Bild von der unerlaubten Lebensmittelausfuhr aus Bayern kann man sich erst machen, wenn man bedenkt, daß sich diese Zahlen nur auf ein Viertel Bayerns beziehen.
C ' ----"1 für den ReichStagSwahlkreis Baffermanns Saarbrücken, 23. Nov. Bei der heute im Wahlkreis Saarbrücken für den verstorbenen Abgeordneten Bassermann stattgefundencn Reichstagsersakwahl wurde der preußische Landtagsabgeordnete Prost Tr. Hervig (natl.) mit 0852 Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht ausgestellt. Einige Stimmen waren zersplittert.
Der Wcinertrag in der Pfalz.
(SCB.) Bayerische Blätter bringen Angaben über den Ertrag der Weinernte in der Pfalz. Während der Jahrgang 1007 62 000 Fuder ll Fuder — 1000 Liter), der Jahrgang 1911 rund 66 000 Fuder gebracht hat, übertrifft das Jahr 1917 diele beiden Jahrgänge sodaß man mit 70 000 Fuder oder 700 009 Hektoliter rechnen darf. Zum heurigen Wein- Preis 1 Hektoliter mit 350 durchschnittlich berechnet, er
gibt dies einen Betrag von 250 Millionen .6. Die 1S15er Weinernte war auf 40 Millionen amtlich geschätzt. Sie galt bisher als der reichste Erlös und man glaubte, dieser Jahrgang, wäre nicht mehr zu überbieten. Nun hat der Krieg auch hier alle Berechnungen über den Hansen geworfen.
Der ungarische Ministerpräsident zm Frage eines (Waffenstillstandes.
(WTB.) Budapest, 24. Nov. Im Abgeordnetenhaus erklärte gestern Ministerpräsident Dr. Weckerle auf eine Anfrage des Grafen Tisza, der die russischen Verhältnisse eingehend erörterte: Die russischen Verhältnisse sind noch so »n- aeklärt. daß nicht festzustellen ist, ob die dortige Friedenspartei im Stande sein wird, ihr Streben z» verwirklichen. Bisher ist zu uns kein Friedcnsanerbietrn und auch -rin Anerbieten eines Waffenstillstandes gelangt. Wenn ein solches eintreffen wird, so wird es im Einvernehmen mit den Bundesgenossen zum Gegenstand wohlwollender Erwägung aemacht werden. (Lebhafte Zustimmung.) Und wenn die Bedingungen annehmbar sind, werden wir das Anerbieten- on- nehmen. Ich bitte das Haus, meine Antwort zur Kenn' - - zu nehmen.
Kein neuer Friedensschritt des Papstes.
Berlin, 24. Nov. Laut „Berliner Lokalanzeiger" meiden die katholischen „Neuen Züricher Nachrichten" aus Rom: Die Meldungen der Ententepresse über einen neuen päpstlichen Friedensschritt sind frei erfunden. Ter Papst ist bemüht, die Wege für seine letzte Note zu ebnen. Möglich ist, daß der Papst gegen Weihnachten zur Unterstreichung seiner letzten Note einen öffentlichen Appell an die Staatslenker und Völker richten wird.
Ans und
Calw» den 24. November 1917.
Das Eiserne Kreuz.
Schütze Zoh. Schwämmle von Altbuvg und Schütze Karl Morgencier von Ernstmühl haben das Eiserne Kreuz erhalten.
Kriegsauszeichnung.
Musketier Emil Schühke von Calw. Inhaber des Eisernen Kreuzes, erhielt die Silberne Militär-Tapfer» keitsmcdaille und wurde zum Gefreiten befördert: Ge- freiter-Tambour Michael Vodemer von Oberkollbach hat die Silberne Verdienstmedaille erhalten.
Dienstpriifuvg.
Die zweite Dienstprüfung für das realistische Lehr» amt hat bestanden Dr. Friedrich Bretschneider ans Calw. Auf Grund der Erstehung dieser Prüfung wurde dem Kandidaten die Befähigung zur Anstellung aus realistischen Lehrstellen zuerkannt.
Die Geich! -
d-- Diethelm von Buch-nberz
49. von Verthold Auerbach.
Franz knirschte die Zähne übereinander und sah Munde mit einem zermalmeriden Blicke an; hätte sie ihn damit in Stücke zerreißen können, sie hätte es getan. Sie wollte aufstehen, aber Munde hielt sie fest und sagte begütigend: „Die Fahrt mit dem ewigen Eezerr hat uns alle miteinander dumm gemacht. Wir wollen gar nichts mehr reden. Ich geh' jetzt noch vor dem Appell ein bißle in die Kasern' zu meinen Kameraden. Beroiß alles und denk gut an mich. Mb mir ein' Hand. So b'hüt dich Mit."
