i
SSM»»'
«M-«
WMEW
M kNWpM
L-'^SLi
HMIM
i.L-4-
Nr. 274. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 92. Jahrgang.
EricheinungSn eile: 6mat wöchentlich. Anzeigenpreis: Hm Oberamts- bwirk Calw sur oie einspaltige Zeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Psg.. Reklamen 25 Vfg. Schluß lür Anzeigenannahme S Uhr vormittag-. Fernspr.9.
Donnerstag, den 82. November 1917.
Se-ng«pretS: In der Stadt mtt Lrügerlohn Mk. 1.68 vierteljährlich sichezugSpretS Im OrtS* und Rachbarort-vertchr Mk. 1 85. im Fernverkehr 1.6ü Bestellgeld tn WÜrr emberg 30 Psg.
!
i
l
Eis MW «Wer IllrGriOmskch Westlich LMtm.
Eine neue Generaloffenfioe im Westen. Die verschärfte Seesperre gegen England. Der französische Diktator.
Unsere gestern ausgesprochene Vermutung, der große englische Angriff südwestlich Cambrai werde wohl eine neue Generaloffensive der Alliierten von der Westfront einleiten, scheint heute schon Ihre Bestätigung gefunden zu haben. Wir können einen großen Angriff ungefähr 10 Kilometer südwestlich von Cambrai feststellen, mit dem Endziel des Durchbruchs auf Cambrai zu, und daran anschließend örtlich begrenzte Nebenunternehmungen nach Norden bis 10 Kilometer südöstlich von ArraS und nach Süden bis 10 Klometer südöstlich von St. Quentin, und weiterhin besteht die Wahrscheinlichkeit nach dem gestrigen deutschen Abendbericht, daß ' auch die Franzosen in großem Stil angreisen wollen, und
zwar etwa 18 Kilometer südöstlich von Laon, auf der Strecke Croonne—Berry au Vac, von wo aus die Front südöstlich » auf Reims zu verläuft. Auch in Flandern läßt der stärker ge
wordene Feuerkampf auf englische Angriffsabsichten schließen. Wir haben also eine große englisch-französische EntlastungS-- offensive zu erwarten mit dem unzweifelhaft vorhandenen Ziel des Durchbruchs der deutschen Front. Bis jetzt haben die Feinde nur südwestlich von Cambrai Erfolge zu erringen vermocht; sie sind in nordöstlicher Richtung gegen Cambrai zu etwa 4 Kilometer vorwärts gekommen auf einem Frontabschnitt von vielleicht 10 Kilometer. Die Orte Graincourt und Mercoing, beide etwa 6 Kilometer südwestlich Cambrai gingen verloren. Die Engländer haben also nicht mehr weit nach Cambrai. Diese Erfolge haben sie durch einen stack massierten, tief gegliederten Angriff unter Verwendung zahlreicher Panzerkraftwagen und starkem Massencinsatz von Men- scken und Material erreicht. Nachdem die ersten Sturmkolon- nen durch unser Abwehrfeuer abgewiesen worden waren, wurden rücksichtslos die Stnrmbataillone wieder aufgefüllt und nachqeschoben, sodaß schließlich unsere Verteidigung in rückwärtige Stellungen zurückgedrängt wurde, wo dann der feindliche Stoß durch unsere Reserven aufgefangen wurde. Etwa 17 Kilometer westlich von Cambrai, von Fontaine les Croi- silles bis Riencourt wurde ein starker örtlicher Vorstoß unternommen. der aber blutig zusammenbrach. Ebenso erging es einem örtlichen Angriff 10 Kilometer südöstlich von St. Quentin, bei Alaincourt. Ob die wahrscheinlich noch stärker - zum Ausdruck kommende feindliche Offensive im Westen den
Italienern die gewünschte Entlastung bringen wird, können wir abwarten. Vorerst wehren sich die Italiener noch mit allen Kräften gegen den Abstieg der Armee Konrad aus der Gebirgsfront zwischen Piave und Brenta. Es wird erbittert im Raum von Astago um die letzten Höhenstellungen gekämpft. Vom Ausgang dieses Ringens wird es abbängen, ob die Italiener die Piavestellung halten können. Es sind jetzt anscheinend starke englisch-französische Hilfskräfte an der italienischen Front angekommen. Daß die Italiener trotz dieser Hilfe wenig Vertrauen zu ihrer Stärke haben, ersieht man aus der Tatsache, daß die Räumung des Gebiets hinter der Front unvermindert fortgesetzt wird. Im übrigen wird man sich der Ueberlegung nicht verschließen können, daß in Bezug ms den Gang der militärischen Ereignisse im Westen und Südwesten eine Wechselwirkung in Rechnung zu stellen sein wird.
Die deutsche Regierung hat aus den Tatsachen des verstärkten wirtschaftlichen Drucks der Entente gegen die Vier- bundmächtr, der sich namentlich in weiteren Erpressungen gegenüber den Neutralen kundgiebt, die einzig möglich« Folgerung gezogen, unss hat mit einer weiteren Verschärfung der Blockade gegen die Entente geantwortet. Das Sperrgebiet im Westen Englands wurde erweitert, um so die Versorgung Englands von Amerika her noch besser treffen zu können, sodann wurde die portugiMHe ZnselgruW dex Azoxeu ^ 17öü
Kilometer westlich von der spanischen Küste), die von Amerika als Waffen- und Stapelplatz benützt wird, in den Sperrbezirk eingeschlossen, und endlich die noch offen gelassene Fahrrinne im Mittelländischen Meer nach Griechenland aufgehoben, weil wir keinen Anlaß haben, die militärische Reorganisation des griechischen Heeres durch feindliche Zufuhr von Kriegsmaterial zu unserm Nachteil zu fördern.
Es geht hart auf hart, das müssen unsere Feinde nun auch von unserer Seite aus merken. Angesichts der Rücksichtslosigkeit, mit welcher der Krieg gegen uns geführt wird, und mit welcher die noch neutralen Staaten gegen uns zum mindesten in den Wirtschaftskrieg gezerrt werden sollen, gtebt es für uns kein anderes Mittel, als ebenso konsequent die Unterbindung der wirtschaftlichen Versorgung unserer Feinde zu verfolgen, wie sie es tun. Clemenceau hat in seiner Regierungserklärung vor der Kammer gesagt: „Mein Ziel ist, Sieger zu sein", und er hat dem französischen Volk gedroht, daß das „Verbrechen" der Friedenssehnsucht aufs Schärfste bestraft werde. Er hat die Einschränkung in der Lebensmittelversorgung angekündigl, und die Kammer nahm dann eine Vertrauenskundgebung mit 408 gegen 66 Stimmen an, daß sie die Erklärungen der Negierung billigt, auf ihre Tatkraft und Wachsamkeit zähle für eine kräftige Regierung und die Züchtigung derjenigen, die Verbrechen gegen das Vaterland begangen haben. Das heißt also die Billigung der Diktatur Clemenceaus und Gewährung freier Hand für eine rücksichtslose Unterdrückung der Friedenspropaganda. Und wie sagt doch Lloyd George: Er will den deutschen Handel, auf den es Ermland in erster Linie abgesehen hat. erdrosseln. Wir werden diesem Vernichtungswillen der Entente denselben ungebrochenen Verteidiaungswillen. aber auch einen entsprechenden SicherungSwillen für die Zukunft entgegenzu- setzen haben. 0.8.
G
Eine Denkschrift der deutschen Regierung über die Erweiterung der deutschen U-Botsperre.
Berlin, 22. Nov. Die Vergewaltig,mgen der Neutralen Europas durch unsere Feinde haben sich in verschärfter Form fortgesetzt. Nicht genug damit daß die feindlichen Regierungen seit einiger Zeit neutrale Schiffe, deren sie in ihren Häfen oder auf hoher See habhaft werden konnten, wegqe- nommen haben, um die durch die Tätigkeit unserer U-Boote bedrohlich gelichteten Bestände ihrer Handelsflotte aufzufüllcn und um ihre eigene Flagge zu entlasten, versuchen fle jetzt durch Anwendung zahlreicher Druckmittel, besonders aber chirch Verschärfung der Hungerblockade gegen die neutralen Länder, den von Ihrem gewaltsamen Zugriff bisher in die eigenen schützenden Häfen geretteten und dort aufgelegten neutralen Schiffsraum herauszupressen und in ihre Dienste zu zwingen. Unser Handelskrieg auf dem Meere richtet sich gegen die Zufuhren über See «ach feindlichen Ländern und damit gegen den feindlichen und in feindlichem Interesse fahrenden Schiffsraum. Da dieser Schiffsraum durch Gewalt- Maßregeln ergänzt wird, so steht sich die deutsche Regierung im Kampfe gegen die rücksichtslose, über alle Rechte, besonders die der kleinen Nationen, hinweggreifende Gewaltherrschaft Englands genötigt, daS Operationsfeld ihrer Unterseeboote z« vergrößern. Die Erweiterung erstreckt sich in der Hauptsache auf eine Ausdehnung des um England gelegten Sperrgebietes mehr «ach Westen, um den für England zunehmend wichtiger werdende« Verkehr aus dieser Richtung zu treffe«, »md auf ei« «eues Sperrgebiet um die Azoren» die zu eine« wirtschaftlich und militärisch wichtige« feindlichen Stützpunkt deS atlantischen Seeverkehrs geworden find, außerdem auf die Schließung deS bisher im Mittelmeer frei- gelassene« Kanals «ach Griechenland, da dieser von der denizelistischrn Regierung nicht sowohl zur Versorgung der zrWisckM WvölkexutzA mit 'Lebensmittels alspieluiehr
zur Beförderung von Waffen und Munition verwendet Wörde» ist.