Munde ging nach der Kaserne. Er war jetzt ein ganz anderer Menich als vor wenigen Monaten, da er diesen Weg so oft abgeschritten. Zuerst, als ihm der Vater das Erbe der Nache aufdrängen wollte, und dann, als er von Diethelm das Erbe des Verbrechens überkam, war in sein träumerisches, still umfriedetes Wesen eine gewaltige Gärung gekommen, er war zaghafter und kraftloser als je. Er war überhaupt nicht geschaffen, sich mit fester Hand ein Schicksal zu bereiten: von Kii'-Heit auf war Medard sein Führer und Ratgeber in allem, als Hirte führte er ein fast gedankenloses Leben, pfeifend und rauchend,, und als er Soldat wurde, brachte auch dies keine bedeutsame Wandlung in hm hervor; er war anstellig und pünktlich, als stiller, allzeit wohlgemuter Bursch beliebt, aber ohne sich irgend eine besondere Geltung zu verschaffen; nur mit seiner Kunstfertigkeit im Pfeifen hatte er 'ich bei der Kompagnie beliebt gemacht und davon den Beinamen Pfifferling erhalten. Jetzt, so plötzlich in die Erfüllung seines einzigen und höchsten Wunsches eingesetzt, ging er oft wie traumwand- lerisch umher, und nur der Gedanke an das geschehene noch so dunkle Verbrechen schreckte ihn oft auf. Er freute sich, daß er Franz gewonnen und all-' das große Gut dazu, er wäre Mr am LiMen
Hirte gewesen, träumend wie in alten Tagen bei seiner Herds. Das viel Gut und die tausend Tätigkeiten dafür, die er übernehmen sollte, erdrückten ihn fast. Darum konnte er dem Wunsch der Franz nicht nachgeben, ihm. war es ja lieb, wenn Diethelm so lang als möglich alles unter seiner Obhut behielt.
Jetzt, auf dem Wege nach der Kaserne, sagte er sich, daß Fränz doch recht habe, er müsse anders auftreten, kecker und umsichtiger. Nicht nur seine Liebe zu Franz stieg aufs neue in ihm auf. er empfand auch eine große Hochachtung vor ihrem energischen Wesen, das. allzeit geweckt, den Dingen scharf ins Auge sah und sie frei beherrschte. So kam er zu den Kameraden und erzählte ihnen, daß er sich andern Tags vom Militär loskaufe, und was aus ihm geworden sei; er wußte seine künftige Tätigkeit bereits so lebendig als wirkliche darzustellen, daß alle staunten, wie sich der Pfifferling, der stille Munde, dem man das gar nicht zugetraut, verändert hatte. Als er zuletzt sagte, daß er morgen auf dem Markt vier Pferde einkaufe, beschlossen unter Jubel der Feldwebel und einige Kameraden, auch auf den Markt zu kommen, um zu sehen, wie der Pfifferling das mache.
Stolz aufgerichtet, mit gespanntem Selbstgefühle kehrte Munde in den Rautenkranz zurück, er wollte seiner Fränz Abbitte tun, daß er so bös gegen sie gewesen sei, und ihr sagen, wie er sich nun wacker ins Geschirr legen wolle, daß es ihm landauf und landab keiner voraus tun könne.
Als er i nden Rautenkranz trat, hörte er in der Küche die Stimme der Fränz. die sagte:
„Das ist ja prächtig, daß Sie Kellner im Wi^d? bad geworden sind. Ich komme diesen Sommer mit meinen Eltern auch dahin."
„Aber Sie sind Braut," sagte eine Männerstimme.
" „Ja, mit mir," sagte Munde eintretend; er sah einen Mann — es war der älteste Haussohn aus dem Rautenkranz — der die Hand der Fränz hielt.
»Ich gratuliere," sagte der Nebenbuhler, schnell die Hand loslassend, und Munde erwiderte:
«DM' Mn» Komm Uft Fränz. in die Stub^."
Er faßte sie eben nicht zart am Arm, und Fränz machte große Augen als er ihr allein sagte, daß das Scharmutzieren ein Ende habe, und ob sie mit den Eltern ins Wildbad gehe, darein habe er auch noch ein Wort zu reden. Fränz widersprach heftig, und Munde erklärte, daß er von dieser Stunde zu regieren anfangs über alles, was ihm gehört, und das sei vor allem seine Frau, es müsse ja Fränz recht sein, daß er sich als Mann zeige.
„Zeig's zuerst beim Vater. Bei mir brauchst nicht anfangen," stachelte Fränz, der diese Wendung gar nicht lieb war. Munde sprach wiederholt und in verstärkter Weise seinen Herrscherplan aus. und der Abend dieses unruhvollen verhetzten Tages schien doch noch erwünscht auszuklingen.
Schon am frühen Morgen jedoch hatte Munde einen gewaltigen Zank mit seinem Schwzher, er wollte sich die Eeldgurte umschnallen, Diethelm aber lachte ihm ins Gesicht.
„Dann reiß' ich sie Euch auf öffentlichem Markt vom Leib herunter, wenn Ihr mich so gehen lasset und ich Euch damit feh'," drohte Munde und ging hinab in die Wirtsstübe.
Diethelm schaute hoch verwundert dem so plötzlich Veränderten nach, und Fränz sah mit Schrecken die böse Saat aufgehen, die sie gesäet; sie wußte aber den Vater doch dahin zu beschwichtigen, kein Geld mit auf den Markt zu nehmen, die Leute könnten es für Prahlerei ansehen. und das müsse man vermeiden nach so einem Unglück. In der Wirtsstube übergab hierauf Diethelm der Rautenwirtin die Eeldgurte zum Aufbewahren, und Munde lächelte vergnügt zu seinem Siege. Diethelm traf hie- viele Bekannte, unter denselben auch den Neppen- berger und den Steinbauer. Reppenberger war ebenso zutulich und redselig, als der Steinbauer unachtsam und maulfaul; er erzählte, daß er einen umfangreichen Branntweinhandel betreibe, er habe den Vertrieb übernommen und fahre mit seinem Einspänner im Lande umher, während sein Ee- ^ schäftsgenosse das Brennen aus dem Grunde verstehe.
Fortsetzung folgt.