Lloyd George will den deutschen Handel vernichten.
(WTB.) Berlin, 22. Nov. In einer Klubrede sagte, laut „Berliner Tagebl.", Lloyd George: Das Bombardieren des deutschen Handels hat viel mehr zuwege gebracht als das Bombardieren deutscher Häuser. Wir wollen den deutschen Handel so bombardieren, daß es ihn nach dem Kriege nicht mehr giebt. Wir wollen ihn mit Bomben belegen, daß seine Grundlage« verschwinden. Wir habe« die Schlinge in unserer Hand, die wir »nn den Hals Deutschlands legen können. Und das werden wir tun.
Die Lage auf den Kne-'Sschiriipliltzen.
Di« deutsche amtliche Meldung.
Der aeue englische DurchLruchsversuch südwestlich von Cambrai.
(WTB.) Großes Hauptquartier, 21. Nov. (Amtlich.) westlicher Kriegsschauplatz: Heeres7ruppe Kronprinz Rupprecht: In Flandern lebte das Fenrr vo« Mittag a« bei Dixmuideu und vom Houthoulsterwalde bis Berelaire aus, zwischen Poehl-Capelle und Pascheudael« nahm es auch gestern wieder große Heftigkeit an. Gesteigerter Feuerwirkung an mehreren Stelle« im Artois folgten feindlich« Erkundnngsvorftöße, die abgewiesen wurden. Zwischen Arras und St. Quentin leitet« starker Artilleriekampf englische Angriffe rin, deren Hauptstoß zwischen den vo» Ba- paume und P^ronu« auf Cambrai führenden Straßen an- " gesetzt war. Während dieser den Durchbruch unserer Stellungen in Richtung aus Cambrai erstrebte, hatten die nördlich uad südlich vom Hauptkampf,eld« bei Riencourt und Den- huille geführten Rebenangriife örtlich begrenzte Ziele. Zwischen Fontaine les Croisilles und Riencourt konnte der Gegner nicht über »nser« vorderste Linie hinaus Vordringen.
Auf dem Hauptkampsfelde gelang es dem Feind unter dem Schutz zahlreicher Panzerkraftwagen Gelände zu gewinnen. Unsere Reserven fingen den Stoß in rückwärtigen Stellungen ans. Die in der Kampfzone gelegene» Ortschaften, u. a. Eraincourt und Merroing blieben bem Feind. Teile des in die Stellung eingebauten Materials gingen verloren. Südlich von Vendhuille brach der Angriff einer englischen Brigade verlustreich zusammen. Bei und südlich von St. Quentin war der Artillerie- und Minenwerferkampf zeitweilig gesteigert. Ein am Abend nördlich von Alain court erfolgter Vorstoß der Franzosen wurde abgewiesen. Das scharf« Feuer in den Kampfabschnitte« hielt bis Mitternacht an und ließ dann nach, heute früh hat es bei Rien- conrt erneut in großer Stärle begonnen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz: Erhöhte EesechtstStigteit nordwestlich vo« Pinon und östlich von Lraonne. Auf dem östlichen Maasuser lebte das Feuer «ach Abwehr eines französischen Borstoßes in den Morgenstunden i» Lhanmewald tagsüber nicht mehr auf.
Oestlicher Kriegsschauplatz uad mazedonische Front: Keine größeren Kampfhandlungen.
Italienische Front: Die Lage ist unverändert.
Der erste Genrralquarticnneister Lwdendorff.
Die gestrige Nbendmeldung.
(WTB.) Berlin, 21. Nov. Abends. Amtlich wird mitgeteilt: Auf dem Schlachtfeld südwestlich von Cambrai hat der Engländer seit Mittag erneut mit starken Kräften angegriffen. Die Kämpfe sind noch im Gange. Am Nachmittag setzten starke franzöfische Vorstöße auf der Front von Cra- onne bis Berry-au-Bac ein. — Im Osten nichts Besonderes.
— Aus Italic» Mts Neues,
i
>
s